Einbußen durch Corona: Firmen rufen nach Staat
Die Coronakrise trifft Hotels, Autobauer, Luftfahrt und Gastronomie besonders hart. 14 Unternehmen wollen, dass der Staat Miteigentümer wird.
Die Coronahilfen der Bundesregierung sind begehrt. „14 Unternehmen haben bereits ausdrücklich Bedarf an einer Rekapitalisierung angezeigt“, so das Wirtschaftsministerium in einer Antwort an die Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge (Grüne). Diese Firmen wünschen sich also, dass der Staat bei ihnen Miteigentümer wird. Sie folgen damit dem Beispiel der Lufthansa: Die wird bis zu 9 Milliarden Euro an Rettungshilfen erhalten; im Gegenzug ist der Staat seither mit 20 Prozent am Aktienkapital beteiligt.
Allerdings werden die Anträge der 14 Unternehmen noch geprüft. Es ließen sich noch „keine belastbaren Aussagen über die Art etwaiger Stabilisierungsmaßnahmen treffen“, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium.
Die Bundesregierung hat Ende März einen „Wirtschaftsstabilisierungsfonds“ aufgelegt, der 600 Milliarden Euro umfasst. Der Fonds kann Kredite garantieren oder Unternehmensanteile erwerben. Die meisten Firmen wollen vermeiden, dass der Staat Miteigentümer wird – und beantragen daher nur Kredite. Wie die Regierung mitteilte, haben „knapp 60 Unternehmen Interessensbekundungen“ für Coronahilfen abgegeben – aber nur 14 davon wollen, dass der Staat bei ihnen einsteigt.
Der Fonds richtet sich an Konzerne und an größere Mittelständler. Kleine Firmen wie Kinos oder Restaurants haben davon nichts. Doch auch in diesen Branchen ist die Lage bedrohlich. Am Dienstag forderten die mittelständischen Kinos einen „Kinogipfel“ und staatliche Hilfen. „Ohne die Unterstützung der Bundesregierung wird es in Deutschland bald keine Filme, keine Besucher und keine Kinos mehr geben“, hieß es am Dienstag in einem offenen Brief. Denn die Kinos rechnen bis Jahresende mit einem Besucherrückgang von 50 bis 60 Prozent.
60 Prozent sehen Existenz gefährdet
Welche Branchen von der Coronakrise besonders getroffen wurden, spiegelt sich auch in den Bruttoverdiensten wider, die die Arbeitgeber an ihre Angestellten ausgezahlt haben. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag bekannt gab, sanken im zweiten Quartal die Bruttoverdienste in Hotels und Pensionen um 18 Prozent. In der Autoindustrie waren es minus 17 Prozent, bei Reisebüros und Reiseveranstaltern minus 15 Prozent. In der Luftfahrt gingen sie um 14 Prozent zurück und in der Gastronomie um 11 Prozent.
Die Arbeitnehmer können diese Gehaltsverluste zumindest teilweise durch das staatliche Kurzarbeitergeld ausgleichen. Doch die Firmeninhaber bleiben weitgehend auf ihren Verlusten sitzen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband veröffentlichte am Dienstag das Ergebnis einer Umfrage unter seinen Mitgliedern: „Fast 60 Prozent sehen sich in ihrer Existenz gefährdet“. Die Betriebe würden für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent rechnen. Vor allem Hotels in Städten hätten es schwer, weil Geschäftsreisende fehlen und Messen, Kongresse und Tagungen noch immer nicht stattfinden.
Ein Gewinner der Krise ist Zalando. Der Onlinehändler profitierte davon, dass die Modeläden während der Coronakrise geschlossen waren. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) verdoppelte sich im zweiten Quartal auf fast 212 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.
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