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Corona in FrankreichAppell an die Nation

Staatspräsident Emmanuel Macron kündigt Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie an. In seiner Rede schwingt reichlich Pathos mit.

„Jeder für sich“ war gestern in Zeiten von Corona: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron Foto: Yoan Valat/reuters

Paris taz | In Frankreich sollen ab Montag alle Kinderkrippen, Grund- und Mittelschulen sowie die Universitäten schließen. Das hat Staatspräsident Emmanuel Macron zusammen mit weiteren Maßnahmen zur Prävention der Coronavirus-Epidemie seinen Landsleuten am Donnerstagabend in einer sehr feierlichen, ja dramatisch klingenden Fernsehansprache angekündigt.

Den vom landesweiten Unterrichtsausfall betroffenen Eltern sollen Betreuungsdienste angeboten werden. Die Unternehmen ersucht der Staatschef, sie in dieser Zeit, wenn immer möglich, mit Teilzeit für die Kinderbetreuung freizustellen. Bisher waren nur punktuell in einigen Zonen mit gehäuften Infektionen ähnliche Maßnahmen ergriffen worden. Trotz aller Restriktionen und Hygiene-Ratschläge sollen an diesem Sonntag die Kommunalwahlen stattfinden.

Anders als Italien möchte Macron nicht das ganze Land unter Quarantäne stellen. Die französische Wirtschaft und Gesellschaft sollen nicht zum Erliegen kommen. Er empfiehlt aber besonders der Risikogruppe der über 70-Jährigen und allen gesundheitlich geschwächten Personen, so weit wie möglich zu Hause zu bleiben. Die Jüngeren sollen den Kontakt mit älteren Menschen begrenzen. Besuche in den Alters- und Pflegeheimen sind – von dringlichen Ausnahmen abgesehen – bis auf Weiteres verboten.

Macron prophezeit dem Land eine schwere Belastungsprobe: „Trotz unserer Bemühungen, die Ausbreitung des Virus zu bremsen, wird sich diese beschleunigen. Unsere absolute Priorität ist die Gesundheit, am dringlichsten ist es, unsere schwächsten Mitbürger zu schützen und die Epidemie zu bremsen, um so unsere Krankenhausdienste und unser medizinisches Personal zu schützen, die sich um viel mehr angesteckte Personen kümmern müssen.“ Dazu will Frankreich medizinische „Reservisten“, wie Ärzte im Ruhestand, und Studierende als Hilfskräfte mobilisieren.

Geeinte Nation

Macron sprach von einer „Generalmobilmachung“ und wünschte sich eine „Union sacrée“ der Nation. Er appellierte auch an die Solidarität der EU und warnte vor dem „nationalistischen und dem individualistischen „Jeder für sich“. Jetzt müsse die Nation mehr denn je „geeint“ bleiben und einen „Block“ bilden, sagte er beschwörend.

Ebenso sehr wie die SARS-CoV-2-Pandemie hat Macron die schweren wirtschaftlichen und sozialen Krisenfolgen im Auge. Den Unternehmen, die im Monat März die Zahlung von Steuern und Sozialabgaben ohne Begründung verschieben dürfen, soll der Griff zu Kurzarbeit erleichtert werden. Das soll es – „was immer das auch kosten mag“ – erlauben, Arbeitsplätze, Kompetenzen und Betriebe zu retten.

Der französische Präsident schlägt für die Zeit danach einen nationalen und europäischen „Plan zur Wiederankurbelung“ der Wirtschaft nach der absehbaren Krise vor. Europa werde „in organisierter Weise reagieren“ und „nicht zulassen, dass die Welt in eine finanzielle Krise stürzt“.

Bei US-Präsident Donald Trump wolle er sich zudem für gemeinsame Initiativen der G20-Gruppe einsetzen und gegen einseitige Schritte plädieren, versprach Macron. Am Rande merkte er in Anspielung auf nach Fernost verlagerte Industrieanlagen und Dienstleistungen an, diese Krise sei eine Einladung an alle, sich „Gedanken über unser Entwicklungsmodell zu machen“.

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4 Kommentare

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  • 0G
    00677 (Profil gelöscht)

    Man muss dazu wissen, dass es in Frankreich derzeit ca. 3600 Infizierte gibt, also ca. 5 Promille der Bevölkerung (Stand 13.3., 15h). Also Grund genug für den Präsidenten, mal wieder in Hysterie zu verfallen, auf Panikmodus zu schalten und 2 Tage vor den Kommunalwahlen den Macher zu geben. So eine Gelegenheit hatte er ja seit den islamistischen Terrorattacken nicht mehr und kann auch schön damit vom noch laufenden Gesetzesverfahren seiner ungeliebten Rentenreform ablenken.



    www.santepubliquef...19-france-et-monde

  • Zitat: "Appell an die Nation



    Staatspräsident Emmanuel Macron kündigt Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie an. In seiner Rede schwingt reichlich Pathos mit."



    Lieber Herr Balmer… dass Sie kein Freund von Marcon sind, ist hinlänglich bekannt. Aber in der von Ihnen gemachte Aussage: „In seiner Rede schwingt reichlich Pathos mit.“ , ist schlicht und ergreifend Falsch!!!



    Im Gegensatz zu Deutschland, wo viele berufstätige Eltern nicht wissen, wer ihre Kinder betreut, wenn Kindertagesstätten und Schulen geschlossen werden, hat Macron entschieden, dass der Elternteil, der die Kinder zu Hause betreut, sich krank melden kann und die Kosten von der Krankenkasse erstattet werden.



    Sie sollten mal bedenken, ob das nur nach Pathos klingt oder nicht ganz konkrete Aussagen sind, die dem Bürger Sicherheit geben!



    In Deutschland werden die Eltern, die auf Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, allein gelassen.

    • 0G
      00677 (Profil gelöscht)
      @D-h. Beckmann:

      Aber ja, die sécurité sociale schwimmt ja auch geradezu im Geld. Haben Sie schon einmal gesehen, was die Ihnen von Ihren Krankheitskosten erstattet? Warum haben die Franzosen wohl alle eine private Zusatzversicherung, die mutuelle?

      • 0G
        00677 (Profil gelöscht)
        @00677 (Profil gelöscht):

        Aber Macron verspricht und verspricht, und wenn die Kassen wieder leer sind, kommt die nächste Reform, und die Sozialleistungen werden wieder gekürzt und die Steuern erhöht. Ich habe gestern meine Jahresabrechnung der EDF bekommen, 1600 €, davon 900 € Verbrauch, der Rest sind Steuern. Das ist Frankreich!