Energieverbrauch in Deutschland: Immer effizientere Nutzung
Deutschland hat 2018 mehr Energie gespart. Ein Grund ist das Aus alter Kohlewerke und AKWs. Private Haushalte trüben jedoch die positive Bilanz.
Um Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.000 Euro zu produzieren, wurden demnach nur noch 4,5 Gigajoule (1.250 Kilowattstunden) an Primärenergie wie Kohle, Gas, Öl oder Grünstrom eingesetzt. Dieser „Sprung“ in der Effizienz sei „ein weltweit vorbildlicher Wert und entspricht einer Verbesserung von über 40 Prozent seit 1990“, heißt es in einer Mitteilung der AG Energiebilanzen.
Der Wert, bereinigt um die Temperaturentwicklung, komme zustande, weil inzwischen alte Kohle- und Atomkraftwerke von effizienteren Anlagen abgelöst sind und mehr Erneuerbare Strom liefern. Im Schnitt sei die Effizienz der deutschen Kraftwerke zum ersten Mal auf über 50 Prozent gestiegen.
Während sich bei Gewerbe und Handel die Effizienz sogar um 7,5 Prozent steigerte, trüben die privaten Verbraucher das Bild: Beim Heizen, Beleuchten und Autofahren verschlechterte sich gegen den Trend die Effizienz sogar um 1,6 Prozent. „Es könnte sein, dass hier neue Technik durch mehr Verbrauch überkompensiert wird“, sagte Hans-Georg Buttermann von der AG. „Die Leute installieren sparsame Lampen, beleuchten dann aber damit auch noch den Garten.“
600.000 Menschen arbeiteten an besserer Effizienz
Auch langfristig gibt es keinen Grund zum Jubeln. Denn zur Erreichung der Klimaziele will die Bundesregierung die Effizienz in jedem Jahr um 2,1 Prozent verbessern. Dieser Wert liegt allerdings beim Endenergieverbrauch im Schnitt seit 1990 nur bei 1,6 Prozent, „deutlich unter der Zielvorstellung bis 2050“, wie es heißt. Die Zahlen zeigen, dass es auch ein großes Problem dabei gibt, den absoluten Einsatz von Energie zu verringern. Während alle Planungen für Energiewende und Klimaschutz davon ausgehen, dass zwischen 1990 und 2050 der Energieeinsatz halbiert werden soll, sind bislang nur etwa neun Prozent erreicht.
„Wir bleiben weit hinter dem Nötigen und weit hinter dem technisch Machbaren zurück“, sagt auch Christian Noll von der Unternehmensinitiative Deneff, in der sich Unternehmen zum Energiesparen zusammengefunden haben. Es passiere viel in diesem Bereich, und 600.000 Menschen in Deutschland arbeiteten an besserer Effizienz, trotzdem bleibe der Energieverbrauch „zu hoch und zu teuer“.
Auch das Ziel aus dem Energiekonzept 2010, bis 2020 die Effizienz um 20 Prozent zu steigern, werde Deutschland mit etwa neun Prozent weit verfehlen. „Leider hat die aktuelle Bundesregierung das Thema Energieeffizienz auf die lange Bank geschoben“, sagt Noll. „Das Klimapaket bringt leider keine großen Fortschritte, weder um den Zielen für 2020 noch den notwendigen Zielwerten für 2030 näher zu kommen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos