Handelskrieg zwischen China und den USA: Neue Zölle belasten Verbraucher
China und die USA haben erneut Waren der Gegenseite mit Strafzöllen belegt. Auch wenn Trump das bestreitet – es geht auf Kosten der Verbraucher.
BERLIN taz | Der US-chinesische Handelsstreit geht in seine nächste Runde. Wie angekündigt haben sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt zum 1. September gegenseitig mit weiteren Strafzöllen belegt. Die neuen Strafzölle der USA in Höhe von 15 Prozent betreffen Waren aus China im Wert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Chinas Führung verhängte Gegenzölle in Höhe von 5 und 10 Prozent auf Waren aus den USA im Wert von rund 75 Milliarden Dollar.
Die USA und China liefern sich seit über einem Jahr einen Handelskrieg, der in beiden Ländern bereits zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums geführt hat. Dieser Streit zieht die gesamte Weltwirtschaft in Mitleidenschaft. US-Präsident Donald Trump wirft China vor, mit Billigprodukten die US-Märkte zu überschwemmen und seine Währung zu manipulieren. Beides führe dazu, dass chinesische Produkte auf dem Weltmarkt günstiger sind. Trump will China zum Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens bewegen. Doch die Verhandlungen stocken seit Monaten.
Eine wichtige Veränderung gibt es in dieser Zollrunde: Bisher betrafen die Zölle vor allem Industriegüter und Maschinen aus China, sodass die Konsumenten sie zumindest nicht unmittelbar zu spüren bekamen. Diesmal sind Konsumgüter wie Smartphones, Spielzeug, Waschmaschinen, Fernseher, Windeln, Kleidung, Computer und Schuhe betroffen.
Ökonomen gehen davon aus, dass die meisten Händler in den USA diesen Aufpreis in den nächsten Wochen nach und nach an die Verbraucher weitergeben werden. Ökonomen des unabhängigen Budgetbüros des Kongresses (CBO) glauben, wegen der Strafzölle werde jeder US-Haushalt bis 2020 durchschnittlich 580 Dollar weniger Einkommen im Portemonnaie haben. Katheryn Russ von der University of California in Davis geht gar von 800 Dollar im Monat aus.
Strafzölle bedrohen das Weihnachtsgeschäft
Experten haben Trump also widerlegt. Trotzdem wiederholte er auch am Sonntag sein Mantra, wonach alle Kosten des Handelskriegs allein von China getragen würden. Amerika dürfe nicht mehr „Diener“ Chinas sein, twitterte er. Im Weißen Haus sagte er später: „Wir können China nicht mehr erlauben, uns abzuzocken.“
„Die Zölle haben uns eine unglaubliche Verhandlungsposition verschafft“, zeigte sich Trump vergangenen Freitag zuversichtlich. Im August hatte er Strafzölle von 15 Prozent auf weitere Konsumgüter aus China im Wert von 160 Milliarden Dollar verhängen wollen, sie dann aber auf Dezember verschoben, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu belasten.
Leser*innenkommentare
Struppi
Oh himmel steh uns bei, Smartphones aus China könnten teurer werden.
Das Zölle ein legitimes Mittel eines Landes sind den Handel zu steuern, wird immer weniger kommuniziert. Für mich klingt der Artikel wie das, was in deutscher Werbung auch gerne vermittelt wird "Geiz ist geil". Das heisst alles muss so billig wie möglich sein und wenn etwas teuer wird, ist das gleichbedeutend mit schlecht.
Das diese Art der Handelspolitik für eine Vielzahl gesellschaftlicher Probleme, die auch die taz gerne angreift, verantwortlich ist, bleibt aussen vor. Es geht ja gegen Trump und China. Und das ist gut.