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Datenleak bei Letzte GenerationTausende Ak­ti­vis­t:in­nen betroffen

Die Letzte Generation stellte offenbar Daten von Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen ins Netz. Auch Informationen zu Lebenssituationen seien offen zugänglich gewesen.

Umstritten: Wie halten es Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen mit dem Datenschutz? Foto: Anne-Marie Utz/dpa

Berlin afp/dpa | Die Klimaprotestgruppe Letzte Generation hat nach einem Medienbericht persönliche Daten von tausenden Aktivisten und möglichen Unterstützern frei zugänglich im Netz gespeichert. Mehrere Excel-Listen mit Informationen zu 2.200 Menschen seien über den Cloud-Dienst Google Drive für jedermann zugänglich gewesen, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf eigene Recherchen.

Dabei seien nicht nur Daten wie Telefonnummern, Mailadressen und Wohnorte sowie Angaben zu belegten Seminaren und Trainings der Letzten Generation gespeichert gewesen; auch Auskünfte über die Bereitschaft, im Zuge eines Protests ins Gefängnis zu gehen, sowie teilweise Details zur Lebens-und Gesundheitssituation und Ausschnitte aus persönlichen Mails hätten sich in den Informationen befunden.

Die Letzte Generation räumte die Existenz der Daten auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ein. „Es handelt sich um Daten aus dem Sommer und Herbst“, sagte Sprecherin Carla Hinrichs am Samstag. „Die Daten waren über einen nicht öffentlichen Link zugänglich. Nur Menschen in internen Chatgruppen konnten auf ihn zugreifen.“

Die Letzte Generation versuche „als möglichst „offene Bewegung“ Menschen die Möglichkeit zu geben, sich dem Widerstand anzuschließen. Seit Beginn sei man eine schnell wachsende Gruppe. Wenn Journalistinnen und Journalisten „sich als Menschen ausgeben, die sich bei uns engagieren wollen, ist es für sie möglich, sich Zugang zu internen Chatgruppen zu verschaffen“, sagte die Sprecherin.

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11 Kommentare

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  • Dieser ntv Bericht hat ein paar mehr Informationen. www.n-tv.de/politi...ticle23892763.html

    Demnach sind es "Listen von "Rebel Ringing"-Teams der Gruppe, die verantwortlich für die schnelle Rekrutierung von Interessenten sind. "



    In Ihnen wurden neben den reinen Kontaktdaten zusätzlich ein Profil zu den Personen angelegt. Der bei ntv wider gegebene Wortlaut der Profile klingt aber wenig nach einer freiwilligen Auskunft, wobei man mit machen will als vielmehr nach einer Beurteilung durch Personen an strategischen bedeutenden Punkten.

    Und was sind das für krude hierarchischen Organisations-Strukturen bei der sogenannten "Letzten Generation", dass man solche Eignungsdaten sammelt um dann einzelne Menschen daraus zu rekrutieren?

    • @Rudolf Fissner:

      ntv hat mehr fehlleitende informationen, ja.



      & dass für Rekrutierung ein paar infos gespeichert werden macht ja wohl jeder Arbeitgeber.



      Der eigentliche Skandal ist doch, dass WELT die Daten selbst geleakt & dann die Schuld dafür der LG zu schiebt.

  • Unglaubliche Dummheit. Glaubt jemand, dass sie auf anderen Gebieten kompetenter sind?

  • Wenn es denn stimmt, dass die Microsoft-Produkte und Google-Speicher verwenden, spricht das nicht grade für deren IT-Wokeness.

  • Soviel Naivität (um höflich zu bleiben) erzeugt fast schon Mitleid.

  • Sicheres Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit.



    Da die Truppe sich ja generell nicht um Gesetze schert, ist auch das Thema Datenschutz nicht relevant. Und der größere "Feind" sind wohl weniger neugierige Journalisten sondern eher frustrierte Bürger.

    Das viel schlimmere ist wahrscheinlich noch, dass dieser Daten-GAU die Mitglieder gar nicht sonderlich stört. Entweder merken sie es selber schon gar nicht mehr, in welchem Umfeld sie sich bewegen oder es ist ihnen total egal.

  • Würde ich zu Verschwörungstheorien neigen, wäre ich spätestens jetzt überzeugt, dass die "Letzte Generation" ein trojanisches Pferd der Autoindustrie ist. Ernsthaft, nichts und niemand hat in den letzten Monaten mehr Schaden für das Anliegen Klimaschutz und bei den Menschen, die sich dafür einsetzen, angerichtet, als diese Gruppe

  • Das kenne ich leider nur all zu gut aus meiner beruflichen Praxis.



    Wenn du Sachen vorschlägst die unbequem sind oder lästig oder einen angeblich einschränken glaubt man dir als IT'ler nicht und macht heimlich so weiter wie bisher.

    Mich erinnert das immer etwas an Kinder und ihre Eltern.



    Kinder verstehen auch nicht, warum sie nicht immer nur das süße Zeug futtern sollen oder immer Fastfood in sich reinschaufeln sollen aber dafür mal auf dem Sportplatz ein paar Runden drehen.



    Also futtern sie oft genug doch hinter dem Rücken und das Smartphone ist ja näher als der Sportplatz.

    Und so ist es mit Datenschutz und -sicherheit auch: Der Normalbürger versteht nicht was da abgeht und die süße Werbung säuselt ja sirenengleich ...

    Und als "kunsumkritischer" IT'ler kommst du einfach nicht dagegen an.

    Und dann ist es wie bei den Kindern: Die Zähne kaputt, die Waage knirscht und der Sportlehrer beisst vor lauter Frust in seine Mütze.

  • Scheint mir weniger ein datentechnisches oder administratives Zugriffsproblem zu sein. Eher dahingehend, dass hier (potentielle) Mitstreiter auf persönliche Belange hin analysiert und auf die jeweilige "Brauchbarkeit" eingeordnet werden.

    Für mich, der Bewegung bislang nicht unbedingt abweisend gegenüber eingestellt, spätestens jetzt ein Überschreiten von roten Linien.

    • @Sutrebe68 :

      Jeder Arbeitgeber würde ein Bild über die Person, Fähigkeiten, Einsetzbarkeit wollen. Aber da ist das natürlich OK. "Doppelmoral, das gibts es nur bei Aktivist:innen." netzpolitik.org/20...nschutzgeneration/

  • "Der fragliche Ordner sei veraltet und werde nicht mehr genutzt". Originalton der LG-Sprecherin. Was haben die bloß für PR-Leute? Nicht länger genutzte persönliche Daten nicht gelöscht zu haben macht die Sache noch einmal deutlich schlimmer. Wieder ein PR-GAU.