FC Bayern wirbt nicht mehr für Katar: Eine Bilderbruchlandung
Der FC Bayern München beendet die Partnerschaft mit seinem Ärmelsponsor aus Katar. Das hat mit den Fans zu tun. Ein Haltung zeigt der Klub aber nicht.
B lumiger kann man dem Publikum das überraschende Ende einer Partnerschaft kaum verkaufen. Von vertrauensvollem Austausch, Freundschaft und fruchtbarer Zusammenarbeit war in der gemeinsamen Erklärung des FC Bayern München und Qatar Airways die Rede.
In all dem Gesäusel vermisste man jedoch zumindest einen kleinen Hinweis, weshalb die staatliche Fluggesellschaft von Katar nicht mehr die Ärmel der Münchner Fußballprofis schmücken soll und warum die Sponsorenpartnerschaft nicht verlängert wurde?
Alle Anzeichen hatten darauf hingedeutet, dass der Verein keine Rücksicht auf seine aktive Fanszene nehmen wollte. Von Anfang an, seit 2018 also, haben diese im Stadion und auf Jahreshauptversammlungen lautstark angeprangert, dass das menschenrechtsverachtende Emirat mit diesem Deal nur sein Image auf Kosten des Klubs reinwaschen wollte. An die zahlreichen auf Baustellen verstorbenen Arbeitsmigranten sowie die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen wurde erinnert.
Von derlei Skrupeln wollte die Klubführung bis zuletzt nichts wissen und versuchte noch vergangenen Sommer mit Hilfe des ehemaligen Außenministers und Katar-Lobbyisten Sigmar Gabriel in einer Gesprächsrunde mit Fanvertretern die Wogen zu glätten. Michael Ott, deren prominentester Fanaktivist in dieser Angelegenheit, stellte resigniert fest, die Verlängerung des Vertrags sei wohl schon beschlossene Sache.
Wankender Verein
Die Kehrtwende beim FC Bayern soll nun offenbar bloß nicht dem Fanprotest gutgeschrieben werden. Nicht dass am Ende noch jemand glaubt, der Verein würde künftig sein finanzielles Gewinnstreben durch Menschenrechtsstandards beschränken.
Das Ende der Partnerschaft mit Qatar Airways darf in der Tat nicht als ein grundsätzlicher Richtungswechsel des FC Bayern missverstanden werden. Als Erfolg darf sich die aktive Anhängerschaft des FC Bayern die Beendigung dieser unseligen Kooperation dennoch auch auf ihre Fahnen schreiben. Der Verein ist in den letzten Monaten durch Fehler seiner Profis und seines Führungspersonals derart ins Wanken geraten, dass nun noch weitere Gleichgewichtsstörungen, wie etwa im Verhältnis zu den eigenen Fans, höchst ungelegen kämen. Stünde der Verein stabiler da, wäre vielleicht die Entscheidung anders ausgefallen.
Nötig wäre beim FC Bayern eine grundsätzliche Aufarbeitung der Katar-Partnerschaft und eine Debatte darüber, mit wem man unter welchen Bedingungen Geschäfte machen möchte. Offen ist, ob der FC Bayern weiterhin seine Wintertrainingslager in Katar beziehen wird. Karl-Heinz Rummenigge erzählte einst vor solch einem Winterausflug nach Doha, Außenminister Sigmar Gabriel habe ihm bestätigt, die Situation der Arbeiter in Katar habe sich durch den Fußball verbessert.
Wenn der FC Bayern mit seinen Deals eigentlich die Menschenrechtslage auf dieser Welt verbessert, müsste sich der Verein nach Beendigung der Zusammenarbeit mit Qatar Airways nun unterlassene Hilfestellung vorwerfen lassen. Auch derlei krude Analysen verdeutlichen, wie nötig eine Aufarbeitung vergangener Vereinspolitik für eine Neuausrichtung ist.
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