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Der Ökodiktator – § 10Verbot von Inlandsflügen

Die weise Regierung der Klimarepublik kümmert sich um ihre Bürger. Ihr Auftrag: Unheil vom Volk abwenden. Ihr Mittel: verbieten.

Über den Wolken, aiaiai ... Foto: dpa

Die weise und wohlmeinende Regierung der ersten Klimarepublik des Planeten verkündet folgenden Erlass: Mit Wirkung vom 11. Dezember 2015 sind alle Inlandsflüge verboten.

Begründung: Fliegen ist sowieso eine große Umweltschweinerei. Wissenschaftler gehen davon aus, dass pro Person und geflogenem Kilometer rund 380 Gramm CO2 ausgestoßen werden. Das ist rund zehnmal so viel wie bei einer Bahnfahrt. Für Langstrecken kann die wohlmeinende Klimarepublik das ausnahmsweise in Kauf nehmen, nicht aber für Strecken, die problemlos mit der Bahn oder zur Not mit dem Auto zurückzulegen wären.

Durchführungsbestimmung: Die Klimarepublik gibt sich die neue Hymne „Über den Wolken, muss die Verschmutzung grenzenlos sein“, die alle Bürger*innen zu verinnerlichen haben. Darüber hinaus werden alle Bewohner*innen umgehend mit einer Bahncard 100 ausgestattet. Paare, die in einer Fernbeziehung leben, dürfen Ihre wöchentliche Arbeitszeit ab sofort auf 32 Stunden reduzieren, um mehr Zeit für die Reise zu haben.

Mitarbeiter von Fluggesellschaften werden von den zuständigen Gewerkschaften geschult, ihre Streikfrequenz aufrecht zu erhalten – auch das dürfte zu einer Verknappung des Flugangebots führen. Die freiwerdenden Gates, Start- und Landebahnen werden in städtische Grünflächen nach Vorbild des Tempelhofer Felds in Berlin umgewandelt. Zu deren Nutzung wird jedem Haushalt in der Klimarepublik ein Drachen zur Verfügung gestellt.

Die Paristaz

Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.

Zuwiderhandlungen: Passagiere, die Inlandsflüge weiter in Anspruch nehmen, werden zu 20 Tagen ehrenamtlicher Tätigkeit in den Entwicklungslaboren für fliegende Teppiche verpflichtet, die die weise Klimarepublik subventioniert.

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4 Kommentare

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  • So so, wer also 200 l Kerosin auf seinem Umweltkonto Nasse hat, wird geächtet, wer aber 5 qm davon verbraucht, um seinen Hintern im Malediven-Sand zu wälzen, dem sei´s vergeben. Genau diese Inkonsequenz können wir uns nicht mehr leisten. Beides ist großer Mist, doch der absolute Schaden ist bei zweitem eben größer, selbst wenn Fluggast mehrere Inlandsflüge pro Jahr in Anspruch nimmt. Die Freiheit: "Ich ziehe um den Globus, wenn IchIchIch´s mir leisten kann", darf eben nicht mehr gehen.

    Flugzeugflotte im Gro weltweit abwracken !

    • @lions:

      Ups, "5 qm" gemeint ist natürlich 5 m³

  • Nächste Satire: Schneekanonen

    Danach: Formel 1

    Und dann: Glühwein

  • Ganz allgemein eine gute Idee. Vielleicht sollte man noch sagen, ob man mit "Inland" nun eher so etwas wie "Russland" oder eher "Belgien" (oder gar Liechtenstein) meint...