Disney und 21st Century Fox: Zuwachs für Mickey Mouse
Der Medienriese Disney möchte Teile von 21st Century Fox kaufen. Das Ziel: über Sky in deutschen Wohnzimmern zu landen.
Micky Mouse bekommt Geschwister: Zu ihrer Familie, Walt Disney, könnten bald auch die Simpsons, X-Man und die Star-Wars-Crew gehören. Am Donnerstag vergangener Woche gab Walt Disney bekannt, dass sie große Teile von Rupert Murdochs Medienkonzern 21st Century Fox kaufen möchten.
Für 52,4 Milliarden US-Dollar übernimmt Disney Teile des Filmgeschäfts von Fox und dessen Kabelfernsehnetz sowie von der europäischen Pay-TV-Senderkette Sky. Für 13,7 Milliarden Dollar übernimmt Disney auch Schulden von Fox. Insgesamt soll das Geschäft 66,1 Milliarden Dollar kosten, das sind umgerechnet gut 56,2 Milliarden Euro. Bezahlt wird dabei nur in Aktien.
Damit bekäme Disney allein in Europa Zutritt zu etwa 23 Millionen Haushalten in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Irland und Italien, die jetzt schon Sky-Kunden sind. Und genau da will der Unterhaltungsriese auch hin: Die Leute gehen weniger ins Kino als früher, streamen ihre Lieblingsfilme lieber bequem zu Hause auf der Couch.
Für Disney ist das ein Problem, weil das Unternehmen bislang auf Partner wie den Streamingdienst Netflix angewiesen ist, um auf den heimischen Fernsehapparaten zu laufen. Mit mehr als 100 Millionen Kunden weltweit erreicht Netflix und darüber auch Disney ein großes Publikum. Andererseits ist Disney abhängig von Netflix, und das will der Konzern offenbar ändern.
Durch den Fox-Deal bekommt Disney nicht nur Anteile an Sky, sondern auch an dem US-Streamingdienst Hulu. Langfristiges Ziel des Unternehmens ist es aber offenbar, selbst eine Streamingplattform aufzubauen, und dort Sport, Filme und Serien anzubieten. Disney-Chef Bob Iger hat bereits angekündigt, ab 2019 keine eigenen Filme und Serien mehr bei Netflix laufen zu lassen. Neue Disney-Produktionen wie „Toy Story 4“, „Frozen 2“ und der Abschluss der „Star Wars“-Trilogie (Episode 9 startet am 24. Mai 2019) werden wohl nicht mehr bei Netflix zu sehen sein.
Für Mickey heißt das: Nicht nur ihre Familie wächst, sondern sie bekommt wahrscheinlich auch bald ein neues Zuhause. Vorausgesetzt, die US-Behörden stimmen zu. Den letzten Megadeal im Mediengeschäft, zwischen dem Kommunikationsunternehmen AT&T und Time Warner jedenfalls hatte die US-Regierung im November blockiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Sednaya Gefängnis in Syrien
Sednaya, Syriens schlimmste Folterstätte
Journalist über Kriegsgefangenschaft
„Gewalt habe ich falsch verstanden“