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Feministische Philosophie und KörperMüssen wir Butler verabschieden?

In den 90er-Jahren verschwand der Körper aus dem Blick feministischer Philosophie. Judith Butler sei schuld, sagten viele. Jetzt ist er wieder da.

Die feministische Theoretikerin Judith Butler ist angeblich schuld am Verschwinden des Körpers Foto: Imago/Uwe Steinert

Der weibliche Körper ist zurück. Die Diskussionen um ihn sind entflammt, als seien sie nie verloschen. Er ist zurück als Objekt, kommentierbar, antastbar und verletzbar in der #MeToo-Diskussion über Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt. Er ist zurück als regulierter und kontrollierter Körper in der Neuauflage der Abtreibungsdebatte und, wenn es um seine „Modelmaße“ geht, als Teil einer heteronormativen wie auch einer warenförmigen Optimierungsstrategie. Er ist zurück als markiert durch Hautfarben und Kleidung. Als wäre er nie weg gewesen.

Ja, war er denn weg? Durchaus. Er verschwand ungefähr Ende der neunziger Jahre. Das war nicht nur zufällig die Zeit des Siegeszugs neoliberalen Gedankenguts in den sich zuvor eher links verstehenden Parteien SPD und Grüne. Die Grundmelodie der Selbstermächtigung im Namen der Freiheit fegte auch den Gedanken an Frauensolidarität angesichts der Verletzbarkeit des weiblichen Körpers hinweg. Was als sinnvolle Mahnung vor der Einrichtung in der Opferrolle begann, wurde bald in einem FDP-artigen Liberalpopulismus kurzgeschlossen: Opfer? Selbst schuld. Frauen wurden lieber „Top Girls“, wie Angela McRobbie schreibt: Vollständig angepasst an ein modernisiertes neoliberales Patriarchat, in dem sogar einige von ihnen eine hübsche patriarchale Dividende kassieren können. Germanys Next Topmodel. Das war’s mit der Frauensolidarität.

Alle Körper sind gleichermaßen weich und verletzbar. Dieses Wissen ist in unserer Gesellschaft vollständig vergeschlechtlicht, gegendert. Männer haben das ganz dringende Gefühl, sie müssten wehrhaft sein, durchsetzungsfähig und am besten unverwundbar. Frauen dagegen bekommen heutzutage eine hübsche Doppelbotschaft: Du musst wehrhaft sein wie ein Mann. Aber du bist es nicht. Man kann dich verletzen. Männer fühlen sich berechtigt, dich zu verletzen. Das meinen Soziolog*innen, wenn sie davon sprechen, dass ein Geschlecht in unserer Gesellschaft als „verletzungsmächtig“ gilt – und eines als „verletzungsoffen“.

Die Doppelbotschaft an die Frauen führte des Längeren zu einer Art Maskerade: Männer fühlen, dass sie Waffen sein können, sagen es aber nicht laut. Frauen fühlen, dass sie als verletzbar gelten, dürfen es sich aber nicht anmerken lassen. Nicht wenige von ihnen durchschauen das Spiel und sagen: „Die angebliche Verletzbarkeit der Frauen, das ist doch nur ein Konstrukt! Ich weigere mich, daran zu glauben.“ Sie postulieren, dass eine Vergewaltigung nicht unbedingt traumatisch sein muss, dass der Körper doch „nur“ der Körper ist, wie die französischen Frauen um ­Catherine Deneuve es in der #MeToo-Debatte kundtaten.

Zur Verletzung „ermächtigt“

Sie haben damit auf einer Metaebene teilweise recht: Die Angst der Frauen vor der Verletzung ist quasi eine Stütze des Patriarchats. Doch diese Kritikerinnen vergessen den anderen Teil des Konstrukts. Jemand anderes nämlich fühlt sich zur Verletzung „ermächtigt“. Und dieser Teil muss ins Licht gerückt werden. Das ist #MeToo. #MeToo erkennt an, dass alle Körper verletzlich sind. Und dass die Konvention verändert werden muss, die auf der einen Seite die verletzbare Frau konstruiert und auf der anderen Seite den verletzungsmächtigen Mann.

Deshalb die These, dass der Körper – in seiner Verletzlichkeit – zurück ist. Das Opfersein wird nicht genutzt, um Männer zu dämonisieren. Das Opfersein wird thematisiert, um den Männern das Tätersein zu nehmen.

Und was hat Judith Butler nun damit zu tun? Die feministische Theoretikerin aus Berkeley ist angeblich schuld am Verschwinden des Körpers. Denn Judith Butler hat den Geschlechtsunterschied angeblich „kulturalisiert“. 1990 erschienen ihr Bestseller „Gender Trouble“ („Das Unbehagen der Geschlechter“). Darin erklärt sie, der „kleine Unterschied“ sei nur ein Effekt von Konventionen und Diskursen. Allein die biologische Zweiteilung sei schon eine Einengung der Vielfalt der Materie.

Alice Schwarzer wirft ihr dies bis heute bitter vor. Als könne man sich aus seinem Geschlecht hinausschleichen, indem man es zur bloßen Konstruktion erkläre. Andere tun dasselbe mit den Genderstudies, als deren Begründerin Judith Butler gilt. Die Genderstudies vertrieben sich die Zeit mit der Frage, wie der Geschlechterunterschied sich in diesem oder jenem Diskurs manifestiert hat. „Dabei sterben da draußen Frauen!“, hört man Alice Schwarzer und die ihren rufen.

Was soll dieses Gender-Chichi?

Dass man sich zu sehr um dieses Gender-Chichi gekümmert habe statt um richtige Probleme, ist ein Diskurs, der in viele Richtungen hin ausgeschlachtet wird. Die Feministinnen, die das Ganze eher als Ablenkungsmanöver sehen, gepaart mit einer feministischen Tradition des Antiintellektualismus (Wer versteht schon diesen Genderquatsch?). Die Jungs natürlich, die nicht dekonstruiert werden wollen, weil sie Angst haben, ihre patriarchale Dividende, kurz gesagt: Macht, zu verlieren. Und von da geht’s stramm nach rechts: Björn Höcke von der AfD will die deutsche Männlichkeit wiederherstellen. Wozu? Natürlich um die als verletzungsoffen konstruierten Frauen zu „schützen“. Aber nur die deutschen. Gegen die als unendlich verletzungsmächtig konstruierten „Ausländer“. Sie benutzen also die alte Geschlechterkonstruktion erneut, um rassistische Differenzen zu erzeugen.

Ich muss mich als Frau oder Mann inszenieren, bei Höchststrafe des Ausschlusses aus der Gemeinschaft

Natürlich wird so ein „Femonationalismus“, der die Rollen klar verteilt, durch die auflösende Wirkung der Genderforschung bedroht. Folglich wird Gender bekämpft. Umso bedenklicher ist es, dass es die Kritik an „Gender“ ist, die den Rechten, deren Rassismus noch nicht als gesellschaftsfähig gilt, den Weg bis weit in die Mitte und auch in die Linke ebnet.

Ein Problem gibt es immer bei der Tatsache, dass Judith Butler quasi den sichtbaren Körper mit Brüsten, Gebärmutter, Hoden und Penis als historisches Konstrukt betrachtet. Das halten viele für absurd, so oft Butler auch beteuert, dass sie nicht die Materialität der Körper an sich in Frage stellt.

Gerade die feministische Forschung in Deutschland lehnte Butler deshalb zu Beginn in großen Teilen bis hin zu einer oft zitierten „Rezeptionssperre“ ab. „Die Frau ohne Unterleib“, spottete Barbara Duden, Grande Dame der historischen Körperforschung, über Butler. Viele ärgerten sich vor allem darüber, dass Butler ihren Kampfbegriff „Geschlecht“ mittels Dekonstruktion in der Hand zerbröseln zu lassen schien. Wer die Zweigeschlechtlichkeit an sich in Frage stellt, wie kann der noch für eines dieser Geschlechter kämpfen?

Emanzipatorische Gedanken mitdenken

Bedeutet die „Rückkehr zum Körper“ also eine Abwendung von Butlers These, dass auch der Körper eine Konstruktion sei?

Das ist meines Erachtens die feministische Gretchenfrage heute. Und ich behaupte, dass sich emanzipative und konservative Praxis an dieser Frage scheiden. Mit anderen Worten: Wer jetzt Butler wegwirft, der kann bestimmte emanzipatorische Gedanken nicht mehr mitdenken.

Wer die binäre Geschlechterordnung in Frage stellt, stellt immer auch die Machtfrage.

Wieso? Weil jeder Versuch, zwei biologische Geschlechter anhand von Materie dingfest zu machen, dazu tendiert, diese Geschlechter als Oppositionen oder bestenfalls komplementär zu setzen. (Ganz davon abgesehen, dass die Genforschung große Schwierigkeiten hat, das Vorkommen von „Männern“ mit „weiblichem“ Chromosomensatz und umgekehrt zu erklären). Aus ein paar wackeligen Genunterschieden und nicht sehr konstanten Hirnaktivitäten leitet etwa die Hirnforscherin Louann Brizendine („Das weibliche Gehirn“, „Das männliche Gehirn“) ab, wie Frauen und Männer sich verhalten. Und merkwürdigerweise schließen sich diese beiden Verhaltensweisen immer gegenseitig aus. Und die eine zieht dabei immer den Kürzeren. Der eine setzt sich durch, die andere gibt nach. Der eine ist hart, die andere ist weich, der eine ist rational, die andere emotional, der eine aggressiv, die andere passiv. So soll Natur funktionieren, dieses Wunder an sich ständig ändernder Varietät?

Es ist eine Kippfigur der Geschlechter: Was das eine ist, kann das andere nicht sein. Das sind die Zuschreibungen, die in all unseren Seelen sitzen und, wie der französische Theoretiker Michel Foucault es sagt: die „Seele zum Käfig des Körpers“ machen. Ich muss mich als Frau oder Mann inszenieren, bei Höchststrafe des Ausschlusses aus der Gemeinschaft. Im Übrigen muss ich auch mein Begehren so ausschließlich inszenieren – Schwule und Lesben werden immer noch wie eine Extra-Menschengattung betrachtet.

Ein Dildo statt eines Penis

Gelänge es, diese Kippfigur zu integrieren, könnte das einzelne Wesen sich als Mensch mit diesen und jenen Eigenschaften begreifen. Keine Rosa-Hellblau-Falle, keine ausschließliche und biologisch begründete „Verletzungsoffenheit“ der Frau und „Verletzungsmacht“ des Mannes. Frei. Judith Butler schreibt in „Körper von Gewicht“: „Die biologische Basis der Besonderheit des Körpers der Frau in Frage zu stellen kann durchaus ein Weg zu einer Rückkehr zum Körper sein, dem Ort als einem gelebten Ort der Möglichkeit, dem Körper als einem Ort für eine Reihe sich kulturell erweiternder Möglichkeiten.“

Frauentag 2018

2018 wird ein Jahr, in dem der feministische Kampf wieder auf den Körper zurückgeworfen wird. Wir stecken mitten in einer neuen Abtreibungsdebatte: Antifeminist*innen versuchen mit dem Paragrafen 219a systematisch, die Arbeit von Ärzt*innen zu behindern, die Abtreibungen durchführen. In unserer Sonderausgabe zum Weltfrauentag blicken wir deshalb genauer auf die Situation dieser Mediziner*innen in Deutschland. Wir erkunden, wo sich die feministische Bewegung wieder mit anatomischen Fragen beschäftigen muss und wie das ohne Backlash möglich ist. In der taz geht es deshalb um Abtreibung, Genitalien und Sex – am 8. März auf elf Sonderseiten in der Zeitung und im Internet unter taz.de/Frauentag2018.

Und trotzdem kann man sagen: Ihr nehmt mich als Frau, als lesbisch wahr oder als schwarz oder als behindert – und diskriminiert mich aufgrund dieser Wahrnehmung. Das ist die Lehre des Konstruktivismus Butlers: Er redet nicht der Beliebigkeit das Wort, sondern eher den mühsam dem stahlharten Konstrukt der Identität abgerungenen Freiheitsräumen: Das Kopftuch auf- oder absetzen. Einen Dildo statt eines Penis verwenden. Sich vom Hetero-Diktat befreien – nicht weil alle homosexuell werden sollen, sondern weil mit dem heteronormativen Modell Jahrhunderte lang die Unterordnung der Frau einhergeht und ihr Begehren nach dem „Mann um jeden Preis“ eine Art Sklavenpeitsche werden kann.

Wer die binäre Geschlechterordnung in Frage stellt, stellt immer auch die Machtfrage. Weil er und sie damit auch die Hierarchie der Geschlechter in Frage stellen. Das ist das große Freiheitsversprechen der Judith Butler. Wir sollten es keinesfalls verabschieden.

Ist der Mann biologisch aktiv und die Frau passiv? Die Biologie selbst hat das längst ad acta gelegt. Aber die Biologist*innen wollen diese Ordnung zurückhaben. Die Frauen* sollten ihnen nicht dabei helfen. Sie sollten den weiblichen Körper keinesfalls verabsolutieren. Aber sie sollten um ihn kämpfen, um jeden Zentimeter. Gebt ihnen kein einziges Gen!

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51 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Rechten bekämpfen doch nicht "Gender", sondern bekräftigen und bestätigen es viel mehr. (Gender nach Beauvoir)

  • Frauen die sich permanent um dieses Thema drehen stehen sich im Grunde selbst im Weg.

     

    Es gibt starke Frauen die setzen sich einfach durch und es gibt schwache Frauen die mehr mimimi machen.

     

    Punkt ist doch das es bei den Männern die gleichen Typen gibt - die genauso von ihren Frauen massiv unterdrückt werden - oder solche die nur als reicher Ernährer ausgesucht werden.

     

    Natürlich auch umgedreht und natürlich auch in homosexuellen Beziehungen.

    • @Justin Teim:

      Na, wenn Sie sich da mal nicht täuschen…

  • Vielen Dank für die fraauentaz. Bei diesem ganzen Kram um Biologie, sory für die Wortwahl, sollte nicht vergessen werden, die Biologie eines Körpers kann nicht unabhängig von der Psyche gedacht werden. So wird aus meiner Sicht die Biologie eines Körpers auch durch die Psyche bestimmt. Ich verbinde die Betonung der Biologie von Frauen mit Gentheorien und mit all diesen Theorien, die versucht haben, alles menschliche Handeln mit der Biologie, den Genen zu erklären. Aus eigner Erfahrung verbinde ich die gesamte Diskussion mit einer Entsolidarisierung von Frauen, sofern es überhaupt noch Frauen gitbt. Sie suchen jetzt alle ihr Geschlecht und ihre Sexualität, ihre Identität.

  • Ist der Mann biologisch aktiv und die Frau passiv? Die Biologie selbst hat das längst ad acta gelegt. Aber die Biologist*innen wollen diese Ordnung zurückhaben.

     

    Hm, also die 'Biologisten' wollen gegen die Biologie argumentieren?

    Gibt es da Beispiele für, Frau Oestreich?

  • Wie so oft: D A N K E Frau Oestreich.

     

    "Und trotzdem kann man sagen: Ihr nehmt mich als Frau, als lesbisch wahr oder als schwarz oder als behindert – und diskriminiert … … … nicht weil alle homosexuell werden sollen, sondern weil mit dem heteronormativen Modell Jahrhunderte lang die Unterordnung der Frau einhergeht und ihr Begehren nach dem „Mann um jeden Preis“ eine Art Sklavenpeitsche werden kann."

     

    Diesen Absatz sollten m.E. die meisten Kommentatoren hier nochmal lesen. Für mich ist er der entscheidende Absatz dieses Artikels.

     

    Es geht um Freiheit, Wahlfreiheit, echte Gleichstellung und Gleichberechtigung im Sinne "es gibt körperliche Unterschiede", aber die dürfen nicht zum Maßstab gemacht werden für ein Zusammenleben auf Augenhöhe und in gegenseitiger Achtsamkeit.

     

    Die Unterdrückung der Frau wird dadurch weder geleugnet noch beseitigt. Aber (nur) von der Basis "Zusammenleben auf Augenhöhe und in gegenseitiger Achtsamkeit" ausgehend, kann es eine wirkliche Gleichberechtigung und Gleichverteilung der Macht geben. Nur müssten wir das

     

    1.) verstehen und akzeptieren

     

    und

     

    2.) überhaupt wollen.

     

    Dass dabei die Männer aufgrund der jahrhundertelangen Unterdrückung der Frau [eventuell ein klein wenig mehr] über sich und ihr Verhältnis zur Frau und zur Macht nachdenken und ändern müssten, liegt nach meinem Dafürhalten in der Natur der Sache. Es hilft nixx. Die Jungs müssen ran.

     

    Und auf einer Basis von "Zusammenleben auf Augenhöhe und in gegenseitiger Achtsamkeit" hat auch Rassismus, Diskriminierung und mit zweierlei Maß messen (lesbisch/schwul/trans sein [als reine Tatsache betrachtet!] und gleichzeitig "Ausländer raus" rufen) keinen Boden mehr.

     

    Aber dafür müsste man auf's Recht-haben-wollen verzichten, und bereit sein, wirklich bei sich selbst etwas zu ändern – als ersten Schritt.

     

    Nach meinem Dafürhalten auf jeden Fall machbar.

    • @Frau Kirschgrün:

      Was ist den bitte "Die Jungs müssen ran." für ein ekelhafter Sprechakt. Die sexualisierung die dem zu Grunde liegt, springt einen schon förmlich an. Fast schon wie "Die Mädchen müssen sich hübsch machen." Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber das ist beides gleichermaßen abstoßend und im Kontext einer feministischen Debatte völlig unangemessen. Sie können nicht für Gleichberechtigung eintreten und solche Sätze ablassen. Das ist in sich widersprüchlich. Jeder und Jede Person die wissenschaftlich etwas mit Sprache zu tun hat - vor allem solche in Kontext von Gleichberechtigung -, verzieht bei solch einem Sprechakt das Gesicht.

       

      Zum eigentlichen Thema:

      Wenn dies eine wünschenswerte gesellschaftliche Veränderung ist, dann ist das ein Gemeinschaftsprojekt. Wir alle, ob Mann oder Frau, Trans oder nicht, wurden gleichermaßen sozialisiert, nämlich innerhalb desselben Modells. Eine Auflösung kann nur stattfinden, wenn alle daran beteiligt sind. Andernfalls wird eine der beteiligten Parteien, ob gewollt oder nicht, die Strukturen bewusst oder unbewusst reproduzieren. So zu tun, als sei eine der Parteien (allein die Abgrenzung ist irrsinnig) in der primären Bringpflicht lässt durchblicken, dass die zugrunde liegenden Prinzipien nicht erkannt wurden. Und gerade gegen solche einseitigen Betrachtungsweisen wehrt sich ein wohl begründeter Feminismus.

       

      Und müssen tun wir gar nichts, außer sterben. Außer es findet sich durch die roten Biotechnologien und Biogerontologie findet eine Alternative.

      • @Kürbis:

        Humor ist m. E. Ihre Sache nicht.

         

        Dass es um Gleichberechtigung und Gleichstellung handelt habe ich ausführlich geschrieben.

         

        Und dass Männer uns Frauen mehr als zwei/drei Tage unterdrück haben, steht außer Zweifel. Da sich eine derartige UNgleichbehandlung nicht seitens der Frauen ändern lässt, ist doch klar.

         

        Also, warum haben Sie als Mann etwas dagegen, auch einmal ein wenig in "Vorleistung" zu gehen, und mit Entgegenkommen zu reagieren?

         

        Das schaffen Sie doch, oder?!

    • @Frau Kirschgrün:

      Ich glaube gar nicht, dass die Jungs ran müssen, wenn damit die aktive Veränderung ihrer Position respektive Abkehr vom Machtbegehren gemeint ist. Sie werden darin ohne ihr Zutun verändert, denn es sind die Verhältnisse, die sich geändert haben und sich noch verändern. Es ist die abnehmende Abhängigkeit der Frau, die Männern dieses neue Denken aufzwingt. Die Macht braucht Abhängigkeit und das worauf Frau Oestreich in dem Zitat hinweist, ist nur eines von vielen Symptomen, die einen als schmerzvoll wahrgenommenen Prozess begleiten.

      • @lions:

        "Es ist die abnehmende Abhängigkeit der Frau, die Männern dieses neue Denken aufzwingt."

         

        Geht mir wahrscheinlich einfach zu langsam…

    • @Frau Kirschgrün:

      Bezüglich des "Die Jungs müssen ran."

       

      Da hab ich ein kleines Veto, derzeit nehme ich die Masse der Frauen (zumindest medial) als überzogen negativ wahr. Das heisst, es wird sich über alles beschwert, nur ist das nicht konstruktiv.

      Wenn wir einen Konsens erarbeiten wollen, und schlussendlich wird es ein aufeinander zu bewegen sein müssen. Dann muss "Frau" Requirements aufstellen... nur zu sagen dass und das funktioniert so nicht ist selten zielführend.

       

      Man sagt was man will. Dann wird verhandelt. Und dann werden Frauen auch merken, dass sie in ihrer Rolle eben auch Abstriche machen müssen, wenn sie etwas wollen.

      Wir Männer ebenso.

      Das wäre nur recht und billig.

  • "Umso bedenklicher ist es, dass es die Kritik an 'Gender' ist, die den Rechten, deren Rassismus noch nicht als gesellschaftsfähig gilt, den Weg bis weit in die Mitte und auch in die Linke ebnet."

     

    Wer den Haufen riecht, ist also schuld? Wie wäre es, mal zu hinterfragen, ob nicht die absurde Übersteigerung des Gendergedankens und das äußert machtbewusste, alles außer dem eigenen Dispositiv dekonstruierende diskurspolizeiliche Auftreten eines guten Teils der Genderanhängerinnen verantwortlich dafür ist, dass die emanzipatorischen Potentiale dieser Theorie in einem Weltanschauungskrieg untergehen. Wäre auf Seiten der Kulturalisten mehr Realitätssinn und weniger Jargon zu finden, würde weniger postrukturalistisch verstrahlt salbadert und nicht mit einem paradoxerweise teilweise religiös anmutenden Wahrheitsanspruch eine offene Debatte verunmöglicht, müssten wir uns heute auch weniger um rechtsradikale Trolle kümmern und könnten uns mit den interessanten Ansätzen einer Befreiung des Körpers durch Hinterfragung von und Spiel mit Gender befassen.

    • @Kasch1:

      Danke für die klaren Worte! Ich verzweifle zusehends angesichts der Art und Weise wie solche Debatten geführt werden. Kritik an "Gender" bzw. genderqueeren Ansätzen sollte ernsthaft diskutiert werden, insbesondere wenn ich mir anschaue, dass zumindest in den USA Gender zunehmend als eine Art angeborene Identität ("Ladybrain") wiedererfunden wird. Das hat meiner Ansicht nach leider furchtbar regressive Potentiale wie die Reproduktion von Verhaltensstereotypen. Das demgegenüber Menschen die auf der Bedeutsamkeit von geschlechtsspezifischen materiell-körperlichen (!) Unterschieden beharren als Biologist*innen bezeichnet werden, ist ein schlechter Witz.

    • @Kasch1:

      Oder um es kurz zu machen: Mit "Gender" könnten mehr Leute was anfangen wenn es um was "Vernünftiges" gehen würd und nicht von oben herab irgendwelche Mäuse zum Elefanten aufgeblasen werden.

       

      Gleichheit ja gerne - aber genderneutrale Toiletten sind Schwachsinn und völlig übers Ziel hinausgeschossen.

      Es ist nicht Aufgabe des Staates dich beim Scheißen noch in deinem Weltbild zu bestätigen.

  • Gender von Anfang an:

    Adam und Eva waren nach der biblischen Erzählung im Buch Genesis (Kapitel 2 bis 5) das erste Menschenpaar und Stammeltern aller Menschen. Auch der Koran erwähnt Adam und Eva. Adam wurde demnach von Gott aus Staub erschaffen, danach wurde ihm der Lebensatem eingehaucht. Adam gab den Tieren Namen, fand aber kein partnerschaftliches Gegenüber. Darauf ließ Gott Adam in einen tiefen Schlaf fallen, entnahm ihm eine Rippe bzw. Seite und schuf aus dieser sein Gegenüber Eva. Wurde in der Erzählung bis dahin immer von „dem Menschen“ (Adam) gesprochen, erkennt Adam in der Begegnung mit dem neuen Wesen in sich den Mann und in seinem Gegenüber die Frau.

  • Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • Ich kann der Analyse von Judith Butler zustimmen. Frage ist nur, was wir daraus machen möchten. Mir scheint die Reihenfolge so zu sein: Erst den (oft unbewusst) Mächtigen ihre Macht deren soziale Konstruktion bewusst machen (da gibt es m.E. auch bei Frauen viel bewusst zu machen), dann eine neue soziale Konstruktion, sprich eine neue Gesellschaft aufzubauen, wo die Machtvereteilung weniger einseitig konstruiert wird. Ich habe große Zweifel, dass Butlers Genderpluralität eine funktionierende Gesellschaft ermöglicht, in der ja so triviale Verfahen wie Gesetze und Abstimmungen für die Rechte ihrer Bürger sorgen sollen. Selbstdefinitionen erscheinen mir da nur innerhalb von mehrheitlich akzeptieren Grenzen sinnvoll.

  • Ahja. Wer den Gender-Gedanken kritisiert, trägt jetzt also schon zur Verbreitung recht(sradikal)en Gedankenguts bei und bereitet den Rassismus vor.



     

     

    Kommentar bearbeitet. Bitte beachten Sie die Netiquette.

  • Butler, Penny & Co. verfolgen weder einen wissenschaftlich fundierten Ansatz, noch bieten sie Konstruktive Ansätze zu einem effektiven Feminismus bzw. Queerfeminismus.

     

    Was wir hier seit 20 Jahren vernehmen, sind vorzugsweise Nebelgranaten als flankierende Maßnahme der neoliberalen Transformation.

    • @Khaled Chaabouté:

      Richtig. Identitätspolitik ist keine Politik, sondern ein Werkzeug um die Menschen über Befindlichkeitsgekasper und Kulturalismus von ernsthafter Politik abzuhalten. Vielleicht konnte man in den optimistischen 90er Jahren noch eine emanzipative Perspektive drin erkennen, aber mittlerweile ist es nur noch eine neoliberale Nebelkerze.

  • Und er wird auch nie verschwinden. So wie Frauen Erwartungen an Männer haben, so gilt dies umgekehrt. Kommt klar damit!

  • Das soziale Geschlecht soll ein Konstrukt sein, seit etwa 20 Jahren in der linken mit größtmöglicher Vehemenz durchgesetzt und es werden alle mit erschreckender Intoleranz verfolgt, die diesem soziologischen Konstrukt nicht mit der gleichen Vehemenz folgen wollen. Ich halte das für unrichtig, aber wahrscheinlich schaffe ich es nur nicht, aus meinem sozialen geschlechterkonstrukt auszusteigen.... Ähnlich frustrierend wie die Redundanz von Freud.

    • @siri nihil:

      Was im allgemeinen als 'männlich' und 'weiblich' attributiert wird, muss sich ja nicht zwangsläufig in einem im biologischen Sinne in einem Mann oder einer Frau wiederfinden.

      Das eine ist das eine und das andere eben... das andere. Die Vorstellung, dass das eine untrennbar etwas mit dem anderen zu tun haben muss, ist eben auch nur ein Irrglaube...

       

      Falls mir jemand nicht folgen kann... Macht auch nichts.

      :D

  • Butler leugnet nicht die Materialität von Geschlechtlichkeit, sondern weist darauf hin, dass ihre Bedeutung, Funktion, Gewichtung, Einordnung und Abgrenzung sozial konstruiert sind. Das ist völlig korrekt. Die Natur liefert unterschiedliche Körper mit unterschiedlichem äußeren und genetischen Aufbau, alles andere ist das, was Menschen daraus machen.

    Rein theoretisch könnte auch die Augenfarbe oder die Form der Fingernägel die soziale Bedeutung innehaben, die in der Realität das Geschlecht hat. Und das Geschlecht könnte ähnlich unbedeutend sein, wie in der Realität die Fingernägel. Fortpflanzung könnte dann ebenso beiläufig abgehandelt werden, wie bei uns die Pflege der Fingernägel (oder etwas, das ein bißchen mehr Genuss verschafft, fällt mir gerade nix passendes ein).

     

    Theoretisch eben. Praktisch steht dem natürlich die biologische Notwendigkeit der Reproduktion entgegen, der Fortpflanzungstrieb und vieles mehr. Und deshalb hat das Geschlecht die hohe Bedeutung, die es hat, und ist vmtl. in allen Gesellschaften der Welt das grundlegendste soziale Differenzierungsmerkmal.

     

    Die Hybris und Einfältigkeit vieler unkritischer Gefolgsleute Butlers besteht nach meiner Wahrnehmung darin, zu glauben, wenn etwas sozial konstruiert ist, könnten sie es doch einfach wieder wegdekonstruieren. In völliger Ignoranz des von Butler selbst postulierten „stahlharten Konstrukts der Identität“. Ist schon bemerkenswert, wie weit sich solche Vorstellungen verbreiten konnten.

    • @Ruhig Blut:

      …sorry, ich habe keine Ahnung, ob das „stahlharte Konstrukt“ von Butler selbst oder der Autorin stammt. Klingt etwas nach Max Webers „stahlhartem Gehäuse“ des Kapitalismus. Aber es trifft die Sache perfekt.

  • Eigentlich sind wir alle X? Zustimmung!

    .

    Zugestanden, die Unterschiede XX&XY, & deren Erklärung stehen auf sehr schwachen Füße.

    (Ich erspare mit jetzt weite philosophische Erklärungen dazu&schließe mich der Autorin einfach an),

    .

    Auch die Frage Penis/Dildo ist mir, wenn ich ehrlich bin, ähnlich der Autorin, ziemlich egal, aber....

    .

    ... ganz un-philosophisch, pragmatisch gefragt:

    Wie kriegen wir diese archaischen, unerklärlichen, längst nicht mehr gesellschaftlich zu begründenden Fortpflanzungsrituale unserer Spezies, "Zeugung & Geburt" einigermaßen fair & ausgeglichen, genderneutral & ohne Diskriminierung eines/r der/die/das Beteiligten, geregelt?

    .

    Auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kann man(n)/ FRAU/ es sich wohl letztlich einigen. Da ist mMn. die Frage nicht mehr ob, sondern nur noch wann.

    .

    Der Eingangs angesprochene Problemfall wird aber komplexer. Da werden wir wohl noch Jahrhunderttausende evolutionäre Entwicklung brauchen, bis wir zur "geschlechtslosen, besser geschlechtsneutralen" (wenn es Geschlecht im biologischen Sinn überhaupt gibt) Vermehrung fähig sein werden. Wir sind halt biologisch (sorry für diesen Ausreißer) immer noch sehr nahe "am TIER"!

    Da hat körperliche mit geistiger Entwicklung nicht schritthalten können.

    .

    Und vermehren, besser reproduzieren müssen wir uns, da unsere Zeit auch als X (ganz sollten wir die Biologen nicht verdammen) auf max. 100-150 Jahre angelegt ist!

    .

    Nachdenklich Sikasuu

    .

    Ps. Das letzte mal, das so was wie o.a., als Einzelfall, wie auch immer passiert sein soll, hat uns 2.000 Jahre lang viel Kummer, Leid&Ärger gebracht, allen,hauptsächlich den XX Trägern/Innen!

    Ob wir es diesmal schaffen, ohne aus einer archaischen in eine anarchische Gesellschaft zu mutieren, oder gar als Spezies aus zu sterben?

  • "... Die angebliche Verletzbarkeit der Frauen, das ist doch nur ein Konstrukt ..."

     

    Ich sehe nicht wie das feministisch sein soll. Jemandem unrealistische Erwartungen einzureden führt zwangsläufig zu Ernüchterung und Entmutigung.

    Es es absolut unstrittig das Frauen im durchschnitt körperlich deutlich weniger leistungsfähig sind als Männer. Das ist genausowenig ein Konstrukt wie die Erdanziehungskraft.

    Die Frauenweltmeister im Fußball wurden vor kurzen (wieder mal) von einer männlichen U15 Mannschaft abgezogen. (https://www.sport1.de/fussball/frauen-mehr/2017/07/frauenfussball-weltmeister-usa-unterliegt-einer-u15-auswahl-aus-dallas) Bestimmt hat nur jemand vergessen den Damen vorm Spiel zu sagen das sie genau so gut sind wie die Knaben!

     

    "... weil mit dem heteronormativen Modell Jahrhunderte lang die Unterordnung der Frau einhergeht ..."

     

    Auch das ist kein Modell. Es hat sich kein bösartiger Mensch hingesetzt und ein Modell entwickelt nach dem Heterosexualität die Norm ist. Jeder Mensch der sein Umfeld unvoreingenommen beobachtet wird, auch ohne das es jemand in Worte fasst, zu der Erkenntnis gelangen das sexuelle Beziehungen zwischen Männern und Frauen die Norm sind. Das ist keine Frage der Meinung, dass ist schlichtweg faktisch korrekt.

     

    Es ist auch nicht so das Frauen böswillig untergeordnet wurden. Es ist vielmehr so das es vor 300 Jahren einfach nicht die technischen Möglichkeiten gab für Frauen die gleichen Bedingungen zu schaffen, wie für Männer. Das war keine Unterdrückung, dass war einfach die logische Konsequenz der Lebensumstände! Deshalb gab es vor 1850 auch keine relevante Frauenbewegung. Erst mit der Industrialisierung gab es für Frauen überhaupt eine Aussicht auf Gleichberechtigung. Wirklich möglich geworden ist Gleichberechtigung dann mit der Erfindung der Pille durch Carl Djerassi. Der hat sicher vergessen seinen Kumpel im Patriarchat um Erlaubnis zu bitten, bevor er veröffentlicht hat! Anders ist das nicht zu erklären!!!!

    • @Januß:

      So ist es! Woher rührt die Schwäche der Frau. Dass die körperliche, weibliche Schwäche in den Vordergrund rückte, war eine Folge der existenziellen Abhängigkeit auch bzgl der existenziellen Absicherung Kinder. Ich glaube nicht, dass der Mann eine Machtmachine ipsa natura ist, sondern die Last der Verantwortung ihn zu dieser Folge der Gewaltanwendung und anderen Übergrifflichkeiten verführte. Gewalt gegen Frauen als Ventil des existenziellen Drucks- Der Mann als Geißel des weiblichen Anspruchs auf Versorgtheit. Der Anspruch ist berechtigt, doch sollte der an die Gemeinschaft gleichermaßen gerichtet sein. Das Patriarchat ist also eine Folge des Zurückwerfens des existenziellen Absicherung der Familie allein auf sich selbst, mit allen bekannten Folgen.

    • @Januß:

      Heterosexualität ist Grundlage und Folge unseres Seins als biologische Art. So weit, so richtig. Allerdings, die Frage der Bösartigkeit mal beiseite gelassen, propagieren die in ihrer Tiefenwirkung einflussreichsten Narrative der Menschheit, religiöse Schriften diverser Provenienz, eher die Unterordnung der Frau als ihre Gleichheit. Das ist bis heute, verschieden ausgeprägt nach Herkunft und damit Sozialisation der Individuen, ein Problem.

      • @KruegerParc:

        »Heterosexualität ist Grundlage und Folge unseres Seins als biologische Art.«

         

        Aha.

        Gibt’s da einen tragfähigen Beleg oder kann ich ein »Bisexualität ist Grundlage und Folge unseres Seins als biologische Art.« daneben stellen (ohne dass das Forum explodiert...)

        • @Sebas.tian:

          Das Heterosexualität die Grundlage unseres Seins ist ist selbsterklärend. Entsprechend ist es aus evolutionärer Sicht sinnvoll das die überwältigende Mehrheit der Menschen heterosexuell ist. Spiegelt sich auch so in der Forschung wieder. (//journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0189607)

    • @Januß:

      Genau das zeigt die Notwendigkeit radikaler Kritik. Zunächst wird jeder zugestehen, dass zur Unterdrückung nicht unbedingt ein böser Wille gehört, sondern lediglich eine zementierte Norm, die sich einfach mit der Zeit entwickelt und als entwickelte nicht wahrgenommen wird. Besonders gut klappt das, wenn man zugleich daran glaubt, es seien nu wirklich äußere Umstände, die - leider leider und einfach wegen ihrer Naturgesetzlichkeit - nicht zulassen, dass die eine Hälfte der Menschheit gleichwertig mit der anderen gesehen wird.

      Allerdings sind wir da alle in guter Gesellschaft. Kaum ein Mensch begreift, wie viel schlicht kulturell konstruiert ist.

      Auch geht es nicht um Durchschnittswerte, sondern darum, zu versuchen, dem einzelnen eben nicht als Exemplar einer Masse zu begegnen, sondern als je einzelnem Menschen. Übrigens sind Menschen, die viel im Büro arbeiten, im Durchschnitt deutlich schwächer als HandwerkerInnen. Das liegt tatsächlich daran, dass sie - zwangsläufig - total unterschiedlich leben. Man erkennt diesen Unterschied aber nicht an Geschlechtsmerkmalen.

      Aber auch angesichts der Tatsache, dass es durchschnittliche Unterschiede gibt (banal), geht es Frau Butler u. a. um Zuschreibungen aufgrund von Statistiken und Gewohnheiten im Unterschied zum jeweils individuellen Menschen, dessen Freiheiten faktisch durch diese Zuschreibungen beschnitten werden. Übrigens auch Freiheiten der Männer. Sie leugnet ja auch nicht, dass Frauen Kinder kriegen können, Männer aber nicht.

      Wenn du so argumentierst wie in deinem Post, hast du dir schon genau das zurecht gelegt, was du erst noch beweisen möchtest.

      • @Karl Kraus:

        "... wird jeder zugestehen, dass zur Unterdrückung nicht unbedingt ein böser Wille gehört ..."

         

        Nun das ist eines meiner Probleme mit dem gegenwärtigen Feminismus. Es wird an allen Ecken und Enden Böswilligkeit unterstellt und wütend gekeilt. Wenn keine Böswilligkeit dazu gehört ist der Begriff der Unterdrückung kein geeigneter, da er zumindest aktives und bewusstes Handeln impliziert.

        Diese Doppeldeutigkeit trifft auf eine ganze Reihe anderer Begriffe, wie zum Beispiel die Norm, ebenfalls zu und ich habe den ganz starken Verdacht das diese Doppeldeutigkeit nicht ganz unabsichtlich entstanden ist.

         

        "... nicht zulassen, dass die eine Hälfte der Menschheit gleichwertig mit der anderen gesehen wird. "

         

        Männer und Frauen sind nicht gleich, deshalb kann es auch keine Gleichwertigkeit in allen Bereichen geben. Darum geht es meines Erachtens aber auch garnicht, es geht um gleiche Bedingungen trotz bestehender Unterschiede. Diese Ungleichheit existiert, wie Sie ja später auch erwähnen, in beide Richtungen! Von einer fehlenden Gleichwertigkeit nur in eine Richtung zu sprechen ist also nicht schlüssig, sie besteht in beide Richtungen. Die Interaktion zwischen Männern und Frauen ist keine Einbahnstraße und Frauen sind für die gegenwärtigen Umstände im gleichen Maße verantwortlich wie Männer!

         

        "... sondern darum, zu versuchen, dem einzelnen eben nicht als Exemplar einer Masse zu begegnen ..."

         

        Da bin ich ganz bei Ihnen, vom Individualismus müssen Sie mich nicht mehr überzeugen. Doch wer Identitätspolitik betreibt (und nichts anderes ist moderner Feminismus) der ist auch automatisch Gruppendenker. Beides lässt sich nicht miteinander vereinbaren. Entweder Sonderrechte für Gruppe x oder Individualismus. Beides geht nicht.

        Ich trete nicht dafür ein Frauen als "die Schwächeren" zu brandmarken, mir geht es darum zu zeigen das Zwecklügen kein "Empowerment" sind.

        • @Januß:

          Zwei Dinge fallen mir auf: Beim Ihrem Schluss von gleich zu gleichwertig rumpelt es gewaltig: Auch was ungleich ist, kann sehr wohl gleichwertig sein. Und zweitens: Ja, Identitätspolitik ist Gruppendenken. Aber ist Individualismus auch automatisch ein Zurückgeworfen sein auf das eigene Ich? Ich denke: Eben nicht! Wir können auch ohne Gruppenzuschreibung Verhaltensmuster bekämpfen oder fördern, wir müssen uns dafür nur der einfachen Zuweisungen enthalten, die genau die individuellen Verletzungen verursacht, die eine faire Auseinandersetzung regelmäßig scheitern lässt.

    • @Januß:

      Das Wesen der normativität ist ja nicht die banale Erkenntnis, dass salopp gesagt ca. 80 Prozent der Menschen glauben, heterosexuell zu sein, sondern zu glauben, das sei eine 'norm', damit normal und damit die 'anderen' 'unnormal'.

      Die fehlschlüsse haben Problempotential, nicht die empirischen Erkenntnisse...

  • Eben mal eine Philosophin hervorkramen, die am besten zu einer Interessengruppe paßt, welche einen einstelligen Prozentanteil der Bevölkerung ausmacht, aber dafür ein Geschrei, das gefühlt den 90-Prozent-Anteil überschreitet, macht keinen Sinn, sondern jede Menge Unsinn.

     

    In der Hauptsache haben wir es doch gegenwärtig mit einem Ismus zu tun, der über den Weg einer möglichst sofort erfolgenden Sprachverhunzung dem Rest des Volkes eine Identitätsverwirrung aufzwingen will, um damit die Defizite eines Ismus zu kompensieren, der nicht damit klar kommt, daß Sprachen und ihre Änderungen nur sehr langsam auf natürliche Weise heranwachsen.

  • Butler ist letztlich eine Philosophin und als solche ist es ihr Job komplexe Gedankengebäude zu errichten. Von pragmatischem Aktivismus oder der tragischen Komplexität der Realität hat sie, gemessen an ihren Positionen zum Israel-Palästina Konflikt, wenig Interesse oder Ahnung. Eine typische Bewohnerin der akademischen Berkeley-Blase halt. Und leider, leider werden Gender Studies inzwischen von Vulgr-Kritkerinnen wie auch Verteidigern zu einer Art Butlerismus reduziert, was zu selten unfruchtbaren Debatten führt.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @hessebub:

      M.E. ist es Blasendenken, wenn man das, was Butler über Israel und Palästina schreibt oder sagt, als unpragmatisch oder realtitätsfern hält. Und zwar heißt diese Blase "Deutschland".

    • @hessebub:

      Ich erinnere mich an die späten 1990er Jahre, als überall AIDS-Hilfen hervorragende Arbeit machen, als lesbisch-schwule Beratungsangebote und Strukturen entstanden. Da bekam ich ein Buch von Butler in die Hand und war geradezu erschüttert von der entschlossenen UNBRAUCHBARKEIT dieses Denken. Butlers Denken ist für niemanden brauchbar, der echte Lebensumstände von konkreten Frauen, Männern und denen dazwischen gestalten und verbessern will.

  • Jetzt bin ich gespannt auf das Geschrei im Forum... XD

    • 6G
      64662 (Profil gelöscht)
      @Karl Kraus:

      Geschrei? Habe ich hier noch nicht erlebt. Als ich mich kritisch zum Thema geäußert habe, ist mir allerdings eine Aufsichtsperson an die Buchstaben gegangen! ;)

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @Karl Kraus:

      ..soll heißen? Oder war's das schon an fundierter Meinungsäußerung?

    • @Karl Kraus:

      AAARGH

    • @Karl Kraus:

      Gornet erst ignori'rn!;))

      • @Lowandorder:

        Schreien, nicht nuscheln!

      • @Lowandorder:

        Dank!

  • Wer wissen möchte, welches Geschlecht "verletzungoffen" und welches "verletzungsmächtig" ist, der muss sich nur einmal §226a StGB und parallel dazu §1631d BGB ansehen. Einem ganzen Geschlecht wird vom Gesetzgeber gesagt, dass sein Körper und seine Sexualität disponibel und irrelevant ist und das es legal sein muss, eine schwere Körperverletzung ohne medizinische Gründe an ihnen zu verüben.

     

    Ja, auch Männer kämpfen was ihren Körper angeht um jeden Zentimeter. Und das wörtlich. Denn dieselben Rechte, über ihren Körper und die sexuelle Selbstbestimmung, die Frauen und Mädchen für sich wie selbstverständlich in Anspruch nehmen, haben Männer und Jungen noch lange nicht.

  • "Gebt ihnen kein einziges Gen!" ?

     

    Die Gene sind weitgehend dieselben bei Männern und Frauen. Nur die Geschlechtschromosomen unterscheiden sich.

     

    Funfact: Das Erbgut von Mensch und Schimpanse ist- je nach Analysemethode - zu 93,5 bis 99,4 Prozent identisch. Im Durchschnitt bleibt ein Unterschied zwischen Schimpanse und Mensch von 1,5 Prozent.

  • Blablabla!

  • Absolut traditionell männlich geschrieben...Glückwunsch...

     

    ...nein ...eher nicht ... Kopf-verkrampft

     

    -dabei gibt es ein paar kluge Gedanken ( wie wissenschaftlich- was immer das als Input sei- fundiert- mag der geneigte Leser...entscheiden : " Aus ein paar wackeligen Genunterschieden und nicht sehr konstanten Hirnaktivitäten leitet etwa die Hirnforscherin Louann Brizendine („Das weibliche Gehirn“, „Das männliche Gehirn“) ab, wie Frauen und Männer sich verhalten. Und merkwürdigerweise schließen sich diese beiden Verhaltensweisen immer gegenseitig aus. Und die eine zieht dabei immer den Kürzeren. Der eine setzt sich durch, die andere gibt nach. Der eine ist hart, die andere ist weich, der eine ist rational, die andere emotional, der eine aggressiv, die andere passiv. So soll Natur funktionieren, dieses Wunder an sich ständig ändernder Varietät?"

     

    Und dann doch wieder ... der DILDO muss es sein als AKT der Befreiung...meinetwegen ...

     

    aber ist der nicht dem Penis ÄHNLICH ???!!!