Der Ökodiktator – § 4: Verbot aller Heizstrahlgeräte
Die weise Regierung der Klimarepublik kümmert sich um ihre Bürger. Ihr Auftrag: Unheil vom Volk abwenden. Ihr Mittel: verbieten.
Die weise und wohlmeinende Regierung der ersten Klimarepublik des Planeten verkündet folgenden Erlass: Mit Wirkung von Donnerstag, dem 3. Dezember 2015 sind alle strom- und gasbetriebenen Heizstrahler für den Außenbereich im gesamten Herrschaftsbereich der Klimarepublik Deutschland ausnahmslos verboten.
Begründung: Heizstrahler sind äußerst schädlich für das Klima. Sowohl mit Propangas betriebene als auch elektrische Heizpilze verursachen einen enormen CO2-Ausstoß. Nebenbei kosten sie ein Schweinegeld und sind gefährlich. Eine Propangasflasche reicht im Schnitt für einen durchgehenden Betrieb von zehn Stunden, bei einem CO2-Ausstoß von rund 30 Kilogramm pro Flasche. Mit der durchschnittlichen Leistung eines Heizpilzes könnte man locker eine Wohnfläche von 100 bis 150 Quadratmetern beheizen. Auch strombetriebene Heizstrahler sind keine Lösung. Sie sind zwar günstiger, haben aber eine noch schlechtere Ökobilanz. Die CO2-Emissionen von Heizpilzen liegen deutlich über denen eines Kleinwagens.
Durchführungsbestimmung: Alle Bürger*innen der Klimarepublik Deutschland werden umgehend aufgefordert, den Leitsatz: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung“ nachhaltig zu verinnerlichen. An Bedürftige stellt die wohlmeinende Regierung kostenlos Pullover und Decken zur Verfügung, die ab sofort in den kommunalen Außenstellen der Verwaltung der Klimarepublik abgeholt werden können. Für Gastwirte gilt: Wir heizen nicht für draußen, davon geht der Winter auch nicht weg.
Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.
Zuwiderhandlungen: Wer gegen die Auflagen verstößt und seine Wampe weiterhin an einem dieser höllischen Heizer wärmt, wird zu mindestens einem Jahr gemeinschaftlicher Arbeit zum Wohle des Klimas verpflichtet und muss einen dreimonatigen Intensivlehrgang an der klimarepublikanischen Universität besuchen. Zur Auswahl stehen die Kurse: „Wie ziehe ich mich richtig an, damit ich auch im Winter draußen nicht friere 1.0“ – für Anfänger*innen und Fortgeschrittene. Außerdem: „Ist es wirklich kalt, oder liegt es an mir?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren