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Forscherin zu kleinen Häusern„Man muss sich einschränken“

Ein ganzes Haus auf 10 bis 40 Quadratmetern? Das bieten sogenannte Tiny Houses. Julia Susann Helbig erklärt, warum die Minihäuser so gefragt sind.

Klein und fein: Tiny House in Weimar Foto: dpa
Interview von Svenja Bergt

taz: Frau Helbig, was hat ein kleines Haus, was ein durchschnittliches Haus oder eine Wohnung nicht hat?

Julia Susann Helbig: Auf den ersten Blick bieten Tiny Houses alles, was wir in unserer Gesellschaft zu den grundsätzlichen Ansprüchen einer Wohnung zählen würden: eine Küche oder zumindest eine Kochnische, ein Bad sowie einen Wohn- und Schlafbereich. Aber: Die starke Reduktion des Wohnraums ist es, was ein durchschnittliches Haus nicht hat. Tiny Houses haben meistens nur 10 bis 40 Quadratmeter Fläche. Man muss sich also beim Gestalten, Einrichten und Wohnen zwangsläufig einschränken und Prioritäten setzen.

Es geht also um Verzicht?

Nein, eher im Gegenteil. Das Beschränken ist Zweck und Ziel dieser Wohnform. Es geht quasi um ein Gegengewicht zum gesteigerten Konsum und Überfluss. Und natürlich um einen ganz praktischen Vorteil: um Flexibilität. Es gibt mobile Formen auf Rädern, mit denen etwa ein Umzug beispielsweise in eine andere Stadt mit dem Eigenheim möglich wird. Das hat ganz viel mit Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit zu tun.

Bild: privat
Im Interview: Julia Susann Helbig

Julia Susann Helbig ist Kulturanthropologin und Volkskundlerin und forscht an der Universität Hamburg zur Tiny-House-Bewegung.

Was für Menschen entscheiden sich für ein Tiny House?

Natürlich sind Tiny Houses etwas, das gerade im Trend liegt. Aber sie adressieren ganz unterschiedliche Bedürfnisse und fügen sich in ein paar aktuelle Entwicklungen ein. Zum Beispiel nimmt die Zahl der Haushalte, in denen mehrere Personen leben, ab. Gleichzeitig sehen wir, besonders in Ballungsräumen, stark steigende Mieten.

Dazu kommt: Minihäuser haben meist einen geringen Energiebedarf, sind also umweltfreundlicher. Auch das kann ein Beweggrund sein, sich für diese Wohnform zu entscheiden. Und sie sind eine Geldanlage, und zwar in einem recht überschaubaren Rahmen. Wenn man einiges selber macht und sich nicht für eine Luxusvariante entscheidet, kann man ein Tiny House schon für 10.000 Euro bekommen. Eine Wohnung gibt es dafür vielerorts nicht.

Und welche Rolle spielt der Minimalismus-Gedanke?

Der zieht sich quasi durch alle Ebenen durch. Die Minihäuser ermöglichen ihren Bewohnerinnen und Bewohnern, ein minimalistisches und bewussteres Leben zu leben und das auch zum Ausdruck zu bringen. Dazu kommt: Die Akteure der Tiny-House-Bewegung sehen in der Konsumkultur marktorientierter Wirtschaftssysteme eine Ursache aktueller globaler Konflikte.

Die Lösung dafür sehen sie im Downsizing. Und da gehört alles mit rein: ein bewusstes Verkleinern, quasi ein Gesundschrumpfen des gesamten Lebensstils, ein eingeschränktes Konsumverhalten, eine ökologisch verantwortungsvolle Lebensweise, und im Ergebnis ein Wandel hin zu einer Postwachstumsökonomie.

Jetzt ist ja materieller Verzicht in Zeiten der Digitalisierung auch einfacher zu leben. Musik, Filme, Bücher, Kalender, Tagebücher – ganz viel lässt sich mittlerweile durch digitale Pendants ersetzen, das schafft Platz.

Ja, es ist natürlich reizvoll, damit den materiellen Besitz zu reduzieren. Aber die Digitalisierung von Inhalten wird in Minimalismus-Kreisen auch kritisch diskutiert. Die Kritik: Das Vorgehen, Inhalte in diesen digitalen Bereich zu verschieben, schaffe nur oberflächlich Freiheit, führe aber letztendlich nicht zu wirklicher Achtsamkeit und Klarheit. Denn eigentlich geht es ja beim Minimalismus nicht darum, die Dinge aus dem Blickfeld zu haben. Sondern darum, sich bewusst mit Dingen, und seien sie digital, auseinanderzusetzen.

Sich bewusst einschränken, heißt aber auch, man hätte die Möglichkeit, es nicht zu tun.

Ja, natürlich setzt ein bewusster Verzicht voraus, dass man die Wahl hat. Allerdings ist hier nicht immer ganz klar, wo die Linie verläuft zwischen bewusster Distinktion und einer kapitalbewahrenden Strategie, die sozusagen aus der Not eine Tugend macht.

Gegenstände stehen häufig für Bindungen. Zu anderen Menschen oder auch zu sich selbst. Was bedeutet es, auf Materielles verzichten zu können?

Wer sich von Gegenständen trennt, setzt sich mit seiner eigenen persönlichen Geschichte und Identität auseinander. Wer Besitz reduziert, leistet so gesehen auch Identitätsarbeit. Auf Materielles verzichten zu können, kann aber auch zeigen, wie jemand von anderen verstanden werden will: Zum Beispiel als Person, die nichtmateriellen Bereichen des Lebens mehr Beachtung schenkt. Damit werden andere Lebensbereiche aufgewertet, wie die geteilte Zeit mit Freunden und der Familie, das Pflegen von Hobbys oder das Praktizieren eines spirituellen Weges.

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25 Kommentare

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  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Versteh ich nicht. Ein Ouadratkilometer ist 1000x1000 mtr. = 1 Mill m2. 1 Mill.m2



    Geteilt durch 40m2 = 25 000. Wo ist der Flächenfrass?

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @97287 (Profil gelöscht):

      An Sandor Krasna

  • Bauphysikalisch funktioniern Tiny Houses wunderbar. Problematisch ist vor allem, dass alle Bauteile Kontakt zur Außenluft haben und die Energieverluste dementsprechend hoch sind. Zusätzlich ist das Außenflächen/Volumen Verhältnis sehr schlecht und durch den geringen Platz genügt auch die Dämmstärke oft nicht. Die EnEV stellt hier kein Problem dar, weil Gebäude unter 50qm sowieso ausgeschlossen sind. Trotzdem wird der Energieeinsatz durch Dämmung bis 20cm in der Regel innerhalb von 10 Jahren durch Heizenergieeinsparung kompensiert.

    Ich bezweifel allerdings, dass die Tinyhouses eine Lebensdauer erreichen, die den Materialeinsatz rechtfertigt. Flexibilität tut Häusern oft nicht gut;)

    Ökologisch wertvoll ist wohnen, wenn in Gemeinschaften gewohnt wird, wenn Bestandsgebäude umsichtig mit guten und gesunden Baustoffen saniert werden, und die Lebensdauer durch monitoring maximiert wird.

  • Würde jeder Berliner in eine Tinyhouse von 15 Quadratmeter auf einem winzigen Gundstück von 40 Quadratmetern leben, hätten gerade mal 25 Menschen auf einem Quadratkilometer Platz. Zur Zeit sind es aber etwa 4000 Einwohner pro Quadratkilometer in Berlin. Mit Downsizing hat das nichts zu tun eher mit Flächenfraß,

  • Modeerscheinung auf hipp gebürstet. Wie lang hält einer diese Wohnform aus? Darüber kann es ja noch keinerlei Aussage geben. Für mich wär das nix.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @dator:

      Ach, wenn es zu eng wird, nimmt man sich eine Zweitwohnung. Dann geht das schon.

  • Downsizing?

    40 m2 entspricht dem Durchschnitt und mit dem ganzen Grün drumrum, dem Flächenfraß - die Häuser werden ja nicht gestapelt - sowie dem erhöhten Isolierungsbedarf wegen „klein“ sind die Dinger Wohn-SUVs und klimatisch und naturschutzfachlicher Wahnsinn.

    • @Rudolf Fissner:

      Ist mir auch aufgefallen. Der Flächenfraß durch diese angeblich so platzsparenden "Wohn-SUVs" wäre enorm.

    • @Rudolf Fissner:

      Wahnsinn, dass ich Ihnen mal vorbehaltlos zustimmen muss...

      Tiny Houses sind keine massentaugliche Alternative zu irgendwas. Sie sind Symbol für individualistische Lifestyle-Orientierung für diejenigen, die es sich leisten können und wollen. Aber keinerlei ernstzunehmende Lösung für irgendwas.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Eine quasi autarke Variante ohne Anschlüsse an Leitungsnetze draußen:



    www.youtube.com/watch?v=DO8ph1olm_w

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Unabhängig davon, dass das auch eine Marketing-Veranstaltung (ownworld.org) ist, bleibt die Frage woher der Strom seinen Takt bezieht bzw. ob alles mit Gleichstrom (Computer ?) läuft.

      Daneben besteht (immer noch - kann man sicher ändern) Kanalanschlußpflicht und eigenes Wasser mit Entnahmerecht gibt es auch nicht so häufig.

      Insgesamt für entsprechend Engagierte (er trägt das alleine vor - wo ist seine Frau ?) sicher eine interessante Lösung.

  • Das klassischste Tiny House ist, bleibt und war schon immer der Wohnwagen. Das Interieur nahezu perfekt dem vorhandenen Raum angepasst, dazu leicht und wirklich unproblematisch mobil. Wohnprojekte mit passender Infrastruktur gibt es - zumindest saisonal - vielerorts. Diese nennen sich (Dauer-)Campingplatz . Bei Familienzuwachs geht der Trend schon seit jeher zum Zweitwohnwagen.

    • @niko:

      Oder das sog. Mobilheim, ebenfalls auf Dauer-Campingplätzen in Eurpoa:

      de.wikipedia.org/wiki/Mobilheim

      Allerdings darf man auf Campingplätzen keine Meldeadresse haben und es ist eben zusätzlicher (!) Wohnraum! Das ist bei TinyHouses anders - zumindest anders gedacht.

      Und eigentlich sind TinyHouses auch nichts anderes als ausgebaute Bau- und Zirkuswägen. Und sie haben das gleiche Problem: Fehlende sichere Stellplätze. Auch "Wagenburgen" genannt. Nur jetzt wird es eben "hip".



      (Mobilheime werden wohl eher spießig angesehen und Bauwagen als zu alternativ/punkig/hippiemäßig.)

      • @Hanne:

        Das mit der Meldeadresse ist so ein Ding, aber es gibt doch einige Plätze wo man auch einen Hauptwohnsitz anmelden kann. Ist das auf einen bestimmten Campingplatz nicht möglich , sollten doch gerade tazler Wege und Möglichkeiten finden sich bei jemanden mit Wohneigentum als Untermieter (auf den Papier) zu melden und auch dessen Briefkasten für offizielle Post zu nutzen. Deine Meinung zu dem Wagenburg vergleich teile Ich.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Das sind ja nette Lösungen für alleinlebende Hipster für drei Jahre und danach wird das vergammeln, wegen Feuchtigkeit.



    Auf 20m2 mit Kindern stell ich mir spaßig vor.

    Mehrfamilienhäuser sind Ressourcen und Energiesparend. Da kann man dann 40m2 für die gleiche CO2 Belastung bewohnen.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Absolut richtig, danke !



      Nur bauphysikalisch solide gebaut müssen die nicht unbedingt vergammeln.

      • @Traverso:

        Das "bauphysikalisch solide" wird aber bei sehr kleinen Häusern (bei gleicher Anzahl von Bewohnern) immer schwieriger, ähnlich wie bei Wohnmobilen/-wagen. Das Wasseraufkommen ist dasselbe, der Luftinhalt aber erheblich geringer, gekocht, gewaschen, geschlafen und feuchte Kleidung/Schuhe abgelegt werden auf engstem Raum, Kältebrücken liegen eng beieinander. Das führt zu Kondensation von Feuchtigkeit und macht ständiges Lüften zur Pflicht, was ohne sehr ausgetüftelte Bauweise Heizenergie verschwendet.

        Es gibt im Netz haufenweise von Laien gebaute Tiny Houses zu bestaunen, die oft sehr cool und witzig sind, aber in hiesigem Klima schlicht nicht ganzjährig zum Bewohnen taugen. Sobald es draußen kälter ist als drinnen, hat man Feuchtigkeit in allen Ecken. Da hilft nur viel heizen und viel lüften, also praktisch dafür zu sorgen, dass man das anfallende Wasser in der Luft halten und es mit der warmen Luft nach draußen schaffen kann, bevor es kondensiert.

        All das ist mit mehr Innenraum sehr viel einfacher. Dazu kommt, dass die Grundstücksgröße nur dann eine Rolle spielen würde, wenn man so ein Tiny House auf auf einem winzigen Grundstück baut, aber wer will schon in einem Bienenstock wohnen?

        Als Symbol für "Downsizing" sind Tiny Houses toll, aber praktisch gesehen ist es extrem schwierig, das solide hinzubekommen. Mehr Rauminhalt macht das in fast jeder Hinsicht viel einfacher.

  • Um für TinyHouses und TinyHouse-Bauherren wirtschaftlich vertretbare und konstruktiv realisierbare Rahmenbedingen zu schaffen, ist eine Anpassung der EnEV notwendig. Es wird empfohlen, einen weiteren Paragraphen zu der EnEV für Gebäude kleiner 25 m² hinzuzufügen sowie angepasste Werte für opake Außenbauteilen zu geben.



    wirbauenzukunft.de...ergieeffizienz.pdf

    D.h. die Energieeffizienz von tiny houses entspricht idR nicht einmal der EnEV 2016, geschweige denn, den höheren KfW-Standards.

    Daneben werden die Ver- und Entsorgungsanschlüsse, (Strom, Wasser, Kanal) gerne vergessen.



    Die fallen für Mehrfamilienhäuser nur einmal an.

  • Heizkosten sind bei gut gedämmten Holzhäusern mit einem Energiebedarf von 10W/m2 eigentlich kein Thema mehr.

  • Der Grundgedanke ist erstmal gut: "Weniger ist mehr ".



    Die Frage ist nur wo die Häuser stehen sollen. Bestimmt nicht innerstätisch mit den kurzen Fahrwegen.



    Also werden die Häuser außerhalb der Ballungsräume stehen und vermutlich zur weiteren Zersiedelung mit wenig Wohndichte führen. Ob das dann ökologisch sinnvoll ist wage ich sehr zu bezweifeln.



    Viele Menschen intelligent auf wenig Fläche wohnen zu lassen bieten einzig und allein nur mehrgeschossige Wohnbauten. Kleine Wohnungen mit gut gestalteten Grundrissen und hohen Anteil an Einbaumöbeln, wie es schon in den auch heute noch beliebten Häusern der 30er Jahre üblich war, kann ökologisch wesentlich zielführender sein als tausende individuelle Minihäuser, die in die Landschaft verteilt werden.



    Wer auf ein eigenes Haus nicht verzichten möchte ist ökologisch alledings wesentlich besser beraten mit einem Tiny House.

    • @Traverso:

      Außerhalb der Ballungsräume gab es früher mal Dörfer und Kleinstädte, in denen es sich gut leben ließ. Heute muss es die Großstadt sein und auf dem Land stehen immer mehr Häuser leer, Geschäfte sucht man vergebens, die freiwillige Feuerwehr findet keine Leute mehr und ein Arztbesuch wird zum Problem. Z.B.. Statt in den Ballungsgebieten noch mehr Menschen in Massenmenschenhaltung mit kleineren "Käfigen" zu pferchen, bin ich für Wiederbelebung der ländlichen Regionen, gerne auch mit Tiny Houses auf großen Grundstücken. Die trotzdem noch nötige Fahrerei ließe sich mit einem vernünftig und gut ausgebauten ÖPNV erledigen. Viele Tätigkeiten lassen sich auch von zu Hause aus durchführen. Und dann passt das auch mit der Ökologie.

      • @bärin:

        Im Artikel geht es um "Einschränkung"und trotzdem gute Lebensqualität. Das ist grundsätzlich der goldene Weg zu wirklich mehr Nachhaltigkeit.



        Warum bezeichnen Sie kleinere Wohungen als Käfige ?



        Als Architekt sage ich Ihnen daß die rießigen Wohnungen und Häuser in Deutschland räumlich oft sehr schlecht, unökologisch und häßlich geplant sind und so Platz ohne Ende verschwendet wird. Klein und gut geplant kann da sehr viel Lebensqualität bedeuten.



        Gerade auf dem Land werden gigantische Wohnflächen bewohnt, weils dort günstig ist. Dem Klima ist es egal wo das Haus steht. Auch auf dem Land muß dringend umgedacht werden. Kleinere Wohnflächen und warum nicht auch mehrere Parteien in einem Haus, also Wohnungen.



        Die von ihnen angesprochenen Kleinstädte haben üblicherweise auch Geschoßwohnungsbau. Hier gilt das gleiche Prinzip.



        Die von mir angesprochenen Ballungsräume sind zugegebenermaßen irreführend.



        Besser sollte es heißen Wohnverdichtung in Wohnsiedungen, entgegen dem Flächenfraß, das gilt selbstverständlich auch für Dörfer und Kleinstädte, die alzuoft auch völlig zersiedelt sind. Minihäuser sind da kaum zielführend, in Einzelfällen aber sicher als Ergänzung denkbar.



        Mit dem ÖPNV haben Sie natürlich recht.

  • 0G
    08439 (Profil gelöscht)

    "Wer Besitz reduziert, leistet so gesehen auch Identitätsarbeit." Gleichzeitig gehe es beim sogenannten "Downsizing" "natürlich um einen ganz praktischen Vorteil: um Flexibilität. Es gibt mobile Formen auf Rädern, mit denen etwa ein Umzug beispielsweise in eine andere Stadt mit dem Eigenheim möglich wird." Hier wird also erneut die vermeintlich bewusste Abkehr vom System mit der Ausbeutung des Individuum durch dasselbe unheilvoll vermischt.

  • Tiny Houses sind faszinierend, haben aber auch Probleme: Isolierung wird problematisch, der Rauminhalt ist so gering, dass Lüftung sehr entscheidend wird, sie werden leicht feucht, weil das Verhältnis zwischen Wasserverdunstung (durch Kochen, Waschen, Duschen, abgeatmete Feuchtigkeit) und Luftinhalt kleiner ist. Das läßt sich alles mit viel Aufwand in den Griff bekommen, aber oft ist eine sehr wichtige Motivation ja auch der Preis und da ist dann nicht viel Spielraum für viel Aufwand.

    Vor allem aber wird die Infrastruktur in der Umgebung mit geringer Größe immer wichtiger, denn man kann weder viele Leute einladen noch jeden Abend in der winzigen Bude hocken. Was interessant wäre: Ein wissenschaftlich begleitetes Wohnprojekt mit vielen verschiedenen Tiny Houses und passender Infrastruktur als Modellprojekt.

    Dass beim Bauen von Häusern bisher viel zu oft mit "viel hilft viel" gearbeitet wird, ist offensichtlich, da gibt es auch durchaus eine Parallele zu immer größeren und "sicheren" Autos: My Home is my Castle in einer als immer unsicherer und lebensfeindlicher empfundenen Welt. Während Tiny Houses ungefähr so notwendig sind wie ökonomisch und ökologisch sinnvolle Kleinwagen, ist die Nachfrage deshalb auch ungefähr genau so nur Nische.

  • Gibt es eigentlich schon irgendwelche Erhebungen zu den Nutzer*innen von Tiny Houses? Also die klassischen demographischen und sozioökonomischen Daten? Aber vielleicht auch dazu, wer sich (nach Selbstbekunden) aus welchen Motiven für so ein Tiny House entscheidet, und wie es dann tatsächlich genutzt wird? Wie viele Tiny Houses gibt es denn eigentlich bspw. in D, die tatsächlich als Hauptwohnsitz genutzt werden?