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Festnahmen auf linker Demo in BerlinHau drauf!

Andreas Hergeth
Kommentar von Andreas Hergeth

Die Polizei eskaliert auf der Luxemburg-Liebknecht-Demo mit Festnahmen – und geht damit mal wieder gegen vermeintliche Linksradikalität hart vor.

Rabiat: Polizeieinsatz auf der LL-Demo am Sonntag in Berlin Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

J a, sind wir denn in Hongkong? Als am Sonntag ein paar Hundert Menschen über die – jetzt hätte ich fast „Stalin-Allee“ geschrieben, denn so hieß die Karl-Marx- respektive Frankfurter Allee in DDR-Zeiten mal – demonstrierten, um wie jedes Jahr am zweiten Sonntag im Januar an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu erinnern, tickte ein Teil der Berliner Polizei aus. TeilnehmerInnen der Demo, von Polizeikreisen als linksradikal eingestuft, trugen blaue Hemden mit einem gelben Emblem auf dem linken (!) Arm: das Symbol der Freien Deutschen Jugend, dem kommunistischen Jugendverband der DDR (es gab nur den einen). Erste Gruppen der FDJ, so das Kürzel, waren schon vor dem Zweiten Weltkrieg im Exil, etwa in Großbritannien, entstanden. Und später eben auch in Westdeutschland, doch dort wurde die FDJ seit 1954 als verfassungswidrige Organisation verboten – und das gilt bis heute fort. Die Ostvariante aber ist bis heute legal.

Die Berliner Polizei hat nun am Sonntag etliche FDJ-Embleme (eine stilisierte, aufgehende Sonne) entdeckt und sich dafür entschieden, recht brachial einzuschreiten. Es habe der „Anfangsverdacht“ einer Straftat vorgelegen. Man hätte sich auch anders entscheiden können. Doch angeblich seien die Symbole von westdeutscher und ostdeutscher FDJ schwer auseinander zu halten. Sie sehen in der Tat gleich aus.

Sagen wir mal so: Die Vorgehensweise offenbart eine altbekannte Problemlage. Denn die klügere Vorgehensweise wäre gewesen, gar nicht einzuschreiten.

Aber es ist wie so oft. Weil die Demo als linksradikal eingestuft war, kann es nur diese eine Taktik geben. Man stelle sich einen ähnlichen Aufmarsch rechtsradikaler Kräfte mit einem Fahnenmeer vor, das sich nur schwer unterscheiden lässt in Bezug auf verbotene Symbole – eben! Es gibt übrigens ein DDR-Lied, es geht so: „Bau auf, bau auf, bau auf, bau auf, Freie Deutsche Jugend, bau auf.“ Für die Polizei heißt es wohl eher: Hau drauf.

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Andreas Hergeth
Redakteur & CvD taz.Berlin
In der DDR geboren, in Westmecklenburg aufgewachsen, Stahlschiffbauer (weil Familientradition) gelernt, 1992 nach Berlin gezogen, dort und in London Kulturwissenschaften studiert, 1995 erster Text für die taz, seit 2014 im Lokalteil Berlin als Chef vom Dienst und Redakteur für Kulturpolitik & Queeres.
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16 Kommentare

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  • "Die FDJ wollte in Jena, wie in diversen anderen Städten im Zuge ihrer Kampagne zum 30-jährigen Ende der DDR, demonstrieren. Ihnen schlug dabei starker Gegenprotest entgegen. Sowohl von klassisch konservativ-bürgerlich bis antikommunistisch positionierten Gruppen wie der CDU, der jungen Union, der FDP, SPD, den Grünen, als auch aus der radikalen linken Szene. Von Falken, über die junge Gemeinde Stadtmitte (JG) bis hin zu anarchistischen, antifaschistischen und antideutschen Gruppen und Menschen stellten sie sich den selbst ernannten Arbeiter*Jugendlichen entgegen. Auch Mitglieder der Partei DIE LINKE protestierten auf den Straßen." libertad-media.de/...tzungen-verletzte/

    Wie durchgenallt der FDJ Haufen ist, zeigt auch sehr schön diese Reportage des BR der Demo in Jena: www.youtube.com/watch?v=qALKpTy6e2w

  • "Und später eben auch in Westdeutschland, doch dort wurde die FDJ seit 1954 als verfassungswidrige Organisation verboten – und das gilt bis heute fort. Die Ostvariante aber ist bis heute legal."

    rOFL Nach den Reichsbürgern nun die DDöRler, die immer noch nicht verstanden haben dass Ostdeutschland nun in Westdeutschland liegt :-)

  • Mich würde interessieren, warum diese Luxemburg-Liebknecht-Demo zusammen geprügelt wurde.



    Weil es in Berlin eine sogen. r-r-g Regierung gibt? Oder weil es die "falschen" Linken waren? Nur wegen Corona? Oder vielleicht sogar deshalb, weil die bürgerliche Mitte so etwas nicht haben will?

    Ich vermute: der Fisch stinkt vom Kopf her.

  • Der Kommentar und mein „Leserbrief“ haben Gemeinsamkeiten: überflüssig wie ein Kropf und geschrieben aus Trotz!

  • Die FDJ war ein großstalinistisches Gedöns mit Aktionen wie die Fackelzüge artsandculture.goo...fdj/wAGn-aZI9EJYDw die übel an die Aktionen des nationalsozialistischen Jungvolks erinnerten.

    Übel ist auch, dass solche Kaderheinis an einem Rosa Luxemburg Gedenken überhaupt teilnehmen dürfen.

    • @Rudolf Fissner:

      Vor lauter Blau hat sich da wohl eine Auto-Immunreaktion ergeben.



      Habe schon immer dieses liberale Element und diese großzügige, entspannte Mitmenschlichkeit in Berlin geschätzt. Man wird halt bloß manchmal sehr heftig umarmt.

  • Also 1. Der Hongkong vergleich ist unter aller sau und absolut nicht zutreffend! Finde ich mehr als unrecht so etwas raus zu hauen, schämen sollten sie sich!!!

    Und 2. Sollten sie erwähnen, dass mehrfach darauf hingewiesen wurde, die symbolik bitte abzunehmen. Als Antwort darauf flogen steine, flaschen und sprengsätze. Und darauf hin erst wurde gewalt angewendet. Warum wurde die symbolik nicht entfernt und im Nachhinein dann beschwerde eingelegt??

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    r2g wirkt, wem gehört die stadt?



    ps ich war nicht vor ort, erstens, weil ich es politisch problematisch finde, während einer pandemie diese demo einfach durchzuziehen, während man, zurecht, die quarkdenker!nnen und coronazis ua dafür kritisert, und zweitens, weil ich die beteiligten mao-stalin-fans für politisch hochproblematisch empfinde, aber es zeigt sich leider einfach mal wieder ganz offen, mit welch unterschiedlichen massstäben die berliner polizei POLITISCH agiert! ich hoffe auf ein deftiges nachspiel! aktuell weiss ich nicht, wieso ich eine "linke" partei wählen sollte, wenn ich mehr oder minder dieselbe politik bekommen, wie unter einem cdu-senat.



    politischen wechsel macht man auf eh auf der strasse!

  • Das Vorgehen der Polizei gegen das ostdeutsche FDJ-Emblem dürfte geeignet sein den Verkauf dieser Fan-Artikel anzukurbeln. Ähnlich verhielt es sich vor ein paar Jahren mit ACAB-T-Shirts/ Hoodies.

  • Wenn wir schon beim Liedgut sind muß ich mich entscheiden ist das, was hinter dem Lied stand nicht schlimmer als wenn die Polizei politisch Verwirrte "begleitet".

    Bau auf, bau auf



    www.youtube.com/watch?v=j3g-PLunYp4

    Bau auf, bau auf



    www.youtube.com/watch?v=4dXy8_40qhY

    • @Ringelnatz1:

      Der sollte nicht fehlen - Kirschfest Naumburg - Uta & Ekke aber hart -

      www.youtube.com/watch?v=4dXy8_40qhY

      • @Lowandorder:

        Ähem,



        ich stelle die Abweichung eines Vorgangs von dem erwarteten Ergebnis fest.

        Macht nüscht.

        Nun, dette hier, och noch in Jene!(lebt's sich bene)

        Freie Deutsche Jugend: Blauhemden marschieren für den Sozialismus

        www.youtube.com/watch?v=jBQErzfygcg

        Ja, diese Flitzpiepen haben doch inner Stadt der Städte nüscht mehr zu suchen.



        Wenn Dummheit quietschen würde hätten die nen janzenTach n' Ölfaß mit rumschleppen müssen.



        Wenn Doofheit kleen machen würde könnten di untaan Teppich loofen.



        Verfatzd euch.



        Die können mir ma anne Pupe schmatzen!

        • @Ringelnatz1:

          Hmmm, "bau auf"anstatt Mietendeckel: ist das nicht was CDU und FDP den "links-versufften" rot-rot-grün Senat laut befehlen ?

          • @Ninetto:

            Soll ich sie total verwirren?

            -Max braucht Wasser-

            ;.)



            (Nachschlagen, wenn Lust)

        • @Ringelnatz1:

          “Verfatzt euch“?



          Ollen Neill übersetzt by Harry Rowohlt gelesen? Oder hat der Urgroßvater schon Rotwelsch gesprochen?! - 🤫 -



          (Die grüne Wolke!;) you know -



          “„Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern.“ ...“

          kurz - Wer wollte widersprechen?!



          Janz Jeländerneutral - wa! - 🥳 -

          • @Lowandorder:

            Jeil,



            Uropi jelesen.



            Schönn!