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Coronaregeln im FernverkehrBald keine Masken mehr in ICEs?

Verkehrsminister Wissing will die Maskenpflicht in Fernzügen abschaffen. Unterstützt wird er vom Vorsitzenden der Gesundheitsministerkonferenz.

Will im ICE keine Maske mehr tragen: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) Foto: Zacharie Scheurer/dpa

Berlin dpa | Der neue Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Baden-Württembergs Ressortchef Manne Lucha, fordert die Aufhebung der Maskenpflicht im öffentlichen Fernverkehr ab Februar. „Ziel sollte es sein, dass es ab Februar möglichst einheitliche Regeln im ganzen Bundesgebiet gibt. Wenn jetzt die Maskenpflicht im Nahverkehr fällt, sollte sie parallel auch im Fernverkehr fallen“, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Er sei jedoch dafür, die Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen beizubehalten. „Vulnerable Gruppen brauchen weiterhin einen besonderen Schutz.“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach sich am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Maischberger“ ebenfalls dafür aus, die Maskenpflicht im Fernverkehr „so schnell wie möglich“ zu beenden. „Das ist auch eine Belastung für das Personal, das zu kontrollieren“, sagte er.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt ein vorzeitiges Ende der Maskenpflicht im Fernverkehr und in Gesundheitseinrichtungen nicht ausgeschlossen. „Es kann schon sein, dass wir die Maskenpflicht früher abschaffen“, hatte der SPD-Politiker dem Stern gesagt. Er wolle sich aber nicht auf ein Datum festlegen. Derzeit sei es „noch zu früh“, so Lauterbach.

Nach geltendem Infektionsschutzgesetz sind in Fernbussen und -zügen noch bis 7. April FFP2-Masken vorgeschrieben. Die Bundesregierung könnte dies aber per einfacher Verordnung ändern.

Maskenpflicht im Nahverkehr ist Ländersache

Über die Maskenpflicht im Nahverkehr können die Bundesländer selbst bestimmen. Immer mehr Länder kippten diese zuletzt. Bayern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein haben sie bereits abgeschafft. Berlin, Brandenburg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Sachsen wollen sie bis spätestens Anfang des kommenden Monats aufheben.

Der Koalitionspartner FDP bekräftigte die Forderungen nach einem früheren Ende der Pflicht im Fernverkehr. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte den Funke-Zeitungen: „Wir haben immer gesagt, dass Maßnahmen verständlich sein müssen, denn nur so stoßen sie auf Akzeptanz. Bei der Maskenpflicht ist es doch aber so, dass niemand mehr nachvollziehen kann, warum man im ICE nach München eine Maske tragen muss, in der U-Bahn vor Ort aber nicht.“

Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Spätestens am 2. Februar, wenn mit Berlin und Brandenburg zwei weitere Bundesländer die Maskenpflicht im Nahverkehr aufheben, sollte sie auch im Fernverkehr auslaufen“, sagte er. Es sei den Menschen nicht zu vermitteln, warum sie in Fernzügen weiter Maske tragen müssten, wenn die Pflicht im Luftverkehr und in der Mehrzahl der Bundesländer abgeschafft worden sei.

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5 Kommentare

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  • Für Unterschiede zwischen Nah-- und Fernverkehr gibt es gute Gründe:



    Im ICE sind die Fenster geschlossen, und auch die Türen werden nur seltener geöffnet als im Nahverkehr. Dadurch weniger Luftaustausch.



    Im (örtlichen) Nahverkehr kann man oft das Rad nehmen als Alternative, im Fernverkehr nicht praktikabel.



    Eine Maske für z.B. 12 Fahrten mit je 5 Minuten Fahrtstrecke herauskramen und wieder einpacken ist auch lästiger als einmal für eine Stunde Fahrtzeit; beides dürfte einen ähnlichen Schutzeffekt ergeben.

    "Es sei den Menschen nicht zu vermitteln, warum sie in Fernzügen weiter Maske tragen müssten, wenn die Pflicht im Luftverkehr und in der Mehrzahl der Bundesländer abgeschafft worden sei."

  • Dass die Grünen der FDP das Verkehrsministerium überlassen haben, ist ein weiterer Grund dieser Partei nicht zu trauen. Bei der SPD hieß/heißt es zurecht: „Wer hat uns verraten….“ Für die Grünen gibt es leider keinen passenden Schmähreim.

  • Momentan gilt die Maskenpflicht im gesamten Zug. Folgerichtiger nächster Schritt wäre eine Wahlmöglichkeit zwischen Wagen mit Maskenpflicht und solchen ohne. Beispielsweise zwei Wagen zweiter Klasse und ein Wagen erster Klasse am jeweilige Zugende mit Masken, dazwischen ohne (bei Zügen mit 10 und mehr Wagen), bei kürzeren Züge reihen vermutlich kürzere Abschnitte.

  • Maskenpflicht. Im Konzert, in der Gaststätte, im Flugzeug sitzt man ohne.. im ICE mit.. Nur Kopfschütteln..

  • Gestern war er bei Maischberger zu bewundern; es ging um das, was der Verkehrssektor zum Klimaschutz beitragen könnte. Ziemlich armselig, was er dort vorzutragen hatte; an alten Zöpfen festhalten, etwas e - Mobilität und etwas an der Bahn herumschrauben - fertig.

    Da braucht man dann schon mal etwas, was dennoch von Aktionismus zeugt; blinder Aktionismus ist anscheinend besser als gar nichts zu tun. Wenn man nichts zu bieten hat, kommt eben die Maske wieder auf den Tisch. Was passiert eigentlich mit der FDP, wenn dieses Thema durch ist?