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Debatte Präsidentschaft Barack ObamasWir wussten ihn nicht zu würdigen

Kommentar von Brenda Wilson

Würde, Gelassenheit und viele Anfeindungen: Die Schwarzen zu repräsentieren, war für ihn eine Last. Aber Obama zeigte das nie.

Time to say goodbye Foto: ap

W er in den USA irgendwo der oder die erste Schwarze ist, folgt einem bestimmten Verhaltenskodex: Zeig deine besten Manieren und tritt niemandem zu nahe.

Manche werden darauf hinweisen, dass Barack Obama nicht so angefangen hat. Aber er hat sich immerhin dafür entschieden, unter denen zu leben und zu lernen, die – wie das Mädchen aus der South Side von Chicago, Michelle La Vaughn Robinson – wissen und verstehen, was es heißt, in den USA irgendetwas als Erstes zu sein.

Ich bin unter solchen Leuten aufgewachsen. Ich denke an Cynthia Long und Charles James, zwei schwarze Kinder, die auf die weiße Schule am anderen Ende der Stadt geschickt wurden – stellvertretend für uns von der schwarzen Seite.

Das war Ende der 50er Jahre, als die bisher segregierten Schulen in den Südstaaten aufgrund einer gerichtlichen Anordnung begannen, integriert zu werden. Die Kinder wurden normalerweise von der schwarzen Community selbst ausgewählt. Sie hatten meist – und nicht zufällig – eine ein wenig hellere Hautfarbe, gute Manieren und waren klare Einserschüler, die stets pünktlich ihre Hausaufgaben abgaben.

Hoffnungen

Die ersten schwarzen Schüler auf bis dahin weißen Schulen waren nicht nur sorgfältig ausgewählt. Sie wurden auch auf die Rolle vorbereitet, die sie zu spielen hatten – unter ständiger Beobachtung, beurteilt von und verglichen mit Weißen, und immer den Rat im Ohr, „doppelt so hart zu arbeiten und doppelt so gut zu sein“.

Er hatte genug moralisches Rückgrat, um die rassis­tischen Angriffe zu überstehen

Lange Zeit glaubten Afroamerikaner, ihr Schicksal hinge davon ab, ob die Ersten, die sich außerhalb der Community positionieren, es schaffen oder scheitern. Erst vor Kurzem sind wir so weit, die Schmach eines anderen Schwarzen nicht als Schande für die ganze Gruppe zu sehen. Aber einige von uns – mich eingeschlossen – halten es bis heute kaum aus, Serena Williams spielen zu sehen: Zu viele unserer Hoffnungen hängen von ihrem Sieg oder ihrer Niederlage ab.

Schwarze, die wie ich nach den „Ersten“ kamen, in den 1970ern, als mehr und mehr Schwarze Zugang zur Mehrheitsgesellschaft erhielten, wurden von Vertretern weißer Institutionen ausgewählt. Wir begrüßten die Chancen, verstanden aber nicht immer, welche Verantwortung damit einherging. Wir waren frecher, längst nicht so bescheiden – aber wir trafen auf dieselben Vorurteile bezüglich unserer Fähigkeiten wie die Schwarzen, die vor uns gekommen waren; von uns wurde dieselbe Dankbarkeit erwartet; und wir mussten uns noch immer in einem Umfeld bewegen, dass uns feindlich gesinnt war.

Vertrauen

Brenda Wilson

ist preisge­krönte Journalistin und Medien­beraterin in Washington, D. C. Sie hat über 25 Jahre für den Radiosender NPR gearbeitet.

Daryl Scott, Geschichtsprofessor an der Howard University, sagt: „Die Schwarzen unserer Generation, die heute den Präsidenten kritisieren, hätten die ständigen rassistischen Angriffe, denen er ausgesetzt war, vermutlich keine acht Jahre durchgehalten.“ Scott meint, das sei schlimmer als alles, wo wir durchmussten. Und dass er selbst wohl auch zu jenen gehört hätte, die weit schärfer reagiert hätten – und „dabei zerbrochen wären, nicht mehr funktioniert hätten“.

Barack Hussein Obama war wie kein anderer geeignet, damit klarzukommen, der erste schwarze Präsident der USA zu sein – aus dem gleichen Grund, aus dem Branch Rickey seinerzeit Jackie Robinson ins Team berief, um den Major League Baseball zu entsegregieren: Er hatte genug moralisches Rückgrat, um die damit einhergehenden rassistischen Angriffe zu überstehen. Mit einem Unterschied: Obama wählte nicht ein Einzelner aus, sondern ein ganzes Land.

Obama startete mit einem kurzen, aber beeindruckenden Lebenslauf: drei Jahre als demokratischer Senator aus Illinois, der Kollegen auf beiden Seiten des politischen Spektrums für sich einnehmen konnte; ein großartiger Auftritt als Hauptredner beim demokratischen Parteitag 2004; Redakteur der Harvard Law Review; Verfassungsrechtler, Gemeindeaktivist – und immer als Extrabonus sein Hintergrund als Sohn eines kenianischen Ziegenhirten und eines amerikanischen Mädchens aus Kansas.

Befürchtungen

Obama muss das Rampenlicht vorausgesehen haben, dem er und seine Familie stehen würden; er muss gewusst haben, welche Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen er geweckt hat, hier in den USA und im Ausland, wo begeisterte Menschenmengen an seinen Lippen klebten. Das mag erklären, warum er so ein vorsichtiger Redner wurde, immer bedacht darauf, nicht zu viel zu versprechen – auch wenn das wenig Einfluss darauf hat, was die Menschen in ihn hineininterpretieren.

Er wirkte so unglaublich jung, als er seine Kandidatur bekannt gab, an jenem kalten Wintermorgen in Springfield, dem Beispiel Lincolns folgend. Seine Chancen zu siegen, schienen vielen von uns eher denen von Reverend Jesse Jackson 1984 und 1988 zu ähneln.

Damals thematisierte Obama seine Hautfarbe nicht – genauso wenig wie während des Wahlkampfs. Hier und da bezog er sich auf Martin Luther King. Die einzige Ausnahme ist seine Rede in Philadelphia, die er hielt, um das Tohuwabohu zu beruhigen, das durch die hitzige Rhetorik seines Seelsorgers, des Chicagoer Pastoren Jeremiah Wright, entstanden war und drohte, seinen Wahlkampf in eine Sackgasse zu führen.

Ich sah Obama als jemanden, der eher global denkt – über die USA und seinen Platz in der Welt – und nicht als jemanden, der sich aufgrund seiner Hautfarbe an irgendetwas gebunden fühlt. Dieser Blick auf ihn veränderte sich später, als er immer tiefer in politische Machtkämpfe hineingezogen wurde.

Zweifel

Ich bemerkte, dass weiße Amerikaner Obama nicht so sahen, wie sie die meisten Afroamerikaner sehen, auch wenn er sich ganz klar als solcher identifizierte. Für viele schufen seine weiße Mutter und sein eingewanderter Vater eine angenehme Distanz zur Geschichte des Landes. Das war kein Nachkomme von Sklaven, und das nahm vielen Weißen das Unbehagen, das ihnen schwarze Amerikaner bereiten, die mit dieser Vergangenheit verbunden sind.

In einem kürzlich im The Atlantic erschienen Artikel schreibt Ta Nehisi Coates unter dem Titel „Mein Schwarzer Präsident“, dass auch Obama durch seine Erfahrung, von einer fürsorgenden weißen Familie aufgezogen worden zu sein, ihm mehr Vertrauen in Weiße ermöglichte, was ihn zweifelsfrei für große Teile der Öffentlichkeit anschlussfähig machte.

Nachdem ich seine Autobiografie Dreams from my Father“ (Deutscher Titel: Ein amerikanischer Traum: Die Geschichte meiner Familie“) gelesen hatte, war mir klar, dass er durch angestrengtes Denken zu seiner Identität gekommen war – und durch viele Lebenserfahrungen, die viele weiße Amerikaner gern übersehen oder herunterspielen. Vor dieser Identität lief er nicht fort, sondern er nahm sie an, inklusive der für die schwarze Community typischen Sprache und ihrem typischen Stil. Die Schwarzen zu repräsentieren, war eine Last für ihn, aber das zeigte er nie.

Die schwarzen Amerikaner waren anfangs zögerlich und voller Zweifel – aber es dauert nicht lange, bis wir das änderten. Vielleicht mochten wir seine Appelle, uns am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, nicht besonders, denn obwohl sie vor schwarzem Publikum formuliert wurden, war die Botschaft doch an die Weißen gerichtet: Er gehörte nicht den Schwarzen, was auch immer wir forderten. Die meisten von uns waren anfangs für Hillary.

Scott meint: „Obama wusste, dass er uns nicht aufgrund unserer Hautfarbe helfen konnte.“

Erwartungen

Die Erwartungen, die die Amerikaner aufgrund ihrer Erfahrung, in diesem Land zu leben, in Obamas Präsidentschaft legten, sind Bestandteil seiner beiden Amtszeiten. Traditionelle Republikaner, Neoliberale, Mainstram-Demokraten und fortschrittliche Linke projizierten in ihn hinein, was immer sie in ihm sehen wollten.

Angesichts der militärischen Pattsituationen, die Dank der Regierung Bush/Cheney im Irak und in Afghanistan herrschten, einer Wirtschaft im freien Fall, der Rekordarbeitslosigkeit und dem Zerfall der Infrastruktur unseres Landes war die Linke (wie sie nun mal ist) voller Hoffnung, dass das Pendel nun in ihre Richtung schlagen würde. Vielleicht wirkte nichts fortschrittlicher als ein sanftmütiger, schwarzer Mann, der gegen den Irakkrieg war. Er war nicht gegen alle Kriege – nur gegen die definitiv verlorenen.

Die Enttäuschung begann früh – zumindest für die, die dachten, angesichts eines Veto-unfähigen Senats hätte der Präsident ein größeres Konjunkturpaket auflegen, mehr für die Hausbesitzer und den Wiederaufbau des Landes tun sollen.

Sollte er, wie es sein Natur zu sein scheint, gehofft haben, ein paar Republikaner auf seine Seite zu bringen und gute Beziehungen für die Zukunft aufzubauen, dann hat er sich vertan: Nicht ein Republikaner unterstützte sein „Aufschwungs- und Reinvestitionsgesetz“.

Wünsche

Diese Leute interessierten sich mehr dafür, ihn zu besiegen, als das Land zu retten. Und dieselben Leute schaffen es nun nicht, seine Regierung dafür zu würdigen, effektiver mit der Finanzkrise umgegangen zu sein als andere entwickelte Staaten, die hinter der gesunkenen Arbeitslosigkeit eher eine entmutigte Bevölkerung als die 11 Millionen neuer Jobs vermuten, die die meisten Wirtschaftswissenschaftler der Politik zuschreiben, die der Präsident durch den Kongress angeschoben hat.

Obama hat früh signalisiert, dass die Vereinigten Staaten nicht die Bürgerkriege anderer Länder führen sollte. Ich hab mich trotzdem oft gefragt, ob sein (zweiter Vor-)Name die Erwartungen in der arabischen und muslimischen Welt nicht mehr gefüttert hat als seine Person oder das, was er sagte. Er wird beschuldigt, den Aufruhr nach dem Arabischen Frühling verursacht zu haben; dafür, die Leute zum Übergang zur Demokratie ermutigt zu haben, ohne diesen Prozess militärisch und wirtschaftlich zu unterstützen.

Afroamerikaner habe ihr eigenes Set von Beschwerden – obwohl ein genauerer Blick zeigt, dass auch wir von Steuersenkungen, der Rettung der Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der US-Autoindustrie und anderer Maßnahmen profitiert haben. Ganz zu schweigen von den Justiz- und Strafrechtsreformen, die unfaire Verurteilungen, exzessive Gewaltanwendung und Bürgerrechtsverletzungen durch die Polizei beendete, die Afroamerikaner weit mehr bedrohten als andere.

Ich hätte mir gewünscht, dass Präsident Obama härter gekämpft hätte für eine allgemeine Krankenversicherung, das Schließen des Gefängnisses in Guantánamo, Mindestlöhne, höhere Steuern für Konzerne und eine Begrenzung der Bonizahlungen für Wall-Street-Manager. Ich hätte gern, dass Polizisten für das Töten von Schwarzen und anderen Menschen nicht nur angeklagt werden, sondern auch verurteilt. Aber ich erwarte angesichts des derzeitigen US- „Zeitgeists“ nicht, dass das passiert.

Angst

Mal ehrlich: Abseits aller Enttäuschungen, aller Was-wäre-wenns – ich bin schon erstaunt, wie die meisten von uns darauf warteten, dass etwas passiert; wie fern wir uns unserer Regierung fühlten; wie sehr wir Veränderungen erwarteten und wie wenig wir dafür taten; und wie wir alle Jahre wieder die selben Leute in den Kongress entsenden.

Die beste Bewertung Obamas ist die, die die Realität des schwarzen Mannes berücksichtigt, der er ist; eines schwarzen Mannes, der in den Vereinigten Staaten zu einem Maß an Macht kam, die noch nie ein Schwarzer in einem vergleichbaren Land innehatte; und dass er damit tatsächlich die Erwartungen an Amerika in einem Maß repräsentiert, bei dem selbst Amerikanern angst und bange wird.

Wie sonst könnte man die Art erklären, mit dem dieser Mann dämonisiert wurde – als Pseudo-Marxist, heimlicher Dschihadist und Kenianer, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Opposition hatte nicht nur kein Problem mit diesen unverschämten Respektlosigkeiten; sie lehnte es auch ab, sie mit diesem Präsidenten zu treffen oder gar zu verhandeln.

Ich erinnere mich an die Zeit, als es immer klarer wurde, dass Barack Obama wirklich Präsident werden würde. Damals sagte ein Taxifahrer in Washington zu mir: „Ich hasse es fast, ihn gewinnen zu sehen, denn wir werden das teuer bezahlen müssen.“ Abseits von der ständigen Angst um sein Leben haben schwarze Menschen in den USA Angst vor dem „Backlash“, bei dem auf Fortschritte in den Beziehungen zwischen den Rassen erneuerte und größere Feindseligkeiten folgen könnten.

Traurigkeit

Barack Obama absolvierte seine beiden Amtszeiten so würdevoll wie die zuvor genannten erfolgreichen „Ersten“; dabei bewahrte er Gelassenheit auch unter dem Blick von Leuten, die bestritten, dass es überhaupt etwas Außergewöhnliches am ihm gab. Stuart Hall, ein Multikulturalist und schwarzer Intellektueller im englischen Birmingham fasste zusammen: „Die Wahl eines schwarzen Präsidenten. Es ist historisch.“ Lasst uns nicht so tun, als seien wir so anspruchsvoll , dass das nicht zählt.

Während die Republikaner beginnen, Obamas Erbe zu zertrümmern, beobachtet der ehemalige Time-Magazine-Journalist Jack White: „Trumps Günstlinge können Obamacare abschaffen und ersetzen – aber sie werden nie die Erinnerung an die erste afroamerikanische Familie löschen, die im Weißen Haus wohnte.“ Anmut, Würde, Intellekt und Beredsamkeit der Obamas werden die Amerikaner weiter begeistern. Letztendlich wird die Erinnerung an Obama mehr prägen, wer er war, als was er getan hat. Am Ende der Amtszeit des ersten schwarzen US-Präsidenten sind 60 Prozent der Bürger mit seiner Arbeit zufrieden.

Während die Obamas sich auf ihr neues Leben vorbereiten, erfasst mich eine Traurigkeit – nicht wegen irgendeiner Katastrophe, die uns bevorstehen könnte, obwohl das tatsächlich absolut möglich ist, sondern wegen dem, was wir als Land nicht wirklich bereits waren, zu würdigen.

Aber ich bin auch froh über das Gute, dass uns Obamas Präsidentschaft gebracht hat: über die jungen Leute, die dazu gebracht wurden, an unserer Gesellschaft teilzunehmen; die Freunde, die sich aufrafften, ebenfalls für Ämter zu kandidieren; und all die anderen, die ihre Komfortzonen verließen, um andere zu ermutigen, sich einzumischen. Und weil sie merkten, dass man die Politik nicht nur einem Mann überlassen kann – egal wie gut er ist.

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Bernd Pickert, Rüdiger Rossig

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20 Kommentare

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  • Obama ist als Privatmentschmensch sicherlich beeindruckend, intellugent und sympathisch, als Präsident der USA ist er fast schon berufsbedingt u.a. ein Kriegsverbrecher der Tausende völkerrechtswidrige "Kollateralschäden" durch Drohnenangriffe zu verantworten hat. Zudem ein hoffnungsloser Zentrist, der seine Zeit mit sinnlosen bilateralen Annäherungsversuchen an die Republikaner verschwendet hat, statt sie jeden Tag öffentlich in den Medien für ihre verantwortungslose Obstruktionspolitik bloßzustellen. Und auch er ist Teil des neoliberalen Systems, dessen radikale Umverteilungs- und Prekarisierungspraktiken zum Wohle kleiner Eliten in den letzten Jahren die Hauptursache für das Erstarken der Rechtsnationalisten in der ganzen westlichen Welt, Trump inklusive, sind. Obama war daher bei aller Symbolträchtigkeit seiner Hautfarbe Teil des Problems, nicht der Lösung.

  • Amerika wird jetzt die Quittung bekommen und Obama schon bald zu schätzen wissen.Trump hat schon durch sein Kabinett sein Wahlgefasel völlig ins Gegenteil verkehrt.Hier ein paar Worte,die Sven Giegold auf Facebook schrieb:

    "Trumps Regierungsmannschaft ist eine "Government Sachs"!

    Sechs ehemalige Mitarbeiter der Investmentbank Goldman Sachs wurden von Trump in Regierungsämter befördert. Das heißt: Die Böcke der Finanzkrise werden nun zu Gärtnern. Der Finanzminister Steven Mnuchin arbeitete 17 Jahre für Goldman Sachs. Während Trump im Wahlkampf ankündigte, den Sumpf aus Lobbyismus und übermäßiger Macht der Finanzindustrie trocken zu legen ("Drain the swamp"), ist der Sumpf nun an der Regierung. In den USA gibt es seit Tagen eine Gegenbewegung, die mit dem Slogan "Government Sachs" gegen die einseitige Besetzung von Regierungsämtern mit Akteuren aus der Privatwirtschaft protestiert."

     

    Text von Sven Giegold

  • Es freut mich, dass Obama in einer seiner letzten Amtshandlungen Chelsea Manning begnadigt hat.

    Die Aggression gegen die Obamas und Clintons ist zum großen Teil eine Projektionsfläche, und nicht besonders rational.

    Es gibt nach wie vor einige Basisbewegungen, Community Radio Stations und viele Leute, die mensch in den USA kennenlernen kann.

     

    Ob in Indien oder im Irak, lerne Land und Leute kennen und schau wie der Reichtum umverteilt werden kann.

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    Ein schwarzer Präsident war sehr gut für die USA. Die Kritik an ihm und seiner Amtsführung bleiben mal aussen vor.

    Wäre wünschenswert , nach dem weissen Polterer, der jetzt in dieses Amt kommt, wenn als nächstes ein Präsidenten oder eine Präsidentin aus dem Stamm der Ureinwohner ins weisse Haus ziehen würde.

    ... und das w e i s s e Haus sollte möglichst bald mal in einer anderen Farbe gestrichen werden. Wäre auch ein Zeichen!

  • Derzeit ist Obama ja der angesehene Held in Deutschland - eben wegen des Kontrastes zu Trump, der in den Augen der meisten ein sehr unwürdiger Präsident ist. Bildugnslücken, schlechtes Benehmen, haarsträubende Einstellungen, Hnadelskrieg gegen deutsche Autofirmen - das wird auch einem weißen Kandidaten nicht nachgesehen. Insofern ein schöner Zeitpunkt für den Artikel von Brenda Wilson. Denn das macht noch einmal so richtig deutlich, wie banal da die Hautfarbe eines Kandidaten ist. Wobei: Die Einstellung von Trump würde auch einem Kandidaten mit anderer Hautfarbe völlig zu Recht angekreidet. Es gibt viel wichtigere Dinge für einen würdigen Kandidaten als die Hautfarbe. Und ich hoffe, dass das auch die allermeisten in den USA kapiert haben.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Alle Kritik an Obama, auch hierzulande, ist bestens nachvollziehbar. Es ist durchaus angesagt, sich genau zu überlegen, was an "Mehr" drin gewesen wäre während seiner Amtszeit.

    Allein schon, um vorbereitet zu sein, wenn das nächste Mal ein Mensch von Format in dieses Amt kommt und wenn die Figur aus dem Gruselkabinett, die gerade antritt wieder verschwunden sein wird.

     

    Bei allem betrauere ich trotzdem das jähe Ende dieser kleinen Zwischenepoche im Zeichen der Aufklärung und Emanzipation in den USA, wenn auch die Ziele bescheiden blieben oder hier und da klar verfehlt wurden.

     

    Ich hoffe sehr, sie gleiten nicht bald bürgerkriegsähnliche Verhältnisse ab.

     

    Gibt es den Text von Brenda Wilson irgendwo im Original?

  • Ich glaube vielen weißen Amerikanern ist gar nicht klar, welche Bringschuld sie da haben. Die Schwarzen in den USA sind Nachkommen von Menschen, die sie aus ihren Heimatländern mit Gewalt entführt und versklavt haben. Das in eine gerechte Gesellschaft zu überführen, ist die größte Herausforderung überhaupt für die USA, groß genug um daran durchaus scheitern zu können. Wenn die USA daran scheitern sollten, liegt das nicht an Obama.

     

    Wobei man sagen muss, dass die Tatsache, dass Obama beliebter war und ist als es Trump jetzt ist, auch Bände spricht.

    • @Mustardman:

      Ich glaube vielen weißen Amerikanern ist gar nicht klar, welche Bringschuld sie da haben. Die Schwarzen in den USA sind Nachkommen von Menschen, die sie aus ihren Heimatländern mit Gewalt entführt und versklavt haben.

       

      Das ist so nicht richtig, die weissen haben die Sklaven meist "gekauft" von Arabern oder Afrikanern.

       

      ---

       

      Bedeutung für den atlantischen Sklavenhandel

       

      Für die weißen Sklavenhändler, die ab dem 15. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert Sklaven aus Afrika bezogen, um diese in ihren Kolonien in Amerika einzusetzen, war die Existenz des innerafrikanischen Sklavenhandels eine der Voraussetzungen ihrer Tätigkeit. So gingen sie kaum selbst auf Sklavenjagd, sondern konnten die Menschenware bei afrikanischen (und arabischen) Sklavenhändlern und Herrschern einkaufen. Diese erhielten im Gegenzug „Luxusgüter“ wie Feuerwaffen, Textilien, Kaurischnecken und Alkohol aus Europa.[3]

       

      https://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei_innerhalb_von_Schwarzafrika

    • @Mustardman:

      Sie sind doch nicht etwa mit dem Konzept der Erbsünde aufgewachsen, werter MUSTARDMAN, oder doch?

       

      Die wenigsten weißen US-Wähler haben eigenhändig jemanden aus seinem Heimatland "entführt und versklavt", schon gar nicht "mit Gewalt". Bis zum Beweis des Gegenteils sollten sie also als unschuldig gelten und nicht zur Wiedergutmachung verdonnert werden.

       

      Was sie tun müss(t)en, ist etwas anderes. Weiße US-Bürger müss(t)en sich dringend bewusst machen, dass die Privilegien, die ihre Vorfahren noch hatten, auf Unmenschlichkeit beruht haben – und nicht mehr in die Zeit passen.

       

      Wer trotz allgemeiner Schulpflicht und weltweitem Web geistig im 16. Jahrhundert hängengeblieben ist, der sollte sich was schämen. Mindestens so sehr, wie der, der sich mit Blick auf seine dunkle Haut neue Privilegien wünscht.

       

      Niemand hat eine "Bringschuld" seinem Mitmenschen gegenüber. Jeder sollte es sich selber schuldig sein, seinen Stolz aus dem abzuleiten, was er selbst ist oder tut, nicht aus dem, was seine Ahnen einmal hatten oder waren.

       

      Der Mensch ist frei und gleich geboren. Wer seine Vergangenheit als Rechtfertigung dafür ansieht, auf etwas anderes als diese Gleichheit und diese Freiheit Ansprüche anzumelden, den soll der Teufel holen, finde ich.

      • @mowgli:

        Ich rede nicht von Individuen, ich rede von einer Gesellschaft und einem Staat.

         

        Und dass Rassismus in den USA immer noch ein zentrales Thema ist, merkt man schon an der Selbstverständlichkeit, in der überall nach "Rassen" unterschieden wird.

    • @Mustardman:

      Die weißen Ureinwanderer von Amerika hatten auch kein Problem damit, die "roten" Ureinwohner gnadenlos zu berauben und auszurotten. Später behandelten sie ihre eingeschleppten Sklaven genauso verachtend. Und wenn man sich mal mit großen Vorhaben wie z.B. dem Bahn der Eisenbahn befasst, wird man sehen, dass es immer eine selbsternannte weiße "Elite" gab, die andere Ethnien und Schichten nur als Arbeitsmaterial sah, als Sache ohne Anspruch auf ein Seelenleben, Bedürfnisse oder körperliche Integrität.

      Offenbar hat dieser Geist schon weite Teile der Welt infiziert - globalisierter Kapitalismus bedeutet nun mal Ausbeutung vieler zugunsten einiger weniger.

      Deshalb sehen diese "Eliten" jetzt wieder Oberwasser, nachdem eine Weile mal ein anderer Wind wehte. Der zumindest ansatzweise Gleichbehandlung und Menschenwürde in den Vordergrund rückte.

      Man kann nur hoffen, dass dieser Trump seine Sache so schlecht macht, dass seine derzeitigen Anhänger ihn fallen lassen. Wie gesagt, Empathie ist ja nicht deren Sache.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Barack Hussein Obama war wie kein anderer geeignet, damit klarzukommen, der erste schwarze Präsident der USA zu sein – aus dem gleichen Grund, aus dem Branch Rickey seinerzeit Jackie Robinson ins Team berief, um den Major League Baseball zu entsegregieren: Er hatte genug moralisches Rückgrat, um die damit einhergehenden rassistischen Angriffe zu überstehen. Mit einem Unterschied: Obama wählte nicht ein Einzelner aus, sondern ein ganzes Land."

     

    Jackie Robinson hatte damals mit dem Rickey bei den Dodgers einen Schweigepakt für 3 (?) JAhre geschlossen. Er hat jede Beleidigung von Gegenern, Mitspielern und Publikum ohne Widerrede ertragen. Danach durfte er zurückschlagen, was er auch gemacht hatte. Dadurch wurde er für viele zum "uppity n...", aber v.a. wurde er zum selbstbewussten Symbol nicht nur für Afroamerikaner.

     

    Von diesem Bewusstsein und Engagement hatte Obama eindeutig zu wenig. Rassismus ist in den USA auch ein ökonomisches Problem und es reicht nicht ein Präsident für Oprah Winfrey oder afroamerikanische Middle Class zu sein.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Ach, jetzt werfen Sie Obama plötzlich vor, nicht genug für ökonomischen Fortschritt getan zu haben und für die Arbeiterklasse? Aber was von einem Trump in dieser Richtung zu erwarten ist, das ist Ihnen ziemlich schnuppe, bzw. da vertrauen Sie mal drauf, dass er seine vollmundigen Versprechungen wahr werden lässt? Scheissegal, was die Fakten sagen. Oh Jaroslaw, Ihnen hat wohl jemand mit seinem Schmoll-Mündchen den Kopf verdreht.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Das sehe ich anders. Obama war nicht fehlerfrei, aber er hat seine 8 Jahre durchgehalten, ohne sich auch nur im Ansatz revanchieren zu müssen für all die kleinen und großen Gemeinheiten, denen er permanent ausgesetzt war. Und zwar ganz ohne dass ihm zuvor ein anderer Mensch ein (moralisches) Korsett hätte anlegen müssen.

       

      Sein eigenes Rückgrat hat Obama aufrecht gehalten. Das ist sein Vermächtnis an die, deren Hautfarbe er teilt: Ihr seid keine Sklaven mehr. Ihr entscheidet selber, welche Art Mensch ihr sein bzw. werden wollt!

       

      Besonders eindrücklich wirkt dieses Erbe vor dem Hintergrund, den der Neue abgibt mit seinen unmöglichen Aufführungen. Trump macht der ganzen Welt unmissverständlich klar, dass der weiße Untertan moralisch abgewirtschaftet hat. Er kann seine Privilegien inzwischen bloß noch dann verteidigen, wenn er jede Moral in eine tiefe Tonne tritt und einen offenbar völlig moralfreien Mann mit sehr viel Macht ausstattet.

       

      Der "Massa" ist seit Trump einfach kein Leitbild mehr. Für schwarze US-Amerikaner nicht und für alle anderen genau so wenig. Und das ist nicht einmal die einzige gute Nachricht. Auch Europäer, Afrikaner, Asiaten oder Australier können sich seit heute nicht mehr völlig unreflektiert an "den USA" (bzw. ihrem Präidenten) orientieren. Trump hat nicht nur die USA viel kleiner gemacht, als sie in den letzten 200 Jahren jemals war – er hat auch der Lieblingsidee seines alten Herrn, der von der "weißen Herrenrasse" einen Bärendienst erwiesen mit seinem Sieg. Kapieren wird er das vermutlich nie. Dafür wird er sich nie frei genug machen können von seiner Vergangenheit.

       

      Wie hoch das Erbe des ersten schwarzen Präsidenten, des Mannes, der aufgrund seiner Biografie/ Geografie nicht hassen lernen brauchte, zu schätzen ist, wissen heute noch die wenigsten. Aber was sie an Obama hatten, haben seinerzeit ja auch die Wenigsten gewusst. Schön, jetzt zu erfahren, dass es (vereinzelt) bereits Menschen gibt, die langsam anfangen, es zu kapieren.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        "Das ist sein Vermächtnis an die, deren Hautfarbe er teilt: Ihr seid keine Sklaven mehr. Ihr entscheidet selber, welche Art Mensch ihr sein bzw. werden wollt!"

         

        Das ist zu wenig bzw. gar nichts.

         

        Strengere Immigrationsgesetze Anfang des 20 Jh. haben vielen Schwarzen die Migration aus dem Süden in den nach Arbeitskräften suchenden Norden auswandern lassen, New Deal hatte staatliche Jobs in der Krise geschaffen und Lyndon Johnson mit dem War on Poverty viele aus bitterer Armut geholt und Aufstieg der afroamerikanischen Middle Class 2-3 dekaden später ermöglicht.

         

        Was hat Obama getan, außer natürlich ein Symbol zu sein? Pushte für Freihandelsverträge, die nachweislich Jobs kosten, lasche Migrationsgesetze, die im unteren Lohnsektor schärfere Konkurrenz zur Folge haben.

         

        Paar Statistiken: http://apps.urban.org/features/wealth-inequality-charts/

        • @10236 (Profil gelöscht):

          "Pushte für..... lasche Migrationsgesetze, die im unteren Lohnsektor schärfere Konkurrenz zur Folge haben." Jo, genau wie Merkel das auch macht, die Schlimme. Besser alle Grenzen dicht machen.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Ja, Lydon Johnson und der New Deal... eine gute Zeit. Leider kam danach Nixon, der Vietnam-Krieg, Goldwater und eine ganze Reihe ziemlich kriegsgeiler amerikanischer Präsidenten, die nach und nach auch die Sozial- und Bildungsprogramme zusammenstrichen, die auch armen Schwarzen (und Weißen) eine bessere Bildung und damit Chancen ermöglichten. Sie können doch Obama, dem die Republikaner eh genügend Steine in den Weg gelegt haben, jetzt nicht dafür verantworlich machen, dass er es nicht geschafft hat, rückgängig zu machen, was in Jahrzenten davor verbockt oder auch nur versäumt worden war. Das er es nicht versucht hätte, können Sie aber sicher nicht behaupten. Allein schon Obama-Care bedeutete aber einen Riesen-Kraftakt gegen die Republikaner.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @Artur Möff:

            "Allein schon Obama-Care bedeutete aber einen Riesen-Kraftakt gegen die Republikaner."

             

            Hierzulande stellen sich viele Obama-Care als eine Art US-AOK vor. Mitnichten. Es ist immer noch eine gänzlich private KV mit teilweise Versicherungszwang (sonst Strafen) und wo viele der Versicherten am Ende mit nur einer Option (Versicherer) bleiben.

            Die Kostenentwicklung ist auch nicht ohne:

            http://blogs-images.forbes.com/theapothecary/files/2015/09/Slide1.jpg?width=960

            http://www.motherjones.com/files/blog_cbo_obamacare_premiums_october_2016.jpg

            • @10236 (Profil gelöscht):

              Aber ohne das stehen zu viele ohne Krankenversicherung da. Und mehr als das war nicht möglich gegen den Widerstand der Republikaner, zu denen Trump gehört. Und der wills ja jetzt wieder abschaffen. Finden Sie natürlich auch gut. Wozu denn Krankenversicherung. Sollen sie halt nicht krank werden´, die Leute.

  • „Wir wussten ihn nicht zu würdigen“

     

    Erst wenn Trump im Amt ist und seine ersten größeren Fehlleistungen als Präsident vollbracht hat, werden wir Obama so richtig zu schätzen wissen!