piwik no script img

Drohnen-Einsatz in der CoronakriseDie Polizei mahnt von oben

In Düsseldorf und Dortmund nutzt die Polizei Drohnen, um Menschenansammlungen zu finden. Die Luftaufklärung ist Teil eines Pilotprojekts.

Achtung, Achtung, hier fliegt die Polizei: Drohne vor dem Düsseldorfer Fernsehturm Foto: Federico Gambarini/dpa

Düsseldorf dpa | Die Polizei in Nordrhein-Westfalen testet derzeit in zehn Behörden den Einsatz von jeweils zwei Drohnen. Die Fluggeräte würden in verschiedenen Bereichen eingesetzt, sagte eine Sprecherin des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD). In Düsseldorf und Dortmund wurden die Drohnen zuletzt auch im Zuge der Coronakrise gestartet. Unter anderem, um Orte abzusuchen und Menschen an beliebten Sammelpunkten per Lautsprecher vor den gesundheitlichen Folgen zu warnen.

Nach Angaben der Düsseldorfer Polizei war eine Drohne unter anderem am Rhein, an einem Baggersee, einem Waldgebiet und der – derzeit leeren – Einkaufsmeile Königsallee unterwegs. Bei allen Einsätzen habe man festgestellt, dass die Menschen sich an das Kontaktverbot gehalten hätten, sagte ein Polizeisprecher.

Er betonte, dass die Kamera der Drohne nicht zur Identifizierung einzelner Menschen diene. „Es werden auch keine Bilder gespeichert.“ Es gehe nur um Übersichtsaufnahmen – vor allem bei schwer zu überblickenden Gebieten. Die Reaktionen der Menschen seien „durchaus positiv“. Viele zeigten sich auch an der Technik interessiert.

Die Drohnen – mit Lautsprechern ausgestattet – wurden laut LZPD aber auch zu Durchsagen von Streifenwagen eingesetzt, um „über die Gesundheitsgefahren bei Nichteinhalten des Kontaktverbots“ zu informieren. „In Einzelfällen wurden Personengruppen an beliebten Treffpunkten über in den Drohnen verbaute Lautsprecher auf die geltende Rechtslage aufmerksam gemacht und so zum Verlassen der Plätze bewegt“, erklärte die Sprecherin.

Ob die Drohnen auch am Osterwochenende eingesetzt werden, sei „lageabhängig“, hieß es in Düsseldorf und Dortmund. Wenn das Drohnenteam gerufen werde, stehe es bereit.

Hochwertige Aufnahmen

Laut LZPD sind die sogenannten Fernpiloten gemäß der Luftfahrtverordnung ausgebildet worden und haben praktisch einen Drohnenführerschein machen müssen. Neben dem Piloten ist immer ein zweiter Beamter dabei, der den Luftraum beobachtet. Die Qualität der Aufnahmen, die entstehen, sei „hochwertig“, so die Sprecherin.

In den Behörden seien bewusst verschiedene Abteilungen für das Pilotprojekt ausgesucht worden. Düsseldorf und Dortmund setzen die Drohnen im klassischen Wachdienst ein. An anderer Stelle würden sie etwa von den Verkehrsexperten getestet. So könne man zum Beispiel aus der Vogelperspektive Bilder eines Unfallorts an einer Autobahn machen.

Eine Drohne könne aber auch bei der Suche nach Vermissten oder Verdächtigen benutzt werden. So machte die Dortmunder Polizei kürzlich einen mutmaßlichen Drogenhändler nach kurzer Flucht per Drohne auf einem Hausdach aus. Die Polizei im Märkischen Kreis suchte im März mit einer Drohne mit Wärmebildkamera nach einer vermissten 90-Jährigen.

Das Pilotprojekt soll bis Mitte des Jahres laufen. Danach will das Innenministerium bewerten, ob die Fluggeräte ein probates Einsatzmittel sind – und gegebenenfalls landesweit zum Einsatz kommen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • taz: “(…) Eine Drohne könne aber auch bei der Suche nach Vermissten oder Verdächtigen benutzt werden. (...)“



    Die Wasserwerfer (kurz WaWe 10) der Polizeien können auch zur Brandbekämpfung eingesetzt werden; meistens jedoch werden diese Wasserwerfer gegen Demonstrantinnen eingesetzt und spritzen dabei Personengruppen/ -ansammlungen auseinander.



    Die Polizeidrohnen werden nur aus einem Grund angeschafft: Sie sollen unbemannt Personen(-gruppen) aus der Luft mit der Kamera überwachen und dabei - Zeit- und Personalsparend - polizeiliche Apelle/ Aufforderungen per Lautsprecher an Personen richten. Noch sind diese Drohnen “nur“ das Auge und Sprachrohr der Polizei. Wer weiß was uns diesbezüglich die Zukunft (Stichwort: autonome Systeme) noch bringen wird...

  • Und weiter geht es in die Dystopie unter dem Vorwand der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Und viele jubeln noch immer zu und freuen sich, so vernünftig zu sein. Ich kann da nur noch meinen Kopf schütteln. Aber Hey, was solls, wir haben 2020, Future is near.

  • Hoch lebe der Überwachungsstaat!!!

  • 9G
    99140 (Profil gelöscht)

    Muss man alles, was technisch möglich ist, zwingend einführen!?



    Muss ich erwarten, das ich bei einer Untersuchung einen Chip eingepflanzt bekomme, was alternativlos ist, sollte ich meine Rente aka KV aka Konto nutzen wollen?



    Woher kommt das Desinteresse/ die Lethargie bei dem Grossteil der Bevölkerung, bezgl. ihrer/ unser, meiner Grundrechte?



    Leute...sediert euch nicht selbst. Lebt dieses Leben und denkt nach