Furcht vor Hunger nach schlechten Ernten: Simbabwe ruft den Dürrenotstand aus
Nach Sambia und Malawi schlägt ein weiteres Land im südlichen Afrika Alarm wegen des Extremwetters aufgrund des Klimawandels und El-Niño-Effekts.
Er rief zu internationaler Hilfe und einer Mobilisierung der Privatwirtschaft für mehr Lebensmittelimporte auf. „Nach vorläufigen Erhebungen benötigt Simbabwe über zwei Milliarden US-Dollar zur Finanzierung verschiedener Schritte, die wir im Rahmen unserer nationalen Antwort erwägen“, sagte Mnangagwa.
Mit einer erwarteten Getreideernte von nur knapp 870.000 Tonnen dieses Jahr, die auf Rekordernten im Jahr 2023 folgt, müssten 680.000 Tonnen zusätzlich aus dem Ausland erworben werden, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. „Unsere oberste Priorität ist, dass alle Simbabwer zu essen haben. Kein Simbabwer darf hungern oder an Hunger sterben.“
Man arbeite an Strategien dagegen und wolle alle Kräfte mobilisieren, so der Präsident weiter. „Maßnahmen, um Anreize für eine Beteiligung des Privatsektors zu schaffen, sind bereits in Kraft.“ Dass Simbabwe jetzt in großem Stil Getreide importieren muss, ist ein harter Schlag in einer ohnehin schwierigen Wirtschaftslage. Früher war Simbabwe ein Getreideexporteur.
Schlechte Ernten führen zu steigenden Preisen
Den Dürrenotstand hatten im Februar schon die Nachbarländer Sambia und Malawi ausgerufen. Das internationale Ernährungsfrühwarnsystem FEWSNET erwartet für 2024 besonders schlechte Ernten in der gesamten Region und damit für die Bevölkerung steigende Preise bei sinkenden Einkommen.
Auch Wasser wird knapp. Damit verschlechtern sich Weidebedingungen für Vieh. Es wird mit erhöhten Sterberaten der Herden gerechnet. Das drückt die Verkaufspreise für Züchter, die damit weniger Geld zum Kauf von Tierfutter haben – ein Teufelskreis.
Sambias Innenminister Jacob Mwiimbu sprach von der schwersten Dürre seit Menschengedenken. „Die Zerstörungen durch die anhaltende Trockenheit bedrohen die Ernährungssicherheit sowie die Wasser- und Energieversorgung. Wir leben in schweren Zeiten“, sagte er. „Das Land erholt sich gerade erst von der Cholera-Epidemie, die viele Gemeinschaften verwüstet hat und den Einsatz erheblicher Mittel erforderlich machte.“ Über 700 Menschen waren in Sambia an Cholera gestorben.
UN: Schwerste Dürre in der Region seit 40 Jahren
Nach UN-Angaben erleidet das südliche Afrika derzeit die schwerste Dürre seit 40 Jahren. Ohnehin gibt es jedes Jahr heftige Wirbelstürme über dem Indischen Ozean, die zu Flutkatastrophen an den Küsten führen.
Auch dieses Jahr haben Wirbelstürme Schäden in Teilen von Madagaskar und Mosambik angerichtet. All diese Wetterlagen gehen mit extremer Hitze einher. Verantwortlich gemacht wird das globale Wetterphänomen El Niño. Die Region leide überdurchschnittlich unter Extremwetter infolge des globalen Klimawandels, warnt die internationale Hilfsorganisation Oxfam. Sie kalkuliert, dass in Simbabwe, Sambia, Malawi und Mosambik dieses Jahr 24 Millionen Menschen von Hunger bedroht seien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen