Erneuerbare statt Fossile: So geht der 1,5-Grad-Stop
Das Fenster, um die Klimakrise kontrollierbar zu halten, schließt sich. Die Internationale Energieagentur hält es aber theoretisch noch für möglich.
„Der Pfad zu den 1,5 Grad hat sich in den vergangenen zwei Jahren verengt, aber Energiewende-Technologien halten ihn offen“, sagte IEA-Chef Fatih Birol am Dienstag, als er den Bericht „Klimaneutral bis 2050“ vorstellte.
Theoretisch hält die Agentur es also noch für möglich, dass die Welt ihr Ziel aus dem Pariser Weltklimaabkommen erreicht. Darin haben die Regierungen der Welt 2015 versprochen, „Anstrengungen zu unternehmen“, die Erderhitzung bei 1,5 Grad zu stoppen. So sollen die Folgen des Klimawandels in Schach gehalten werden, zum Beispiel immer extremeres Wetter.
Damit das klappt, muss die Menschheit schnell mit dem Ausstoß von Treibhausgasen aufhören. Laut Weltklimarat IPCC muss der sich bis 2030 ungefähr halbieren und 2050 praktisch bei null liegen. Bislang geht es aber genau in die andere Richtung: Der globale Energiesektor war im vergangenen Jahr mit einem CO2-Ausstoß von 37 Milliarden Tonnen so klimaschädlich wie noch nie zuvor.
Erneuerbare Energiegewinnung verdreifachen
Die Klimaziele in vielen Staaten passen laut der Energieagentur noch nicht zum 1,5-Grad-Ziel. Reiche Länder müssten die Klimaneutralität bis 2045 anstreben. Deutschland tut das bereits, viele andere haben sich für 2050 entschieden. Das wäre laut dem Bericht ein angemessenes Jahr für China. Die Volksrepublik will bislang aber erst zehn Jahre später klimaneutral sein.
Die erneuerbare Energieerzeugung muss sich dem IEA zufolge bis 2030 verdreifacht haben. Außerdem dürften keine neuen Projekte für fossile Energien mehr gestartet werden – vielmehr müsste die bestehende Infrastruktur dafür stillgelegt werden.
Kelly Trout von der Organisation Oil Change International forderte deshalb, dass die Staaten sich auf der kommenden Weltklimakonferenz ausdrücklich dazu verpflichten, aus der fossilen Energienutzung auszusteigen: „Die Zeit für einen raschen, gerechten und vollständig finanzierten Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ist jetzt gekommen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen