piwik no script img

Dating-ErlebnisseDaddys haben es oft schwer – wir auch

Väter zu daten, ist etwas für Fortgeschrittene. Unsere Kolumnistin hat da so ihre Erfahrungen gemacht.

Liebe Daddys, ihr seid super, aber es ist nicht immer leicht mit euch Foto: Julian Stratenschulte/dpa

M einen ersten Daddy hatte ich mit Anfang zwanzig. Er war rothaarig wie Prinz Harry und behauptete, brasilianischer Profifußballer zu sein. Ich glaubte ihm kein Wort, doch er hatte einen guten Body, also ging ich mit ihm Caipirinha trinken. Wie aus dem Nichts stellte er mir ein paar Tage später seine Tochter vor. Aber mit 22 Stiefmutti sein? Nö.

Waren Daddy-Dates früher die absolute Ausnahme, sind sie für Singlefrauen Mitte/Ende dreißig daily business. Im Dating-Alltag trifft man dabei auf Daddys, die bloß ein kleines Abenteuer oder Affärchen wollen, auf Daddys, die laut eigener Darstellung in polyamoren oder offenen Beziehungen leben – ohne Gewähr –, und auf jede Menge Trennungs- und Scheidungsdaddys.

Doch Daddy-Dating ist etwas für Fortgeschrittene. Es beginnt bereits damit, dass sich Daddys auf Datingplattformen gern in grashüpfergrünen Multifunktionsjacken mitsamt ihrem Nachwuchs präsentieren. Offenbar glauben sie, dass so etwas flauschig rüberkommt. Aber, liebe Daddys, selbst wir Nichtmütter wissen, dass ein Kind keine kleine, süße Katze ist. Und Sätze wie „meine Kids stehen an erster Stelle“ sind zwar schön für die Kinder, aber für die potenzielle neue Partnerin eher nicht so.

Wobei: Wenigstens sind sie realistisch. Denn wenn die Trennung frisch und der Nachwuchs im Fall-Trotz-Schrei-Alter ist, müssen große Scheine herangeschafft, Betreuungszeiten geregelt und die Glutnester mit der „Mutter seiner Kinder“ gelöscht werden. Und ehe man sich versieht, ist man nicht nur love interest, sondern auch Familienberaterin.

Platz auf dem Sofa

Übernachtungen sind bei einem Daddy übrigens alles andere als selbstverständlich. Eine Trennung katapultiert ihn nämlich oft nicht viel weiter als auf die Familiencouch. Bei Daddys mit mehr (Abgrenzungs-)Vermögen gibt es immerhin eine eigene Bude mit, sagen wir: Potenzial. In diesem Fall steht jedoch die Befürchtung ins Haus, dass die alte Familie spontan vorbeischneit.

Deshalb machen Daddys ja auch so gern „Urlaub“ bei ihren „neuen Flammen“, also uns. Und das ist erst mal supertoll, weil das Kuschelfrenchtoastkinoweinchen heißt. Ergo: Lots of fun für, ähm, beide. Aber dann kommt irgendwann der Moment, wo Daddys selbst wieder Kind sein wollen. Und dann stehen sie beim Abwasch neben dir und fragen dich, ob sie ans Tablet dürfen, um ein bisschen zu daddeln.

Denn so ein Daddyleben ist sauanstrengend, zumal du dich ja dein Leben lang nur auf Daddys einlassen wirst, die ihre Kinder genauso hegen und pflegen, wie deren Ex-Partnerinnen es tun.

Die Begegnung mit dem Nachwuchs ist aber eher so: Juhu, sie mögen mich! Kurze Zeit später: Okay, doch nicht. Denn wer bist du schon. „Nicht die Mama.“ Eben. Und auch du bist ab und zu überfordert und manchmal soooo kurz davor, dich einzumischen. Tut man bei Erziehungsfragen aber nicht. Nicht mal bei diesem Daddy Move? Egal …

Taschentücher zum Abschied

Du versuchst freundlich zu bleiben, was dir nicht immer ganz gelingt, und kaufst Geschenke, immerzu Geschenke, und dann fragst du dich, ob du das alles willst. Also diese Daddy-Probleme, wobei das unfair ist, weil die Daddys sich deine Probleme ja auch anhören und das oft liebevoller als jeder Nichtdaddy. Und wenn du dann eines Tages heulend Schluss machst, haben sie sogar Taschentücher für dich dabei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anna Fastabend
Redakteurin wochentaz
Hat mal Jura studiert und danach Kreatives Schreiben am Literaturinstitut in Hildesheim. Hat ein Volontariat bei der Märkischen Oderzeitung gemacht und Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin. Schreibt über feministische Themen, Alltagsphänomene, Theater und Popkultur.
Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Also, ich empfinde diesen Artikel mehr als subjektive Wahrnehmung eines Fundus aus Erfahrungen. Es soll nicht geringwertend sein, aber aus meiner Erfahrung werden oft von der bevorteilten Seite (Mann, oder Frau), Stereotypen angewendet um ein echtes Kennenlernen zu canceln, weil man aus Feigheit nicht sagen mag „Ich habe kein Bock dein/e Ersatzpaper/Ersatzmama zu sein." Bei einer Konfrontation, wird Eigenverantwortung bei der Familiengründung genannt, auch richtig, Augen auf bei der Partnerwahl, aber Problem dabei ist das ungeachtet der echten Umstände der individuellen Geschichten abgeurteilt wird. Ich weiß aus meinen Bekanntenkreis, meine ehemals beste Freundin aus den USA, da passte keine Aburteilung durch Frames wie Eigenverantwortung, Augen auf bei der Partnerwahl, Sie hatte einfach Pech und wurde trotz allem von deindividualischen Unsinn verurteilt, einem Single Daddy den ich kenme erging es ebenso. Ich denke der Kreis an Persönlichkeiten die betroffen sein könnten, umfässt mehr als Unverantwortliche, ich denke Pechvögel, wie auch sehr gutmütige Menschen. Die Kausa der Abverurteilt gleicht der Stereotypisierung von Arbeitslosen.

  • Vermute wäre ehrliche Erwartungsklärung einfacher: Trennungspapa will schnell mal n Sofa plus lässige Affäre? Msnn sucht Langzeitpartnerin, die sich Familie vorstellen kann? Singlefrau will Zweierbeziehung ohne Verantwortung für möglichen Anhang des Partners und Beziehungsarbeit mit Kindern obendrauf?



    Patchworkfamilie ist nicht das Ziel? Kinder eh(er) nicht?



    Tja, dann...

  • Falls es das leichter macht: 'Mommys' daten ist keinesfalls anspruchsloser. Bspw. eine verbreitet defätistische und/oder Männersindallenurschweine-Einstellung macht es auch nicht ganz leicht, als Mann in den 40ern mehr als nur Erfahrungen zu machen. Denn wenn man dann selbst keine Kinder 'mitbringt', springt auch die letzte der Seltenen aus Gründen ab. Dabei habe ich auch immer Taschentücher dabei... ;-)

  • Dass die Kids an erster Stelle stehen, ist auch deshalb realistisch, weil man für die Verantwortung trägt und das noch eine Weile so bleiben wird.



    Partnerinnen sind erwachsene Menschen, die sich aus freien Stücken entscheiden können, ob sie bleiben oder gehen.

    • @nihilist:

      Natürlich ist das realistisch.

      Es sagt aber etwas aus, wenn man es wie eine Monstranz vor sich her trägt.

      Da würde ich auch dankend ablehnen.

  • Ist das nicht so ähnlich wie Muttis daten?

  • “Daddys haben es oft schwer – wir auch“



    Und jeder Jeck ist anders & der Fortgeschritt -



    Da gehn mer lieber in den Garten



    Läßt gerne - auf sich warten!



    Sag dir was: Wasch mir den Pelz



    Aber mach mich nicht nass.



    Der Jüngste stieg zu ihr & gern ins Bett



    Das fand sie nett. Doch nach 2x Abruptio.



    Dacht ich Kindernarr / Sorry. It’s time to go •



    Und - nach der dritten Runde - kam ich drauf!



    “Baby - ich steh aber nicht mehr des nachts auf!“ - 🍼 -