Demonstration gegen AfD: Neues Netzwerk gegen rechts
Endlich wächst der Widerstand gegen die AfD. Das noch junge Netzwerk „Hand in Hand“ möchte langfristig ein Bündnis gegen rechts bilden.
![Menschen protestieren gegen die AfD. Menschen protestieren gegen die AfD.](https://taz.de/picture/6765911/14/34424642-1.jpeg)
Nach der Demo ist vor der Demo. Das haben sich auch die Initiator*innen rund um Fridays for Future vorgenommen und kündigen direkt nach der Versammlung von diesem Sonntag die nächste Großdemo an: Am 3. Februar organisiert das noch junge Bündnis „Hand in Hand“ die nächste Aktion.
Das Bündnis, bei dem auch FFF und weitere bekannte Organisationen vertreten sind, wollen die Ereignisse der vergangenen Woche nutzen, um ein langfristiges Bündnis gegen rechts zu etablieren. Für viele seien die Ergebnisse der Correctiv-Recherche in der vergangenen Woche ein Weckruf gewesen, sagt Samira Ghandour, FFF-Mitinitatorin der vergangenen Demo.
Das Recherchezentrum veröffentlichte am Mittwoch Informationen zu einem Geheimtreffen von AfD- und CDU-Politikern der „Werteunion“ sowie Rechtsextremen, die die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund planten. „Als migrantische Person weiß ich, wie Rechte in Deutschland über uns reden. Trotzdem brauchte es diesen Moment der Empörung, um Menschen auf die Straße zu bekommen.“
Sie sei erleichtert, wie viele Menschen am Sonntag bundesweit und besonders in Berlin auf die Straße gegangen sind. Die Wut und den Tatendrang der Leute müssen FFF und ihre Bündnispartner jetzt nutzen, um für den Kampf gegen rechts zu mobilisieren. „Wir sind gut vernetzt in ganz Deutschland und haben gezeigt, was wir in 72 Stunden auf die Beine stellen können. Unsere Erfahrung wollen wir in das Bündnis einbringen“, sagt Ghandour.
„Unteilbar“-Ehemalige im Netzwerk aktiv
Dass zivilgesellschaftliche Organisationen nun gemeinsame Demonstrationen planen, kann besonders einflussreich sein, weiß Lukas Theune, Geschäftsführer des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins. Der Verein engagierte sich zwischen 2018 und 2022 maßgeblich im Bündnis „Unteilbar“, das Großdemonstrationen gegen rechts organisierte.
„Unteilbar hat gezeigt, dass wir politische Themen zusammendenken müssen, denn der Erhalt der Demokratie ist die Basis aller unserer Anliegen.“ Damit der aktuelle Tatendrang nachhaltig in eine Bewegung übergehen kann, brauche es mediale Aufmerksamkeit für die Proteste, aber auch eine klare Kommunikation, was das Bündnis „Hand in Hand“ erreichen will, so Theune.
„Eine Lehre, die ich aus meiner Zeit bei Unteilbar ziehe, ist, weitreichender zu denken. Wir wollen bei ‚Hand in Hand‘ nicht nur die nächste Demo im Februar planen und dann gehen, wir wollen uns langfristig für die Zivilgesellschaft starkmachen“, so Theune.
„Unteilbar“ selbst sei vorbei, doch neue Energie sei entfacht und viele der ehemaligen Aktiven setzen diese jetzt für „Hand in Hand“ ein. Dass die Aufmerksamkeit für ihre Inhalte aufgrund der Vielzahl an politischen Herausforderungen in nächster Zeit abbreche, sehe er nicht. „Wir befinden uns in einer Zeit multipler Krisen, aber das ist kein Grund, sich nicht zu engagieren. Wir müssen stattdessen solidarisch und gemeinsam an allen Problemen arbeiten“, findet der Rechtsanwalt.
Aktionen außerhalb Berlins in Planung
Dass FFF sich für den Kampf gegen rechts starkmache, sei ein Beispiel dafür, dass es eine breit aufgestellte Bewegung innerhalb der Bürger*innen geben muss, um erfolgreich gegen den Rechtsruck anzukommen. Die Massenbesetzung, die die Letzte Generation am selben Februartag in Berlin plane, könne man mit der Demo vereinbaren.
In den nächsten Tagen plant das Bündnis, wie es im Wahljahr 2024 auch in den Bundesländern aktiv sein kann. „Es sind total viele Menschen aktiv, was Freude macht, und trotzdem können wir immer weitere Menschen im Bündnis gebrauchen, um über Berlin hinauszudenken“, sagt Theune.
Details zur Demo Anfang Februar sind noch unklar. Bisher soll es nur eine Aktion in Berlin geben. „FFF hat Arbeitsgruppen in vielen Landkreisen, die wir mobilisieren wollen, um unsere Demokratie zu verteidigen“, sagt Samira Ghandour. Ihnen gehe es nicht nur darum, auf die Straße zu gehen, sondern die Demokratie auch im Privaten zu stärken.
„Wir haben schon immer das Ziel verfolgt, auch in den persönlichen Diskurs zu gehen mit klimapolitischen Themen.“ Es sei an der Zeit, sich auch im eigenen Umfeld einzusetzen und über rechte Ideologien zu informieren.
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