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Deutschland und die EU-InvestitionsbankKlimabank auf der langen Bank

Die Große Koalition ist darauf bedacht, dass Europa Erdgasprojekte länger als gewollt finanzieren muss. Das sorgt für Unmut bei den Grünen.

Demonstranten vor dem Bundesfinanzministerium Foto: dpa

Brüssel/Berlin taz | Ursula von der Leyen hat Großes mit ihr vor: Die designierte EU-Kommissionspräsidentin will die Europäische Investitionsbank EIB zu einer Klimabank umbauen, die ein grüneres Europa mit Milliarden fördert. Doch der Umbau der EIB stockt: Ihr geplanter Ausstieg aus der Finanzierung von Gaspipelines, Gaskraftwerken und Häfen für Flüssiggas dürfte sich deutlich verzögern.

Darüber will der Verwaltungsrat der Bank am Donnerstag entscheiden. In dem Gremium bestimmen die EU-Staaten gemäß ihres Finanzierungsanteils an der EIB mit. Deutschland hat dabei das größte Gewicht. Eigentlich sollte entschieden werden, ob mit neuen Erdgas-Projekten bereits ab Ende 2020 Schluss ist, das hatte die EIB selbst im Sommer vorgeschlagen. Oder später, ab 2021. Bereits seit 2013 finanziert die EIB keine Kohleprojekte mehr.

Das Erdgas-Aus könnt an Deutschland vorerst scheitern. „Leider ist es bislang nicht geglückt, die gesamte Bundesregierung auf eine einheitliche Position festzulegen und die bestehenden Vorbehalte aus anderen Ressorts zu überwinden“, teilte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) mit. Nun muss sich Berlin enthalten. Damit ist fraglich, ob es dann noch eine Mehrheit für die neuen Förderrichtlinien gibt. Offenbar hat das CDU-geführte Wirtschaftsministerium blockiert. Dem Vernehmen nach strebte es ein noch späteres Ausstiegsdatum als 2021 an.

Den Grünen im Europaparlament war bereits der Termin 2021 deutlich zu spät. Wenn die Bank dann wie geplant 54 neue Gasprojekte bewilligen sollte, könne man sie nicht „Klimabank“ nennen, sagte Klimaexperte Bas Eickhout. Denn damit würde sich die EU an eine überdimensionierte Gasinfrastruktur binden und den Verbrauch fossiler Brennstoffe auf Jahre hinaus festschreiben.

Der Schlüssel liege bei Bundesregierung und bei EU-Kommission, so Eickhout, der Vize-Chef des Umweltausschusses im EU-Parlament ist. Wenn es von der Leyen ernst meine mit ihrem „European Green Deal“, müsse sie einschreiten, so Eickhout. „Bisher hat die EU-Kommission keine gute Rolle gespielt“, fügte er hinzu. Auch die Bundesregierung gehöre zu den „bad guys.“ Berlin verweist auf die süd- und osteuropäischen Staaten.

„Dieser Länderkreis benötigt eine rationale Übergangsregelung durch die EIB, um bei der Transformation, vor allem beim Ausstieg aus der Kohle, unterstützt zu werden“, schrieb das Finanzministerium in einer Antwort an die Grünen. Um Deutschland doch noch zum Einlenken in der EIB-Frage zu bewegen, demonstrierten am Dienstag Klimaaktivisten vor dem Ministerium in Berlin.

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6 Kommentare

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  • Ausstieg nicht nur aus Kohle und Kernkraft, sondern gleich auch noch aus Gas? Wo soll denn dann der Strom herkommen, wenn weder die Sonne scheint, noch Wind weht?

  • Andersherum wird eher ein Schuh daraus.

    Die EIB ist - wie die Euro-Gruppe auch - kein Organ der EU. Kommission und Parlament sind nicht weisungsbefugt. Entscheidungen werden allein im Rat der Gouverneure und im Verwaltungsrat getroffen.

    Daher kann sich Frau von der Leyen zwar irgendwas wünschen; diese Wünsche sind jedoch rechtlich genau so bindend wie meine Wünsche an den lieben Weihnachtsmann.

    Es ist schon sehr bedauerlich, wenn selbst EU-Parlamentarier die Spielregeln nicht kennen. Herr Eickhout hat sich damit vollkommen disqualifiziert. Warum bekommen die Leute eigentlich so viel Geld?

  • Was für ein Quatsch!

    Damit sorgt man nur, dass Kohle uns länger erhalten bleibt, oder die Elektrifizierung des Verkehrssektors scheitert. Es geht zwar alles grundsätzlich, aber nicht alles gleichzeitig. Während die einen als Brücke Blockheizkraftwerke für den Winter vorsehen und sagen "siehe da die Energiewende funktioniert" fangen die anderen schon an, auch das abzureissen, als ob die sichere Energieversorgung in dunklen Monaten einfach so vom Himmel fällt. Also bitte jetzt einen Schritt nach dem anderen, und erst mal die Kohle runterfahren und nennenswert e-Mobilität ermöglichen. Dabei muss jetzt schon der Anteil erneuerbaren Stroms gewaltig gesteigert werden. Immerhin kann Gas gspeichert werden und löst so dass Speicherprobelm der Erneuerbaren.

  • Der Scholz könnte Mumm zeigen und einen Müller machen...

    • @tomás zerolo:

      Meinen Sie nicht einen Schmidt? Die SPD hätte ja eigentlich noch einen gut...

      • @LeSti:

        Ja, richtig, danke. Einen Schmidt meinte ich.