Der Sex meines Lebens: High auf Hormonen
Was spricht gegen Fußball, Zigaretten und einen Typen, der gern Ansagen macht, wenn ich den Sex meines Lebens habe?
E inen Tag nach unserem ersten Date plant F. schon unser zweites: Fußball gucken bei ihm zu Hause. Vorher essen wir, er kocht.
„Fußball? Und das entscheidest du einfach so?“ Er weiß längst, dass mich das null Komma null interessiert. „Ja, die Freiheit nehme ich mir“, kommt zurück. Vorher gebe es Essen, ob ich irgendetwas nicht möge? „Fisch und Meeresfrüchte“, antworte ich. Fleisch muss nicht, kann aber. „Mein Gott, sie mag kein Fußball, keinen Fisch, was ist das bitte für ein Match?“, schreibt er. Ich lache und antworte: „So bringen wir beide unsere Opfer.“ Aber ich könne nicht versprechen, dass ich das Spiel zu Ende schauen würde. „Wir schaffen es doch sowieso nicht, 90 Minuten die Hände voneinander zu lassen“, sagt F. Darauf ich: „Hauptsache, es wird nicht wie gestern, ich bin total fertig.“ F. antwortet mit einem lachenden Emoji. „Es wird viel krasser.“
Am Samstag schreiben wir Nachrichten hin und her, während ich in der Bahn sitze und er kocht. Ich bin nervös, aufgeregt, voller Vorfreude. Gleichzeitig wundere ich mich über mich selbst: Auf was für einen Typen habe ich mich hier eingelassen? Als ich endlich ankomme, sieht F. mich an, als sei ich die heißeste Braut auf dem Planeten. Ich kann gerade noch die Tür hinter mir schließen und meine Tasche absetzen, schon hat er mich an die Wand gedrängt, legt seine Lippen auf meine, fährt mit der Hand unter mein Kleid und meinen Slip. „Du bist feucht“, sagt er. „Ja, schon den ganzen Weg hierher“, antworte ich. F. blickt mich an, zieht seine Finger aus mir und will meinen Slip runterziehen, hält dann aber inne. „Erstmal Kaffee?“ Ich nehme seine Hand und lecke seine Finger ab. „Erstmal Kaffee.“
Mit dem Kaffee gehen wir auf den Balkon, er raucht, wir reden. Necken uns, sticheln, lachen. Essen, gucken Fußball, er raucht wieder. Ich habe nie geraucht, meide Raucherkneipen und fand Zigaretten immer eklig, aber wenn F. an seiner Kippe zieht, finde ich ihn erst recht heiß. Ich rücke näher an ihn heran, lege mein linkes Bein auf die Armlehne seines Stuhls und mein rechtes Bein auf seinen Schoß, und er sucht mit der Hand seinen Weg unter mein Kleid. Dann fragt er, ob wir nach drinnen gehen wollen. Drinnen, das heißt Sex.
Sexy Rauchen
Anschließend sitzen wir wieder auf dem Balkon. Ich bettele, dass er mich an der Zigarette ziehen lässt. Er protestiert, ich solle jetzt bloß nicht mit Rauchen anfangen, reicht sie mir dann doch. Ich ziehe und blase langsam den Rauch aus. Das findet auch er heiß, und schon ist es wieder Zeit für drinnen.
Wir haben Sex auf dem Sofa, dem Bett, dem Schreibtisch. Mal leckt er mich, mal ich ihn. In der Nacht gehen wir einfach nackt auf den Balkon. Ich halte mich am Geländer fest und blicke ins Rauschen der Bäume, während er meine Beine spreizt und von hinten in mich eindringt. Ich will ihn, er will mich. Immer. Mein Verlangen ist sein Verlangen.
Irgendwann schlafen wir doch erschöpft ein. Morgens gibt es mehr Sex, und zum Frühstück serviert er Pommes und Würstchen.
Die Frage, was ich hier eigentlich mache, stelle ich mir längst nicht mehr. Zum ersten Mal seit Langem fühle ich mich wieder wie ein Teenager. Ich bin high auf Hormonen. Was spricht gegen Fußball, Zigaretten, Fleisch zum Frühstück und gegen einen Typen, der gern Ansagen macht? Ich bin Anfang 40 und habe den Sex meines Lebens. Ich habe mich nie so begehrt gefühlt und habe nie zuvor so begehrt. Ich will, dass es immer so weitergeht.
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