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Chinesische WährungGelackmeierte Europäer

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

China wertet als Reaktion auf die US-Strafzölle den Yuan ab. Exporte werden damit billiger, Importe aber teurer. Das schadet auch der EU-Wirtschaft.

Für einen Dollar bekommt man jetzt 7 Yuan Foto: reuters

E s ist ein Szenario, das Ökonomen in aller Welt fürchten: Donald Trump hat vergangene Woche angekündigt, die Zölle auf chinesische Einfuhren bereits zum 1. September ein weiteres Mal auszuweiten. Mit diesem Schritt dürften auf so ziemlich sämtliche Importe aus der Volksrepublik Strafen gelten. Nun schlägt China zurück und wertet seine Währung ab.

Zum ersten Mal seit elf Jahren kostete der US-Dollar zu Wochenbeginn wieder mehr als 7 Yuan. Pekings Logik dahinter: Ein niedriger Kurs des Yuan verbilligt chinesische Exportgüter und federt den Schaden durch die US-Sonderzölle ab. Was die Chinesen damit aber ebenfalls auslösen: eine Abwärtsspirale, die die Wirtschaft weltweit in Mitleidenschaft ziehen wird, nicht zuletzt auch die der Deutschen.

Schon Trumps Strafzölle haben nicht nur chinesische Unternehmen hart getroffen, die wegen der gestiegenen Kosten den amerikanischen Konsumenten weniger verkaufen können. Sie richteten auch bei deutschen Unternehmen großen Schaden an. Denn viele von ihnen, darunter etwa BMW und Daimler, produzieren sowohl in China als auch in den USA für den Weltmarkt. Wahrscheinlich war dieser Kollateralschaden von Trump genau so gewollt. Viel Gegenwehr gab es weder von der Bundesregierung noch von der EU.

Chinas Abwertung seiner Landeswährung wird die deutsche Industrie nun ähnlich hart treffen. Denn damit werden zugleich auch deutsche Waren für den chinesischen Konsumenten teurer. China ist zuletzt Deutschlands wichtigster Handelspartner außerhalb der EU gewesen.

Die Abwertung stellt denn auch bloß eine weitere Eskalationsstufe dar. Die nächste folgt bereits. Das US-Finanzministerium hat China offiziell zum Währungsmanipulator erklärt, was den USA ermöglicht, weitere Strafmaßnahmen gegen Peking zu ergreifen – und damit auch gegen den Rest der Welt.

Und was machen die Europäer? Sie gucken einmal mehr in die Röhre. Höchste Zeit, dass sie sich aktiv einschalten und mit den amerikanischen und chinesischen Unterhändlern auf Augenhöhe mitverhandeln.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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7 Kommentare

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  • Ist weniger weltweiter Handel nicht erwünscht?



    Wer einerseits eine klimakrise wegen CO2 beklagt, kann anderseits nicht ein Wachstum des Handelns wünschen.

  • Das Problem für D ist die extrem Exportlastigkeit, und die ist Hausgemacht. Mindestlöhne, die nicht zum Leben reichen, Zwangsmaßnaßmen (Sanktionen, wenn nicht jede Arbeit mit Lohndumping angenommen wird, Verweigerung der Pflege von D Infrastruktur wegen schwarzer Null. All das führt zum riesigen Handelsungleichgewicht. Auch der Euro wird durch die Niedrigzinsen niedrig gehalten.

  • Wir hatten ein ähnliche Spirale schon einmal: Die USA zogen ihre Gelder aus Europa ab, die europäischen Währungen verfielen im Außenverhältnis, was als Wettbewerbsvorteil beim Export in die USA wirkte, die die Zölle heraufsetzten. Gleichzeitig setzte im Inland Deflation mit Pleitewellen ein und Deutschland versuchte die Handelsbilanz auszugleichen, indem es die Mehrwertsteuer kräftig herauffuhr und den Binnenkonsum damit ausbremste. Die Amerikaner reagierten ebenso wie die anderen Europäer wieder mit Zöllen. Am Ende war der Welthandel tot und die nachfolgende Wirtschaftskrise konnte erst nach 20 Jahren überhaupt wieder annähernd ausgeglichen werden. Das alles war 1930. Toi, toi, toi!

  • Das Trump die Deutsche Exportindustrie in China und den USA treffen wollte, halte ich für weit hergehohlt.

    Das in China der Yuan mal wieder abgewertet wird, ist nunja. Nichts neues.

    Das weniger Güter nach China exportiert werdem könnten, naja.



    2018 war der wichtigste Handelspartner noch die USA. Also mit wem man verhandeln müsste wäre wohl die USA. Um die Exporte dorthin wieder zu steigern. Bisher ist China eher einer der Nutznießer der Trumpschen Politik und Deutsch-Chinesischer Handelsbeziehungen.

    Und wie jedes Jahr hat Deutschland wieder einen Handelsüberschuss, bei steigenden Exporten nach China. China ist eines der wenigen Länder was einen Handelsdefizit mit Deutschland fährt. Sprich wir importieren mehr als das wir exportieren.

    Ein schwacher Huan, sorgt nicht nur dafür das Exporte schwieriger werden, sondern auch das Importe billiger werden. Kurzum, für Deutschland ist ein Schwacher Huan nicht so schlecht. Da man billiger Sachen einkaufen kann und somit der Exportüberschuss den Deutschland hat etwas abgebaut werden kann.

    Von daher, yay zur Abwertung aus deutscher Sicht, Weltpolitisch eher schlecht. Aber definitiv keine Priorität für Deutschland.

  • Genau genommen, ist der Euro massiv überbewertet. Was allerdings zum Vorteil der chinesischen Wirtschaft ist, deren Bankwesen auf ganzen Gebirgen von Euros sitzt.



    Trotzdem sollten wir den Euro abwerten. Nicht über den internationalen Handel, sondern über eine gezielte Geldentwertung von mindestens 7% im Jahr. Eine Änderung der EZB-Regeln könnte das möglich machen, über die direkte Staatsfinanzierung aus der Wundertruhe.

  • Es wurde ja auch Zeit (Abwertung). Dumm nur, dass sich nun die Agenda-Fans erst recht auf den Popeline-Blouson klopfen und loben werden. Ach, China...

  • 8G
    87233 (Profil gelöscht)

    Tja Herr Lee, und wie soll das funktionieren? Wie soll EU Unterhandler mit "Partner" sprechen die keine Interesse daran haben, von der Akzeptanz dass die EU nicht als auf Augenhohe von Trumpelstiltskin gesehen wird abgesehen?



    Sie stellen es alles so einfach da - aber ohne einen Hinweis wie das gehen soll.



    Sehr schwachen Bericht, sehr schwach.