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Euro-Reform droht das AusDie nächste Klatsche für Macron

Der französische Staatschef hatte viele Pläne für die Eurozone. Ein geleakter Entwurf zeigt, dass er auch die nächste Reform nicht durchsetzen wird.

Was weiß sie, was er nicht weiß? Foto: dpa

Brüssel taz | Der Euro-Finanzminister ist schon von der Tagesordnung verschwunden, das Euro-Budget auf einen kleinen Finanztopf geschrumpft. Doch nun droht das endgültige Aus für die ehrgeizigen Reformpläne des französischen Staatschefs Emmanuel Macron. Ausgerechnet am Dienstag, wenn Macron vor dem Europaparlament in Straßburg für seine Ideen werben möchte, will die Unionsfraktion in Berlin auch noch den Europäischen Währungsfonds stoppen.

Dies geht aus Entwürfen hervor, die der grüne Europa-Abgeordnete Sven Giegold geleakt hat. CDU und CSU fordern demnach nicht nur ein Vetorecht des Bundestags für alle Entscheidungen des geplanten Währungsfonds. Sie lehnen auch die von Macron vorgeschlagene, vorbeugende Stabilisierungsfunktion bei Konjunkturkrisen ab. Zudem fordern sie, für den Währungsfonds den EU-Vertrag zu ändern – was die Reform praktisch unmöglich machen würde.

„Die Unionsfraktion will die Reform der Eurozone ausbremsen und damit Europas Zukunft vor die Wand fahren“, kritisiert Giegold. „Die proeuropäischen Worte im Koalitionsvertrag entpuppen sich als reine Lippenbekenntnisse.“ Tatsächlich ist vom „Aufbruch für Europa“ nicht mehr viel übrig. Beim EU-Gipfel Ende März hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die versprochenen deutsch-französischen Vorschläge abgesagt – angeblich aus Zeitmangel.

Nun kommt die nächste Klatsche für Macron, der am Donnerstag zu Gesprächen mit Merkel in Berlin erwartet wird. Der Franzose konnte bisher noch keinen einzigen Vorschlag zur Reform der Eurozone durchsetzen. Zuletzt hatten Merkel und ihr damaliger Interimsfinanzminister Peter Altmaier (CDU) den Abschluss der 2012 beschlossenen Bankenunion blockiert. Sie hatten sich damit nicht nur gegen Macron, sondern auch gegen die EU-Kommission gestellt.

Die proeuropäischen Worte im Koalitionsvertrag entpuppen sich als reine Lippenbekenntnisse.

Auch der jüngste Vorstoß von CDU/CSU richtet sich gegen die Brüsseler Behörde. „Ein Weisungsrecht der EU-Kommission muss ausgeschlossen werden“, so das Papier. Zudem sei es nicht hinnehmbar, dass die Kommission den Währungsfonds dem EU-Recht unterwerfen will – und das ohne Vertragsänderung. „Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Rechtsgrundlage (…) wird abgelehnt“, heißt es in der Vorlage.

Dies bringt nun sogar den deutschen EU-Kommissar Günther Oettinger in Rage. Das CDU-Mitglied hat den Kommissionsvorschlag mit verantwortet. Eigentlich wollte Oettinger damit eine Brücke zwischen Macron und Merkel bauen. Nun warnt er vor einem Scheitern. „Die Töne, die man aus der Unionsfraktion jetzt hört, sind nicht hinnehmbar“, sagte Oettinger der FAS. „Sie gefährden den ganzen Aufbruch für Europa.“

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28 Kommentare

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  • Frisch aus mailgetütet ~>

     

    "Baiser - oder der "Kuss der Schlange")

     

    So geht`s doch auch https://www.stuttmann-karikaturen.de/karikatur/6705

    (nicht voran.)

     

    Ach, ganz Europa sieht allhier

    "Napoleon" auf einem Stier.

    Und wie es manchmal ist bei Stieren,

    verweilt er noch auf allen Vieren

     

    Denn sichtlich ist des Tieres Stert

    von der Frau Kaa besetzt; die stört

    sich an des Reiters Ruf: "En marche!"

    und denkt sich still: "Leck mich am Arsch!"

     

    Vernehmbar ruft sie: "Allez hopp!"

    "In der EU bin nur ich topp!

    Wer das nicht glaubt, hat sich geirrt!"

    So wird der Macron neu Kaa-libiert."

     

    Ja - schonn!;) - wenn's nicht so -

    Muttilefzig traurig wär! Newahr.

  • Herr Gigold ist auch von allem möglichen kokolores zu begeistern, sofern es ihn nix kostet. Eine wahre Analyse der Vorschläge tut dagegen not.

    Aber das bedeutet ehrliche Kommunikation zu den DU Bürgern.

    Der Anfang sollte nicht mit Verteilung von Feldern gemacht werden, sondern gleichen sozialen Grundlagen für alle eu Bürgerinnen. Dazu gehört rente, Eintrittsalter., ALG, Mindestlohn.

    Danach kann weiter diskutiert werden sofern sncf Mitarbeiter schon mit 51 in Rente gehen dürfen wird dies nicht von den letten als gerecht empfinden. Es droht weiter spaltung

  • „Ein Weisungsrecht der EU-Kommission muss ausgeschlossen werden“ -- selbstverständlich, denn die Kommission ist nicht demokratisch legitimiert!

  • Die Frage wäre ja erstmal, ob Macron das nicht vorhergesehen hat.

    Ich schätze, seine einzige Aufgabe in Frankreich ist es, die sozialen Errungenschaften in Frankreich so zurecht schrumpfen zu lassen wie auch in Deutschland.

     

    Die EU will aus Europa eine Sozialwüste wie die USA machen und wenn die heutigen Jugendlichen erwachsen sind, soll es hier wie in China aussehen mit Wanderarbeitern und (noch deutlicheren) Hungerlöhnen.

    • @Age Krüger:

      "Die EU will aus Europa eine Sozialwüste wie die USA machen..."

       

      Die EU ist die Summe ihrer Mitglieder. ohne diese kann "die EU" garnichts machen. Die Politik "der EU" wird z.Z. von D bestimmt. Es ist an uns, da anzusetzen.

  • Mach Bonse!;)

     

    "Frau Kaa hat wieder Appettit.

    Wie sie um Macron jetzt ihre Schlingen zieht -

    Wir werden sehn, was da geschieht.

     

    Sie würgt ihn ein und frisst ihn auf,

    So ist ein Männer-Lebenslauf.

    Macron als Mowgli in Gefahr,

    Und nirgendwo ein Baghira."

     

    Nu. So endet sich - mailtütenfrisch!

    Dess Gedicht.

    • @Lowandorder:

      Ich glaube, ist es nicht Baghira sondern Shir Khan, der (unwissentlich) Mowgli vor Kaa rettet.

       

      Mein Tip an Macron:

      "Probier's mal mit Gemütlichkeit ..."

  • Angeblich bremst Deutschland aus? Worin sollen die Vorteile dieser Reformen liegen?

     

    Wir haben gute Regelungen zur EURO-Gruppe und zum EURO-Rettungsschirm. Der größte Vorteil liegt bisher darin, dass die EU-Kommission diesbezüglich nix zu melden hat.

     

    Gerne darf der EURO-Rettungsschirm zum Europäischen Währungsfonds umgebaut werden, jedoch gerade nur unter der Bedingung, dass die Kommission darauf keinen Zugriff erhält.

     

    Es haben ja noch nicht mal alle Mitglieder den EURO. Weshalb sollten beispielsweise Dänemark oder Polen mitbestimmen dürfen?

     

    Weder Herr Macron noch Herr Giegold werden insoweit klarer.

    • @DiMa:

      Es ist durchaus nichts in Butter. D benutzt den Euro, um den anderen Staaten seinen Willen aufzuzwingen. Um die EU langfristig zu retten, muss es eine Reform geben, die die deutsche Hegemonie beendet. Allerdings stimme ich mit Ihnen überein, dass Macrons Vorschläge dabei kaum weiter helfen. Helfen würde ein Ausbau der Demokratie. Aber das will kaum jemand.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Deutschland vertitt innerhalb der Einheitswährung lediglich eigene Interessen.

         

        Im Übrigen sind alle Entscheidungen innerhalb der EURO-Gruppe und des Rettungsfonds demokratisch durch die Beteiligung demokratisch legitimierter Regierungen.

         

        Wo liegt also der Vorteil der geplanten Änderungen?

        • @DiMa:

          Ja wie? Vorteil? Liegt doch auf der Hand -wa!

           

          Daß Mutti & wie Sie auch als überzeugter Gröfimazer (SchäubleVersion).

           

          Post Grexit&FlüchlingsRetourKutschenQuittung! (Küppi;)(

           

          Mal nicht nur die Registrierkasse im Blick haben. Gellewelle.

           

          Erster Schritt. Endlich mal.

           

          (Gern&Dannichfür!;)

  • Mann, dass ich mal Oettinger zustimmen muss! Die deutsche Machtpolitik schafft sich immer mehr Feinde in Europa - unabhängig davon, wie sinnvoll Macrons-Metapolitik ist. Überall wächst der Nationalismus auch wegen der deutschen Hegemonialpolitik - zur Lektüre sei da nur das Buch von Varoufakis empfohlen.

  • Die Einrichtung eines Währungsfonds auf Grundlage des Artikel 352 AEUV mag zwar juristisch möglich sein. Im Sinne derer, die das Geld dafür aufbringen sollen, ist es wohl kaum. Es ist ein Unding, dass BürgerInnen aus den Entscheidungen heraus gehalten werden sollen und die - für Wähungsentscheidungen nicht zuständige - Europ. Kommission eine solche Diskussion überhaupt erzwingen kann.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Naja einen besseren Dienst kann die Bundesregierung den Euroskeptikern in Frankreich nicht erweisen. Merkel und Co denken wohl, dass mit Macrons Wahlsieg die Gefahr, dass der Front National an die Regierung kommt, endgültig vorbei sei. Diese Kurzsichtigkeit kann verhängnisvolle Folgen bei den nächsten Parlamentswahlen haben. Denn österreichische Verhältnisse in Frankreich hätten für Eiropa eine fatale Auswirkung.

    Im innenpolitischen Bereich kommt auch immer mehr Wasser ins Boot,( Eisenbahnerstreik, umstrittene Hochschulreform, quasi Stopp des Programms zum graduierten Atomausstieg, verstärkte Einschränkungen der Bürgerrechte) Macron braucht den Erfolg auf EU Ebene, dass ist seine einzige Chance, um kommende Wahlniederlagen zu verhindern. Gerade vor den Europawahlen.

  • "Der Franzose konnte bisher noch keinen einzigen Vorschlag zur Reform der Eurozone durchsetzen."

     

    Genau das war schon immer Vorhersehbar. D unter Merkel blockiert.

     

    Und nebenbei können sich die Jasager in der SPD mal Gedanken darüber machen, wie sehr sie über den Tisch gezogen wurden.

  • Bankenunion, Währungsfonds - das sind beides nur Versuche der EU, an deutsches Steuergeld zu kommen.

  • Jede Mehrheit hat die Regierung, die sie verdient.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • "europa" ist ein Traum, der noch nicht einmal begonnen wurde. Der vorläufige Vertrag von Lissabon nennt sich "Aktion Europa" also "work in process". Sogar die "ausgewählten Kommissare, z.B. G. Oettinger, machen Gelegenheitsjobs aller Art, bis (hoffentlich nicht) zuhause wieder ein re-entry finden. Was hat Martin Schulz 12 Jahre in Bruxelles gemacht?

    "Ausgerechnet am Dienstag, wenn Macron vor dem Europaparlament in Straßburg für seine Ideen werben möchte, will die Unionsfraktion in Berlin auch noch den Europäischen Währungsfonds stoppen." In Deutschland hat Frau Merkel das Regieren an die Wirtschaft und Banken delegiert: "Marktkonforme Demokratie" d.h. INSM Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft".

    2019 haben wir die EUROPA Wahl! Wir haben die Wahl - wir wollen eine Demokratie in Europa! (zur Erinnerung: das Volk sind WIR)

    Ein Bildender Künstler, Peter Lenk, den Kampf um Europa dargestellt: Europa, eine phönizische Prinzessin, wird von Zeus in Gestakt eines weißen Stieres über das Meer entführt.

    Heute gefesselt und von Lobbyisten belagert, das Gewand verpfändet. Einen Walkürenhelm übergestülpt. Und Zeus? Er flieht. Die Europas Staaten werden gemolken von einer technokratischen Elite, die weder die Phantasie von Zeus, noch die Sinnlichkeit einer Europa hat. (Peter Lenk) Nicht Philosophen oder Staatenlenkern wird hier ein ikonographisches Denkmal gesetzt, der harte Werkstoff dient zur Illustration einer neu sich ausbildenden egomanisch-oligarischen Feudalherrschaft aus Bankern und Lobbyisten, Netzwerkern und Spekulanten.

    Wie lässt sich Europa retten? | Mit Yanis Varoufakis https://www.youtube....h?v=tO9r6DdfulE

  • Warum spannt sich ein Hr. Giegold freiwillig vor Macron's Agendakarren? Mit der europäischen Schuldenverteilung will er doch nur die Folgen der eigenen Politik in Frankreich dämpfen... Nur weil Schröder jetzt französisch spricht muss man doch keine Agenda2010 2.0 in Europa voranbringen?

  • Das war's. Deutschland hat fertig.

  • Herr Macron hat vor ca zwei Jahren seine Reformziele veröffentlicht, insbesondere den EURO-Finanzminister, ein EURO-Parlament , einen EURO-Etat und ein paar Änderungen beim Währungsfonds. Er hat jedoch nie begründet, welche Vorteile damit verbunden sein sollen.

     

    Die EURO-Gruppe funktioniert ganz wunderbar und es ist nicht ersichtlich, welche Verbesserungen durch die vorgeschlagenen Änderungen eintreten sollen.

     

    In jedem Fall würde Deutschland innerhalb der EURO-Gruppe Einfluss verlieren und gleichzeitig größter Geldgeber bleiben.

     

    Auch die Aufgaben eines EURO-Finanzministers sind weiterhin vollkommen unklar. Weshalb sollte ein Mitgliedsland angesichts dieser Ausgangsbasis zustimmen?

    • @DiMa:

      "In jedem Fall würde Deutschland innerhalb der EURO-Gruppe Einfluss verlieren und gleichzeitig größter Geldgeber bleiben."

       

      Das ist der Sinn. Und entweder ist Macron zu dumm, zu begreifen, dass D so etwas nicht mitmacht oder er hat seine Wähler von Anfang an bewusst belogen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Wenn darin der Sinn liegt, weshalb sollte Deutschland dann zustimmen? Wir sollen ja weiterhin ordentlich zahlen und dass für Angelegenheiten, für die die EU nicht zuständig ist.

         

        Die EURO-Gruppe ist in dieser Form übrigens im Lissabon-Vertrag geregelt und der Rettungsschirm hat mit der EU rein garnix zu tun.

        • @DiMa:

          "...Rettungsschirm hat mit der EU rein garnix zu tun..."

           

          Da der Schirm ein Schirm von EU Staaten ist, ist diese Trennung eher theoretischer Natur.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Es ist eine ganz wesentliche Trennung, da der Europäischer Stabilitätsmechanismus gerade Aufgaben übernimmt, welche nicht in die Zuständigkeit der EU fallen. Der Europäischer Stabilitätsmechanismus ist keine EU Institution.

             

            Das einzige was EU und Europäischer Stabilitätsmechanismus miteinander zu tun haben ist eine gewisse Schnittmenge ihrer Mitglieder.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ja. Es ist eine ganz wichtig

  • Merkel begräbt die EU. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Die EU ist doch schon lange tot.

       

      Die Briten gehen raus.

      Die Franzosen bomben wie wild auf der Welt rum.

      Spanien prügelt seine Bevölkerung nieder.

      Kleine Länder werden immer reicher weil sie den großen Ländern die Steuern klauen.

      Die Osteuropäischen Staaten wollen nur das Geld aber keine Verpflichtungen.

      Mit Italien geht es seit einer Dekade nur bergab.

      Und Schland, naja...