piwik no script img

Debatte Sozialdemokratie in EuropaJetzt hilft nur Radikalität

Kommentar von Claus Leggewie

Die europäische Sozialdemokratie kommt nur mit einer echten Erneuerung wieder auf die Beine. Sie sollte auf eine konsequente Europäisierung setzen.

Herbert Wehner, adressierte den CDU-Abgeordnete Wohlrabe einst mit „Sie sind ein Schwein. Wissen Sie das?“. Da war die SPD-Welt noch in Ordnung Foto: dpa

D ie Wahlergebnisse in Österreich und Niedersachsen bestätigen, dass Europas Sozialdemokraten keine eigenen, linken Regierungsoptionen mehr haben. Sie demonstrieren die trostlose Lage der Sozialdemokratie insgesamt. Es bewahrheitet sich einmal mehr, was der Soziologe Ralf Dahrendorf schon in den 1960er Jahren als „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ charakterisiert hat.

Begonnen hatte das sozialdemokratische Jahrhundert mit der Gründung der SPD 1875, woran die traditionsreichste Partei Deutschlands sich und uns immer wieder gern erinnert. Auch Dahrendorf, FDP-Abgeordneter und später auch EU-Kommissar, wusste: „In seinen besten Möglichkeiten war das Jahrhundert sozial und demokratisch. An seinem Ende sind wir (fast) alle Sozialdemokraten geworden. Wir haben alle ein paar Vorstellungen in uns aufgenommen und um uns herum zur Selbstverständlichkeit werden lassen, die das Thema des sozialdemokratischen Jahrhunderts definieren: Wachstum, Gleichheit, Arbeit, Vernunft, Staat, Internationalismus.“

Auch wenn François Mitterrand zu der Zeit gerade die Linksunion bildete und in Europa Sozialdemokraten in vollem Saft standen, ahnte Dahrendorf bereits, dass deren Epoche vorbei war. Nachdem Blair, Schröder und Hollande das Ruder vermeintlich noch einmal herumwarfen, sind Sozialdemokraten fast aller OECD-Länder auf einem historischen Tiefpunkt gelandet. Auch mit den Linksnationalisten Jeremy Corbyn und Jean-Luc Mélenchon oder mit Syriza und Podemos scheint kein Licht am Ende des Tunnels auf.

Wer von der Koalitionsoption R2G – Rot-Rot-Grün – die Wiedergeburt erwartet, greift zu kurz. Das Gleiche gilt für die, die die SPD (SPÖ etc.) nur taktisch oder personell falsch aufgestellt sehen. Man muss den historischen Verfall der Themen in den Blick nehmen, welche die demokratische Linke einmal stark gemacht haben. Auch, wer nicht SozialdemokratIn ist, sollte die Brisanz des Themenwechsels nach rechts begreifen.

Bringen wir also Dahrendorfs Liste auf den aktuellen Stand. Wachstum: Sozialdemokraten entstammen dem Industriezeitalter und haben dessen a priori asymmetrischen Nutzen durch Umverteilung auszugleichen gewusst. Die Herausbildung einer ökologischen Bewegung, die auf globale Naturzerstörung reagierte und eine postindustrielle Ordnung anstrebt, ignorieren die meisten bis heute als Nebenwiderspruch.

Besitzstandswahrung aufgestiegener Mittelschichten

Gleichheit: Sozialdemokraten haben verstanden, dass gewaltsam ausgetragener Klassenkampf in totalitäre Verhältnisse führt. Sie haben richtigerweise auf Reformen gesetzt, die den Gegensatz von Kapital und Arbeit durch Mitbestimmung und Bildungs- und Geschlechtergerechtigkeit abgeflacht haben. Solidarität bleibt ein Eckpfeiler, aber sie muss globaler und auch im Generationsverhältnis gedacht werden. Sonst würde sie nur der Besitzstandswahrung aufgestiegener Mittelschichten dienen.

Arbeit: Als „Partei der Arbeit“ repräsentieren Sozialdemokraten nicht mehr das Gros der Lohnabhängigen und der prekär Selbständigen. Automatisierung und Digitalisierung werden zur weiteren Zerklüftung des Arbeitsmarkts führen, was nicht länger (und schon gar nicht im Weltmaßstab) mit Vollbeschäftigungsparolen aufzuhalten ist. Das auf (betriebliche) Arbeit setzende sozialpolitische Transferkonzept verfängt nicht mehr.

Vernunft: Das universalistische Rationalitätsideal ist technokratisch verkürzt worden und hält der „Politik der Gefühle“ und dem Identitätswahn von rechts (und postlinks) nicht stand. Politik wird in paranoiden Verschwörungsszenarien erfahren und ausgeübt.

Staat: Dahrendorfs Diagnosen setzten an der von Thatcher und Reagan herbeigeführten, von Clinton, Schröder und anderen imitierten Entstaatlichung an. Diese Entstaatlichung ging über die Beschneidung bürokratischer Auswüchse des Wohlfahrtsstaats hinaus. Der öffentliche Dienst und die nur vom Staat zu leistende Daseinsvorsorge sind als Idee verloren gegangen und Infrastruktur wurde mutwillig zerstört.

Internationalismus: Wer einmal bei Sitzungen der Sozialistischen Internationale dabei war, weiß, welch geringe Bedeutung der Internationalismus, auch die europäische Idee bei den S-Parteien de facto haben. Gedanklich sind sie Nationalisten geworden, und genau deswegen lassen sie sich vom Nationalpopulismus leicht beerben.

Ein Ausweg aus der Misere wäre die konsequente Europäisierung. Auf „Gerechtigkeit“ zu setzen ist nur in diesem (und im globalen) Maßstab sinnvoll. Alles andere kann ganz offensichtlich Menschen nicht für die SPD mobilisieren. Sie wenden sich stattdessen wegen allerhand gefühlten und echten Ungerechtigkeiten der Linkspartei und den Rechtspopulisten zu.

Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft

Innerparteilich ist zudem alles wichtig, was den totalen Absturz wie in Frankreich verhindert: Loyalität zur (geschlagenen) Parteiführung und Sicherung des Mitgliederzuwachses der letzten Monate durch eine demokratische Programmdebatte. Und natürlich muss Schluss sein mit dem endemischen Selbstzerlegungstrieb.

Mittelfristig darf die SPD in der Opposition nicht nur Machtlosigkeit ausstrahlen, sondern eine soziale Gegenbewegung anzeigen, die entschieden zur Macht drängt. Dass sich die SPD nicht nur gegen eine Regierung der bürgerlichen Mitte, sondern auch der antibürgerlichen Rechten positioniert, ist ehrenwert. Langfristig wird der Sozialdemokratie aber nur helfen, wenn sie das von beiden Seiten zerrüttete Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft neu zu knüpfen versteht.

Die Sozialdemokraten müssen außerdem die neue soziale Frage ins Zentrum rücken, die – ich wiederhole das gerne – im Verfall der öffentlichen Infrastruktur in den Städten wie im Hinterland besteht. Die Sozialdemokratie muss europaweit wieder die Partei des erneuerten öffentlichen Dienstes werden – das reicht von den Pflegeleistungen über die digitale Sphäre bis zu Mobilität. Damit ist keine Verstaatlichung gemeint, sondern eine Ausrichtung am Gemeinwohl, die auch Private und Genossenschaften leisten können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

44 Kommentare

 / 
  • Merkwürdig, so bald es um Sozialdemokratie geht, verlegen sich Kommentatoren durchaus engagiert wie Claus Leggewie in aller betroffenen Lyrik und Prosa zitierter Unschärfe solcher Autoren wie Ralf Dahrendorf im Argument auf das "Ungefähre" .

    Dabei hat die Soziademokratie spätestens seit ihrer Mittäterschaft an der Ur-Katastrophe des Ersten Weltkrieges als "gemeinsame" "Verlängerungskampagne" europäischer Großmächte ihres weltweiten Ressourcen Kolonialismus mit den Mitteln des Krieges über alle Schützengräben, mit "Hurra" gebrüllt gegenseitigen Feindschaften hinweg, konkrete Leichenberge, Scherbenhaufen, Trümmerfelder, Gräberlandschaften, Lebens- , Vermögensentzug großer Teile weltweiter Bevölkerung, Ströme Vertriebener, Geflüchteter, gegenwärtig an die 70 Millionen Geflüchteter inner- , außerhalb ihrer Heimatländer vor Krisen, asymmetrischen Kriegen, wirtschaftlichen Katastrophen von "Failed States", Korruption bis in höchste Ämter in Parteien, Gewerkschaften, Verbände, Regierungen vor allem wenn es um die Entsorgung Reste vorhandener Sozialsysteme, radioaktiv strahlenden Giftmüll militärisch-ziviler Herkunft der Atomindustrie, "herrenlos" herumliegende Landminen, Reste urnanagereichter Munition unter der Losung vaterländischen statt internationalen Patriotismus im Namen aller Völkerstämme geht, mitverantwortlich in öffentlicher Runde von Wahrheitskommuissionen zu gegenwärtigen, aufzuarbeiten, um mit "Beinfreiheit" eine neue Sicht auf die gegenwärtig asymmetrische Weltwirtschaft und ihre marod unterkompölexen Währungssysteme und fortgesetzt inzwischen globale Praxis militärischer Interventionen zu erlangen.

  • "Ergänzend möchte ich anmerken, dass der Versuch, schwarz von der grünen Seite beizukommen, unter Schwächung und Marginalisierung der Sozialdemokraten und Linken, sicher auch den rechten Flügel stärkt, der dann Stimmen aus allen Lagern bekommt. Aus Verdruss, denn wo sollen die SPD-Wähler denn hin, wo ihnen doch Bild und taz unisono erklären, welch üble Vergangenheit die SPD hat. Welch braunes Personal die Centrum-Nachfolgepartei CDU (notgedrungen natürlich) so beherbergte, liest frauman aber eher selten.

     

    Wie sagte der letzte Sachsenkönig (nicht der Kurt)? „Nu da machd doch eiern Drägg alleene.“

     

    Und jetzt wird`s richtig „billig“.

     

    Jetzt kommen Headlines wie: „Tillich nicht mehr willig.“

    http://www.taz.de/Saechsischer-CDU-Ministerpraesident/!5456123/

     

    Und der Stanislaw Tillich will es alleene nicht gewesen sein, der gemachd hod däm Drägg. Nee nee, da isser wääg. https://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaw_Tillich

     

    Anschlusverwendung gesichert? Zumindest hat er ja früh Anschluss gefunden. Watt`n Foto (1994):

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/23/Mit_Helmut_Kohl_1994.jpg/1024px-Mit_Helmut_Kohl_1994.jpg

     

    Wer sich so aus dem Staub macht, den er nicht aufgewirbelt haben will, braucht auch keine schwäbische Kährwoche mehr. Da muss feucht durchgewischt werden. Die Beschwörung der Grünen durch die taz bekommt mittlerweile was von „Der Zauberlehring“, wobei die Besetzung der Rollen noch unklar ist. Wer ist der Lehrling, wer ist der Besen, wer ist der Meister? Walle walle. "

     

    Danke. Das ist allseits deutlich. &

    Das Fotto "Aufeinanderzugehen"

    Vari. Von der Blockflöte zur 1. Geige

    kurz - Die Gewinner der DDR -

    Waren auch die Gewinner der

    Wiedervereinigung. Newahr.

    No. Das walte wohl -

    Dr. Bimbes Helmut Kohl!

    Nu. CDU - Fährt im Nu!

    Dir übern Schuh!

    Da mähtste nix.

    Normal.

     

    No & Zum Schluß -

    Nu. Red gaa Schduss

    's waren - Anschluß!

  • Ja brat mir doch einer nen Storch!

    Aber - Nein - da liegt kein

    Segen drauf! Tatsache! @K.K.

    &

    Dank für dat Strüffje -

    But. Short cut - als allenfalls tertiär

    Ferniesozialisierter - in echt getzt mal!

    Den eingesprungenen Onkel mit lockerer Schraube geben¿!¡;) Nej tack.

    kurz - Onkel Herbert ist schlicht &

    Selbsterklärend. Aber Hallo!

    & sodele ~>

    Dieses Seine allen Sozen ins - doch doch Stammbuch -

     

    „Die Partei wird in den nächsten Runden viele standfeste und beschlagene Leute brauchen.

    Wir müssen uns den Ruf verschaffen, die in politischer Bildungsarbeit leistungsfähigste und interessanteste politische Gruppe zu sein.“

    Herbert Wehner, 1966

    &

    Dieses feine Zitat als Schlagobers!

    Newahr. "Nachklapp:

     

    Wer die SPD kaputtschreibt, zementiert CDU/CSU-geführte Regierungen auf ewig, denn der konservativ-katholische Block wird nicht unter 30 Prz. sinken.

     

    Nur Folks aus dem (beamteten) grün-akademischen Eiapopeia-Milieu können sich einbilden, sie würden Merkel (und Konsorten) lenken.

    Das bisschen Umweltpolitik, das denen wichtig ist, verkommt ja schon dank Kretsche zu einem Bisschen."

     

    Jau. Danke. Genau. Aber - So geht das.

    &

    „Wir müssen verhindern, dass in unserem Lande Emotionen aufgewiegelt werden mit verbalen Schlagstöcken aus den Arsenalen des Unmenschen.“

    Herbert Wehner, 1982

     

    "Danke Herr Wöhner!"

    Ja. Was eine fitte Kappe.

  • Das kann nie funktionieren, was der Autor hier vorschlägt. Es führt in den Un tergang der SPD.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Volker Birk:

      Der Untergang?

      Die SPD kommt wieder, keine Bange. Sie muss nur beweisen, dass sie gebraucht wird und sich nicht vor ihrer Verantwortung drückt.

      Eine Partei, die ihre selbst gesteckten Ziele alle erreicht hat, darf gerne untergehen. Die Grünen könnten schon bald so weit sein.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ja, so scheint‘s dieser Tage.

        Aber der Schein trügt, denn was ihr eigentliches Kernthema Ökologie betrifft, braucht‘s die Grünen dringender denn je.

        • @Ruhig Blut:

          Na Servus!

          Aber - Alter mal im Ernst!

           

          "Söchst du Wuus -

          Inn Hunnenstall?!"

          (für südl. Weißwursthorizontler -

          "Suchst du Wurst im Hundestall?"

          Bede für Angie & Oetteln Fritzeln &

          Kretscheln - für Rezzo denn Jauch!

          So geht's doch auch die - Genau!

          Schwarzgrüne Mondfahrt mit

          Jamaika-Diesel by Lindner.

          PU. Da mähtste nix.

          Normal & Si'cher dat!

          kurz - Nich inne Däschlügen - gell!

          • @Lowandorder:

            Kein Widerspruch. Hätte „bräuchte‘s“ statt „braucht‘s“ schreiben sollen. Was die Sache nicht weniger dringlich macht.

            • @Ruhig Blut:

              Na Servus.

              Hob i mir glei denkt!

               

              Werd mir die Tage im Oskar Maria

              Drauf ein Graf genehmigen!

              Regnen soll's - Mist!

              • @Lowandorder:

                Schitt, ja.

                 

                Aha, etwa grade den Weißwurstäquator Richtung Osten überquert? Dunkler noch als Krämpleland, schauder…

                • @Ruhig Blut:

                  Richtung Süden - vunn Kölle.

                   

                  Munic - vllt meine schöne - ;)

                  Primanerliebe treffen! Noch vage.

                  Gleicht sich allens aus die Tage!

                  Newahr.

                  • @Lowandorder:

                    Tja, zu meiner Jugendzeit im Südwesten gab’s hauptsächlich zwei Abwanderungsbewegungen; Richtung Norden, normahl, oder, weit weniger üblich, Richtung Osten. Mit letzteren Abgängern möchte man aber nix zu schaffen haben.

                    Letztes Jahr hab ich trotzdem kurz in der Weißwurstmetropole Station gemacht, zum zweiten mal überhaupt, und hach, echt nett fand ich’s.

                     

                    Also viel Spaß beim Zutzeln, aber den süßen Senf weglassen, das ist echt ne Seuche!

  • Es kann derzeit keine Strategie zum Erfolg der SPD führen, wenn ihr Kern noch sozialdemokratisch sein sollte. Sozialdemokraten haben wie Kommunisten immer von unten her eingesammelt. In Wohlstandsgesellschaften ist diese Klientel klein und sich um sie zu kümmern wohl zu schmutzig. Der nun zu relativem Wohlstand gelangte größere Teil der Bevölkerung sieht sich durch die vertreten, die bspw auf die Bedrohung des Wohlstandes, wenn auch recht oberflächlich hinweisen und wirtschaftlich darin sowieso kompetenter erscheinen. Die SPD wird nicht als Besitzstandswahrer verstanden, sondern war in der Vergangenheit das Vehikel zur Erlangung von allgemeinem Wohlstand durch gerechtere Umverteilung. Die Gegenwart hat die SPD wie andere sozialdemokratische Parteien in Europa überholt. Reiche Bürger West- und Mitteleuropas sitzen im Angesicht der großen globalen Veränderungen angstbeladen auf ihrem Eingemachten. Da sieht die SPD alt aus und sei es, dass sie sich nun wieder auf die armen Arbeiterschaft besinnt, die eine Minderheit darstellen, oder sich als Erhalterin des ökonomischen Status Quo verkaufen will, und sich damit der Konkurrentin CDU ferner FDP annähert und dabei pulverisiert wird. Die SPD wird überflüssig und wenn die so weiter machen, bleiben die fetten Krümel unterm Tisch wohl nur für die Linke.

    Es ist also die Tragik einer sozialdemokratischen, ja sogar allgemein linken Partei, dass sie wie die Hefe im Wein sich durch ihre eigenes Stoffwechselprodukt selbst den Garaus macht, und was da schlussendlich im Gärröhrchen noch so müde vor sich hin blubbert, ist das was wir gerade mit der SPD erleben.

    Doch auch der hochprozentigste Jahrgang wird einmal geleert sein, und dessen Trinker danach verkatert. Und dann erst dürfen Sozialdemokraten wieder ran.

    • @lions:

      "In Wohlstandsgesellschaften ist diese Klientel klein und sich um sie zu kümmern wohl zu schmutzig. Der nun zu relativem Wohlstand gelangte größere Teil der Bevölkerung..."

       

      Die unteren 60% besitzen ca. 5% des Vermögens (nach Schuldenverrechnung sogar nur ca. 3,5%).

      Auch wenn darunter hedonistische künftige Erben sein dürften, ist es trotzdem sehr aussagekräftig.

      Es ist auch etwas, was sehr selten thematisiert wird.

      • @agerwiese:

        In diesem Land gibt es so viel Reichtum, dass selbst unter diesen 60% genug sind, die ihre Existenz als ausreichend gesichert ansehen dürften. Dass sie es nicht wirklich sind, liegt an der Unsicherheit bzgl Alterssicherung und allgemein zukünftigen Risiken aus bspw Wirtschaftskrisen. Doch auch darin wird Sozialdemokraten wenig zugetraut; Da können diese auch nicht punkten.

        • @lions:

          Sorry, 5% für 60%? Egal wie viel Reichtum es hierzulande gibt, unterm Strich bleibt, dass diese 60% prinzipiell kein Vermögen haben. Man kann fast nicht abschätzen wieviel die oberen 10% oder 1% haben (keine Erhebung der Vermögenssteuer), aber da unten sind die Daten ziemlich stichhaltig. Sorry, das stinkt zum Himmel und "Existenz als ausreichend gesichert" dürfte in einem modernen wohlhabenden Staat kein Kriterium sein. Wenn man die Diskussion auf "ausreichen zu Essen und Dach überm Kopf" reduziert, dann haben die faz-Kolumnisten schon gewonnen.

        • @lions:

          Das ist wohl das Problem: die Sozialdemokratie wird weder als CDU Kopie noch als relativ linke Partei mehrheitsfähig.

          Die Gründe haben Sie, wie ich finde, genau aufgezeigt. Links reicht es mal grade für die Linkspartei und wenn die sich in der Regierung befindet hat sie sofort wieder das sozialdemokratischen Dilemma an der Backe.

          Ich denke aber, dass sie als gemäßigte aber konsequente Arbeitnehmerpartei (auch der Generation Praktikum) mit europäischer Ausrichtung eine halbwegs große Nische halten könnte und Anknüpfungspunkt für fortschrittliche Menschen sein könnte um Themen des sozialen Ausgleichs zu besetzen und innerhalb der Gesellschaft mehrheitsfähig zu machen.

           

          Für deren Umsetzung muss man sich dann eben, öfters auch mal wechselnde, Mehrheiten suchen.

           

          Mehr sitzt wohl nicht drin, aber das Ende ist das auch nicht.

  • @@SUDEK&UNSINN

     

    Much all weesen -

    Medien downgriffeln -

    Wann war das anders? Hörense doch mal dazu bei Onkel Herbert rein -

    "Sie wissen nichts - Herr Lügt!"

    Herbert Wehner vs Herr Lüg Lueg https://m.youtube.com/watch?v=DwH1inbYWJI

    &

    Hab Willys Wahlkampfstart - jedesmal in seiner Geburtsstadt HL

    Auf dem gut gefüllten Marktplatz -

    Schon als 14/15jähriger gelauscht &

    Brachte die Broschüren "Wer ist Herbert Frahm?" & "Alle Wege führen nach Moskau!" nachhause. Get it.

    Wie Conny Adenauer wider besseres Wissen nicht entgegentrat - ja im Gegenteil - lesense mal in "Schräges Licht" by Klaus Harrprecht nach - wie zum übrigen!

    3x stieg Willy in den Ring

    "Mit dem Hut in der Hand - zieht der Willy durch das Land!" - als lächerlicher kl. Kennedy-Verschnitt - Ja das schonn!

    Aber auch - gegen Teile der waidwunden Ollenhauer/Schuhmacher-Sozialdemokratie - gerade gut im tv.

    Aber vor allem mit nem Arsch in der Hose! "Dann wird eben geholzt!"

    Ein Aufschrei der Bourgeoisie - die faz/lügt/welt&Springerfronde vorweg!

     

    Sicher - Extremistenbeschluß -

    Ekelhaft. Aber GG-Änderung wg

    ÖPP - No way! Sicher.

     

    Weil beide nicht aufstiegsgeil-tump

    EU-Korrumpiert waren & keine

    Laumänner - sondern 'ne Idee hatten

    Was zu tun anstand.

     

    kurz - Nein Nein Nein - bleibt's bei -

    "Die SozialdemokratischePartei hat eine Idee; das ist die Idee von einem Gemeinwesen, in dem das Menschenmögliche an sozialer Gerechtigkeit verwirklicht wird.

    Die anderen müssen sich Ersatzideologien suchen und an solchen aufranken."

     

    ff gleich

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      ""Sie wissen nichts - Herr Lügt!"

      Herbert Wehner vs Herr Lüg Lueg"

       

      Den Jüngeren unter den geneigten Lesern sollten Sie mal die Wehner-Lueg-Geschichte erzählen, deren Pointe ohne die korrekte Aussprache des Namens "Lueg" recht blass bleibt.

      Dank im Voraus.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Brille verlegt - Lehrer Krämpel?

        s.o. - aber für Sie - a gähn - gell! https://m.youtube.com/watch?v=DwH1inbYWJI

        & für Sie - gell!

        Diese Pointe aber noch dazu!

        Vermute - daß es sich bei "Lueg" -

        Um einen sog. Ökelnamen handelt!

        Ökeln = Ärgern Piesacken etc auf platt!

        Im rauen Hohen Norden gern genommen & sehr verbreitet!

        Klar. Richtig gesprochen - "Herr Lügt!"

        Träger solcher Namen wie Schweim Brothering Kloß etc - Suchen gern -

        Wer möchte schon gern "Lügt Brathering Klooß" usw heißen -

        Durch Aussprache "Broθering - Kloßß!"

        Zu kaschieren & - frappant -

        Halt "Ernst Dieter Lu g" -

        Was ja schon derart -

        Heiterkeit auslöst. "Lug&Trug" - gell!

        &

        ps Onkel Herbert zeigt einmalig -

        Wo die Latte liegt!

        Mr. "So - So könns die Froagen net stüllen" FJS - Ok. Macht aber zugern einen auf "Kaninchenschlau!"

        Winner - Herbert Wehner!

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Jaja, schon alles kloa, Brille ist tagsüber immer auf Nase.

           

          Das alte Material habe ich mir nicht angesehen, da ich diese Geschichte als aufmerksamer Zeitgenosse kenne.

           

          Aber: Den Jungen unter uns echt erzählt, dazu von Ihnen, dem Sprachschonglöhr Onkel Lowando, DAS ist es doch, was wir uns alle so sehr wünschen.

          Gruß

          Krämpel

           

          P.S.: I'm brathering the tathergang, so what?

    • @Lowandorder:

      ff

       

      Solch Impetus ist mag noch vom -

      sorry SPD-Fußvolk - einschl. insbesondere "Stimmenthalter" der familiengeschichtlich traditionell sozialdemokratischen Wählerklientel

      Unterschrieben - ja Sehnsucht &

      Parteitagsbeklascht - ja Geahnt sein.

       

      Das genau aber reicht nicht!

      Lenkt vielmehr nur ab wie auch die Medienschelte - so sehr ich die teile!

      Ist aber - zum xten Mal!

      Nur lähmender besoffskiSand in die Augen!

       

      Denn der derzeitigen Laienspielschar

      Geht solches komplett am Arsch vorbei.

      That's the point.

      &

      Anders gewendet -

      Doon is'n Ding - Snacken könnt wi all!

      &

      Die Wähler durchschauen dieses double-bind-Spiel aus Gegreine &

      Willfährigem Gehampel für die Galerie!

      &

      kurz - "Es reicht nicht - keine Gedanken zu haben -

      Man muß auch unfähig sein -

      Sie auszusprechen!"

      (Danke Wolfgang Neuss - alte Kiffnase - Gut treffend gesagt!;)(

  • Ich setze bei SPD eher auf Beratungsresistenz, Verlust an Einsicht, Mangel an fetten Proporzwählern, reaktionäre Sanktionierwut aus Gründen der Selbstreflexion, Klammereffekte gegenüber Absturzängsten. Die fetten Jahre sind vorbei, den Absturz haben sie hinter sich, der Zug der den Abgehängten hilft, meldet sich nicht, die Gleise die in die Zukunft führen sind tot. Wir wollen uns nicht zu lange realitätsfern aufhalten.

  • Historischer Verfall der Themen?

     

    Da hat der Autor wohl was nicht richtig mitbekommen. Sehen wir uns mal den Medianlohn an 50% drüber 50% drunter, so liegt der bei ca. 24.000€ im Jahr. Da wird nicht notwendigerweise nach Arbeiter und Angestellter unterschieden. Viele Menschen haben wie zur Gründungszeit der SPD nur prekäre Jobs, oder es wurde ihnen real der Lohn gekürzt.

    Auf der anderen Seite stehen wie zu Gründungstagen die 1% Vermögenden und Superreichen, die sich den größten Teil des wirtschaftlichen Kuchens einverleiben.

    Es gibt wie damals ungeklärte Probleme mit der Altersvorsorge und der Wohnsituation. Es gibt wie damals eine arrogante Bevormundung von wirtschaftlich weniger erfolgreichen Menschen bis hin zur wirtschaftlichen Zwangsarbeit.

     

    Die Themen sind nach wie vor aktuell, wei man ja auch beim Zuspruch zu Herrn Corbyn sieht. Was in D fehlt ist eine SPD, die sich nicht an der LINKEN abarbeitet, sondern für die 50% betroffenen Menschen wieder eine verlässliche Politik macht, und nicht dem Märchen der Alternativlosigkeit folgt. Es gibt eine gute Alternative zum Neoliberalismus, genauso wie es damals eine Alternative zum Liberalismus gab. Vielleicht sollte die SPD mal wieder ältere Parteiprogramme lesen um zu erkennen, was alles möglich wäre, wenn man nur wollte.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Es tut mir leid, das ist kompletter Nonsens aus der Abteilung Politklamauk.

     

    Es sind handfeste Antworten auf das Megathema Globalisierung (Migration und Europa sind hier nur Teilprobleme) gefragt.

     

    Blose "Positionierung", radikal oder nicht, wird nichts bringen.

     

    Es stehen sehr schmerzhafte Entscheidungen für die komplette Linke (im weiteren Sinne) bevor. Die Nebenfolgen der Zuwanderung müssen bewältigt werden und da hilft das Gerede von der Toleranz nicht mehr weiter.

    Die EU muss samt Euro reformiert werden und das darf nicht in einer Umverteilungsorgie enden.

    Die Globalisierung muss in geordnete Bahnen gelenkt werden und da wird es keine großartigen internationalen Lösungen geben.

     

    Hier sind überall handfeste Lösungen gefragt, anstatt vom Denkbaren zu reden muss das Machbare umgesetzt werden.

     

    So gut wie alle linken Großprojekte, sei es in der Bildung, bei der Migration oder auch die Europäisierung laufen gerade aus dem Ruder, Kurskorrekturen sind hier überfällig.

     

    Das Letzte was die SPD braucht sind radikale Tagträumer, die sind Ursache der Probleme und nicht deren Lösung.

     

    An dem Tag an dem die SPD die "globale Gerechtigkeit" zum obersten Ziel ausruft kann sie sich mit Grünen und Linkspartei um 20-25% der Wählerschaft balgen, das wird dabei herauskommen, mehr nicht.

     

    Wie kommt ein Leggewie auf die Idee die Drohung mit globalen Umverteilungsorgien würde bei den Wählern ziehen?

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Nun, an den weniger philanthropisch ausgerichteten Teil der potentiellen Wählerklientel gerichtet: Weil die real stattfindende und sich immer mehr ausweitende globale Umverteilungsorgie für ein weiteres Anwachsen der Armutsmigration nach Europa und auch für einen weiter anwachsenden Terrorismus sorgen wird. Die werden sich weder durch Mauerbau noch Überwachung oder Drohnenkriege stoppen lassen.

      Bei der Umverteilung anzusetzen ist der einzig „rationale“ weil nachhaltig wirkungsvolle Ansatz. „Handfeste Lösungen“ im Sinne von Abschottung und globaler Egopolitik mit all ihren humanitären und ökologischen Verheerungen – also der aktuelle Zustand – sind daher nicht nur ethisch untragbar sondern auch gegen die direkten Interessen der europäischen Bevölkerungsmehrheit gerichtet. Es profitiert davon nur eine kleine Minderheit.

       

      Übrigens thematisiert selbst (bzw. gerade) die AfD in ihrem BT-Wahlprogramm die Notwendigkeit der Bekämpfung von Fluchtursachen, wenngleich sie dabei, wenig überraschend, nur die ohnehin dominierenden neoliberalen Konzepte als eigene Idee verkauft. Bei CDU und FDP dagegen steht dazu, bezeichnenderweise, quasi nichts.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      "globale Gerechtigkeit" zum obersten Ziel ausruft .... 20-25% der Wählerschaft"

       

      völlig zutreffend. Erstens glaubt man es nicht, zweitens will man es nicht.

  • Ja, als noch so schön in schwarz-weiß geholzt wurde. Das waren noch Zeiten, als selbst in der Schulaula die TVs liefen zu Ostvertrags-Abstimmungszeiten und Rainer Candidus B. in der ersten Reihe den Kopf schütteln durfte.

     

    Als CDU-Hodentöter und -Glied-ab-Jäger mit einem dröhnendem "Prost" in die Bundestagskantine verabschiedet wurden beim empörten Auszug aus dem Saal.

     

    Heute gibt´s nur noch inszeniertes Seeheimer Lüftchennablassen von Johannes Kahrs ... und die einzige, die sich hier verabschiedet aus dem Saal wird wahrscheinlich die alte Tante sein ... so Richtung 10 Prozent.

     

    Früher war mehr Lametta.

  • Die Zeit seit 1875 als sozialdemokratisches Jahrhundert zu sehen, darf man wohl getrost mit Blick auf die Bismarcksche Großmachtpolitik, den beiden Weltkriegen inklusive Stalinismus und Faschismus wohl getrost professoraler Ignoranz eurozentralistischer Excellenz zu- und abschreiben. Da nützt auch das name dropping wenig, hat doch das Jahrhundert zwar einen Zuwachs an Produktivität gebracht, die aber doch ebensowenig ein Verdienst sozialdemokratischer Parteien ist, wie diese auch nicht soziale Gleichheit hergestellt oder Arbeit haben garantieren können, indem sie ihre Vernunft mehr und mehr dem Staat dienstbar gemacht haben, der sich nicht erst heute kapitalistisch international organisieren will.

    Die vom Staat geleistete Daseinsvorsorge ist eine Umfunktionierung einer allerdings staatlich garantierten Versicherungspflicht gegen Lohnausfall im Falle von Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter: die Versicherungsleistungen werden halt von der arbeitenden Bevölkerung finanziert, sind doch auch der Arbeitgeberanteil an den Beiträgen schlussendlich Lohn(neben)kosten. Die behauptete staatliche Daseinsvorsorge ist eher tendenziell der Abbau der erworbenen Rechte durch (Zusammen)Streichung von Leistungen, durch die kriegerische Zerstörung auch dieser Geschäftsgrundlage oder durch Ausweitung versicherungsfremder Leistungen, die mehr und mehr Einwohner und auch die Zuwanderer an den Tropf staatlicher Unterversorgung hängt und damit deren Eigenständigkeit und Freiheit folgerichtig aushebelt.

    Wenn der Herr Professor behauptet, die sozialdemokratischen Parteien seien Nationalisten geworden, unterstellt er gegen alle historische Evidenz, dass diese vor 100 Jahren internationalistisch gewesen seien. Die Begründung dieser steilen These bleibt er uns (notwendigerweise?) schuldig. War der entbräunte Geschichtspabst Schieder zur Studienzeit eines Herrn Leggewie eine beachtliche Wetterfahne der deutschen Geschichte, so ist der heutige Professor nur noch ein Fähnchen…

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Wachstum: Sozialdemokraten entstammen dem Industriezeitalter und haben dessen a priori asymmetrischen Nutzen durch Umverteilung auszugleichen gewusst."

     

    Bei der Behauptung fehlt mir die politische Ökonomie. Hier wird "Nutzen" bloß konsumistisch verstanden. Der politische Nutzen, den die kapitalistische Klasse davonträgt (da fehlt mir wirklich ein "besseres" Wort, die Klassenanalyse Marx' bleibt relevant, Leggewie erledigt diese Frage mit einem "a priori" - da fällt mir nur wieder ein, was Deleuze über Kant gesagt hat), übersteigt den politischen Nutzen für die Arbeiter um ein Vielfaches, selbst zu Zeiten des vermeintlich erfolgreichen Ausgleichs.

     

    Damit beziehe ich mich in erster Linie auf die Presse- und Medienkonzentration in den Händen weniger Milliardärsfamilien und den Scheinwettbewerb ihrer Blätter untereinander. In zweiter Linie auf die Parteispenden und in dritter auf die "eigentliche" Korruption, auch in den Gewerkschaften. Lobbygruppen und Quasimonopole bei den sozialen Netzwerken kommen später dazu. Überall da ist die kapitalistische Klasse politische Nutznießerin der beständigen Aneignung von Profiten aus der Lohnarbeit der Arbeiter*innen.

     

    Man darf aber nicht verschweigen, dass der Nutzen auch unter den Unternehmer*innen unterschiedlich verteilt ist. Gerade für die kleinen, aber auch für die mittelständigen Unternehmen sind die heutigen Gegebenheiten auch nicht von Vorteil. Es ist aber nicht paradox, dass trotzdem der sich selbst so wahrnehmende Mittelstand eine Politik gegen die eigenen Interessen präferiert. Das ist einerseits die kapitalistische Ideologie, also die unhinterfragte Ideenwelt, andererseits aber ist es auch und gerade ein Effekt der konzentrierten Macht über die Medien und die politische Meinungsbildung.

     

    Das ist die totalitäre Tendenz in der politischen Ökonomie einer kapitalistischen Wirtschaft. Bloße Appelle an eine a priori sich auszubilden zu habende politische Vernunft interessieren Milliardäre und deren Angestellte wenig.

     

    Prost.

  • "Auch mit den Linksnationalisten Jeremy Corbyn und Jean-Luc Mélenchon oder mit Syriza und Podemos scheint kein Licht am Ende des Tunnels auf."

     

    Linksnationalisten, den kannte ich noch nicht. Klingt fast so gut wie Querfront. Soll wohl heißen, die sollen NoGo sein (vermute, die sind Leggewie zu links), auch wenn Corbyn in einem Maße abräumt, von dem sonstwo die Sozen nur träumen können. Bestimmt wegen seinem Nationalismus. Das wirds sein.

     

    Melenchon - Hollande war offiziell sogar Sozialist. Wie soll man auf dessen völlig verbrannter Erde eine Mehrheit entlang des zumindest gleichnamigen Konzepts überzeugen?

     

    Podemos und Syriza - sehr unterschiedliche Werdegänge und Vereine. Podemos - hervorgegangen aus 15M, ist trotz des Blödsinns mit der IU 100 Jahre weiter als die Sozen. Die PSOE hat dankend abgelehnt, als sie die Möglichkeit hatte, zu regieren. Dann halt nicht und lieber mit der PP. Wie hier. Sozen halt.

     

    Syriza hatte nach all dem Mist, der in Griechenland vorher lief, ebenfalls enormen Zuspruch und war für europäische Verhältnisse extrem links. Die wurde von der EU, EZB, IWF und D mit aller Gewalt niedergeknüppelt, und dann wurde das Land erst so richtig ausgeplündert. So kann man zeigen, schaut euch mal die Linken an, gibt nur Murks, wenn die regieren.

     

    Das waren also die 4 "sozialdemokratischen" Akteure ohne Licht am Ende des Tunnels.

  • "Das Wort hat der Abgeordnete Wehner!"

     

    "Wetten - daß die eine Übelkrähe der anderen kein Auge aushackt! - Genau!

    Lassen Sie mich doch ausreden, Sie Düffeldoffel da!"

     

    Onkel Herbert pflegte bekanntlich sein

    Kathedergedonner sich ebenfalls am

    "Redenrand" akribisch zu notieren.

     

    ( vgl Der Spiegel Nr. ??/???? -

    Tele-Aufnahme von'nem Hochhaus in

    - wie passend - Hannover/Bass-Sax;

    &

    Weswegen Herbert Wehner den

    Rand hielt gegenüber dem Augsteinschen Sturmgeschütz der Demokratie eh's endgültig zum billigen Tischfeuerwerk beim Jakob an der Freitags-Resterampe mutierte & dem Spiegel kein Interview mehr gab - zu recht!;)(

    kurz - Diesen SPezialDemokraten -

    Wird - mit dem „größten Schimpfbold im ganzen Bundestag“ gesprochen - "Wie 'nem traurigen Arsch auch -

    Kein fröhlicher Furz entfleuchen!"

    & das -

    Nirgendwo&Niemandem!

    Wie denn?!

    & Dreimal - Nein.

    "Die SozialdemokratischePartei hat eine Idee; das ist die Idee von einem Gemeinwesen, in dem das Menschenmögliche an sozialer Gerechtigkeitverwirklicht wird.

    Die anderen müssen sich Ersatzideologien suchen und an solchen aufranken."

    Nein.

    Diesen Impetus des Urgestein Wehner -

    Könnense doch in der heutigen SPD -

    Nichemal schreiben - Vom beherzten -

    Denken&Handeln mal ganz ab.

    Da mähtste nix. Normal.

    Traurig - aber wahr.

  • "Jetzt hilft nur Radikalität"

     

    Meine Neugier und Hoffnung wurden geweckt.

     

    "Auch mit den Linksnationalisten Jeremy Corbyn und Jean-Luc Mélenchon oder mit Syriza und Podemos scheint kein Licht am Ende des Tunnels auf."

     

    Und ziemlich schnell wieder zerstört. Aber ich les' mal weiter...

     

    "Gleichheit...Arbeit...Vernunft...Staat...Internationalismus"

     

    Merkwürdige Bestandsaufnahme mit ein paar politischen, sozialen und ökonomischen Binsenweisheiten.

     

    Warten auf Pointe...

     

    "Ein Ausweg aus der Misere wäre die konsequente Europäisierung."

     

    Vive la France! Vive le roi Emmanuel!

     

    "Sie wenden sich stattdessen wegen allerhand gefühlten und echten Ungerechtigkeiten der Linkspartei und den Rechtspopulisten zu."

     

    In einem Atemzug (und Satz) genannt. Auftrag erfüllt!

    BTW, "gefühlte" Ungerechtigkeiten? Echt jetzt?

     

    OK, also was tun, SPD?

     

    "Loyalität zur (geschlagenen) Parteiführung und Sicherung des Mitgliederzuwachses der letzten Monate durch eine demokratische Programmdebatte. Und natürlich muss Schluss sein mit dem endemischen Selbstzerlegungstrieb."

     

    Übersetzt: versucht den Kurs (und Personal) der letzten 15 Jahre zu erhalten, damit ihr in 4 Jahren da weiter machen könnt, wo ihr 2017 aufgehört habt.

     

    Fazit: wenn Linksliberale den Sozialdemokraten Ratschläge erteilen...

  • Vielleicht schauen Sie sich, Herr Leggewie , mal die gesamten Wahlkampfauftritte von Schulz auf YouTube an und lesen dann das mediale Echo auf genau die einzelnen Veranstaltungen. Danach bekommt man ein sehr sicheres Gefühl, warum die SPD mit Steinmeier, Steinbrück und Schulz gescheitert ist. Hier in der TAZ kann man sich Ulrich Schulte mal vom 100%Parteitagsvotum bis zum 24.9.2017 reinziehen - Wort für Wort! Jedes Mal habe ich mich gefragt, hat dieser TAZ-Mensch Ulrich Schulte wirklich genau die Rede von Schulz samt frenetischem Applaus vor und nach der Rede gesehen wie ich? Die Erneuerung der SPD kann nur darin bestehen, dass man zu einem BILD-Blog einen FAZ-Blog, einen WELT-Blog, einen SZ-Blog und einen TAZ-Blog ins Leben ruft, in dem man dieses kampagnenartige Runterschreiben seriös und Punkt für Punkt angreift.

    • @SUDEK:

      Genau beschrieben !

      Schulz wurde in diesen "Leit"medien -leider gehört meine taz dank Schulte dazu- schon runtergeputzt, bevor er nur auf seinen Veranstaltungen den Mund aufgemacht hat.

       

      Und von wegen Absturz nach dem kometenhaften Aufstieg der Erwartungen : Da haben diese Medien ja sofort alle Schwachstellen bundesweit plakatiert, bis der letzte Wähler völlig überzeugt war, dass die Sozen es auch dieses Mal wieder nicht schschaffen würden.

       

      Da fiel sein wirklich größter Fehler schon gar nicht mehr auf, als er sich der GG-Änderung zur konzerngesteuerten ÖPP-Privatisierung für die öffentliche Infrastruktur (Autobahnen und Schulen) nicht entgegenstellte.

       

      Jetzt will die SPD das offenbar verhindern. Kann sie aber so schnell nicht mehr, da es eine 2/3-Mehrheiteiner Koalition kaum wieder einmal geben wird.

      • @unSinn:

        Sie und SUDEK vergessen das Wirken von Martin Schulz im Europäischen Parlament.

         

        Stichwörter: Trilog, Luxleaks, Tagesgelder, Handelsverträge ("CETA durchpeitschen").

        Abgesehen davon: jeder wusste, dass der Job des Kanzlerkandidaten für ihn nur die 2. Wahl war.

  • Warum sind 2017 30.000 neue MitgliederInnen in die SPD eingetreten, Herr Leggewie?

    • @SUDEK:

      Klassisches Strohfeuer. Mal sehen, wie kurzlebig die neuen Parteibücher sein werden. Jedenfalls hat sich ein EU- Ratspräsident mit Vorschusslorbeeren wohl später als Kanzlerkandidat mit Gerechtigkeitsfloskel nicht so gut gemacht. Als Gradmesser taugen die Eintritte wohl nicht.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @SUDEK:

      Schon wieder: MitgliederInnen...

       

      DAS Mitglied (n), klar?

      • @571 (Profil gelöscht):

        Für manchen kann eben Mitglied nur männlich sein. Könnt was mit Assoziationen infolge der Überrepräsentanz sexuell dominierten Denkens zu tun haben. Der Freud hatte mich heute in der taz schon mal beim Wickel.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Okay, mich auch.

          Peter Köhler sei dank, aber so was von.

          Einer, der genug Stoff für die möglicherweise interessantesten Deutschstunden liefern kann. Da bedaure ich ab und an den Ruhestand...

    • @SUDEK:

      Aus Mitleid?

  • Nachdem die meisten Europäer gesehen haben was ihnen der Globalismus gebracht hat wird natürlich eine Europäisierung und Internationalisierung der Linken absolute Jubelstürme hervorrufen. Wir alle wissen ja das Umverteilung im globalen Maßstab allen zugute kommt und wir nachher alle Ringelrehen im großen Miteinander machen werden.

    Bitte mehr davon, anscheinend reicht der Stimmenverlust nicht, die SPD braucht unbedingt 10% und die Linke will gar nicht mehr in den Bundestag!

    Ich hoffe man entdeckt den Sarkasmus!

    • @Tomy:

      Ah, also weil globale Ausbeutung und Ungerechtigkeit Mist sind, sind globale Solidarität und Gerechtigkeit auch Mist, und die Alternative ist ein Rückzug ins Nationale, was selbstverständlich historisch und aktuelle völlig unproblematisch ist.

      Ja, macht totaaaal Sinn.