Energieagentur für Aus von Kohle und Öl: Die globale Nulldiät
Wie ist eine globale klimafreundliche Energieversorgung zu erreichen? Laut Internationaler Energieagentur ist dafür ein radikaler Schritt nötig.
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Sharma und UN-Generalsekretär Antonio Guterres haben nun in ihrem Feldzug gegen den dreckigsten Brennstoff ein gewichtiges Argument mehr: Am Dienstag veröffentlichte die Internationale Energieagentur IEA, eine Behörde des Industrieländerclubs OECD, auf deren Bitte hin zum ersten Mal eine umfassende Studie, wie der Energiesektor weltweit seine CO2-Emissionen auf Null reduzieren könnte.
Eine der zentralen Aussagen der Untersuchung mit dem Titel „Net Zero by 2050“: Ab sofort darf es keine neuen Öl- oder Gasfelder mehr geben, keine neue Kohlegruben oder Kohlekraftwerke, die ihre Abgase nicht neutralisieren. Und: Alle Investoren werden gewarnt, ihr Geld in die fossilen Rohstoffe zu stecken.
„Unsere Roadmap zeigt die wichtigsten Aktionen, die es heute braucht, damit die schmale, aber immer noch erreichbare Chance auf Null-Emissionen in 2050 nicht verloren geht“, sagt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Der Bericht soll zeigen, dass viele Ziele gleichzeitig erreichbar sind: Null Emissionen, sicherer Zugang zu Energie für alle Menschen weltweit bis 2030, bezahlbarer Strom und Wirtschaftswachstum.
Welt muss deutlich sparsamer sein
Dafür brauche es aber eine „bisher nie gekannte Veränderung darin, wie wir Energie herstellen, transportieren und nutzen“, hieß es. Das Gutachten rechnet vor, wie groß die Aufgabe ist, das globale Energiesystem langfristig auf Kohlenstoff-Nulldiät zu setzen: Dafür müssten weltweit jedes Jahr Anlagen von 630 Gigawatt (GW) an Solarstrom und 390 GW Windstrom gebaut werden: viermal so viele wie im Rekordjahr 2020. Zum Vergleich: Alle deutschen Ökostromanlagen kommen derzeit auf eine Leistung von etwa 125 GW.
Dazu müsste die Welt deutlich sparsamer mit Energie umgehen: Jedes Jahr müsste die Effizienz um vier Prozent steigen, dreimal so viel wie bisher. Für den Ausstieg aus den Fossilen legt die IEA einen ehrgeizigen Fahrplan vor: Ab sofort keine neuen Kohlekraftwerke ohne CO2-Abscheidung; ab 2025 keine neuen fossilen Heizungen mehr; ab 2030 Kohleausstieg in den Industrieländern und neue Gebäude nur noch mit fossilfreien Heizungen; ab 2035 weltweit keine neuen Autos mehr mit Verbrennungsmotoren, Strom in den Industrieländern muss dann CO2-frei produziert werden.
Ab 2040 fliegen die Hälfte aller Flugzeuge mit kohlenstoffarmen Treibstoffen. Dafür muss viel Geld fließen, mahnt die Behörde. Die Investitionen in das neue Energiesystem, in Netze für Strom und Pipelines für CO2, müssten von jetzt 260 auf 820 Milliarden Dollar jährlich weltweit steigen.
Noch viel Forschung nötig
Gleichzeitig müsse viele mehr Geld in Forschung und Entwicklung fließen: Denn die Techniken, die man auf dem Weg zum sauberen Energiesystem bis 2030 brauche, gebe es schon – aber bis zur Netto Null in 2050 müsste noch sehr viel erforscht und entwickelt werden, etwa in Batteriezellen und Wasserstoff-Technologie.
Das Gutachten ruft ein halbes Jahr vor der COP26 dazu auf, dass alle zusammenarbeiten müssten, wenn diese Vision umgesetzt werden solle. „Alles hängt an einer einzigartigen, festen Fokussierung aller Regierungen“, heißt es, nur alle Regierungen, Investoren und BürgerInnen zusammen könnten den Umschwung schaffen.
Dass das nicht einfach wird, steht ebenfalls in dem Papier: Denn manche Staaten verlieren bis zu 10 Prozent ihrer Wirtschaftskraft bei Verzicht auf fossile Brennstoffe – und manche Regierungen bis zu 40 Prozent ihrer Steuereinnahmen, wenn Öl, Gas und Kohle nicht mehr besteuert werden.
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