Chemikalie für Nervengas: Schweizer lieferten Stoff nach Syrien
2014 soll eine Schweizer Firma die Chemikalie Isopropanol nach Syrien exportiert haben. Der Stoff ist Bestandteil des Nervengifts Sarin.
Angesichts der jüngsten Entwicklung würde ein derartiger Export „ziemlich sicher unterbunden worden“, verlautete am Dienstag von Seco auf eine entsprechende Anfrage der Agentur. Das Isopropanol, das nicht auf den Listen des Chemiewaffenübereinkommens stehe, sei damals an einen privaten syrischen Pharmahersteller geliefert worden.
In der vergangenen Woche hatte in Belgien ein Strafverfahren gegen drei Firmen wegen des Exports von waffenfähigen Chemikalien nach Syrien begonnen. Nach Angaben des Außenministers Didier Reynders habe der Zoll die Justiz eingeschaltet. Falls Gesetzesverstöße entdeckt würden, werde es Strafen geben, sagte er.
Damit reagierte er auf einen Bericht des Magazins Knack und der Organisation „Syrian Archive“. Demnach exportierten belgische Unternehmen trotz der Verhängung von EU-Sanktionen gegen Syrien 2013 in den Folgejahren bis 2016 insgesamt 96 Tonnen Isopropanol in das Bürgerkriegsland. Dies gilt als Grundstoff des chemischen Kampfstoffs Sarin, der mehrfach in dem Konflikt eingesetzt worden sein soll.
Isopropanol ist in Europa frei erhältlich
Außenminister Reynders sagte, nicht die Presse oder die Opposition hätten den Fall aufgedeckt, sondern belgische Behörden. Belgien sei Vorreiter beim Kampf gegen chemische Waffen und werde dies bleiben. Nach Angaben der belgischen Zollverwaltung sollen die drei Firmen mit „fehlerhaften Zollerklärungen“ gearbeitet haben, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete.
Isopropanol ist eine einfache Chemikalie, die unter anderem als Lösungsmittel verwendet wird und in Europa frei erhältlich ist. Für den Export nach Syrien müssen aber Lizenzen beantragt werden.
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