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FDPlerin über Lindners sexistischen Witz„Einfach rausgerutscht“

Christian Lindner hat einen sexistischen Witz gemacht. FDP-Politikerin Maren Jasper-Winter fand das nicht lustig – glaubt aber an ein Versehen.

Linda Teuteberg und Christian Lindner beim 70. Parteitag der FDP im April 2019 in Berlin Foto: Annegrte Hilse/SVEN SIMON/imago
Jasmin Kalarickal
Interview von Jasmin Kalarickal

taz: Frau Jasper-Winter, FDP-Chef Christian Lindner hat beim Parteitag am Samstag einen sexistischen „Witz“ über die scheidende Generalsekretärin Linda Teuteberg gemacht. Er hat gesagt: „Ich denke gerne daran, Linda, dass wir in den vergangenen 15 Monaten ungefähr 300 Mal, ich hab' mal so grob überschlagen, ungefähr 300 Mal den Tag zusammen begonnen haben.“ Dann hat das Publikum gelacht und er hat klargestellt: „Ich spreche über unser tägliches, morgendliches Telefonat zur politischen Lage. Nicht was ihr jetzt denkt.“ Konnten Sie darüber lachen?

Maren Jasper-Winter: Nein. Auch viele andere im Übrigen nicht. Es wurde ja berichtet, dass es Lachen darüber gab. Ich habe das als sehr vereinzeltes Lachen wahrgenommen. Die Mehrheit der Leute, die um mich herum saßen, waren befremdet.

Mittlerweile hat sich Lindner entschuldigt und behauptet, dass das spontan entstanden sei und missverständlich war. Aber es kursiert gerade ein Video, das zeigt, wie Lindner 2017 einen ähnlichen „Witz“ über Claudia Roth gemacht hat. Kratzt das nicht an seiner politischen Glaubwürdigkeit?

Sprüche dieser Art gibt es zu Tausenden. Das ist nicht in Ordnung. Aber ich glaube Christian Lindner, dass die Entschuldigung ernst gemeint ist. Ich glaube ihm, dass ihm das in der angespannten Situation so rausgerutscht ist.

Das Verhältnis zwischen Lindner und Teuteberg war vor dem Parteitag schon sehr belastet. Am Samstag wurde sie offiziell durch Volker Wissing ersetzt. Und ausgerechnet bei seinen Abschiedsworten leistet er sich so einen Fauxpas? Er wird sich doch Gedanken gemacht haben.

Das denke ich auch: Er wird sich über seine Abschiedsworte sehr genau Gedanken gemacht haben, weil das Verhältnis zwischen den beiden wahrscheinlich kompliziert ist. Aber dieser Nachsatz „Nicht das, was sie jetzt denken“, dieser Satz hat das ja erst in eine falsche Richtung gewendet. Und der kam erkennbar spontan.

Er hat diesen „Witz“ ja schon mal mit Claudia Roth gemacht. Er hat gesagt: „Ich bin heute Morgen wach geworden mit Claudia Roth.“ Dann hat er genauso wie beim Parteitag eine Pause eingeplant, auf das Lachen gewartet und dann gesagt: „Entschuldigung Sie, ich habe gesagt ‚mit‘, nicht ‚neben‘.“ Man kann das nicht als Spontanität verkaufen.

Vielleicht ist ihm das gerade deswegen, weil er den Witz schon mal so gemacht hat, einfach rausgerutscht. Er war in einer unangenehmen Situation, vielleicht war das einfach ein Zeichen der Unsicherheit. Ich glaube ihm, dass er das ernsthaft bedauert.

Bild: FDP
Im Interview: Maren Jasper-Winter

ist frauenpolitische Sprecherin des Berliner Abgeordnetenhauses

Sind Vorkommnisse wie Lindners „Witz“ nicht ein Grund, warum die FDP bei Frauen so schlecht ankommt?

Der Spruch geht nicht, aber er steht nicht symptomatisch für den Zustand der Partei und wie sie dasteht in der Partizipation von Frauen. Wir sind in den vergangenen Jahren viel weiter vorangekommen als man durch diesen Spruch sieht. Unsere Programmatik auf dem Parteitag wurde maßgeblich von den Frauen nach vorne gebracht. Der Antrag auf die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre war die Vorarbeit der Jungen Liberalen unter Ria Schröder. Es gab einen außenpolitischen Dringlichkeitsantrag von Gyde Jensen. Zum Thema Gründerinnen haben die Liberalen Frauen sehr viele Änderungen eingebracht, wo die Partei auch mitgegangen ist. Frauen haben sich auf dem Parteitag zu Wort gemeldet. Und die Reaktion auf den Spruch war sehr verhalten.

Die ganze Geschichte erinnert sehr an die Sprüche und das Gebaren des früheren FDP-Bundestagsfraktionschefs Rainer Brüderle, der 2012 zur Journalistin Laura Himmelreich unter anderem gesagt haben soll: „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen.“ Lindner richtet sich offenbar an ein Publikum, das Altherrenwitze goutiert.

Brüderle und Lindner kann man nicht vergleichen, diese Situationen kann man nicht vergleichen. Und das Publikum ist kein Altherrenpublikum. Ich bin seit 20 Jahren in der Partei, die Delegierten haben sich verändert. Das ist ein Spruch aus vergangenen Zeiten, der keinen Widerhall findet in der Partei. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Warum sind die Situationen nicht vergleichbar?

Das ist beides nicht zu entschuldigen. Aber Rainer Brüderle hat ja offenkundig eine körperliche Anspielung gemacht. Das ist viel weitergehender.

Wäre es nicht Zeit für einen Wechsel an der Spitze der FDP?

Wegen eines Spruchs? Das halte ich für völlig überzogen. Wenn, dann muss sich die Partei von innen heraus reformieren. Wir haben ja ein neues Netzwerk gegründet, um Frauen in der Partei weiter nach vorne zu bringen, in der Spitze, aber auch in der Fläche, in den Ländern und in den Kommunen. Christian Lindner begrüßt diese Initiative. Und wir Frauen in der FDP wollen uns nichts geben lassen, sondern wir wollen es uns nehmen. Diesen Weg werden wir weiter gehen.

Aber worüber jemand Witze macht, erzählt doch etwas über eine Person. Es geht ja auch ums Image. Will man mit diesem Chef in einen schwierigen Wahlkampf ziehen?

Für das Image war das nicht gut, darin sind sich alle einig. Wir hatten vergangenes Jahr einen Parteitag zum liberalen Feminismus. Lindner hat uns immer unterstützt. Er hat sich jetzt nicht wegen einem Spruch disqualifiziert. Lindner wird sich auch darüber ärgern. Bis auf den Spruch hat er auch eine gute Rede gehalten. Ich war da als FDP-Frau sehr zufrieden.

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23 Kommentare

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  • In fortschrittlichen, dem linken Spektrum hinneigenden Parteien kann Sexismus viel wirkungsvoller bekämpft und entlarvt werden, weil diese Parteien ihre Reden besser analysieren und einen wirklichen gleichberechtigten Sprachgebrauch der Geschlechter bemühen. Was will jemand anderes erwarten von dieser Unternehmerpartei, für die Geld und Erfolg gleichbedeutend sind mit einer auf übertriebenem Selbstwertgefühl beruhende Grundhaltung von Männern, die bewirkt, dass Frauen geringer geachtet werden, gesellschaftliche Nachteile erleiden. Das Gleiche vom reaktionären Bourgeois Merz. Solche Politiker braucht kein Mensch. Ganz zu schweigen davon, was Linda Teuteberg an Mobbing in ihrer liberalen Partei widerfährt, ist ein ganz verhängnisvolles Beispiel für unsere Gesellschaft. Eine Schande. Menschlich ein Armutszeugnis. Wer diese Parteien wählt, ist selber Schuld.

  • 0G
    04105 (Profil gelöscht)

    Was genau ist bitte "sexistisch"? Und wo genau ist der Sexismus? Dass CL eine Art Affäre mit seiner Generalsekretärin haben gehabt etc. könnte wollte oder so? Der Versprecher?



    Was ich aber erkennen kann, ist die Todsünde eines Witzes: Schlecht zu sein.

    • @04105 (Profil gelöscht):

      Treffer versenkt!

  • Ich fand's lustig.

    Witze sind ein Mittel der Triebabfuhr, fand Freud, und dass der Lustgewinn „auf einer kurzzeitigen Lockerung von Verdrängungen“ beruht.

  • Was einem „so rausrutscht“,muss ja zum privaten Sprachgebrauch gehören.



    Dinge,die ich nicht auch regelmässig sage,haben sich nicht derart in meinem Hirn verfestigt,dass sie sich spontan manifestieren.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Erst Rausschmiss und nun das.



    Ich hätte ihm den Aktenordner vor die Füße geworfen!

  • Meine Güte, der peinliche Lindner von der peinlichen FDP macht nen peinlichen Witz. Habt ihr das mitbekommen? War das nicht schlimm? Hier, ich erzähl euchs nochmal. Klimawandel, Moria, rechte Netzwerke und jetzt noch Lindners Witze. Was für eine schlimme Welt....

  • Selbst sehr alten Herren wächst dabei ein langer Bart. Gelacht wurde nur über die "Doofheit" von Lindner. Es gibt auch sexistische Witze, über die frau lachen kann. Wir sollten ihm ein Witzbuch kaufen.

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Immer wieder gruselig wenn solche Sexisten ,von Frauen verteidigt werden.

  • Naja so wird eben auch bei der taz Wahlkampf geführt. Grüne versus FDP.



    Die Parteien bekommen ihre Prozente jedoch sehr stabil und sehr lange schon völlig egal davon was die Protagonisten alles so sagen. Das ist wie bei Trump-Wählern egal.



    Das ist eben eine Kommunikation über die Anderen an die eigenen Leute.

  • Lindner ist ein Altherrenwitz im Jugendwahn.

  • Genau, einem aalglatten Politprofi wie Lindner rutscht sowas raus. Voll und ganz unglaubwürdig.

  • „Einfach rausgerutscht“?



    Na ja. Ein Rhetoriker wie Lindner wird von "Gefühlen" übermannt?



    .



    Ziemlich billig aber das lass ich mal so stehen.



    .



    Ich meinereiner bin froh, das ich nicht "Den Tag mit so einem Typen beginnen muss!"



    Bin ja offen nach allen Seiten, aber doch kein Massochist!



    Gr Sikasuu



    Ps. Auch der mein Nachtschlaf usw würde um Klassen besser(privat vor Chemie/Allohol), wenn die F.D.P. M/L (mal rechts mal links) bei der nächsten Wahl zur 2-3 % Partei mutieren würde. Wäre nicht nur für die Sprach-, sondern auch für die politische Hygiene sinnvoll

  • Herr Linder ist eine eher graue Person, der es völlig an Charisma mangelt. Humor zeigt er schon gar nicht. Ich habe ihn noch nie etwas mitreißendes sagen hören. Mir ist es ein Rätsel wieso er auf dem Posten sitzt und kein FDP-Mitglied zu merken scheint wie er die Partei konsequent i die Bedeutungslosigkeit führt.

  • Da hat die taz aber einen ..WUMMS, aufgedeckt.

    • @Pace#:

      Einen "Doppel Wumms" bitte schön! ;-)

  • Wahrscheinlich schafft es dieser monströs-banale Vorfall noch zum Promotionsthema.



    Wehner und Strauss wären heute nach drei Ragen weg vom Fenster!

  • Ja wie? - sexistisch? Dat wüßt ich ever.

    Also - daß sage ich ähnlich oft pro anno - zu meinem Konterfei im Badspiegel ooch & das sieht meist nich so jut aus!😎

    kurz - Andere Probleme kriegt de “alte Blödmann“ aus dem Bergischen zu Wermelskirchner. Unser aller & der



    taz-EdelfederlezuPU - der Superperformer von Superhyperpipers Gnaden - inne FDP nich? Manoman.



    & dann



    Son Aufstand im gelben Pipi-Glas.



    Geht’s noch. Da fliegen je glatt die Zöpfe & die drei schwarzen Punkte der



    FDP-Jungtürken - als da besonders waren: HochaufdemgelbenWagen Scheel - Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes-Träger Brillantine-Erich Mende zu IOS-Bernie im Kornfeld - den Delegierten um dieselben.



    Paschd scho.

    unterm——-

    “ Nach seinem Rücktritt als Minister war er seit 1967 als Deutschland-Manager für die „IOS – Investors Overseas Services“ mit dem amerikanischen Finanzunternehmer Bernard Cornfeld bis zu deren Insolvenz 1971 tätig. 1970 wechselte er als Wirtschaftsjurist zum Finanzvertrieb Bonnfinanz.“



    & Däh!



    “ Investors Overseas Services Limited, kurz IOS, war ein bedeutender Offshore-Finanzkonzern in den 1960er-Jahren, der mit Aktienfonds, Immobilien und Versicherungen handelte und um 1970 in weltweit aufsehenerregender Weise in Insolvenz ging.“



    de.wikipedia.org/w..._Overseas_Services



    & Däh!



    “ Cornfeld nannte sein Schneeballsystem „Peoples Capitalism“ (Volkskapitalismus).

    In den nächsten zehn Jahren wuchsen die IOS und verwalteten etwa 2,5 Milliarden US-Dollar. Durch ein undurchsichtiges Geflecht von weiteren Fonds, in die insbesondere der „Fund of Funds“ investierte, verschwand ein erheblicher Teil des Anlagevermögens. Es gelang Cornfeld auch, Prominente für die Unterstützung seiner „Geschäftsidee“ zu gewinnen. In Deutschland spielte dabei der FDP-Politiker Erich Mende eine unrühmliche Rolle.“



    de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Cornfeld

    kurz - Könnte jetzt einen sexistischen Witz zulasten dieser Splitterpartei machen.



    Nö. Frauman muß auch jönne könne - 🤣 -

  • "Völlig überzogen" trifft es ziemlich gut, was die Reaktion und öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Satz betrifft,

  • Die Leser der TAZ werden wohl keine Zielgruppe der FDP sein (vielleicht irre ich mich ja).



    Ich persönlich fand seine ganzen warmen Worte, in denen öfter eine sauer dreinblickende Frau Teuteberg eingeblendet wurde, ziemlich peinlich.Selbst ohne den "Witz". Aber auch ich bin nicht unbedingt die Zielgruppe. Grundsätzlich vielleicht aber bei der Partei wie sie jetzt ist definitiv nicht.



    Aber es gibt ja Menschen, die die FDP wählen und relevant ist ausschließlich wie die das fanden.



    Nur mal so zur Einordnung.

  • Wir wollen uns nichts geben lassen, wir wollen sogar, dass es keine Konsequenzen hat wenn uns unsere Würde genommen wird. Das klappt auch schon ganz gut. Total nachvollziehbar. Viel Glück!

    • @Lurkus:

      Von so einem Hampelmann kann Frau i Grunde gar nicht beleidigt werden. Aber der typ gehört weg!

      • @Monika Frommel :

        Im Patriarchat geht das leider schon. Das schert sich nicht darum ob Männer Trottel sind, das gibt ihnen trotzdem Macht.