Ende der Maskenpflicht in Schulen: Ein überfälliger Schritt
Die Maskenpflicht an Schulen fällt in einigen Bundesländern. Gut so – zu lange mussten Kinder gegenüber anderen zurückstecken.
D iesen Montag endet in Bayern die Maskenpflicht im Schulunterricht, ebenso in Berlin an den Grundschulen. Damit ist nach dem Saarland und Brandenburg der Unterricht in vier Bundesländern – zumindest teilweise – maskenlos, und es ist ein längst überfälliger Schritt. Es ist nicht zu vermitteln, warum die Maskenpflicht am Arbeitsplatz im Unterschied zu Schulen nie galt und Erwachsene mit einem Schnelltest, der nicht immer das richtige Ergebnis liefert, mit unbekannten Menschen in Bars hocken und sich bei lauter Musik ins Gesicht schreien dürfen. Dagegen ist eine Schulklasse eher übersichtlich, Kontakte lassen sich leicht nachverfolgen.
Kinder sind die einzige große Bevölkerungsgruppe im Land, die seit Monaten täglich über Stunden in geschlossen Räumen mit Maske sitzen muss, auch weil sich eine große Zahl an Erwachsenen bis heute einer Impfung verweigert. Es gibt Kinder, die bei ihrer Englischlehrerin oder ihrem Englischlehrer bis heute nicht gesehen haben, wie ein „th“ aussieht, wenn man es spricht.
Ja, es wird damit wahrscheinlich zu mehr Infektionen an Schulen kommen. Aber angesichts der meist leichten Krankheitsverläufe unter Kindern und Jugendlichen ist die Maskenfreiheit verhältnismäßig – eine weitere Maskenpflicht wäre es nicht. Wenn in einer Schulklasse Kinder mit Vorerkrankungen sitzen, könnte eine Maskenpflicht gezielt für diese Klassen weiterhin gelten, um diese Kinder zu schützen.
Der unvermeidliche Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband und auch die GEW sind gegen das Ende der Maskenpflicht, wobei erstaunlich ist, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die beiden Lehrergewerkschaften über Maßnahmen äußern, deren Folgen, wenn überhaupt, die Schüler betreffen und nicht ihre Klientel. Lehrer sind längst geimpft – oder können es seit Monaten sein.
Sollten die Zahlen wieder stark ansteigen, kann die Maskenpflicht jederzeit erneut eingeführt werden. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass die anderen Länder nachziehen und die Masken an den Schulen fallen lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“