Datenschutz-Fail der Letzten Generation: Mehr Aufregung, nicht nur hier
Dass private Daten von Klimaaktivist:innen im Netz gelandet sind, war fahrlässig. Die Fälle zeigen, wie wichtig digitale Bildung ist.
N amen, Mailadressen, Telefonnummern, Wohnorte, teilweise Details zur Lebenssituation und Informationen über die Bereitschaft, gegebenenfalls für Aktionen ins Gefängnis zu gehen – was da an Daten von und über Aktivist:innen der Letzten Generation über einen einfachen Link abrufbar im Netz stand, lässt sich nicht einfach als Lappalie abtun.
Dass Listen persönlicher Daten nicht auf Google Drive sollten und diese dann schon gar nicht ungeschützt per Link zugänglich sein dürfen, sollte sich eigentlich rumgesprochen haben. Zumal die auf der Liste befindlichen Personen wohl kaum alle im Vorfeld über ihre Datenaufnahme und den prekären Schutz informiert wurden.
Die Letzte Generation ist dabei nicht die einzige zivilgesellschaftliche Gruppe, die sich einen derartigen Fail geleistet hat. Zum Beispiel machte bereits eine Liste aus den Anfangszeiten der Pandemie die Runde. Darauf persönliche Daten von Menschen, die andere im Fall einer Quarantäne unterstützen würden. Die Geschichte ist bei beiden gleich: gut gemeint, nicht nachgedacht, in den Sand gesetzt.
Was wir daraus lernen? Zweierlei. Erstens: Die Fälle zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen schon früh ein Höchstmaß an digitaler Bildung und Bewusstsein für die Brisanz und den Schutz persönlicher Daten mitbekommen. Wenn Kinder aber schon in der Schule lernen, dass Videos, Texte und alles andere in der Cloud gemacht werden und dafür ein Dienst genutzt wird, dessen Datenschutzerklärung sie nicht einmal ansatzweise verstehen können, dann erreicht man genau das Gegenteil.
Zweitens: Die Aufregung über den Datenschutz-Fail der Letzten Generation ist zwar richtig. Glaubwürdig würde sie allerdings erst dann, wenn diejenigen, die jetzt auf die Aktivist:innen einkloppen, diese Haltung auch in Fragen von Facebook, Google, Amazon und Co. so laut vor sich hertragen würden. Schließlich geht es da nicht um gut gemeint, schlecht gemacht. Sondern um einen ganz bewussten Privatsphärelimbo.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip