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Einstellung der Jugend zur EUGemischte Gefühle

Junge Menschen halten die Europäische Union für eine gute, aber schlecht umgesetzte Idee. Der Klimaschutz verliert für sie an Bedeutung, zeigt eine Studie.

Die EU sei zu sehr mit „Kleinigkeiten“ beschäftigt und vernachlässige die „wirklich wichtigen Dinge“, kritisieren die jungen Erwachsenen Foto: Jaap Arriens/imago

Berlin taz | Wie halten es europäische Jugendliche und junge Erwachsene mit Europa? Wie schon in den vergangenen acht Jahren wollte die Tui-Stiftung das in ihrer Jugendstudie „Junges Europa“ wieder wissen und befragte dazu 6.700 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Polen und Großbritannien.

Viele junge Menschen halten die EU zwar für eine gute Idee, die jedoch sehr schlecht umgesetzt wird. 51 Prozent der Befragten äußerten diese Meinung, in Griechenland sogar 63 Prozent. Besonders kritisieren sie, dass sich die EU zu sehr mit „Kleinigkeiten“ beschäftigt und die „wirklich wichtigen Dinge“ vernachlässigt.

Obwohl die jungen Befragten mit 57 Prozent die Demokratie ohne Einschränkungen anderen Staatsformen vorziehen, in Deutschland sind es sogar 71 Prozent, sehen die Befragten besonders das Parlament in Straßburg kritisch. Schon 2019 empfanden sich nur 21 Prozent der Befragten dort stark oder sehr stark vertreten, in diesem Jahr sank der Wert auf 15 Prozent.

Wie in fast allen Altersgruppen spielt auch für junge Menschen das Thema Lebenshaltungskosten eine zentrale Rolle. Über ein Drittel fordert, das Leben müsse bezahlbarer werden. Auch die „Zeitenwende“ hat die Jugend erreicht hat: Nach der Kostenfrage ist die Verteidigung gegen Bedrohungen von außen das zweitwichtigste Thema. Migration bewerten die Befragten ebenfalls kritischer als vor vier Jahren. Damals forderten 26 Prozent eine stärkere Begrenzung, heute sind es 38 Prozent.

Mehr linke Jugendliche in Deutschland

Anders entwickelt sich die Haltung zum Klimaschutz: Vor vier Jahren hielten 44 Prozent Klimaschutz auch auf Kosten der Wirtschaft für notwendig, heute sind es nur noch 32 Prozent.

Auch die globale Rolle der EU war Teil der Befragung. Demnach sehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die USA, China und Russland als die drei mächtigsten Staaten. Die EU spielt in ihren Augen kaum eine vergleichbare Rolle. Dennoch glauben etwas mehr als die Hälfte, dass die EU das Potenzial hat, ein bedeutender weltpolitischer Akteur zu werden – vorausgesetzt, die Mitgliedsstaaten arbeiten besser zusammen. Doch nur etwa jeder Vierte hält das für realistisch.

In Deutschland gibt es Lichtblicke: 44 Prozent der Befragten meinen, dass bei der Gleichstellung noch Nachholbedarf besteht – mehr als der europäische Durchschnitt von 38 Prozent. Deutschland liegt ebenfalls im Wissen um die Vorteile der EU-Mitgliedschaft (80 Prozent) weit über dem Durchschnitt (66 Prozent) derer, die die eigene Mitgliedschaft in der EU als gut ansehen.

Politisch ordnen sich mehr junge Menschen rechts der Mitte ein: 19 Prozent, verglichen mit 14 Prozent im Jahr 2021. Gleichzeitig bezeichnen sich 32 Prozent als links. In Deutschland steigt der Anteil der linken Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 32 Prozent im Jahr 2021 auf 43 Prozent im Jahr 2025.

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