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Die Grünen und ihr DauertiefIn der Zehn-Prozent-Nische

Die Ökopartei buhlt seit gut zwei Jahren um die Gunst konservativer Wähler. Trotzdem stagniert sie in den Umfragen. Warum ist das so?

Die Neujahrsklausur findet vom 6. bis 8. Januar in Weimar statt Foto: dpa

Die Grünen sind unglücklich verliebt. Sie werben um die Gunst des konservativen Bürgertums, sie flirten auf Teufel komm raus, aber die Gutbürgerlichen zeigen ihnen die kalte Schulter.

Nur 9 bis 10 Prozent der Deutschen würden die Grünen wählen. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würden die Grünen fast so schlecht abschneiden wie bei ihrem Wahldebakel 2013, das vom Veggieday, der Pädophilie-Debatte und linksgrüner Steuerpolitik geprägt war. Die Umfragewerte der Bundesgrünen wirken seither wie festgefroren, die Partei sitzt seit zwei Jahren in der 10-Prozent-Nische. In der Politik ist das eine halbe Ewigkeit.

Die Stagnation ist bemerkenswert, weil sie eine beliebte Theorie widerlegt: Die Grünen könnten stark wachsen, vielleicht eine kleine Volkspartei werden, wenn sie in CDU-Milieus ausgreifen. Die dominierenden Figuren der Grünen im Bund, Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt, haben sich diesem Ziel verschrieben.

Auch Winfried Kretschmann, der Baden-Württemberger, ist davon überzeugt – und sehr erfolgreich. Wie passt das zusammen? Warum funktioniert grüner Konservatismus in Stuttgart, aber nicht im Bund? Haben Angela Merkels Wähler einfach nicht verstanden, dass die Grünen den Kommunismus nicht einführen werden, ja nicht mal das vorgestrige Ehegattensplitting abschaffen würden?

Schweigen für die Wiederwahl

Was haben die Grünen seit 2013 nicht alles versucht, um neue WählerInnen zu locken. Sie sagten sich per Parteitagsbeschluss vom Veggieday los, einem Nonsens-Thema, das seinerzeit die Bild-Zeitung hochgezogen hatte, die Springer-Leute dürften sehr gelacht haben. Die Grünen zettelten Metadebatten über Freiheit an, um in der Erbmasse der FDP zu wildern. Sie wollten die neue Wirtschaftspartei Deutschlands werden, wahlweise auch die neue Mittelstandspartei.

Inhaltlich zoomten die Grünen an die Interessen des gut situierten Bürgertums heran, indem sie sich auf gutes Essen, faire Landwirtschaft und eine okaye Work-Life-Balance konzentrierten. Auf alles also, was den gut verdienenden Rechtsanwalt in Freiburg interessiert. Fragen, die den Grünen bis 2013 wichtig waren, tauchen bei Kretschmann, Özdemir und Göring-Eckardt nicht mehr auf.

Im Bund sind die Volksparteien die Kümmerer, aber sicher nicht die Grünen

Ob der Staat Reiche stärker belasten muss, um die sozialökologische Wende zu bezahlen, zum Beispiel. Oder ob Grüne einen Gesellschaftsentwurf vertreten sollten, der die Bedürfnisse Unterprivilegierter mitdenkt. Die neuen Grünen ersparen sich solche Debatten, weil sie vermuten, dass das Interesse der Mittelschicht an ehrlichen Antworten überschaubar ist. Sie schweigen, weil sie die Wiederwahl von Kretschmann im März nicht gefährden wollen. Jede linke Konturierung im Bund, so die Befürchtung, könnte dem Regierungschef in Stuttgart schaden.

Rückhaltlose Bewunderung statt Widerspruch

Wenn einer Oppositionspartei die Angriffslust abhandenkommt, tut ihr das meist nicht gut. Der Auftritt der Grünen hat etwas beflissen Konturloses. Sie wirken wie ein Mensch, der es sich mit keinem verscherzen will, was oft nicht besonders sympathisch ist. Interessanter aber ist die Frage, warum ihnen die Umarmung der Mitte keine Prozentpunkte beschert. Viele von Merkels Wählern pflegen ja längst einen grünen Lebensstil mit Biofood, Ökostromvertrag oder Lastenfahrrad.

Ein Grund für das 10-Prozent-Dilemma ist, dass urgrüne Themen im Moment keine Rolle spielen. Der Klimawandel, die Energiewende oder Bioessen, ja, alles wichtig. Aber angesichts von Großkrisen in Europa und der Welt, angesichts von Millionen Flüchtlingen und anstehenden Verteilungsfragen wirkt das doch arg nebensächlich. Wenn das Elend vor der Haustür steht, denkt die bürgerliche Mitte pragmatisch. Darum soll sich jemand kümmern, bitte schnell. Im Bund sind die Volksparteien die Kümmerer, aber sicher nicht die Grünen.

Das Dauertief liefert auch einen Hinweis darauf, dass die rückhaltlose Bewunderung der Kanzlerin, die die Grünen gerade kultivieren, nicht funktioniert. Özdemir und Kretschmann loben Merkel bei jeder Gelegenheit für ihre Haltung in der Flüchtlingskrise.

Sie tun das in der Hoffnung, auf der richtigen, weil: weltoffenen Seite zu stehen. Dabei löst Merkel das Problem längst auf ihre eigene, dialektische Art. Ihre Wir-schaffen-das-Rhetorik klingt liberal, aber faktisch gibt sich die Kanzlerin Mühe, Europas Außengrenzen abzuschotten. Es wäre die Aufgabe der Opposition, diesen Widerspruch offenzulegen. Stattdessen machen sich die Grünen zu Kronzeugen von Merkels Scheinliberalität.

Die Nähe zur Kanzlerin

Und die Wähler? Die, die Merkels Willkommenskultur für echt halten, wählen Merkel. Die, die ihre Dialektik gut finden, wählen Merkel. Und die, die sich einen ganz anderen Ansatz wünschen, finden ihn jedenfalls nicht mehr bei den Grünen. Winfried Kretschmann kopiert Merkels Politikstil in Baden-Württemberg übrigens sehr erfolgreich, indem er regiert, wie es ein moderner Christdemokrat tun würde.

Er setzt auf eine behutsame Modernisierung des Landes, vor allem aber auf den Erhalt des Status quo. Kretschmann kämpft für die Interessen von Konzernen wie Daimler, er schützt die Finanzeliten bei der Erbschaftsteuer. Er lässt die Finger von Tabus für die Mittelschicht, siehe Gymnasium. Und er hat verstanden, dass das Bürgertum bei allem Wohlwollen auch Angst vor zu vielen Flüchtlingen hat.

Diese Strategie geht auf – in einem konservativ grundierten, reichen Bundesland und gegen eine gestrig wirkende CDU mit einem blassen Kandidaten. Manch Bundesgrüner würde dieses Modell gerne auf Berlin übertragen, erste Versuche sind zu besichtigen. Doch hier sieht das Setting völlig anders aus.

Die Grünen sind in der Opposition, ihre Wählermilieus unterscheiden sich stärker voneinander, die Inhalte müssen fürs ganze Bundesgebiet taugen. Vor allem aber ist der Platz der modern wirkenden Konservativen schon lange besetzt. Merkel macht in der Hinsicht keiner was vor.

Anders gesagt kann Kretschmann Merkel gut finden, weil das auf seinem Konto einzahlt. Die Bundesgrünen aber dürfen sich bei ihrem Werben um die Mitte nicht in den Schatten der Kanzlerin ducken. Sie laufen Gefahr, links Wähler zu verlieren, während Merkels Wähler dann doch lieber beim Original bleiben. Die 10 Prozent belegen, wie groß dieses Risiko ist.

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45 Kommentare

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  • Dass sich schwäbische Verhältnisse nicht Eins zu Eins übertragen lassen ist doch aber recht offensichtlich. Zum Einen ist im untergegangenen FDP-Heimatland ein nicht zu unterschätzendes Loch in der Mitte entstanden. Zum Anderen fährt Freiburger Bürgertum mit dem Cayenne zum Bioladen, die Chemnitzer Variante ist eher abstiegsbedrohtes, traditionsverwurzeltes Klein-Bürgertum, das sich unter "Werten" weniger Emissionsarmut für ihren Betrieb als eine sichere Nachbarschaft, in der alles beim Alten bleibt, vorstellt.

  • Warum zieht Kretschmann und warum stagniert Özdemir? Weil Kretschmann ein Pragmatiker ist und Özdemir ein echter Konservativer. Ihm sind seine Landsleute wichtiger als die Partei. Kretschmann unterscheidet in Tagespolitik und langfristige Strategien. In der Tagespolitik geht es um Fakten, Lösungskompetenz. Visionen liegen ihm auch. Doch die will er aus der Tagespolitik heraushalten. Özdemir ist auf einem anderen Weg. Für ihn sind die Grünen seine Familie. Wie traditionell Familien von oben, vom Familienchef dirigiert werden, will er die Partei zu einer Öko-CDU machen. Um zu koalieren? Nein, er möchte dies für sein eigenes Weltbild. Die Basispartei war seiner Meinung nach nur für die Gründungsphase, jetzt soll streng Top-Down organisiert werden. Denn so erhält er seine Macht, baut seine Befugnisse aus. Kretschmann verhält sich nicht anders als Bodo Ramelow in Thüringen. Auch ein Ministerpräsident ist nur ein Rädchen im Getriebe.

  • Was "Die Linke" ist sollte nach durch unwiedersprochener Umbenennung von Ex SED, PDS etc in die selbige klar sein. Nur noch eine Partei. Diese ist nicht identisch mit den Grünen. So what? Es muss sich jeder, der sich noch als "links" definiert im klaren darüber sein, ob er eventuell ein unfreiwilliger Mitarbeiter der Partei sein will. Für mich war der Begriff "links" spätestens nach der Vereinnahmung durch diese Partei gestorben. Seitdem bin ich "grün".

    • @Rudolf Fissner:

      Und was soll dieses "grün" nun sein? Alternativer Kirchentag mit Recyclingbibel und garantiert ökologisch vollständig abbaubarer Doppelmoral? Wettfrisieren mit der sozialen Schere an der Seite des Kapitals? Militärische Einsätze, statt politische Lösungen?

  • Was eine Wattebäuschchentruppe

    Auf der Back.

    Jede Partei hat die Nasen vorn -

    Die sie verdient. -;!¡)) = ~>

    Keine Idee von Irgendwas!;(

    Beispiele - gern;) ->

    Euro-Krise/Grexit/Migration!!

    Hätten die Grünen auch nur

    Irgendeine Idee wie ein

    Europa - in den Parametern

    Liberté Égalité Fraternité -

    Angesichts dieser Herausforderungen

    Grüngewirkt aussehenden könnte?!

    Nö - NIX ~> Einsatz mangels Masse -

    Landauflandab & Bund -

    VERPASST!! - & Still ruht der See!

    Warum? - Weil die Grünen -

    Allerspätestens mit dem DreiteilerJoschka &

    NiewiederAusschwitzFischer -

    Zu einer billigen KlientelPartei

    Verkommen sind!

    Die das Soziale mit Füßen tritt -

    Ihre Pfründe -> Steuern etc &

    (kids goes Oxbridge/Harvard)

    Fest im Blick - &

    Kriegstreiber (2x!!) dazu.

    EndeGelände.

     

    Die Eine Eine Frage -

    Hilft da denn auch nicht weiter;))

    Mal abgesehen von deren kläglichen

    Aufbereitungsversuchen!

    • @Lowandorder:

      & nochens -

       

      Läßt frauman mal untouchable Christian S. außen vor -

      Wenn der klug-etwas-enge

      Ralf Fücks -

      Das geistige Maß der Dinge -

      Der Grünen ist - &

      Danach nur noch

      Entkernte Fassaden

      In der Gegend rumstehen -

      Bei klarem Verstand -

      Wer bitte sollte diese Dillis

      Wählen - Wollen - …

      Noch gar - Solches Tun?!

  • Warum tauchen die von den Grünen 2013 und auch aktuell geforderten Steuererhöhungen nicht auf?

     

    Den von BLÖD angestoßenen Shitstorm gegen den Veggyday wieder aufzuwärmen passt besser woanders als in die taz hin.

  • ein Schreckenskabinett, die taugen nicht mal mehr für Büttenreden in der Narrenzeit!

  • Die Grünen: Irrelevant. Die Zeiten, da man sie brauchte, sind längst vorbei.

  • Angela Merkel ist jedes Jahr mehr nach links gerutscht, dem Schein nach mehr soziales und mehr Menschlichkeit und jedes Jahr hat sie ihre Macht mehr verfestigt. Interpretiert man die aktuellen Wahlumfragen und zeichnet sie fort, wird Angela Merkel bis in das Jahr 2027 Kanzler bleiben.

    SPD und Grüne haben sich jedes Jahr mehr und mehr von linken Themen entfernt. Mehr soziale Kälte und Abbau von Arbeitnehmerrechten. Das Ergebnis, jedes Jahr weniger Zustimmung. Und was machen die Journalisten aus dieser für jedermann erkennbaren Analyse? Sie rufen der SPD und den Grünen zu, „Ihr müsste weiter machen wie bisher, damit es wieder besser wird“

    • @Nico Frank:

      "Angela Merkel ist jedes Jahr mehr nach links gerutscht..."

       

      Stimmt. Einmal hat sie sich glatt neben Wagenknecht gesetzt.

  • Der taz sind Die Grünen zu konservativ und nicht links genug, deshalb liegen zur Zeit Die Grünen bei 11% und Die Linke bei 8%, Und jetzt liebe taz?

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Walter Gleichmann:

      Grüne vs. Die Linke? Medienliebling vs Prügelknabe.

    • @Walter Gleichmann:

      Die Fakten sind hier vollkommen irrelevant. Man versucht doch seit Jahrzehnten, die Grünen in alte links-rechts Schubladen zu stecken.

      Vorzugsweise in die mit der Aufschrift "ehemals links, nun Verräter, die jetzt rechte CDU/FDP-Politik ermöglichen".

      Da die Grünen eine pragmatische Politik zur Erreichung diverser Ziele machen, knirscht es beim Hineinstopfen in ideologische Schubladen gewaltig. Das allein wird aber nicht dazu führen, dass weit links außen Schubladen neu beschriftet werden.

  • Schon witzig: die taz sorgt sich um sich selbst. Als Hauspostille des linksalternativ-grünen Biotops hat Peter Unfried, ehemaliger Stellvertreter der unsäglichen Bascha Mika und jetziger taz-'Chefreporter', seit Jahren für eine schwarz-grüne Koalition agitiert und war damit seiner Zeit nur voraus. Herr Cohn-Bendit, das Hätschelkind der taz schlechthin, posaunt diese Strategie - verbunden mit allerlei Auslandseinsätzen der Bundeswehr-, wg. Auschwitz, versteht sich - bei jeder Gelegenheit in die Welt.



    Ihr Autor, Herr Ulrich Schulte, bemerkt zutreffend:



    "Winfried Kretschmann kopiert Merkels Politikstil in Baden-Württemberg übrigens sehr erfolgreich, indem er regiert, wie es ein moderner Christdemokrat tun würde."



    Moment mal-, wo bleibt denn da - dummdeutsch gesprochen - das Alleinstellungsmerkmal der Grünen. Warum sollte man dann nicht gleich das Merkelsche Original wählen? Hat jetzt selbst die taz, die intellektuelle Avantgarde des linksalternativ-grünen Spießertums, den Kompass verloren. Herr Unfried übernehmen Sie.







    [...] gekürzt. Kritik, Anregungen und Fragen zur Moderation bitte an: kommune@taz.de

  • Kretschmann ist in Baden-Württemberg nur so beliebt, weil die CDU-Kandidaten seit einiger Zeit für die heutige Zeit unterirdisch schlecht sind. Die CDU in BW ist klerikal und für Frauen zu konservativ. Mit einer Frau Klöckner hätte die CDU in BW sicherlich mehr Erfolg.

    • @epicur:

      Frau Klöckner ist auch konservativ und ziemlich rechts eingestellt, auch wenn sie vielleicht anders anmutet.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    die grünen blinken noch ab und an mal links und biegen dann rechts ab.

    als die grünen 1998 zum ersten mal im bund mitregieren durften, haben sie viele gerade wegen ihres unkoventionellen regierungstils gewählt. die grünen waren für genau den prozentsatz wähler interessant, die krawatten und zugeknöpftes verhalten nicht als essenziell für gute politik oder eine moderne gesellschaft angesehen haben. alles lange her

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Woraufhin Joschi Fischer direkt mal den Dreiteiler wieder salonfähig machte...

  • Sowohl gewisse Entscheidungen die die Grünen mitgetragen haben, als auch fast alle Führungspersonen auf Landes- und Bundesebene der letzten Jahre haben die Grünen unwählbar gemacht. Derzeit gibt es keine Partei mehr, welche meine Interessen und Positionen einigermaßen vertritt und eine Chance hat über 5% zu kommen. Einziger Grund überhaupt noch zur Wahl zu gehen wäre derzeit AfD etc. etwas entgegen zu setzen.

    • @JoWall:

      "Einziger Grund überhaupt noch zur Wahl zu gehen wäre derzeit AfD etc. etwas entgegen zu setzen."

       

      Na - wäre doch kein schlechter...

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @frank:

        Die AfD wird die neoliberale Politik fortführen. Die Vermögenden werden weiterhin entlastet und die unteren und mittleren Einkommensschichten belastet. Die Vermögensteuer bleibt abgeschafft, anstatt diese verfassungskonform zu reformieren und fortzuführen. Der Spitzensteuersatz bleibt gesenkt, Körperschaftsteuersatz ebenso, die Finanzmärkte bleiben dereguliert, Privatisierungen weiterhin forciert, Kettenarbeitsverträge sind ebenso weiterhin möglich. Die gesetzliche Rente bleibt geschwächt und eine private Vorsorge weiterhin erforderlich. Auch die Arbeitslosenhilfe bleibt abgeschafft und Hartz IV weiterhin bestehen, also drastische Kürzungen im sozialen Bereich haben Bestand mit der AfD.

        Hinzu wird noch eine menschenverachtende hetzerische in keiner Weise menschrechtskonforme Politik kommen. Na dann herzlichen Glückwunsch! Das Geld, was bei den Flüchtlingen eingespart wird, steckt sich dann die Kernelite mit Hilfe der AfD in die Tasche und transferiert es nach Luxemburg oder sonstige Steueroasen. Aber immerhin haben es die Flüchtlinge nicht. Ganz super Logik ihr ganz superschlauen AfD Wähler!

        Dazu fällt mit nur noch eines ein: https://www.youtube.com/watch?v=LCeOthuguCw

        • @2097 (Profil gelöscht):

          [...] entfernt. Bitte argumentieren Sie sachlich. Die Moderation

          • @Yadgar:

            10% als Debakel zu bezeichnen...naja, gut. Die 3-Parteienlandschaft ist allerdings schon länger nicht mehr existent.

            Und ob sich ein unentschlossener Wähler wirklich wegen eines (sinnvollen und notwendigen) Veggiedays hat abschrecken lassen, die Grünen zu wählen, wage ich zu bezweifeln. Aber dazu wirds ja sicher auch Studien geben.

            Dass Klimawandel und Energiewende zwar wichtig, aber angesichts der jetzigen Krisen arg nebensächlich seien, kann man nicht nur bezweifeln, nein man muss es bezweifeln.

            Das Phänomen der Klimaflüchtlinge ist alles andere als fiktiver Natur und es wird die Welt noch weit mehr verändern, als wir es uns derzeit vorstellen.

            Möglicherweise lässen sich Ökologie und Wohlstand auseinander definieren. Bislang gibt es aber kein Beispiel auf der Welt dafür.

            Insofern ist der Satz "Inhaltlich zoomten die Grünen an die Interessen des gut situierten Bürgertums heran, indem sie sich auf gutes Essen, faire Landwirtschaft und eine okaye Work-Life-Balance konzentrierten" unfair.

          • @Yadgar:

            Nicht übel :)

          • 1G
            10130 (Profil gelöscht)
            @Yadgar:

            Alles klar! Fehlt nur noch die Frage bei Ihnen am Ende: Wollt ihr den totalen Witz?

  • "Grün" hat noch linke Wähler?

     

    Bin überrascht...

    • @KarlM:

      Das behaupten zumindest die Leute, die uns früher auch die SPD immer als linke Partei verkaufen wollten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Mir fällt kein Gesichtsprofil der Grünen-Spitze ein, das nicht weichgespült wäre oder, im Falle politischer Verntwortung, würde.

     

    Potenzielles Wahlvolk, auch schon überangepasst und längst nicht mehr links, möchte den Hofreiter Anton mal vom Frisör kommen sehen, damit der optisch bei gemeinsamen Auftritten besser zur konservativen Frau Göring-E. passt.

    Das sind Äußerlichkeiten, ich weiß. Aber es sind auch (Werbe)botschaften.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Nö. Er sollte sich stattdessen einen richtig geilen Hipsterbart wachsen lassen (statt dieses 90er-Jahre-Grunge-Teils, ohne Schnurrbart, iih!), sowas wie hier: http://thelastofthewine.tumblr.com/

       

      Und die Haare sind auch reichlich kurz (ernsthaft!) - wenn ich da an Beckmann und Schwalba-Hoth anno 1983 denke...

  • Vielleicht sitzt auße den genannten Faktoren auch der ein oder andere Eindruck tiefer im kollektiven Gedächtnis fest, als das allgemein für möglich gehalten wird, in einer Mediendemokratie mit ausgeprägtem Kurzzeitgedächtnis.

     

    Die rot-grüne Koalition hatte viele Projekte angestoßen, die sich gelinde gesagt kritisch bewerten lassen. Hinzu kommen persönliche Verfehlungen bekannterer Akeure, wie z. B. Cem Özdemir, die sich langsam rumsprechen. Dazu eine recht blasse Spitze, die Probleme hat aus Kohlekraftwerken, Quecksilber, Flächenverbrauch, Artensterben, Nitrateintrag, Grundwasserbelastung eindrückliche Bilder zu entwickeln.

  • Da muss man nicht lange rätseln: Der Versuch, ultra-linkes und komplett ideologisiertes Gedankengut hinter real existierendem Spießertum zu verstecken, kommt eben nicht gut an.

    • @produster:

      Wer "Die Grünen" als "ultra-links" einordnet, der sagt damit sehr viel über sich und sein Politik- und Demokratieverständnis aus, aber praktisch nichts über diese Partei.

  • "Manch Bundesgrüner würde dieses Modell gerne auf Berlin übertragen, erste Versuche sind zu besichtigen. Doch hier sieht das Setting völlig anders aus."

    Wenn sich die Agenda einer Partei oder ihrer Spitze sehr machtpragmatisch an den Settings anderer Parteien orientiert, braucht die Partei sich nicht wundern, wenn die Basis anfängt, zu bröckeln. Ich hoffe es nicht, befürchte aber, dass bald irgendjemand eine "Profilschärfung" vorzunehmen gedenkt, um den "Markenkern" wieder erkennbar zu machen. Das werden wieder alles nur Etiketten sein, weiß der mündige Konsument, dass die Marke zwar auf der Packung klebt, aber nur die Werte in der Packung zählen. Das Wort "Markenkern" ist also Marketingdummsprech, auf das man ausweichen muss, wenn das Produkt nicht für sich stehen kann. In der Politik sind es aber die Inhalte, die eine Partei erst ausmacht und Grünenwähler (nicht unbedingt die neuen, zeitgeisty solchen) in der Regel auch die, die etwas genauer hinschauen als der Rest. Die Grünen scheitern im Grunde an der Zusammensetzung der Gesellschaft: Linke Politik ist zumindest in Westdeutschland Sache intellektueller Mittelschichtler, von denen aber nur ein kleiner Teil links denkt. Größer wird die Basis so schnell einfach nicht. Wenn sich die Partei jetzt aber an die Schwarzen assimiliert, wird sie einen Teil ihrer Identität los: den progressiven, den gesellschaftspolitischen Teil. Dass der konservative Teil grüner Identität sich auf die Natur beziehen und es dabei belassen sollte, scheint vergessen. Mit diesem Bewußtsein bleibt man nur Oppositionspartei. Aber das erscheint mir immer noch sinnvoller, als eine Opposition, die sich selbst zähmt.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Leider wahr! Ich hatte 1998 rot/grün gewählt u. a. in der Hoffnung, dass eine soziale Politik umgesetzt werden würde, die ein Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich stoppen und umkehren würde. Doch leider wurde eine Politik umgesetzt, die weder dem SPD noch dem Bündnis 90/die Grünen Parteiprogramm entsprach. Die Vermögenden wurden entlastet und die unteren und mittleren Einkommensschichten belastet. Die Vermögensteuer wurde abgeschafft, anstatt diese verfassungskonform zu reformieren und fortzuführen. Der Spitzensteuersatz wurde gesenkt, Körperschaftsteuersatz ebenso, die Finanzmärkte wurden liberalisiert, Privatisierungen forciert, Kettenarbeitsverträge ermöglicht. Außerdem wurde die gesetzliche Rente geschwächt und eine private Vorsorge erforderlich gemacht. Auch die Arbeitslosenhilfe wurde abgeschafft und Hartz IV eingeführt, also drastische Kürzungen im sozialen Bereich vorgenommen.

    Durch diese steuerlichen und sozialpolitischen Maßnahmen wurde das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich extrem verstärkt. Die Schere ist in den rot/grünen Jahren noch weiter auseinandergegangen.

    Auch heute noch wird diese Politik von den Grünen fortgesetzt. Herr Kretschmann hat sich gegen eine angemessenere Besteuerung von Erbschaften ausgesprochen.

    Solange diese neoliberale Politik von den Grünen fortgesetzt wird, wird meine Stimme diese Partei nicht erneut erhalten. Und ich gehöre laut meines Einkommens und Bildungsstandes (Akademiker) zur umworbenen Mittelschicht! Solange die Grünen keine eindeutigen Absichten erkennen lassen, mit Maßnahmen in der Sozial- und Steuerpolitik, ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenwirken, kann diese Partei weiterhin bei 10 Prozent herumdümpeln! Vielleicht sollten die Grünen endlich ihre Steuerpolitik an Piketty, Stiglitz und Roosevelt ausrichten! Bedauerlicherweise fehlt dafür bei der Parteiführung die intellektuelle Reife und Einsicht!

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Keine Sorge: wenn die AfD nächstes Jahr das Rennen macht, wird erst mal nach polnischem und ungarischem Vorbild das Bundesverfassungsgericht mit parteihörigen Abnickern besetzt, vielleicht hat man bis dahin auch Polizei und Bundeswehr soweit unterwandert, dass es für einen zünftigen Putsch reicht... und dann wird erst einmal das Grundgesetz faktisch außer Kraft gesetzt, das Wahlrecht für Nettostaatsprofiteure (also z. B. Rentner und Arbeitslose) abgeschafft...

       

      [...] gekürzt. Bitte die Netiquette beachten. Die Moderation

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Selber schuld, wer damals das Märchen von der "sozialen Kälte" etc. geglaubt hat. Im Rückblick war das doch eine wohlig-warme Kuschelzeit.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @2097 (Profil gelöscht):

      100%ige Zustimmung.

       

      Wer unter Gerechtigkeit die bloße Versorgung mit Obdach und Essen versteht, der hat nichts verstanden.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Ja, und selbst Obdach und Essen ist mit sog. Hartz IV fast unmöglich.

         

        Zumindest nicht so, wie es die Mittelschicht, sprich Lehrer, Ärzte, Sozialpädagogen und viele andere gerne hätten: "Was, Sie haben kein Geld für die Klassenkasse?" "Für den Sportunterricht bitte zwei Paar Sportschuhe - für die Halle und für draußen", "Och, warum kommst Du denn nicht mal mit ins Kino?" "Weshalb ziehen Sie denn in dieses Stadtviertel?"

         

        Kurzum: Für alleinstehende ist es noch am schwierigsten mit ca. 350 € Warmmiete und 400 € Grundbedarf je Monat zum Leben (inkl. allem, was so anfällt!!!) 13 € je Tag inkl. Strom, Kleidung, Körperhygiene, Gesundheit, Mobilität, Versicherungen, Reparaturen und ja auch Essen und Wohnungserhalt. Freizeit bedeutet um den Block zu spazieren und ganz sicher nicht was zu kaufen oder Eintritt zu bezahlen oder gar beides zusammen.

         

        Ich denke, dass wollen die meisten der sog. Noch-Mittelschicht nicht wahr haben, dass sie mal soeben 13 € am Tag für die Kantine und sonstige Gastronomieaufenthalte und Freizeit ausgeben. Daher weiter die Denke: Hartz IV ist doch okay, was wollen die denn? Immerhin zahle ich das denen ja, die nicht arbeiten (können).

  • Vielleicht liegt es auch daran, dass die Grünen die wirklichen Themen, die die Wähler beunruhigt, nicht thematisiert oder immer noch bagetellisiert. Herr Kretschman und Herr Palmer sprechen den Wähler eher an als Frau Göring-Eckardt oder Frau Roth. Letzgenannte sind irgendwie "aus der realen Welt gefallen", so scheint es zumindest.

    In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass leider auch die Taz z.Zt. auf Themen ausweicht, die nicht wirklich interessieren. Woran liegt das. Würde mich über eine Antwort aus dem Redaktionsstab freuen, sonst könnte leicht ein Verdacht Kölner Qualität entstehen.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Der Artikel trifft die Sache ziemlich genau. Die Grünen sind gut bei Umwelt-Themen. Deswegen habe ich sie früher auch gewählt. Aber dieses Thema haben sich mittlerweile alle Parteien auf die Fahnen geschrieben. Und die Atomkraftwerke wurden schlussendlich von Merkel abgeschaltet. Was bleibt mir von grüner Regierungsverantwortung in Erinnerung: Dosenpfand, Jugoslawien-Krieg, Liberalisierung der Prostitution und EEG. Eigentlich keine Gründe noch mal grün zu wählen. Nur wen wähle ich dann? Die Linkspartei ist mir zu sozialistisch. Mit Merkel könnte ich ja gerade noch leben. Aber ich wohne in Bayern, und da gibt es nur Seehofer. Ich bleibe einfach zu Hause.

  • Ist der Artikel, vor allem die Eingangsfrage, tatsächlich ernst gemeint? Wieso sollte jemand ausserhalb linksgrüner Kreise diese Partei wählen? Für Konservative und alle diejenigen, die unsere Heimat, Deutschland, nicht hassen, ist diese Partei so unwählbar wie die NPD für einen Türken^^

    • @RosaLichtenstein:

      Für jeden vernünftigen Linken, der natürlich Deutschland hasst, sind Die Grünen auch unwählbar.

      • @Age Krüger:

        Wieso, so lange es Claudia Roth noch gibt?

      • @Age Krüger:

        :-)