piwik no script img

Christopher Street DayHauptsache, Heten haben Spaß

Unsere zwei Autor_innen haben zum ersten Mal den CSD besucht. Ihr Fazit: Ein kommerzielles Massenevent in Deutschlandfarben.

Echte Diversity geht anders: Teilnehmer der CSD-Parade in Berlin auf einem Umzugstruck Foto: dpa

Berlin taz | Auf Campingstühlen mit Getränken aus der Kühlbox im Schatten sitzend den ­vorbeifahrenden lauten Wägen dabei zuschauen, wie sie über den Ku’damm ziehen, so unaufgeregt hätte der Berliner CSD für uns sein können. Doch wir verließen am Mittag unsere Komfortzone nicht, um uns selber dorthin zu drängen, wo die CSD-Klientel uns am liebsten hätte, an den Rand. Es war der 27. Juli 2019 und für uns beide die erste CSD-Parade. Wir wollten inmitten des Spektakels feiern und warteten oben am U-Bahn-Eingang nur auf den richtigen Wagen mit erträglicher Musik und nicht allzu peinlichem Sponsor. Wir warteten vergebens.

Queer und noch nie auf dem CSD gewesen, geht das überhaupt? In der Provinz mag das Pride-Event die wichtigste LGBTI-Veranstaltung des Jahres sein, in Berlin hat es für die meisten Queers jedoch keine so große Bedeutung. Wie wichtig kann ein kommerzielles Massenevent denn schon sein, wenn in dieser Stadt unzählige queere Veranstaltungen stattfinden? Besonders diejenigen, die sich mit radikaler queerer Geschichte und politischer Praxis auseinandergesetzt haben, wissen um die Kritik an Pride-Events. Zwischen Institutionen und Konzernen wie Bundeswehr, Polizei, Evangelische Kirche, PayPal oder Bayer ausgelassen zu feiern, während all jene das restliche Jahr über keinen positiven Beitrag für queere Communities leisten, erscheint nicht nur widersprüchlich, sondern auch heuchlerisch.

Besonders 2019, wo jedes Label eine eigene Pride-Kollektion herausbringt und sich der legendäre Aufstand von Schwarzen trans Sexarbeiter_innen und Queers im New Yorker Stonewall Inn gegen Polizeigewalt zum 50. Mal jährt. Ein Anlass, den der Berliner CSD für sein diesjähriges Motto „50 Jahre Stone­wall – Jeder Aufstand beginnt mit deiner Stimme“ nimmt. Ein Appell an die politische Dimension von Pride oder einfach eine edgy Promo-Möglichkeit für Konzerne und Labels?

Anstatt den CSD aus der Ferne zu verurteilen, fanden wir uns inmitten einer Freund_innengruppe, die natürlich nur ironisch mitfeierte, auf dem Ku’damm wieder. Auf den ersten Blick erinnerte die Menschenmasse an eine WM-Fanmeile, nicht zuletzt als sich uns ein von oben bis unten in Deutschlandfarben eingekleideter Typ annähern wollte. Wir baten ihn sich zu verpissen. Am Straßenrand kauften einige Menschen noch hastig die obligatorischen Regenbogenflaggen, andere kamen bereits in ihren umwickelt an. Manche der Fahnen verschmolzen mit den Deutschland-Farben oder dem EU-Motiv.

Eine vierstündige Dauerwerbesendung

Unser persönlicher Liebling war die Regenbogenflagge mit einem fetten „Ich liebe dich, Deutschland! Ich liebe dich, Axel“ drauf. Jemand lief mit dem Shirt herum, auf dem die EU neben ermordeten LGBTQI-Aktivist_innen wie Marielle Franco, Marsha P. Johnson oder Harvey Milk aufgelistet wird, als säßen im EU-Parlament nicht dutzende Rechte und als ließe die EU nicht mit aller Kraft Geflüchtete – ja, auch queere – im Mittelmeer ertrinken. Die Polizei verhielt sich größtenteils friedlich. Das mag daran liegen, dass selbst das Kiffen während des Dienstes normalisiert wird. Den Eindruck machte zumindest ein junger Beamter, der genüsslich an seinem Vaporizer zog, während seine Kolleg_innen Kondome mit Sprüchen wie „Schusssicher“ und „Stehen bleiben“ verteilten.

Auf eine Art ist die CSD-Parade eine vierstündige Dauerwerbesendung mit Wägen voller Heteros, die den Pride-March ihren Kostümen nach für eine Bad-Taste-Party halten müssen. So scheinen sie Queers zu betrachten: nicht als Trendsetter_innen und politische Subjekte, sondern als ulkig gekleidete Schrullen, die nur ficken und feiern können. Frech und bunt.

Wir beobachten den Zug, bis wir realisieren, dass nicht wir diejenigen waren, die die im Schneckentempo vorbeifahrenden Wägen anstarrten, sondern dass die Unternehmer_innen und Partygäste auf den Wägen auf Safari sind. Wir waren die Freaks, die angestarrt werden, und nicht andersherum. Selbst, wenn man es begrüßt, eine riesige queere Party wie den CSD zu feiern, sollte der Sinn sein, sich einigermaßen wohl zu fühlen, queere Kultur in der Menge gespiegelt zu bekommen, ein Gefühl von politischer und sozialer Gemeinschaft zu entwickeln: Stattdessen schlägt bei so mancher ein Gefühl der Entfremdung ein, denn was haben wir schon mit einem Haufen Almans gemeinsam?

Auf dem Dyke March am Vorabend kamen wir wegen Small Talks kaum voran. Hier stießen wir auf keine einzige Person aus der queerfeministischen Community, denn diese nahm eher an der Alternative teil, dem „Radical Queer March“ in Kreuzberg. Später erfuhren wir, dass selbst dort Polizeigewalt und Antisemitismus zu Konflikten geführt haben.

Sogar der Diversity Begriff verwässert

Das diesjährige Riot-Motto erschien besonders zynisch: Wenn die Deutsche Bahn oder Vattenfall „Riots“ promoten und der trans Block vom Siemens-Truck übertönt wird, ist man sich unsicher, ob sie wissen, was ein Aufstand ist. Im queeren Kontext steht er für den gewaltvollen Ausdruck der Unzufriedenheit und des Widerstands von sozial benachteiligten Gruppen und Schichten – und nicht irgendwelche weiße Hetero-„Allies“ und bürgerliche Schwule, die besoffen zu dem einzigen türkischen Song, den sie kennen, tanzen.

Nachdem wir uns das Elend angeschaut hatten, wünschten wir uns fast, die Organisator_innen wären trotz Kritik bei dem alten, zuvor ausgewählten Motto „Queer sind Berlin – JEMEINSAM!“ geblieben. Dieses musste wegen fehlender politischer Orientierung an 50 Jahre Stonewall ersetzt werden, hätte sich aber durch seine Inhaltsleere viel besser mit der Veranstaltung vertragen.

Wenn der CSD Berlin nur eine Party für Deutsche und (deutsche) Unternehmen ist, dann gibt es auch keinen Grund sich radikale Rhetorik anzueignen. Deutsche Unternehmen schaffen es sogar, den ohnehin schon liberalen Diversity-Begriff zu verwässern: Vattenfall („Powered by Diversity – 100 % Toleranz“) zum Beispiel kriegt es nicht mal hin, repräsentativ ein paar Token-Kanak_innen auf ihren Wagen aufzunehmen. Während die Schwarzen trans Frauen, die damals den Stonewall Riot auslösten, vor allem Sexarbeiter_innen und aus der Arbeiterklasse waren, wird das Event fünfzig Jahre später komplett von weißen Bürgis dominiert.

Auch im CSD-Member-Bereich, der nicht mehr als ein Biergarten war, bleiben nicht-weiße Menschen unterrepräsentiert – außer sie arbeiten in der Security. Als eine nicht-weiße Person einen dieser Mitarbeiter fragte, ob es in dem für sie abgesperrten Bereich denn Essen gäbe, antwortete dieser mit einem Grinsen: „Bestimmt, aber nicht für uns.“

Die dritte Option neben Herr und Frau: Zuhause bleiben

In der Member-Area neben der Bühne am Brandenburger Tor, auf der bis Mitternacht ein nicht gerade berauschendes Rahmenprogramm geboten wurde, gab es schließlich kostenlose Getränke, Toiletten und jede Menge weißer cis Typen ließen bei einem schlecht gemixten Drink der Vetternwirtschaft freien Lauf. Das Resultat wird sich in der Verteilung von Senatsgeldern und anderen Ressourcen im kommenden Jahr zeigen. Bisher stauben weiße schwule Projekte wesentlich mehr als lesbische oder auch migrantische queere ab.

Um in diesen abgesperrten Bereich zu kommen, wurden für eine Registrierung limitierte Codes an LGBTIQ-Organisationen vergeben. Bei der Anmeldung konnte eine_r sich in der Anrede zwischen „Herr“ und „Frau“ entscheiden. Die Dritte Option wäre in diesem Fall Zuhausebleiben. In einem Land, in dem „Vincent“ von Sarah Connor als Gay-Hymne gilt und wo Heidi Klum den Ableger von RuPaul’s Drag Race moderiert, ist die apolitische Dimension des CSD kein Stückchen überraschend, denn mal wieder gilt: Hauptsache die Heten haben Spaß. Wir waren auf der Love Parade und alles, was wir bekamen, waren Regenbogenfahnen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • Das ist bestenfalls ein selbstgerechter polemischer Blogbeitrag eine(r)_s oberflächlichen Narzisst(in)_en. Spätestens bei der Zeile "Wir baten ihn sich zu verpissen." ist sie_er doch aus dem journalistischen Geschäft raus. Das anschließend voyeuristische Umherschleichen ohne aktive Recherche oder gar Befragung von Beteiligten, bestätigt diesen fatalen Eindruck. Nicht ein einziger O-Ton wird geliefert. Journalisten_innen sind eigentlich neugierig, stellen Fragen, versuchen zu verstehen und fragen nach, wenn es für sie noch unverständlich ist. Und erst danach ordnen sie ein und bewerten. Nicht so hier. Der CSD wird ausschließlich optisch gemustert und dann vo(n)m (der) Autor(in)_en auch nur nach der Bestätigung der eigenen Vorurteile gescannt.

    Logisch, dass dann alles nur noch mit dem eigenen verklärten Weltbild verglichen werden kann und zerrissen wird. Oberflächlich mag so etwas vielleicht sogar noch Respekt verschaffen,



    vor allem in Verbindung mit einem



    finsteren Mitarbeiterbild mit martialisch verschränkten Armen, die nicht sonderlich Gesprächseinladend wirken. Insgeheim reflektiert das aber eher eine ganz schön verbitterte Binnenansicht, wie mir scheint.

  • Aber es schafft Aufmerksamkeit wie selten

  • Ach, Homophobie ist also nicht so schlimm, wenn sie von jemandem mit Migrationshintergrund kommt? Was soll denn das heissen, "die nicht die Moeglichkeit hatten, ihren Horizont so zu einer Toleranz zu erweitern..."? Was genau hinderte sie denn, Ihrer Meinung nach, daran? Der mangelnde materielle Wohlstand, den Sie unterstellen? Der Migrationshintergrund als solcher etwa? Ich fuer meinen Teil kenne eine Menge Leute mit Migrationshintergrund, die trotz nicht gerade ueppigen materiellen Wohlstands Queeren gegenueber durchaus aufgeschlossen sind...

    • @Volker Scheunert:

      Sollte Antwort auf Age Kruegers Post von heute 2:15 Uhr sein.

  • Das Beste ist, wenn das zweite T in LSBTTIQ vergessen wird. Das ist ein Indikator dafür, dass geschlechtliche Vielfalt in Berlin eben doch nicht mitgedacht wird. Weder von der Autorin, noch von den Leuten, die sie da beobachtet hat.

    • @Kim Schicklang:

      Möchtest du uns aufklären und mitteilen, wofür das zweite T steht?

  • Absolut lächerliche Berichterstattung. Solche Personen, wie ihr, dürfen sich Journalistin nennen?

  • Tatsächlich war die Fuhrparkschau von Daimler, Vodafone und FDP befremdlich und hat mit Emanzipationskampf nicht so wahnsinnig viel zu tun.



    Allerdings ist und bleibt es ein wichtiges Beispiel, dass Mensch mit anderen teilweise unbekleideten, angemalten und verkleideten Menschen feiern kann, ohne Angst vor Gewalt durch doppelmoralische Fanatiker verschiedener Richtungen haben zu müssen. Es gab uebrigens sehr wohl auch Pride without Profit - Schilder und TeilnehmerInnen außerhalb der weißen



    nichtbehinderten reichen Männerwelt.

  • Wer aus dem Rheinland kommt wie ich, der hat sowieso nie Bock auf Karneval und geht infolgedessen auch nit voor Koche zu sowas wie einem CSD.

    Ich wüßte auch nicht, wieso ich überhaupt einer Gruppe, die sich mehr auf ihre Identität als auf ihre Klassenzugehörigkeit noch was einbildet, irgendeine Sympathie entgegenbringen sollte.

    Ich gebe allerdings zu, dass ich die Debatten zur Pride Amsterdam interessant fand, wenn dort das Pinkwashing mal thematisiert wurde. (Gibt es in Deutschland diesen Begriff eigentlich schon?) Während früher die Andersartigkeit der Sexualität noch als Benachteiligung verstanden wurde, wird sie heute von Spahns und Weidels dazu ausgenutzt gegen Menschen mit Migrationshintergrund zu hetzen, die nicht die Möglichkeit hatten, ihren Horizont so zu einer Toleranz zu erweitern wie wir alten dummen weißen (lgbt) Menschen das in unserem materiellen Wohlstand konnten.

    • @Age Krüger:

      Ach, Homophobie ist also nicht so schlimm, wenn sie von jemandem mit Migrationshintergrund kommt? Was soll denn das heissen, "die nicht die Moeglichkeit hatten, ihren Horizont so zu einer Toleranz zu erweitern..." Was genau hinderte sie denn, Ihrer Meinung nach, daran? Der Migrationshintergrund etwa?

    • @Age Krüger:

      "Gruppe, die sich mehr auf ihre Identität als auf ihre Klassenzugehörigkeit noch was einbildet"

      Woher wissen Sie, dass die sich darauf was "einbilden"?

      Welcher Klasse gehören Sie an? Wie definiert sich diese?

      Und warum nennen Sie aus der Vielzahl derer, die gegenwärtig versuchen, Minderheiten gegeneinander auszuspielen, ausgerechnet Spahn und Weidel?

      • @mats:

        Letzteres könnte was damit zu tun haben, dass diese beiden ebenso zu der Gruppe der LGBT gehören wollen wie zu der, die eine reaktionäre Wende gegen Migration wünschen.

        Dass ich den Begriff des Eingebildetseins gebrauche, wenn sich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in dieser Form einer Öffentlichkeit präsentieren, ist imo nachvollziehbar. Man könnte auch jeder Gruppe von cis-Heten, die sich so präsentieren das unterstellen.

        Und ich würde mich heutzutage natürlich der Arbeiterklasse zurechnen, da ich keine Produktionsmittel direkt besitze, über die ich verfügen kann, um Profit zu machen.

        • @Age Krüger:

          "ihrer sexuellen Identität in dieser Form einer Öffentlichkeit präsentieren"

          Okay, während es den Autorinnen genügt, den CSD Berlin an sich vorbeimarschieren zu lassen, so dass ihnen alles klar wird, sind Sie offenbar einer, der 600 km entfernt mit dem Zug vorbeigefahren ist - und schon ist ihm alles klar.

          Emanzipation heißt ungefragt öffentliche Räume besetzen, ungeachtet irgendwelcher Werturteile oder Zuschreibungen von außen. Insofern kann man mit Blick auf Ihre Gruppen-Attributionen aus der Ferne sagen, dass der CSD Berlin alles richtig gemacht hat. Die hier in der taz seit Tagen angestrengte Kritik des Unpolitischen geht an der Sache vorbei: Der CSD hatte noch nie den Anspruch, soziale Ungerechtigkeit insgesamt zu adressieren, das ist schlichtweg nicht seine Aufgabe.

          Entschuldigung, aber Ihre Klassendefinition ist 100 Jahre alt. Lebenschancen definieren sich nicht ausschließlich aus Besitz und Erwerb von ökonomischen Kapital. Längst geht es in einer solch stark ausdifferenzierten und heterogenen Gesellschaft insgesamt um Teilhabe an Gütern, Kultur und Sozialem.

          Zu Spahn und Weidel: Und? Was hat ihre Zugehörigkeit zu LGBT damit zu tun? Tatsache ist, Sie zeigen mit dem Finger auf die beiden, nicht aber auf die hundert anderen, die nicht zu LGBT gehören.

        • @Age Krüger:

          Wenn ich zum CSD gehe, dann behaupte ich dadurch also, dass mir meine sexuelle Identität wichtiger ist als meine Klassenidentität?

          Ich nehme an, wenn ich auf eine Tierschutzdemo gehe, kann ich nicht mehr gleichzeitig Antifaschist sein.

          Bitte jeder nur ein Kreuz!

  • Was soll denn bei einer Massenveranstaltung rauskommen. Der gemeinsame Nenner ist die Offenheit gegenüber sexuellen Identitäten, ansonsten besteht keiner. Insofern ist der CSD auch nur bedingt eine politische Veranstaltung, zumindest keine, bei der es um ein anderes Thema als die sexuelle Freiheit geht.



    Oberflächlich und auch nur die exzentrische Form von Sexualität darstellend,war die Veranstaltung schon immer. Also mit Hang zum Kapitalismus und Konsum. An den Heterosexuellen hat's nicht gelegen, an einem großen Teil sexuell anders orientierter ebenfalls nicht, weil die ja gar nicht anwesend waren beim Karneval.



    Hengameh möchte aber unbedingt mal wieder repräsentiert werden, überall, an jeder Ecke und auf jedem Wagen. Nur Hengameh und wen sie gnädigerweise gerade in ihre Peergroup gelassen hat.

    • @Hampelstielz:

      'Insofern ist der CSD auch nur bedingt eine politische Veranstaltung, zumindest keine, bei der es um ein anderes Thema als die sexuelle Freiheit geht.'

      Nun ja. Grundsätzlich schon.



      zumindest in meiner Wahrnehmung. Aber da hat ja jeder seine eigene...

  • Diese identitäre Abrechnung von Hegameh ist eine Zumutung. Würde ein weißer Schwuler auch nur ansatzweise solch herabwürdigendes, sexistisches Zeug schreiben, gäbe es eine Shitstorm der sich gewaschen hat und das zu Recht. Gesetzt der Fall es würde stimmen, dass migrantische/feministische Queer unterrepräsentiert waren (was schlicht Blödsinn ist) liegt es nicht vielleicht daran, dass diese lieber beim BDS-Stammtisch in Kreuzberg aufliefen?

  • Stimmt, die Kommerzialisierung nervt. Der Vorwurf der Kommerzialisierung bzw. nicht politisch genug zu sein, ist auch bereits über 30 Jahre alt. Aber trotzdem macht es Spaß zu sehen, dass der CSD immer größer wird und wir keine Verhältnisse wie in Polen, Russland, der Türkei usw. haben.



    Auch schön, dass wir in Deutschland alle Weltmeister im diversen Nörgeln sind. Klappt doch gut mit der Integration, Inklusion usw., denn alle Gruppen haben was zu nörgeln, wenn das nicht deutsch, integriert und inkludiert ist, dann weiß ich auch nicht.



    Bleibt nur zu hoffen, dass die AfD nicht alles bald wieder rückgängig macht! Wenn wir dann dem wesentlich weniger vielfältigem Fackelzug von Herrn Höcke beiwohnen müssen, wird es mit Regenbogenfahnen dann endgültig wieder vorbei sein!



    An die Regenbogenfahnen werden wir uns spätestens dann wehmütig zurückerinnern…

  • Die Arroganz dieses Artikels ist erbärmlich. Mit welchem Recht nimmt sich diese "Super-Quere"-Bewegungsheld* raus Hunderttausende abzuurteilen? Beiträge und Eitelkeiten wie von H.Y. sind es die die Szene spalten. - Ich empfehle, nächstes Jahr zum Antisemiten-Stell-Dich-Ein nach Kreuzberg zu gehen. Da kann sie ganz Frau, ganz queere, ganz migratisch ohne uns blöde weiße schwule Kommerz-CIS feiern.

  • Ich frage mich seit 30 Jahren, was genau eigentlich Spießigkeit ist. Bis heute habe ich keine gute Antwort.



    Aber eine Entdeckung habe ich gemacht: Man kommt besser mit Spießigkeit klar, wenn man akzeptiert, dass keiner davor gefeit ist.

  • Oh je, man kann sich das Leben auch selbst zur Hölle machen. Wenn alles 100% repräsentativ und politisch absolut korrekt ausgehandelt sein soll, empfehle ich persönlich die Räterepublik. Ich möchte dann aber bitte vorher auswandern dürfen.

  • 9G
    94795 (Profil gelöscht)

    "[...] denn was haben wir schon mit einem Haufen Almans gemeinsam?"

    Notorischer Hang zum Nörgeln und Schlechtreden z.B.

  • Von 'CSD-Klientel' bis 'Heten' alle Personen rund um den CSD sauber in Tütchen verpackt, dann über ein paar Absätze das 'gutes-Tütchen-schlechtes-Tütchen'-Spiel gespielt... so wird das nix mit der Solidarität. Die findet nämlich nicht zwischen Tütchen statt, sondern zwischen Menschen.

    • 9G
      92489 (Profil gelöscht)
      @mats:

      Weil also die Autorinnen bestimmte verhaltensmuster im zusammenhang u.a. mit dem CSD wahrgenommen und benannt haben, weil sie sich daran stören, ist das ein Grund sich nicht mit der queeren comnunity zu solidarisieren? Mal angenommem die Autorinnen wären offizielle repräsenten davon - was augenscheinlich nicht der Fall ist -, dann klänge das nach friss oder stirb.

      • @92489 (Profil gelöscht):

        Nee, es geht einfach darum, dass jeder Artikel die gleichen Freund/Feind, Ich/Du, Gut/Schlecht, Alman/Nicht-Alman, Weiß/PoC, Hetero/Queer Schemata reproduzieren. Hätten die Autorinnen auch nur im Ansatz verstanden, dass es bei Queerness eben gerade um Uneindeutigkeiten und Ambivalenzen geht, anstatt um vereindeutigenden identitären Bullshit ("Wir Queers") dann würde sie nicht ständig solche dämlichen Texte schreiben, die alles reproduzieren gegen das sie angeblich so leidenschaftlich anschreibt.

        Ich glaube ja, dass die Autorin jeden Monat eine Art Buzzword (bzw. Bullshit) Bingo spielt und Begriffe danach abarbeitet. Hmm, welches Klischeewort, welche Klischeekritik habe ich noch nicht eingebaut? Dann wird alles zusammengerührt und am Ende kommt immer wieder die gleiche, unreflektierte Leier bei rum.

      • @92489 (Profil gelöscht):

        So habe ich Mats nicht verstanden. Er hat die identitäre Argumentation kritisiert.



        Das ist etwas, was bei beinahe allen Artikeln von Hengameh Yaghoobifarah in den Kommentarspalten angemerkt wird. Meiner Meinung nach vollkommen zu recht.

        • @pitpit pat:

          Danke, PitPit Pat, für die Richtigstellung. Genau das meine ich. Berkenswert: Der Gebrauch von "diese anderen" hier und "jene anderen" da erzeugt nicht mal bei queeren AktivistInnen ein mulmiges Déjà-vu...

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Da bin ich aber mal froh, dass es noch Investigativ-Journalismus gibt, der diesen Skandal aufdeckt.

    Bis eben gerade dachte ich noch, das wäre ein nichtkommerzielle, politische Veranstaltung.

    Der größere Skandal hat sich allerdings in Kreuzberg-Friedrichshain ereignet.

    Ein BDS-Block wollte sich die Teilnahme am Radical Queer March erzwingen. Was die Veranstalter ablehnten und nur mithilfe der Polizei durchsetzen konnten.

    Und den Marsch daraufhin beendeten.

  • Schön, liebe taz, dass ihr der Vielfalt von Meinu gen Raum gebt. Wer, wie die Autor*innen ja selber den moralisierenden Anspruch erheben, sich mal ein kleines bisschen mehr mit der queeren Geschichte in Berlin auseinander gesetzt hätte, und bereit gewesen wäre bei der Wahrheit zu bleiben (sorry viele "Faken" sind schlichte falsche Behauptungen) und mit offenen Augen mitzumachen, statt auf dem hohen Ross seiner moralischen Wahrheiten sitzend nur nach der Bestätigung seiner Glaubensweisheiten zu suchen, hätte die Chance gehabt, die wunderbare Vielfalt - in jeder Hinsicht - und die politische Bedeutung - über die Grenzen der Stadt und des Landes hinaus - dieses Ereignisses wahrzunehmen. Danke allen Menschen, die mitgemacht haben. Danke auch allen lesbischen, schwulen, bi, trans*, inter* und queeren Gästen aus aller Welt, die das große Ereignis mit uns gefeiert haben!

  • Wunderbar, lgbtqai sind nun auch in der Realität angekommen. Von weitem sieht es nach Spaß aus, von nahem sieht man die abnutzungserscheinungen.... Es sind trotzdem alles Menschen, Liebe Hengameh, die sind sowohl in der schwulen als auch in der queeren Ausgabe genauso langweilig oder interessant wie in der hetero version. Die kindliche Enttäuschung bei der Entdeckung, dass auch alle anderen Schubladen neben der heteroschublade kapitalistisch kontaminiert sind, überrascht mich.