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Debatte über Achille MbembeKlein bekommt Unterstützung

Nach Kritik am Antisemitismusbeauftragten Felix Klein melden sich dessen Unterstützer zu Wort. Indes fordert Mbembe eine Entschuldigung Kleins.

Kritisiert und verteidigt: Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Foto: dpa

Berlin taz | In der Debatte über die Besatzungskritik des Philosophen Achille Mbembe und den umstrittenen Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, haben mehrere deutsch-jüdische Initiativen Stellung für Klein bezogen. „Herr Dr. Klein ist, nach wie vor, eine ausgezeichnete Besetzung für diese Stelle“, heißt es in einem offenen Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer.

Mehrere Dutzend jüdische Gelehrte und KünstlerInnen hatten Ende April die Absetzung Kleins gefordert. Sie warfen ihm eine „Indienstnahme des Antisemitismus gegen Kritiker der israelischen Regierung“ vor. Die Debatte war entbrannt, nachdem Klein Mbembe vorgeworfen hatte, das Existenzrecht Israels infrage zu stellen und den Holocaust zu relativieren.

In dem jüngsten Schreiben an Seehofer, das Elio Adler, der Vorsitzende des Lobbyvereins „Werteinitiative“, aufgesetzt hat, heißt es: „Wer den Themenkomplex ‚Antisemitismus‘ ernsthaft bekämpft und sich nicht nur auf den leicht erkennbaren, offensichtlichen Antisemitismus fokussiert, muss bereit sein, ans ‚Eingemachte‘ zu gehen.“ Felix Klein tue dies.

„Wir unterstützen ihn und seine Arbeit“, heißt es weiter in dem Schreiben, das unter anderem von der Amadeu Antonio Stiftung, dem Verein Makkabi Deutschland, dem Mideast Freedom Forum Berlin sowie der Berliner Jüdischen Gemeinde unterzeichnet wurde. Zuerst hatte die Welt über das Schreiben berichtet.

Mbembe fordert Entschuldigung

Mbembe sprach in einem ausführlichen Beitrag auf Facebook indes von Rassismus, sprach von einer „Diffamierungskampagne“ und forderte eine Entschuldigung Kleins. „Weil er sich kraft seines Amtes geäußert hat und daher im Namen des deutschen Staates, schuldet mir Felix Klein eine öffentliche Entschuldigung, und bis zu meinem letzten Atemzug werde ich nicht aufhören, sie von ihm einzufordern.“

Der Streit um Mbembe und Klein wird ausgetragen vor dem Hintergrund zweier größerer Debatten: zum einen über die Beziehung von postkolonialer Theorie und Antisemitismus, zum anderen über eine Einengung der Debatte über den Nahostkonflikt und schrumpfende Handlungsspielräume für KritikerInnen der israelischen Besatzung der palästinensischen Gebiete.

Mbembe sieht in der israelischen Herrschaft über die palästinensischen Gebiete eine „koloniale Besatzung“ und kritisiert diese mit umstrittenen Vergleichen mit der südafrikanischen Apartheid sowie mit dem Holocaust – Letzteres explizit mit einem Hinweis auf die Grenzen der Vergleichbarkeit. KritikerInnen werfen ihm aufgrund dieser Aussagen Antisemitismus vor.

Kritiker Felix Kleins hingegen sehen in dessen Antisemitismusvorwürfen eine Einschränkung der Meinungsfreiheit und beklagen, Klein missbrauche den Antisemitismusbegriff, um eine offene Diskussion über Menschenrechte in den israelisch besetzten Gebieten zu verhindern. In der Kritik an Mbembe sehen sie eine gezielte Diffamierung des Intellektuellen, um ihn mundtot zu machen.

Für Verwunderung hatte gesorgt, dass zunächst unklar war, ob Klein das Gesamtwerk Mbembes bekannt war, als er die Antisemitismusvorwürfe gegen ihn erhob. Von der FAZ um entsprechende Nachweise gebeten, hatte Klein lediglich auf ein Schreiben verwiesen, in dem der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Lorenz Deutsch, aus Mbembes Werk zitierte.

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10 Kommentare

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  • Herr Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus ist keineswegs "umstritten", werter Herr Hagmann.

  • es geht bei der causa klein vor allem um postkolonialismus, um das nicht aufarbeiten der kolonialen verbrechen. klein relativiert die kolonialen verbrechen, ja er verleugnet sie und nur das steht hinter seinen vorwüfen gegen achille mbembe, einen der dies ins bewustsein bringen will mundtod zu machen. hinzukommt kleins beziehungen zum kameruner regime, zu den führungsriegen in kamerun. klein ist ein deutscher rassist und somit so und so nicht als antisemitismusbeauftragter geeignet.

    • @jens Nehrkorn:

      Da schließe ich mich an. Weiter spricht Klein von Mbembe in einer herablassenden Art und Weise, die meines Erachtens durchaus rassistische Züge hat. S. Interview Klein auf Deutschlandradio Kultur. Mbembe sei ein "Philosoph Afrikas", als ob er darüber hinaus bitte den Mund zu halten habe. Noch schlimmer, wenn Klein über Mbembe sagt, daß er "gerade" als Philosoph Afrikas in dieser Debatte gefälligst vorsichtig sein sollte. Klein vergißt dabei auch komplett, dass Mbembe um diese Debatte nicht gebeten hat sondern sie ihm - und zwar insbesondere durch Kleins unqualifizierte Einmischung - aufgedrängt wurde.

      • @Be A Mensch!:

        Zitat Felix Kleins im DLF Kultur: "Herr Mbembe ist ein sehr bedeutender Philosoph Afrikas und von ihm erwarte ich, dass er, wenn er Stellung nimmt zu den Themen Holocaust, Völkermord, Apartheid, dass er da auch genau formuliert und die Sätze, die er in seinem Aufsatz "Politik der Feindschaft" äußert, sind zumindest missverständlich, wenn er das Apartheitssystem in Südafrika und die Zerstörung von Juden in Europa unmittelbar hintereinander erwähnt und auf die ideologischen Hintergründe hinweist, dass eben beides emblematische Manifestationen einer Trennungsphantasie seien."

        Daran ist nichts "rassistisch" und nichts unterstellend. Mbembe stellt in diesem Aufsatz nicht nur die Palestinapolitik Israels als schlimmer als die südafrikanische Apartheitspolitik dar, sondern stellt die israelische Politik vermittels seiner verdrehten Rhetorik von "Emblematik" und "Auslöschung" auf eine Stufe mit dem NS-Völkermord an den Juden.

        Das ist so hanebüchen - und fern von der historischen Realität des NS-Völkermords, so sehr merkwürdigerweise darauf erpicht, europäischen Kolonialismus auf Kosten der Dämonisierung Israels zu entlasten, dass hier vor allem der psychische Zustand der deutschen Mbembe-Apologeten erschrickt:

        Deutlicher als hier hat sich noch nie gezeigt, dass der aggressive sekundäre Antisemitismus keineswegs auf die rechte Szene begrenzt ist.

        Dass die Meute, die nicht offen mit der braunen Meute heulen mag, weil es sie ihres Anscheins bürgerlicher Integrität berauben würde, sich eines afrikanischen Wissenschaftlers bedient, ist besonders schäbig und feige. Klar aber wird, dass sie wieder die Köpfe von Leuten rollen sehen wollen, die wie Herr Klein die Würde von Juden in Deutschland bewahren wollen.

      • @Be A Mensch!:

        Dazu ja auch heute der sehr gute Artikel in der Taz von Charlotte Wiedemann, der mir aus der Seele spricht.



        taz.de/!5681887/

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @jens Nehrkorn:

      haben sie einen beleg für ihre behauptung oder ist das eine reine gefühlsfrage?

  • .... Fortsetzung..... richtig schreiben kann, aber peinlichen peinlichen seine Kritik ohne Kenntnis von Mbempe Schaffens gepostet hatte

  • Liebe TAZ, du thematisiert viele kontroverse Diskussion, meist nachvollziehbar ( nicht immer) mit einer gewissen Tendenz nach links... gut so.



    Aber die Fehlbesetzung Klein als Antisemitismusbeauftragter muss/soll man nicht leugnen, wer so ungehemmt israelische Regierung Positionen vertritt hat ...Taz Versteher ...nicht verdient. Hat die TAZ vergessen: in dieser Regierung sitzen Personen die nicht mal in AfDkreisen gelitten würden.



    Gut Mbembe ist nicht sakrosankt, aber seine Aussagen sind geprägt von eigenen Erkenntnisse, vor Ort erworben, das Elend der Palästinenser kann er als Schwarzer noch intensiver nachvollziehen. Und Klein glänzt damit, das er vielleicht Mbempe