Erdüberlastungstag: Globale Ressourcen aufgebraucht
Momentan lebt die Menschheit so, als hätte sie 1,75 Planeten zur Verfügung. Für 2023 sind alle nachwachsenden Ressourcen verbraucht.
Der globale Erdüberlastungstag markiert den Zeitpunkt, ab dem die Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen und zu erneuern, sich nicht mehr mit dem Verbrauch deckt. Für die Berechnung stellt das Global Footprint Network das, was die Menschen durch ihre Lebens- und Wirtschaftsweise an Rohstoffen, Wasser und anderen Gütern verbrauchen, dem gegenüber, was die Natur ohne Verluste im Jahr ausgleichen kann. Momentan lebt die Menschheit so, als hätte sie 1,75 Planeten zur Verfügung. Steigt der Ressourcenverbrauch weiter wie bisher, würden 2030 zwei Erden verbraucht.
Im vergangenen Jahr wurde der Erdüberlastungstag am 28. Juli erreicht, also fünf Tage früher als dieses Jahr. Allerdings heißt das nicht automatisch, dass die Menschheit auf einem besseren Weg ist: Laut GFN sind vier der fünf Tage auf eine abgewandelte Datengrundlage zurückzuführen. Tatsächlich wurde also dieses Jahr nur ein Tag eingeholt. „Wie viel davon auf einen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten (wegen Corona) oder auf Anstrengungen zur Dekarbonisierung zurückzuführen ist, ist schwer zu sagen“, sagte Amanda Diep, die Sprecherin von GFN, der Deutschen Presse-Agentur.
In Deutschland waren die Ressourcen für dieses Jahr ohnehin schon am 4. Mai verbraucht. Würden alle so leben wie hierzulande, bräuchten wir 3 Erden. Das ist in Europa Mittelfeld. Der Lebensstil in den USA verbraucht 5,1 Erden, in China sind es 2,4 Erden. Spitzenreiter sind laut GFN Katar und Luxemburg. In diesen Ländern wurde der Erdüberlastungstag schon im Februar erreicht. Nach Angaben der Statistik-Plattform Statista gibt es dagegen etwa in Indien, Syrien, Uruguay und einem Großteil der afrikanischen Länder keine Erdüberlastung.
Kleiner Lichtblick im Trend
In den letzten 20 Jahren ist der Erdüberlastungstag um fast zwei Monate vorgerückt. Eine Ausnahme stellte nur das Jahr 2020 da, in dem die Corona-Pandemie durch gedrosselte Wirtschaftsaktivitäten vor allem den CO2-Ausstoß sinken ließ und so den Erdüberlastungstag um fast einen Monat nach hinten verschob. Die Kurve des Trends hat sich allerdings in den letzten fünf Jahren abgeflacht. „Immerhin ist es erfreulich, dass die Überlastung seit einigen Jahren kaum noch zunimmt und in diesem Jahr sogar ganz leicht abnimmt“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch.
Um die vom Weltklimarat gesetzten Klimaziele zu erreichen, müsste laut GFN der Erdüberlastungstag in den kommenden sieben Jahren jährlich um 19 Tage nach hinten verschoben werden. Den Anteil der erneuerbaren Energien auf 75 Prozent zu erhöhen, würde den Erdüberlastungstag um 26 Tage verzögern, 13 weitere Tage könnte man durch die Halbierung der weltweiten Lebensmittelabfälle gewinnen, gibt das GFN an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner