G7-Sonderkonferenz zur Ukraine: Putins Kampf um Bedeutung
Während die G7-Staaten Solidarität mit der Ukraine bekunden, bringt sich Russlands Präsident Putin schon mal für den G20-Gipfel im November in Stellung.
![Ein beschädigtes Bild des russischen Präsidenten Putin Ein beschädigtes Bild des russischen Präsidenten Putin](https://taz.de/picture/5842039/14/Russland-Ukraine-Putin-1.jpeg)
N ach den brutalen Angriffen Russlands auf Kiew und andere Städte übt sich die Welt im Schulterschluss mit der Ukraine. Eiligst wurde eine Sonderkonferenz der G7-Staaten, der mächtigsten westlichen Industriestaaten, einberufen. Zugeschaltet: der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. Das Perfide an den aktuellen Raketenangriffen: Russland zerstört die überlebenswichtige Energieversorgung, bombardiert Spielplätze, Universitäten. Putin macht keinen Hehl mehr daraus, dass er die zivile Infrastruktur und damit die Bevölkerung treffen will.
Die deutsche G7-Präsidentschaft, angeführt von Kanzler Olaf Scholz, beteuert schnelle Wiederaufbauhilfe. Mobilfunkmasten sollen repariert werden, man will die Infrastruktur retten. Von deutscher Seite wird nochmals bekräftigt, dass eines der vier Luftverteidigungssysteme IRIS-T wie geplant kommt. Zu weiteren Waffenlieferungen hält man sich nach wie vor bedeckt. Trotz Eskalation und Forderungen aus der Ukraine, die in Bitterkeit umschlagen. Die G7 – also Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien, die USA, die EU – wollen einmal mehr zeigen, dass ihr Format in Krisenzeiten funktioniert. Zusammenhalt statt Eigeninteressen, Solidarität statt Rückzug.
Zeitgleich bringt der Kreml ein mögliches Treffen zwischen US-Präsident Biden und Putin beim G20-Treffen Mitte November in Bali ins Spiel. Natürlich betont vage gehalten, quasi als Vorschlagsempfehlung. Im russischen Jargon lautet dies dann so: Wenn Washington ein solches Treffen anbieten würde, dann würde Moskau ein solches prüfen.
Ist dies ein Fünkchen Hoffnung für Verhandlungen? Mitnichten. Eher der verzweifelte Versuch, bei internationalen Gesprächsformaten überhaupt noch eine Rolle zu spielen – und einen Keil in die noch solide Einigkeit der G7 und ihrer Verbündeten zu treiben. Ob der Krieg derzeit in eine entscheidende Schlussphase geht, kann niemand seriös behaupten. Aber die Bedeutungslosigkeit des Kreml-Chefs auf der Weltbühne zeichnete sich nie stärker ab als jetzt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau