Christian Eriksen bei der EM: Ausgerechnet Eriksen
Offensivspieler Christian Eriksen erlitt 2021 während eines EM-Spiels einen Herzstillstand. Nun wurde er gegen Slowenien der wichtigste Spieler.
Es war ohnehin eine merkwürdige Zeit, in der Corona das Leben der Menschen beherrschte und Karl Lauterbach das seiner Meinung nach nachlässige Hygienekonzept des ausrichtenden Verbandes auf Twitter kritisierte: „Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.“ Das dänische Team verlor die paradoxerweise fortgeführte Partie gegen Finnland, kam dann aber immer besser ins Turnier und schaffte es zur Freude des dann bereits rekonvaleszenten Eriksen sogar ins Halbfinale der Europameisterschaft.
Fast auf den Tag genau drei Jahre später steht dieser Christian Eriksen wieder bei einem EM-Spiel gegen Slowenien auf dem Platz und wird, das Leben schreibt wirklich die schönsten Geschichten, in Stuttgart „Man of the Match“, der Mann des Spiels, das als 1:1-Unentschieden in die Statistiken einging.
Mit seinem Treffer zum 1:0 der Dänen und auch mit einem sonst guten Auftritt nahm er die Juroren für sich ein. „Ich genieße jedes Spiel“, sagte Eriksen, „es war mein Ziel, wieder dieses hohe Niveau zu erreichen.“ In diesen drei Jahren sei sehr viel passiert. „Ich denke da aber nicht jeden Tag darüber nach, sondern eher über Fußball und die positiven Dinge.“
Klassische Zehn
Christian Eriksen trägt die Nummer 10 auf dem Rücken seines Trikots, und so spielt er als klassischer Zehner hinter den zwei Spitzen der Skandinavier wie eh und je. Dabei gab es durchaus Zweifel in Dänemark, ob es Eriksen in die Auswahl von Trainer Kasper Hjulmand schaffen würde. Eriksens Saison bei Manchester United verlief eher holprig, auf allzu viele Einsätze in Old Trafford kam er nicht. Aber die Form verbesserte sich zuletzt: Im vorletzten EM-Vorbereitungsspiel traf Eriksen gegen Schweden mit einem satten Schuss aus 20 Metern.
Das sind die Dinge, über die Eriksen jetzt gern sprechen möchte, die zuletzt immer wiederkehrenden Fragen nach seinem Nahtod sind ihm sichtlich unangenehm. Wie jeder Leistungssportler zieht er es vor, das Missliche zu verdrängen und stur nach vorn zu schauen. Ja, da habe es „die Probleme damals“ gegeben, sagte er in Stuttgart verklausuliert, „aber jetzt schreibe ich eine andere Geschichte bei dieser EM“. Der slowenische Trainer Matjaz Kek rühmte ihn als „Weltklassespieler, ich habe nichts anderes von ihm erwartet“.
Dessen Kollege, Kasper Hjulmand, ergänzte, er habe nie an Eriksen und seiner Fähigkeit zur Rückkehr gezweifelt: „Er kennt den Rhythmus des Spiels, er hat es verinnerlicht, er ist ein großer Spieler und hat das heute gezeigt.“ Eriksen, der wohl wirklich kein Mann großer Worte ist, sagte darauf knapp: „Ich habe mich gefreut, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“
Elektronische Impulse
Seit dem Kollaps in Kopenhagen vor drei Jahren trägt Eriksen einen Defibrillator unter der Haut. Sollte das Herz wieder aussetzen, gibt das Gerät elektronische Impulse an das Organ, um es wieder auf Trab zu bringen. Doch obwohl seine Ärzte nach einer achtmonatigen Pause und leichtem Aufbautraining bei Eriksens dänischem Jugendklub Klub Odense BK die Freigabe für den Leistungssport gaben, ging es bei seinem damaligen Arbeitgeber, Inter Mailand, nicht weiter.
Ende Oktober 2021 entschied die italienische Gesundheitsbehörde, dass Eriksen seinen Beruf in der Serie A aufgrund des Defibrillators nicht mehr ausüben darf. Der Offensive ging zurück auf die Insel in die Premier League, schloss sich dem FC Brentford an, später Manchester United. Da besitzt der 32-Jährige, der 2019 einmal mit einem Marktwert von 100 Millionen Euro taxiert wurde (aktuell: 8 Millionen) noch einen Vertrag über ein Jahr.
Diese Zeit möchte Christian Eriksen als das Normalste von der Welt genießen. Dass es schnell vorbei sein kann, beweist nicht nur seine eigene Vita, sondern auch der aktuelle Fall des montenegrinischen Torwarts vom FC Millwall, Matija Sarkic. Der 26-Jährige wurde am Samstag tot in seiner Wohnung in der Stadt Budva/Montenegro aufgefunden. Die genaue Todesursache ist noch nicht bekannt. In einer Erklärung schrieb der englische Zweitligaklub: „Der Millwall Football Club ist völlig am Boden zerstört.“
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