Donald Trump vor Gericht: Zweiter Prozess wegen Verleumdung
Autorin verlangt 10 Millionen Dollar Entschädigung vom Ex-US-Präsidenten. Ein Gericht hatte geurteilt, dass er die Frau missbraucht und verleumdet hat.
Auch Carroll kam persönlich und blieb – im Gegensatz zu Trump, der das Gebäude in der Mittagspause wieder verließ – auch über die Auftaktplädoyers beider Seiten am Nachmittag bis zum Ende des Gerichtstermins. Sowohl Carrol als auch Trump äußerten sich zum Auftakt nur über ihre Anwälte.
Eine New Yorker Geschworenenjury hatte es im Mai als erwiesen angesehen, dass Trump Carroll 1996 in einem New Yorker Nobelkaufhaus angegriffen, sexuell missbraucht und später verleumdet hatte. Die Geschworenen hatten der Schriftstellerin daraufhin eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen Dollar (etwa 4,65 Millionen Euro) zugesprochen. Zu diesem ersten Prozess war Trump nie selbst erschienen, seine Anwesenheit war auch beim Auftakt des zweiten Prozesses nicht verpflichtend gewesen.
Bereits vor Beginn des zweiten Prozesses hatte ein Richter entschieden, dass weitere Kommentare Trumps verleumderisch seien. Damit muss die Jury nun lediglich noch über die Höhe der Entschädigung entscheiden, die der Ex-Präsident der Frau bezahlen muss. Carroll verlangt mehr als 10 Millionen Dollar.
Vorwurf der Bereicherung
Trumps Anwältin Alina Habba warf Carroll in ihrem Auftaktplädoyer vor, dass sie sich an ihrem Mandanten bereichern wolle. Die viele Aufmerksamkeit durch die Prozesse habe ihrer Karriere neuen Schwung verschafft. Carrolls Anwalt Shawn Crowley argumentierte, dass die hohe Summe gerechtfertigt sei, weil seine Mandantin Tag für Tag in Angst lebe vor dem Hass und den Drohungen, die sie von Trump-Anhängern bekomme.
Trump gilt bei den im November anstehenden Präsidentschaftswahlen als aussichtsreichster Bewerber der Republikaner. Er muss sich allerdings derzeit auch in zahlreichen verschiedenen Fällen mit Gerichten auseinandersetzen. Die Gerichtstermine nutzt der 77-Jährige häufig als eine Art Wahlkampfveranstaltung, was ihm schon Kritik von mehreren Richtern eingebracht hat.
Ob der Ex-Präsident im weiteren Verlauf des Prozesses auch anwesend sein will, war zunächst nicht klar. Für Mittwoch war eine Aussage von Carroll angesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch