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Frauenrechte im Nahen OstenMehr als wehende Haare

Gilda Sahebi
Kommentar von Gilda Sahebi

Frauen im Iran kämpfen um ihre Freiheit. Das ist nicht „westlich“, sondern mutig – und ein universelles Bedürfnis. Eine Antwort auf Julia Neumann.

Startete Hashtags wie #MyStealthyFreedom gegen Frauenunterdrückung im Iran: Aktivistin Alinejad Foto: Masih Alinejad/ap

E s ist schwer, diesen Text zu lesen. Besonders, wenn man sie kennt, wenn man ihre Geschichten gehört und gelesen hat, ihre von Schlägen und Folter zerstörten Gesichter und Körper gesehen hat. Wenn man den Kampf iranischer Frauen für ihre Rechte, für ihre Freiheit und ihr Leben kennt und weiß, dass sie auch dafür kämpfen, gehört zu werden.

Bei diesem Text, der schwer auszuhalten ist, handelt es sich um einen Kommentar der taz-Korrespondentin in Beirut Julia Neumann über Frauenrechte im Nahen Osten. Anlass ist eine ARD-Doku über Masih Alinejad, eine Aktivistin, die im Iran Journalistin war, fliehen musste, und sich seit Jahren dafür einsetzt, dass das Leid, aber auch die Stärke iranischer Frauen weltweit sichtbar werden. Sie startete Hashtags wie #MyStealthyFreedom: Frauen posten darunter Videos, in denen sie öffentlich ihr Kopftuch ablegen, als Zeichen gegen die systematische Unterdrückung durch die iranische Regierung.

Das öffentliche Ablegen des Hijab ist im Iran verboten. Frauen werden dafür verfolgt, gefoltert und getötet. Es ist aber oft der einzige Weg, Widerstand zu leisten. Diesen Frauen gibt Masih Alinejad eine Stimme. Die iranischen Machthaber sind sich der Kraft dieses Widerstands bewusst und haben wiederholt versucht, Alinejad aus den USA verschleppen zu lassen. Sie entkam knapp.

Über Masih Alinejad schreibt Julia Neumann nun: „Als ob Frauen noch eine Stimme bräuchten, die statt ihnen für sie spricht.“ Und: „Als ob das Abnehmen eines Kleidungsstückes aus Protest den Weg zur Gleichberechtigung und dem Schutz von Frauen ebnen könnte.“

Gar keine Gleichberechtigung im Iran

Masih Alinejad, schreibt sie, bediene die „Erzählung, dass Frauen vom Kopftuch und damit vom Islam befreit werden müssten“. Die Autorin bringt Beispiele aus der Kolonialgeschichte, wie den Algerienkrieg, in dem die Kolonialmächte Women of Color mit Zwang entschleiert hätten. Sie schreibt: „Die Vorstellung des Kopftuchs als Gradmesser von Freiheit wurde vom Westen erst populär gemacht. Und sie ist verdammt gefährlich.“

Bild: Hannes Leitlein
Gilda Sahebi

ist im Iran geboren, studierte Ärztin und Politikwissenschaftlerin. Sie entschied sich schließlich für den Journalismus. Ihre Schwerpunkte sind Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft sowie der Nahe Osten.

Wenn etwas verdammt gefährlich ist, dann ist es die Argumentation, dass Frauen im Globalen Süden Instrumente des Westens seien, wenn sie für ihre Freiheit kämpfen. Das Fundament zu diesem Narrativ bildet die Annahme, dass Women of Color, in diesem Fall iranische Frauen, eine andere Vorstellung von Emanzipation und Gleichberechtigung hätten als europäisch sozialisierte. Wer mal im Iran war oder sich die Mühe gemacht hat, mit einer Iranerin zu sprechen, weiß, dass Frauen dort dasselbe Bedürfnis nach Freiheit haben wie Frauen im Globalen Norden. Angesichts der Tatsache, dass so viele Frauen im Iran ihr Leben für diese Freiheit riskieren, wissen sie deren Wert vielleicht sogar mehr zu schätzen.

Frauen im Iran besitzen weder de facto noch de jure irgendeine Art der Gleichberechtigung. Vor dem Gesetz sind sie nur die Hälfte eines Mannes wert, ob vor Gericht, beim Erbrecht oder im Alltag. Die Pflicht zum Hijab ist ein zentrales Symbol dieser Unterdrückung – legt eine Frau das Kopftuch in der Öffentlichkeit ab, wehrt sie sich nicht gegen das Tuch per se, sondern gegen die systematische Unterdrückung.

Den Hijab abzulegen, ist oft der einzige Weg, Widerstand zu leisten gegen die systematische Unterdrückung

Bei ihrer Argumentation benutzt die Autorin also (gutgemeinte?) postkoloniale Thesen, und tut dann aber selbst das, was sie „dem Westen“ vorwirft: Sie spricht Women of Color die Fähigkeit zur Selbstbestimmung ab. Ihr Befreiungskampf sei ein Produkt „weißen“ Denkens. Eine solche Sichtweise ist im Westen leider weit verbreitet: Dass Frauen in Ländern wie Iran nicht die gleichen Freiheiten verlangten wie Frauen in westlichen Staaten.

So steht im besagten Kommentar: „Frauen im Iran können nicht genießen, wie ihnen der Wind durch die Haare weht! Frauen im Iran dürfen nicht tanzen! Klar, dass auch konservative, rechte Medien auf den Diskurs aufspringen. Schaut, wie die Mullahs ihre Frauen unterdrücken!“ Man kann das so schreiben. Oder man kann verstehen, was es heißt, wenn der Wind nie durch die Haare weht: Die Körper iranischer Frauen gehören den Fundamentalisten.

Das Kopftuch lässt sich nicht isoliert vom historischen und politischen Kontext betrachten. Ein Kopftuch im Iran hat eine andere Bedeutung als ein Kopftuch in Deutschland. Im Iran sind Frauen seit der Revolution im Jahr 1979 gezwungen, einen Hijab zu tragen. Gegen den Hijab-Zwang im Iran zu sein hat nichts mit Islamophobie, sondern mit Frauenunterdrückungsphobie zu tun. Natürlich gibt es rechte und konservative Kreise, die Menschen wie Masih Alinejad für ihren Islamhass instrumentalisieren. Dazu gehören auch Fe­mi­nis­t*in­nen wie Alice Schwarzer. Aber das ist nun wirklich unser politisches und gesellschaftliches Problem im Westen. Das müssen wir bekämpfen, dem Hass gegen Mus­li­m*in­nen müssen wir uns entgegenstellen.

Abwegige Vergleiche

Die Autorin aber schiebt diese Verantwortung auf iranische Frauen ab. Sie sollen sich gefälligst nicht gegen das Kopftuch wehren, das ist doch islamophob! Ein völlig verqueres Argument, schon allein deshalb, weil auch religiöse, sogar verschleierte iranische Frauen sich gegen den Hijabzwang wehren, wie etwa die mutige Fatemeh Sepehri.

Schließlich betont die Autorin, dass auch Männer im Iran einem „Kleidungszwang“ unterworfen seien. (Okay, iranische Männer dürfen keine zu kurzen Hosen tragen.) Und weiter vergleicht sie die Situation iranischer Frauen mit christlichen Nonnen, die schließlich auch nicht ihr Kopftuch ablegen, um gegen das „Patriarchat der Kirche“ zu kämpfen. Abwegige Vergleiche: Beides ist nicht annähernd mit der Entmündigung von Frauen im Iran zu vergleichen.

Man kann nur hoffen, dass das Bewusstsein für bestimmte Denkmuster gegenüber Frauen des Globalen Südens, die dann in antifeministischen Aussagen enden, auch durch die Debatte über solche Texte wächst.

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34 Kommentare

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    Die Moderation

  • Sehr schön und differenziert. Die Instrumentalisierung in jedwede Richtung durch Leute aus dem sog. Westen ist und war mir immer suspekt. Projektion, Annahmen, reden über statt reden mit.

  • Das Elaborat dieser Frau Neumann ging ja etwa so: Die Wortführerin hat in die USA rübergemacht und damit Verrat an den unterdrückten Völkern des Südens begangen. Umso mehr müssen Irans Frauen jetzt mit ihren Befreier-Mullahs solidarisch sein.

    Mit der Entgegnung hier hat die TAZ gerade wieder mal die Kurve gekratzt.

  • Ich habe es bis heute nicht wirklich verstanden ,wie eines der offensichtlichsten Instrumente der Frauenunterdrückung in Brauchtum islamischer Gesellschaften, die Zwangskopfbedeckung der Frau , zu einem Symbol der Emanzipation islamischer Frauen umgedeutet werden konnte. Da muß man schon einige mentale Klimmzüge machen und ein paar "Details" gekonnt ignorieren.

  • Das Problem ist die Differenzierung zwischen der patriarchalischen Unterdrückung und dem Kopftuch. Wenn die Unterdrückung vorwiegend oder allein auf das Kopftuch projiziert wird, wird der Diskurs schnell reaktionär und wiederum diskriminierend, zudem wäscht er dann oftmals andere patriarchalische Gewalt implizit rein. Hier auf wollte Frau Neumann offenbar hinweisen.

    Allerdings - und dies kommt bei Frau Neumann zu kurz - gilt, dass die Solidarität immer den Unterdrückten und Verfolgten gilt, selbst wenn diese ihrerseits ihre Retter:innen idealisieren und nicht erkennen, wie stark auch diese in systematische Unterdrückung weltweit eingebunden sind oder wenn sie eben nicht sehen, dass ihr Engagement auch instrumentalisiert wird; nämlich als Ausdruck "westlicher Werte", anstatt als Ausdruck von kulturübergreifender Humanität und von Mut.

    Masih Alinejad verdient unsere uneingeschränkte Solidarität. Sie ist für ihren Mut nur zu bewundern und zwar im allerhöchsten Maß. Sie ist ein Symbol für Freiheit, Veränderung und Courage.

    Dies bedeutet aber natürlich nicht, dass wir uns nicht mit ebenso Mutigen solidarisieren sollten oder müssten, die Opfer anderer Gewaltsysteme werden, wie z.B. Assange.

    Es ist möglich, sich uneingeschränkt mit Masih Alinejad und allen in Iran und anderswo unterdrückten Frauen und Menschen zu solidarisieren, ohne den Unsinn vom "freien Westen" nachzuplappern, der nichts als der Weißwaschung von systematischem Rassismus und weltweiten Menschenrechtsverletzungen gegenüber Geflüchteten und Dronenopfern dient.

  • Danke für diesen Kommentar. Bei dem vorhergehenden Text habe ich mich schon gefragt, ob der Autorin Julia Neumann jegliche Empathie für die Frauen unter dem Mullah-Regime abgeht.

  • Von mir nur ein Wort, Frau Sahebi:



    Danke!

  • Nur zur Erinnerung, das Land, in dem Frau Masih Alinejad zur Zeit lebt und von dort versucht, iranische Frauen zu ermutigen, ihre Kopftücher abzulegen, gerade dieses Land hat im Jahr 1953 einen demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Mossadegh, der wahrlich kein Kommunist war, mit Hilfe von CIA und britische MI6 aus dem Amt gepusht, um später einen Diktatur dort zu installieren und somit die iranische Gesellschaft um ihr Bestreben nach demokratie und Freiheit ein Ende zu setzen. Wie hätten sich die Gesellschaften in den Nahen und Mittleren Osten demokratisch entfalten können, wenn das Bestreben der Iraner nach Demokratie 1953 nicht zunichte gemacht worden wäre?. Also man muss hier die Kirche im Dorf lassen. Westliche Demokratien prädigen zwar das Thema Demokratie ständig , ausgestattet mit viel Moral aber wenn es um ihre eigene Interessen geht, dann vergessen sie es auch ziemlich schnell. Ich denke, Frau Masih Alinejad hat sich das falsche Land ausgesucht, aus dem sie versucht, sich für Demokratie und Freiheit der Iraner einzusetzen. Ein europäisches land wie Frankreich oder Deutschland wäre die bessere Wahl gewesen. Immerhin historisch betrachtet, ernten gerade diese beiden Länder nicht so viel Misstrauen im Iran wie USA und Großbritannien es tun. Daher verstehe ich nicht die ganze Aufregung hier um den Artikel von Frau Neumann. Frau Neumann hat aus meiner Sicht in vielen Punkten ihres Artikes Recht.

    • @Anna Deiport:

      Ja, und? Weil „der Westen“ 1953 im Iran antidemokratisch agierte (was ich keineswegs bestreite) muß dort jetzt unbedingt eine Quasi-Theokratie Frauen unters Kopftuch zwingen?

      Das ist doch mal wieder eine simple Ausrede, wenn irgendwelche Ereignisse von vor bald 70 Jahren benutzt werden um die antiwestliche Staatsideologie im Iran zu rechtfertigen.

  • Danke, der besprochene Artikel lag mir schwer im Magen.



    Viele junge Leute kennen gottseidank keine Unterdrückung mehr, allerdings sollten sie sie partiell nachempfinden können, wenn nicht, sollten sie schweigen.

  • Danke für diese differenzierende Replik auf den nahezu diffamierenden Kommentar der Kollegin - der mich sprachlos machte ob seiner Strohmann/frau-Argumente, die mit einer postkolonial(istisch)en Pseudokritik die universalen Menschenrechte _aller_ Frauen negierten.

    Ab und an, liebe taz, krieg ich hier echt n Fön bei all der kulturrelativistischen Apologetik für brutale, anti-feministische, patriarchale und religiös-fundamentalistische Regimes unter dem Deckmantel von Rassismuskritik und Critical Whiteness usw.

    Schön, dass hier auch noch Autor:innen schreiben, die individuelle Rechte für relevant halten und nicht nur eine vermeintliche Gruppenidentität.

    • @hierbamala:

      Danke für ihren Kommentar.



      Offenbar gibt es bei uns viele Leute wie Frau Neumann, die vergessen haben, daß in Europa Generationen für Fortschritt und Freiheit kämpfen mußten und daß in anderen Regionen der Welt dieser Kampf erst am Anfang steht.

    • @hierbamala:

      Danke für Ihren Beitrag! Exakt meine Meinung.

  • Danke!

    (...)

    Iranerinnen, die sich ihres Schleiers entledigen, haben jedenfalls sehr viel mehr Mut. Und der ist nicht „westlich“, sondern einfach menschlich.

    Der Kommentar wurde gekürzt. Unsere Netiquette können Sie hier nachlesen: taz.de/netiquette

    Die Moderation

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Fortsetzung:



    Kurdischen Frauen, die sich hier in Deutschland gegen den hiesigen Imperialismus, also gegen Kapitalismus wenden, widmet die ARD keine einstündige Doku. Die werden eher vor Gericht gezerrt und in den Knast gesteckt.



    Frauenrechte sind für den IS nicht universell (auch nicht für die Frauen im IS), für die Revolutionsgarden nicht und leider - wie in Teil 1 gezeigt - auch nicht für westliche Regime.



    Das zu bemerken bedeutet nicht, das universalistische Denken abzustellen, sondern lediglich, universale Werte - also solche mit universellem Gültigkeitsanspruch - von tatsächlich universell gültigen zu unterscheiden.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Zugegeben, Julia Neumanns Text ist schlecht geschrieben, ungenau und tendenziell kulturrelativistisch. Einen wunden Punkt trifft sie trotzdem.



    Masih Alinejad ist nicht im Iran aktiv, sondern in den USA. Unter jenem Regime (dieses Wort ist wertfrei im Sinne der Regimetheorie gemeint), dass im Iran 1978 eine von vorn herein erfolglose kommunistische Revolution anzettelte, islamistische Gruppen unterstützte und den Schah dazu brachte, den gewählten Premierminister Mossadegh abzusetzen, was in jener Konterrevolution mündete, die Chomeini und die Revolutionsgarden an die Macht brachte.



    Das alles, weil Mossadegh die Ölfelder verstaatlichen wollte.



    In Afghanistan hat der CIA die Mudjaheddin bewaffnet, weil Sozialisten gewählt wurden und um der UdSSR ihr Vietnam zu bereiten. Mit dem bekannten Ausgang.



    Die Patriarchen der Arabischen Emirate und Quatar wurden vom Westen unsagbar reich und mächtig gemacht, weil es ums Öl ging. Sie wurden hochgerüstet (u.a. von Trump mit "Milliardendeals"), obwohl völlig klar ist, dass sie salafistische Gruppen in aller Welt finanzieren und ideologisieren.



    Der IS wäre durch den Irakkrieg und den eiligen Truppenrückzug nicht entstanden. Um Assad in Syrien zu bekämpfen, bewaffnete die westliche Koalition "moderate" Takfiristen.



    Erdoĝans Türkei wurden selbst dann noch Waffen geliefert, als man nur noch leugnen konnte, dass er dem IS Unterschlupf gewährt und islamistische Milizen für sich kämpfen lässt.



    Um Russland zu schwächen, kaufte Habeck Gas beim Sklavenhalterstaat Quatar, für 20 Jahre.



    Was bei all dem am allerwenigsten gezählt hat, waren die Frauen unter den islamistischen Regimen.



    Wenn Frauen im Iran die Videos auf YouTube ansehen können, dann können sie auch selbst welche hochladen. Was sie aber nicht können, ist, die westlichen Imperialismen zu kritisieren, ohne dem Regime im Iran in die Hände zu spielen. Bekämpfen können sie diese schon gar nicht. Das - und nicht, sich in bloßer Symbolpolitik zu erschöpfen - obliegt Frauen im Westen.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Entschuldigung, Sie vermischen da zwei Ereignisse mit einem zeitlichen Abstand eines Vierteljahrhunderts…

  • Danke!

  • Ich war vor allem deshalb über Julia Neumanns Kommentar überrascht, weil sie sonst viele Berichte über die Konflikte und Widerstände schreibt: z.B.



    "Schauprozess gegen Regimekritiker. Dem Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd droht die Todesstrafe";



    "Verfolgung von Queers im Irak" (beide März 2022)



    "Politische Gefangenen im Iran



    wird medizinische Versorgung verweigert, sagt ai. Deutschlands Diplomatie helfe dagegen nicht." (April 22)



    Gut!



    Aber dass in arabischen Gesellschaften und dem Iran "Fitna" ein Ausdruck für Unheil, Chaos, Uneinigkeit ist, sollte ihr bekannt sein.

    Frauen gelten nicht als sexuell passiv, wie in der Kulturgeschichte Europas (seit der Romantik?), sondern als aktiv. Dass deshalb die Männer möchten, dass um Frauen Tüchter geworfen werden, damit sie kein Chaos/ Fitna auslösen, sollte für eine Korrespondentin aus dieser Region bekannt sein.



    Vgl. Farideh Akashe-Böhme schrieb:



    „Die weibliche Sexualität ist nach islamischer Auffassung als destruktiv anzusehen, da sie Chaos und Unordnung schaffen kann. Der Begriff Fitna (Rebellion, Verschwörung) deutet an, daß das orgiastische2 Ausleben der weiblichen Sexualität dem sozialen Gefüge schaden könnte, wenn Männer von dieser Sexualität beherrscht werden. Um die Fitna, d.h. das Chaos einer Gesellschaft zu verhindert und die Stabilität der Sozialordnung zu gewährleisten, müssen die Männer vor dieser „aktiven weiblichen Sexualität“ geschützt werden, indem die Geschlechter getrennt werden." www.ibn-rushd-goet...islam-auseinander/



    Noch mehr rationale Modernisierung - nur Verhüllungen weg, reicht natürlich nicht!

  • Frau Neumann hat alle Erwartungen erfüllt.



    Danke für diese Antwort Frau Sahebi.

  • Geil, endlich wieder Kopftuchdebatte.

  • Gut dieser Artikel, gleichzeitig hätte sich die Autorin den Seitenhieb auf Alice Schwarzer sparen können. Wer flog denn 1979 nach Teheran und warnte vor dem Regime und seinen Gefahren für die Frauenrechte? Eine Handvoll französicher Feministinnen und Alice Schwarzer im Austausch und in Solidarität mit iranischen Feministinnen. . Während viele linke Männer Khomenie unterstützten und ihm den Steigbügel zur Macht hielten.



    Und wenn man heute mit palästinensischen , iranischen, etc Feministinnen spricht beklagen sie genau das: dass die Solidarität und Unterstützung westlicher Feministinnen flöten gegangen ist im Gegenteil viele der heutigen Netzfemistinnen gehen auf Kuschelkurs, Schweigen oder schreiben Artikel wie Julia Neumann. Eigentlich steht dieser Artikel auch dafür wie lost der lib Feminismus ist und wie er sich von universellen Werten verabschiedet hat: jeder Mensch hat wahrscheinlich einen Wunsch nach Freiheit.ü

    • @Bär Lauch:

      Schwarzer zu nennen fand ich richtig. Für mich ein typisches Beispiel für Projektion ohne Unterschiede zu berücksichtigen.

  • Vielen Dank für diese notwendige Entgegnung auf den unterirdischen Artikel von Frau Neumann.

    Manchmal verzweifelt man an der taz und dann kommt doch wieder ein aufklärerischer und emanzipatorischer Lichtblick.

  • danke! der text war mir auch übel aufgestoßen. viele leute, die sich mit postkolonialer theorie auseinandersetzen, verrennen sich leider gerne darin und vergessen beim sich selbst fürs "umdieeckedenken"-feiern die großen und kleinen widersprüche und uneindeutigkeiten, die der ganzen nord-süd-thematik innewohnen. schade eigentlich, da die postkoloniale theorie(n) viele schöne ansatzpunkte zum aufdecken ebendieser ambivalenzen bieten kann. ähnlich wie bei den identitätspolitischen speerspitzen bleiben vermittelnde oder universalistische anliegen dabei häufig auf der strecke.

    • @thowo:

      Gerne vergessen die Postcolonials auch, dass natürlich auch der Islam eine Quasi-Kolonialgeschichte hat. Die islamische Mission hat mindestens genauso viel Kulturen zerstört und gestoert wie die christliche, arabische Muslime waren genauso am Sklavenhandel beteiligt wie westliche Kolonialmächte.

  • RS
    Ria Sauter

    DANKE!



    Vielen herzlichen Dank für Ihre Worte, Frau Sahebi!



    Der Artikel von Frau Neumann war nicht auszuhalten. Null Verständnis für die Lage und null Emphatie.

    Wenn eine Frau oder Frauen hier allgemein,, die viele Freiheiten geniesst, angeordnete Verhüllung verteidigt, macht mich das sehr wütend!

    Habe sehr grossen Respekt und Hochachtung vor dem Mut der Frauen, die für ihre Rechte kämpfen.



    Alles guten Wünsche für sie!

    • @Ria Sauter:

      anschließe mich