Einzigartiges Wu-Tang-Album: Pharma Bro muss loslassen
Der US-Investor Martin Shkreli muss das Wu-Tang-Clan-Album „Once Upon a Time in Shaolin“ aushändigen. Er besaß die einzige Kopie.
Die legendäre HipHop-Crew Wu-Tang Clan ist die Schöpferin des Albums „Once Upon a Time in Shaolin“. Sie entschied sich 2015, das Album nicht wie gewöhnlich auf Streamingservices zu veröffentlichen, sondern nur eine einzige Kopie in einer Auktion zu verkaufen. Die Entscheidung sollte ein Statement sein, um auf den Wert von Musik im Streamingzeitalter aufmerksam zu machen und das Album von der Populärkunst in die Hochkultur zu heben.
Auf dem Kunstmarkt ist der Verkauf einer limitierten Auflage üblicher. Wu-Tang-Mitglied RZA erhoffte sich damit „eine Veränderung der Wahrnehmung, des Wertes und der Würdigung von Musik“, wie er in einem Kommentar zur Auktion bekanntgab.
Der Pharmaunternehmer Martin Shkreli sah darin vor allem die Chance auf einen gigantischen teuren Mittelfinger: „Es gibt eine Menge Dinge, die reiche Leute tun, um anzugeben“, kommentierte Shkreli den Kauf.
Gewinne durch teure Medikamenten
Da ginge es natürlich um Berühmtheit, aber auch darum, „seinen Freunden oder seiner letzten Firma zu sagen: Hey, fickt euch, schaut mich an, ich habe dieses 2-Millionen-Dollar-Album. Das machen die Typen die ganze Zeit.“ So begründet der 41-Jährige seinen Kauf.
Shkreli generierte vor dem Kauf Berühmtheit als CEO der Pharma-Firma Retrophin. Dort war er für die Preissteigerung des Medikaments Thiola zur Behandlung der Stoffwechselerkrankung Cystinurie in den USA verantwortlich.
Er erhöhte den Preis pro Pille von 1,50 auf 30 Dollar. Patient*innen benötigen 10 bis 15 pro Tag. Nach seinem Rausschmiss bei Retrophin gründete Shkreli sein eigenes Unternehmen, Turing Pharmaceuticals. Die Strategie: Er erwarb günstig abgelaufene Patente für Nischenmedikamente und bewertete den Preis der Medikamente neu.
Turing erwarb etwa die Patente für Daraprim, das gegen Malaria, Parasiten und zur Therapie von Aids eingesetzt wird. Er erhöhte den Preis von 13,50 auf 750 Dollar pro Pille – eine Aktion, die Shkreli sogar Kritik von Donald Trump einbrachte: „He looks like a spoiled brat“, Shkreli sehe aus wie eine verwöhnte Göre. Damals war der Begriff „brat“ noch überwiegend negativ konnotiert und kein Social-Media-Trend.
Pfändung nach sieben Jahre Haft
Abhängige Patient*innen auszubeuten ist in den USA nicht illegal – Investor*innen zu täuschen aber wohl. Shkreli wurde im Jahr 2017 von einem US-Gericht zu sieben Jahren Haft verurteilt. Außerdem sollten 7,4 Millionen Dollar seiner Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Der US-amerikanische Staat beschlagnahmte daher auch „Once Upon a Time in Shaolin“, das von Shkreli ersteigerte Wu-Tang-Album.
Für den Unternehmer bedeutete die Pfändung, dass er sich endgültig von der Musik trennen musste, denn der Verkauf des Albums ging mit der Auflage einher, keine Kopien anzufertigen und das Album für mindestens 88 Jahre nicht zu veröffentlichen. Getreu dem Motto, das der Band seit ihrer Grammy-Verleihung 1998 anhaftet: Wu-Tang ist eben „for the children“.
Kurz nach Absitzen seiner Gefängnisstrafe behauptete er in den sozialen Medien, noch Kopien des begehrten Albums zu besitzen, und veröffentlichte Ausschnitte. Nun muss der US-Unternehmer die Kopien aushändigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
BSW-Gründungsversammlung in Bayern
Es geht um Selenskyj, nicht um Söder