Erste IG Metall-Chefin: Wider die Testosteronlastigkeit
Christiane Benner ist die erste Frau an der Spitze der IG Metall. Ihre Wahl zeigt: Um die Organisation zu leiten, braucht es keinen Schwermetallberuf.
V or vier Jahren war es ihr nicht vergönnt, doch nun wurde Christiane Benner mit einem sozialistisch zu nennenden Stimmenergebnis von über 96 Prozent zur neuen Chefin der IG Metall gekürt. Das ist zum einen folgerichtig, weil sie, die bisherige Vizevorsitzende, bei der letzten Wahl 2019 nicht an Jörg Hofmann vorbeikam, der aus Altersgründen diesmal nicht mehr kandidierte. Zum anderen ist es überaus begrüßenswert, denn mit der Soziologin steht der mächtigsten und männlichsten Gewerkschaft in Deutschland zum ersten Mal eine Frau vor.
Das wurde auch Zeit. Nicht etwa, weil in diesen schwierigen Zeiten – Rezession, Kriege, schwächelnde Gewerkschaften – gern auf Frauen zurückgegriffen wird, die das übernehmen sollen, was Männer nicht mehr wollen oder können. Auch nicht, weil Gewerkschaften und Frauen in der Historie nicht organisch zusammenfanden: Frauen waren zwar willkommen im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen, die Entscheidungen wollten dann aber doch die Männer treffen. Nach 132 Jahren IG-Metall-Geschichte ist es schlichtweg geboten und gerecht, die Testosteronlastigkeit dieser Organisation aufzuweichen – der Frauenanteil beträgt schlappe 20 Prozent. Erfahrungsgemäß ziehen Frauen an der Spitze andere Frauen nach sich.
Und überhaupt: Was können Männer, was nicht auch diese Frau kann? Benner trat 1988 in die IG Metall ein und setzt sich seitdem nicht nur für Arbeitnehmer:innenrechte sein, sondern ebenso für einen ökologischen, digitalisierten, geschlechtergerechten Umbau der Industrie. Dazu gehört unter anderem ihr Plädoyer für eine 32-Stunden-Woche sowie für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, die vergleichbare Jobs haben.
Nun muss sich die neue IG-Metall-Chefin erst noch bewähren. Trotzdem verdeutlicht die Personalie nicht nur Benners Durchhaltevermögen; sie zeigt zudem, dass es keinen Schwermetallberuf braucht, um eine männerdominierte Organisation zu leiten, sondern vielmehr Kommunikationstalent und strategisches Geschick.
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