Ehemaliger „Bild“-Chef gegen NDR: Anzeige gegen Reichelt
Im Rechtsstreit mit dem Sender hatte der Ex-„Bild“-Chef Affären eidesstattlich bestritten. Der NDR vermutet, das sei gelogen – und stellt Anzeige.
Der Norddeutsche Rundfunk hat in Berlin Strafanzeige gegen Julian Reichelt gestellt, meldet der Spiegel. Die Pressestelle des Senders sagte der taz auf Anfrage, die Anzeige sei wegen des Verdachts der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung in drei Punkten aufgegeben worden.
Es ist die neuste Wende im Rechtsstreit zwischen dem NDR und dem ehemaligen Chefredakteur der Bild. Reichelt hatte Ende April gegen eine Folge der Sendung „Reschke Fernsehen“ eine presserechtliche Unterlassungsverfügung erwirkt. Die Berichterstattung über systematischen Machtmissbrauch Reichelts in seiner Zeit bei Bild sollte damit unterbunden werden. „Diese Entscheidung hat der NDR nicht akzeptiert, eine weitere Klärung wird im Hauptsacheverfahren stattfinden“, so die Pressestelle des Senders.
In einer eidesstattlichen Verfügung versicherte Reichelt, dass er trotz anders lautender Vorwürfe keine Beziehungen mit ihm unterstellten Mitarbeiterinnen des Spinger-Verlags eingegangen sei.
Dem widersprechen Recherchen des Teams von „Reschke Fernsehen“, anders lautende eidesstattliche Aussagen von Betroffenen sowie Chatverläufe, so der NDR. Da der Sender eine Falschaussage Reichelts vermutet, hat er sich entschieden, Anzeige zu erstatten: „Es gilt den Wert eidesstattlicher Versicherungen zu schützen und damit auch die freie Berichterstattung, gerade auch im Bereich von Machtmissbrauch und MeToo-Fällen.“
Reichelt war im Herbst 2021 endgültig als Chefredakteur von Bild entlassen worden, nachdem sich Berichte über Machtmissbrauch bei Springer gehäuft hatten. Seitdem ist er in verschiedene Rechtstreitigkeiten verstrickt. Zuletzt war eine Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Arbeitgeber über die Weitergabe interner Nachrichten an den Verleger der Berliner Zeitung, Holger Friedrich, außergerichtlich beendet worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett