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Diskussion in der Berliner VolksbühneApplaus für linke Masturbation

Gianis Varoufakis im Disput unter Linken: Gut gelaunt und kämpferisch berichtet der Exfinanzminister Griechenlands von politischen Plänen.

Will weiterkämpfen: Gianis Varoufakis Foto: Reuters

Berlin taz | Der Name zieht, die Planer der Volksbühne in Berlin dürfen gewusst haben, dass ein tiefer politischer Fall wie der des griechischen Politikers Gianis Varoufakis dessen europäischer Popularität in den Zirkeln der Linken nichts anhaben kann. Im Gegenteil.

Der Wirtschaftswissenschaftler fiel aus dem Kabinett Alexis Tsipras‘, aber er reist nun durch Europa, hält Vorträge, sammelt Eindrücke – und dass er kommen würde, zog in Berlin diese leichte Zuschauerpanik nach sich, typisch für heiße Diskursware, ob man in den Großen Saal noch hineinkommen würde.

Varoufakis jedenfalls bekam, kaum hinter dem Vorhang hervorgetreten, mächtigen Applaus. Mit ihm disputierten der in linken Kreisen wohlbekannte italienische Philosoph Franco Bifo Berardi, sein kroatischer Kollege Srecko Horvath und Gastgeber Guillaume Paoli. Letzterer als Moderator, das heißt in seinem Fall als Stichwortgeber.

Der Grieche, ausgesprochen gut gelaunt, konnte ausladend berichten, was das Publikum ohnehin wissen musste, flüchtiger Medienkonsum reichte für die goldenen Vokabeln, die Varoufakis aufzusagen hatte. Wie desinteressiert an wirklich politischen Lösungen die EU-Spitzenpolitiker waren, wie sehr die Eurogruppe das Machtzentrum der EU ist und wie enttäuschend war, dass selbst der Sozialdemokraten nahestehende oder angehörende Kader der EU die Linke im Stich ließ: Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi etwa.

Erst Syriza, dann Corbyn

Bifo Berardi sekundierte mit bewundernswerter Routine. Für die Linke habe das alles keinen Sinn, es bestehe kein Anlass für Optimismus, gleichwohl er auch nicht in Pessismismus verfallen wolle, aber man denke nur an TTIP und andere schlimme politische Projekte auf der europäische Agenda, dann erkenne man, wie übel es um eine gute Politik bestellt ist.

Wieder sein altes Lied, neoliberale Ökonomen hätten doch seinen Vorschlägen zugestimmt, auch IWF-Chefin Christine Lagarde …

Srecko Horvath hingegen, der in gut zwei Stunden zu kaum mehr als vierprozentigem Redeanteil kam, landete anfangs einen hübschen Treffer mit der Beobachtung, er habe es satt, dass man immer den gleichen, gestrigen Modi anhänge als Linke – überschäumender Jubel über Syriza, jetzt die gleiche Begeisterung über den britischen Labour-Chef Jeremy Corbyn.

Für ihn, den Mann aus Kroatien, sei das linke Masturbation – die Begeisterung über die eigene Begeisterung und dass sie absehbar nicht mehrheits- geschweige denn im europäischen Rahmen politikfähig sei.

Varoufakis, weitschweifend, ging nicht weiter drauf ein. Für ihn hat sich bei den Verhandlungen mit Griechenland die Maschine, das Räderwerk schlechthin durchgesetzt – andere wollten ihm bei den Finanzministertreffen auf EU-Ebene kaum zuhören. Und dann auch wieder sein altes Lied, neoliberale Ökonomen hätten doch seinen Vorschlägen zugestimmt, auch IWF-Chefin Christine Lagarde…

Der linke 3D-Drucker

Der Grieche kam, neben den Anekdoten aus frisch vergangenen Zeiten auch mit Vorschlägen. Man müsse ein Netz aufbauen, der Kommunikation, mit Veranstaltungen wie solche in der Volksbühne – das sei jetzt alles mit Internet, mit Livestreaming möglich. Man müsse sehr viel miteinander reden, auf diese moderne Weise, man brauche keine Partei, keine Beitritte zu Organisationen, denn in Europa kündigten sich große Veränderungen an, auf Digitalisierung fußende. Worte wie 3D-Drucker fielen – und Berardi deutete sie im Sinne der Zwiespältigkeit: Die neue Techniken könnten Gutes bewirken, aber wahrscheinlich führten auch sie in die Irre, in die Machtlosigkeit.

Man fragte sich unwillkürlich: Da schlägt ein politischer has been wie Yanis Varoufakis etwas von europäischer Vernetzung vor – aber wo ist die Basis für eine europäische Zusammenarbeit, die über Alles-wird-immer-schlimmer-Mittelschichtsmilieus hinaus geht? Ist das der selige Multitude-Glaube? Oder will er demokratische Verfahren einführen, an denen schon die Piraten mit ihren Dauerplena in punkto Einfluss zerbröselt sind? Es war nicht einmal zu erahnen.

Sprechend blieb das Unausgesprochene: Weshalb waren die eisigsten Kritiker der griechischen Linken von Syriza gar nicht Merkel & Co., sondern die ökonomiebewussten EU-Mitglieder des Ostens? Weshalb ist Warschau mit neoliberalen Werkzeugen ein Hot Spot geworden – und Athen ist immer noch eine oligarchische Trümmerlandschaft? Und wenn das Europa der EU wirklich nichts anders als ein antidemokratisches Konstrukt ist – warum so viele hierher gelangen?

Baden in den Niederlagen

Anders notiert: Warum hat die Erbauungsrhetorik der linken Linken immer noch so eine Resonanz? Ist es die typische Melancholie (Walter Benjamin), wie Horvath anmerkte? Man badet in den eigenen Niederlagen, um zwar nichts für eine gute Welt mitrealisiert zu haben – aber Recht hat man immer, weil die anderen immer so gemein sind.

Varoufakis bekam nach seinem letzten Statement eine Spur weniger zufrieden stimmenden Beifall. Sein „Plan B“ für Europa ist kaum kenntlich geworden: Oder kann es ihn gar nicht geben? Immerhin: Er plädiert nicht für Resignation, er will weiter kämpfen.

Die Volksbühne war also die Tribüne „im Zentrum des Übels“ (wie auf dem Veranstaltungszettel stand). Alles offenbar Weltanschauung. Nebenan, im Karl-Liebknecht-Haus, brannte längst kein Licht mehr.

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24 Kommentare

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  • Was bitteschön ist "linke Masturbation"? Onanie für Linkshänder?

  • also wenn ich schon solch rechtskiberalen Stuss lesen muss, dann doch lieber im O-Ton in der Welt! Davon abgesehen, Grexit ist Quatsch, wenn schon ein Land raus soll aus der Euro-Zone, dann Deutschland, das Europa und die Europäische Idee kaputtgemacht hat.

  • Der Wirtschaftswissenschaftler fiel aus dem Kabinett Alexis Tsipras‘, aber er reist nun durch Europa, hält Vorträge, sammelt Eindrücke...... und schoen geld.

    Einechter steinbrueck

  • guter Artikel, der die richtigen Fragen stellt und m.E. sogar die richtigen Antworten gibt. Solange "links" heißt, die "reine Lehre" zu vertreten, unabhängig von den wirtschaftlichen Realitäten, zB dauerhaft Geld auszugeben, das man nicht hat, solange wird sich dieses Prinzip damit begnügen müssen, Recht zu haben und "gut zu sein". Gestalten tun die anderen.

    Die letzte Regierung in Deutschland, die nicht von der CDU geprägt war, hat diesen Kompromiss mit der Realität gesucht - und wird dafür bis heute von den Vertretern der reinen Lehre abgestraft.

    • @Dr. McSchreck:

      Dieser "Kompromiss" bestand darin, CDU und FDP rechts zu überholen, mit den Ergebnissen Hartz IV und erster deutscher Angriffskrieg. Wenn Linke "Kompromisse" eingehen, ist das Ergebnis entweder das oder Kriegskredite und Burgfrieden.

      • @heinz martensen:

        Es muss natürlich erster deutscher Kriegseinsatz nach 1945 und nicht erster deutscher Angrifskrieg heißen.

  • Einer muß ja den bad guy spielen.

    Es lohnt hier nicht mal, auf die einzelnen "Argumente" einzugehen.

  • "Gianis Varoufakis im Disput unter Linken".

    Das kann doch so gar nicht stimmen, wenn Jan Feddersen auch dabei war. Der vermisste da natürlich wieder den neuen großen Führer mit seinem genialen Masterplan. Den Varoufakis hat er folgerichtig erstmal gleich eiskalt und restlos widerlegt - als er wieder in seinem Kämmerlein saß.

    • @Rainer B.:

      ;)) - jung geübt - ist alt getan!

      Auf gut bayrisch: - Oh - Na - Nie!

    • @Rainer B.:

      Das ist halt auch so ein "will never be".

  • Man muss die Leute nur schreiben lassen. Herr Feddersen sieht also Polen als aufstrebenden Hot-Spot. Das Rezept verschweigt er: Abwanderung , kaum Arbeitnehmerrechte, Nationalismus als Surrogat. Läuft so in allen Verlierer-Staaten der EU - auch in Griechenland. Ach ja, und in den Ost-Staaten der EU gibt es keine Oligarchen? Putzig, bewirbt sich da jemand für die Jugend-FAZ?!

  • Ach Feddersen ...

    Redakteur für "besondere Aufgaben"? Z.B. Linkenbashing?

     

    Nicht einmal der Ihnen - zu Recht - offenbar gut gefallende Horvath hat das gesagt, was Sie behaupten. Er sagte sinngemäß, die Linke müsse aufhören, immer nur eine Lichtgestalt zu suchen - gestern Syriza morgen Corbyn - und sich immer wieder enttäuscht von diesen Hoffnungsträgern abzuwenden, wenn diese die in sie gesetzten übersteigerten Hoffnungen nicht erfüllten. Dieses sich Begeistern an den Erfolgen irgendwelcher Linker woanders (Griechenland, England) hat er als linke Masturbation beschrieben, die dazu führe, dass die eben noch begeisterten Anhänger schon morgen verärgerte Gegner seien, wenn der Hoffnungsträger nicht den ersehnten Schlag gegen das Kapital geschafft/getätigt habe, ihnen also nicht den ersehnten Orgasmus verschafft habe.

    Davon, dass linke Politik im europäischen Rahmen nicht mehrheits- geschweige denn politikfähig sei, hat er kein Wort gesagt. Das ist das, was Sie gerne sagen wollen (warum auch immer).

     

    Richtig schwach ...

    • @Max Mutzke:

      Zur besonderen Verwendung, ZBV. Reserve halt.

  • 4. "Warum so viele hierher gelangen", obwohl "das Europa der EU [kaum etwas] anders als ein antidemokratisches Konstrukt ist"? Sie werden noch nicht aufgehalten mit Gewalt. Man hat noch einen Ruf zu verlieren in Brüssel und hütet sich, ganz das Gesicht zu ruinieren. Das kann sich ändern, denke ich. Sie haben beinah alle schon erklärt, dass sie sich "überfordert" fühlen. Das ist Gewalt mit Vor-Ansage. So ähnlich wie bei Pegida.

     

    5. "Warum hat die Erbauungsrhetorik der linken Linken immer noch so eine Resonanz"? Sie ist das Einzige, was die noch hat. So lange sich die Linke noch nicht einig ist in der "Anerkennung des Rechtes und der Gemeinsamkeit des Nutzens" (welcher auch immer), hält sie an ihren Rieten fest. Die Katholiken machen das genau so. Mit Melancholie hat das in sofern was zu tun, als man als Linker (noch) nichts andres nötig hat. Um 1900 haben sich reihenweise Professoren-Gattinnen behandeln lassen wegen so etwas.

     

    Übrigens: Dass Varoufakis keinen "Plan B" für Europa hat erkennen lassen, ist eher positiv aus meiner Sicht. Ich stamme zwar nicht aus Kroatien, habe es aber als gelernter Ossi auch zum Kotzen satt, dass die Linke offenbar "immer [noch] den gleichen, gestrigen Modi anhäng[t]", die schon ihre bürgerlichen Ahnen pflegten. Scheiß auf den Führerkult! Was nützt es uns, wenn unsre Führer Ziele haben? Es geht zur Abwechslung mal nicht um einen Einzelnen. Es geht um alle, die was beizutragen haben zu dem Prozess, der nun beginnen muss. Wir brauchen keine Helden mehr, die Drachen töten. Wir brauchen Moderatoren, die sich zurücknehmen und die verbinden. Dass Varoufakis so jemand sein kann, halte ich für ein Gerücht. Er vielleicht auch.

  • Das sind ja eine ganze Menge Fragen! War offenbar doch nicht nur "Masturbation".

     

    Schön, immerhin, dass Jan Feddersen seine Überlegungen nicht im stillen Kämmerlein getätigt hat, sondern in seinem Text verarbeitet. Nun können wir alle mitreden. Ich hoffe nur, wird denken vorher auch ein wenig nach bzw. mit. Mein Beitrag wäre dieser:

     

    1. Die Basis für eine europäische Zusammenarbeit kann nicht ein Alles-wird-immer-schlimmer-Gejammer der Mittelschichten sein. So weit ich auf die Schnelle herausgefunden habe, sind Multituden Menschenmengen, die "in der Anerkennung des Rechtes und der Gemeinsamkeit des Nutzens vereinigt" sind. Ganz ohne Selbstbewusstsein und gemeinsames Ziel nützen der Linken also weder die "natürliche Geselligkeit" etwas, noch demokratische Verfahren oder modernste Technik. Die Piraten haben das leidvoll erfahren müssen, als sie "zerbröselt" sind, weil sie nur Technik konnten.

     

    2. Die "eisigsten Kritiker der griechischen Linken" sind deswegen "die ökonomiebewussten EU-Mitglieder des Ostens", weil die Repräsentanten dieser Staaten Leute sind, die entweder schwer gelitten zu haben glauben unter "DER Linken" , oder sie aus grundsätzlichen Erwägungen und persönlichen Veranlagungen heraus nie leiden konnten. Diese Leute treffen nicht nur zu viele rechte Entscheidungen, sie machen auch keinen Unterschiede, wenn es darum geht, ihren Hass zu projizieren. Syriza hat sich als links geoutet und dafür jene Prügel eingesteckt, die andere schon nicht mehr kriegen können dank ihres "Frühablebens".

     

    3. Athen ist "immer noch eine oligarchische Trümmerlandschaft" und Warschau ist zu einem "neoliberalen Werkzeug[]" und "Hot Spot" geworden, weil die politische Macht noch immer eine materielle Basis braucht, die sie in Griechenland nicht hat, in Polen aber schon. Marx ist zwar tot, seine Analyse allerdings nicht überholt.

    • @mowgli:

      Schade! Ich hatte ernsthaft darauf gehofft, dass taz-LeserInnen es honorieren würden, wenn jemand Fragen stellt, der sonst nur Antworten zu geben hat. Leier scheint nicht nur im öffentlich-rechtliche Fernsehfunk der "Schein das Bewusstsein" zu bestimmen, sondern auch unter dessen Konsumenten. Sie beispielsweise, Lars G, könne über einen vermeintlichen "Tonfall" nicht hinwegsehen. Ein gepflegt zum Ausdruck gebrachter Ärger ist alles, was Sie anzubieten haben. Das, denke ich, entspricht in etwa dem im Text beklagten Alles-wird-immer-schlimmer-Gejammer der Mittelschichten. Es hilft nicht sehr viel weiter, fürchte ich.

       

      Apropos: 25 Jahre, mein halbes Leben, habe ich gebraucht um mir zu erklären, wieso so viele Wessis 1989 ff. von Jammerossis geschwafelt haben. Ich persönlich habe nie einen getroffen. Konnte ich auch nicht, wie ich inzwischen weiß. Der Jammer-Ossi war nur eine Spiegelung. Der Durchschnitts-Mittelständler West hat, vom Mauerfall heillos geschockt, den plötzlich aufgetauchten Ossi, das unbekannte Wesen, angestarrt wie einen Geist und vor lauter Schreck im ersten Augenblick nur das gesehen, was er an sich selbst schon kannte und am aller meisten hasst.

  • Danke für diesen Bericht aus bizarren Parallelgesellschaften.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    "...flüchtiger Medienkonsum reichte für die goldenen Vokabeln, die Varoufakis aufzusagen hatte."

     

    Flüchtiger Medienkonsum, wird wohl eher ein anderes Bild ergeben: http://www.deutschlandfunk.de/griechenland-krise-in-deutschen-medien-ungefragte.1170.de.html?dram:article_id=328300

     

    Apropos Medienkritik, "Masturbation" trifft meiner Meinung nach ganz gut. Die Frage ist nur:

    Zu Herrn V. oder zu Herrn R.? ;)

  • Was soll man auf so einen Artikel antworten? Vielleicht: Herr Feddersen, nehmen sie mal die Hände von der Tastatur und erleichtern Sie sich selbst einmal. Vielleicht kommen Sie dann auch über den Punkt hinweg, der Sie am meisten stört: Personenkult bei den Linken! Ob aber Varufakis gefallen ist oder nicht, ist doch nun wirklich nicht relevant - oder!? Gefährlich ist aber die unreflektierte Schmähe und pubertäre Stimmungsmache gegen Ideen, die man dadurch abwerten möchte, indem man sie als ideologisch links und atlbacken diffamiert. Der Artikel ist außerdem frustrierend, da er an den Stil der SPD erinnert, die nicht verstehen will, dass ihre Agenda 2010 eine Bankrotterklärung für eine humanere Gesellschaftvision ist und bleiben wird.

  • Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, so sehr ärgert mich der Tonfall und der Inhalt dieses Artikels.

    1. Nein, ich werde nicht für diese Art von Beiträgen bezahlen, denn das kann man genauso schlecht auch in der Welt lesen. Eine sich früher als links bezeichnende Zeitung sollte etwas differenzierender kritisieren.

    2. "linke Linke" - das ist Kronenzeitungssprech. Die "Krone" ist das rechte österr. Revolver- und Hetzblatt. Ärgerlich, solche Vokabeln hier zu lesen.

    3. Sollte man als Journalist einer unabhängigen Zeitung nicht wissen, wie aktuell Macht und Herrschaft hergestellt und abgesichert werden? Dass die Zeitungsbesitzer und die Anzeigenschalter die Inhalte bestimmen, die sich nie nie nie auf die Seite der Subalternen, Geschwächten, Hilflosen stellen werden? Daher benötigt es vlt. auch den Kampf gegen die Mehrheiten, denn diese sind - nicht zuletzt durch jahrelange Propaganda - tendenziell rechts, abschottungsfreundlich, nationalistisch und reaktionär. Also ist es auch legitim, aus einer aktuellen Minderheitenpostion heraus eine abgestimmte internationale linke Politik zu fordern.

    4. Was war wirklich so gestrig an der Politik von Syriza vor dem Kniefall? Die vorgeschlagenen Auswege aus der Austerität waren an die Bedingungen der Gegenwart angepasst und nicht aus der Werkzeugkiste von z.B. 1970 oder 1998.

    Und der Autor belässt es auch bei Hr. Corbyn bei reiner Polemik und Diskreditierung.

    Das liest sich wie nachgeplapperte Häme.

    5. Die Zerschlagung der Oligarchie wurde Syriza ausdrücklich von der Troika verboten, das ließe sich nachlesen. z.B. im Focus

    etc etc.

    Der Artikel ist m.E. rechte Propaganda. Keine Aufklärung, keine fundierte Kritik, nur Vorurteile und Häme. Schnell mal am Morgen runtergeschrieben.

    Ich ärgere mich immer noch, grr.

    Zum Glück liest den Artikel kaum jemand, zumindest gibt es keine Kommentare...

    • @Lars G:

      Nachtrag: Ich hätte mich sehr gefreut, mehr über die Kritik von Hr. Horvath zu erfahren, aber leider gab es nur Snippets und ein markiges Wort für die Überschrift.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Weshalb waren die eisigsten Kritiker der griechischen Linken von Syriza gar nicht Merkel & Co., sondern die ökonomiebewussten EU-Mitglieder des Ostens? Weshalb ist Warschau mit neoliberalen Werkzeugen ein Hot Spot geworden – und Athen ist immer noch eine oligarchische Trümmerlandschaft?"

     

    Die "ökonomiebewussten" EU-Mitglieder des Ostens waren vielmehr die frischen Mitglieder der Eurozone (Slowakei, Estland, Lettland, Litauen), die nach jahrelangem Handaufhalten merkten - ups, müssen wir jetzt auch einen Scheck schreiben? BTW, die gleichen "ökonomiebewussten" Mitglieder wetterten am lautesten gegen die einigermassen gerechte Verteilung der Flüchtlinge. Vielleicht ist dieses ökonomische Bewusstsein sehr aufs Nehmen fixiert.

     

    Die neoliberalen Werkzeuge in Polen sind bei weitem nicht so neoliberal. Nichtsdestotrotz ein Land mit der höchsten (absolut, prozentual) temporären Einkommensmigration in der EU (über 100% Steigerung in den letzen 10 Jahren, von 1 Mio. auf über 2 Mio.) kann nicht nur ein leuchtendes Beispiel sein.

  • Guter, angemessen kritischer Beitrag. Tatsächlich hat wohl nichts der Entwicklung und Durchsetzung einer Alternative zur Austeritätspolitik so sehr geschadet wie die Entlarvung ihres angeblichen Vordenkers Varoufakis als völlig verantwortungslosem Blender. Aber das ist für die Linke ja nichts neues, dort wurden auch schon Selbstdarsteller wie Lafontaine und Gysi gefeiert, die auch lieber ihre rhetorischen Fähigkeiten schärften, als sich der Regierungsverantwortung zu stellen und am Ende gar schmerzhafte Kompromisse eingehen zu müssen.

  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Linke hin, linke her. Er ist der bester und beliebter Politiker in Europa. Er ist der einziger echter Europäer. Die anderen sind verlogener Hampelmänner der Wirtschaft sowie viele Journalisten aus Europa.