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COP27 und BrasilienGeld für den Regenwald

Niklas Franzen
Kommentar von Niklas Franzen

Lula da Silva schlägt für Brasilien und das Klima eine neue Seite auf. Um die Abholzung zu stoppen, braucht er aber die Unterstützung reicher Staaten.

Noch nicht im Amt, schon auf der Klimakonferenz: Lula appelliert in Ägypten an die Industriestaaten Foto: Mohammed Salem/reuters

S taatsmännisch war der Auftritt von Luiz Inácio Lula da Silva auf der Weltklimakonferenz COP27. Und das, obwohl der kleine Mann mit der unverwechselbaren Kratzstimme erst am 1. Januar zum Präsidenten von Brasilien vereidigt wird. Lula versprach, die Bekämpfung des Klimawandels zur Chefsache zu machen und die illegale Abholzung auf Null zu drücken.

Es sind ambitionierte Ziele eines Mannes, der während seiner ersten Amtszeit durchaus auch Kritik wegen seiner Umweltpolitik auf sich zog. Umstrittenstes Projekt war der Megastaudamm Belo Monte, durch den Tausende Menschen vertrieben und die Natur zerstört wurde. In seiner kommenden Amtszeit will Lula vieles anders machen. Und dafür nimmt er auch den Globalen Norden in die Verantwortung.

Der ehemalige Gewerkschaftsführer will, dass die Industrienationen jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen, damit Länder wie Brasilien ihre Abholzung reduzieren können. Das wurde bereits auf der Weltklimakonferenz im Jahr 2009 beschlossen. „Die Versprechen wurden nicht eingehalten“, kritisiert Lula. Damit hat er Recht.

Die Industrienationen sind die Hauptverursacher der Erderwärmung. Weite Teile des Regenwaldes werden gerodet, um Platz für kommerzielle Landwirtschaft und Viehzucht zu machen. Ein großer Teil der brasilianischen Agrarerzeugnisse geht gen Norden: Wir wollen billige Lebensmittel, Brasilien liefert. Allein 2021 wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Sojabohnen aus Brasilien nach Deutschland geliefert.

Angekündigte Entschädigung kam nicht an

Auf der einen Seite die Entwaldung zu kritisieren und auf der anderen Seite billige Agrarprodukte zu importieren, ist widersprüchlich. Brasilien und andere Staaten brauchen Unterstützung, denn ihre Ökonomien hängen stark vom Agrobusiness ab. Und nach der Abwahl des großen Zerstörers Jair Bolsonaro scheint es tatsächlich die Bereitschaft zu geben, die Bekämpfung der Abholzung gemeinsam anzugehen.

Sowohl Norwegen als auch Deutschland signalisierten Bereitschaft, wieder in den milliardenschweren Amazonas-Fonds zum Schutz des Regenwaldes einzuzahlen. Die beiden Länder hatten ihre Zahlungen aufgrund von Bolsonaros Umweltpolitik eingestellt. Das ist ein wichtiges Zeichen.

Doch in Lateinamerika werden auch die Erinnerungen an die Yasuní-Debatte wach. Die ecuadorianische Regierung hatte angeboten, auf die Ölförderung in dem Nationalpark zu verzichten, sollten 3,6 Milliarden Dollar Entschädigung von der internationalen Gemeinschaft zusammenkommen. Davon ist erst ein Bruchteil angekommen. Die Initiative scheiterte, der Kongress erlaubte Ölbohrungen.

Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Die Welt hat bei der Bekämpfung der Klimakatastrophe keine Zeit mehr. Der Globale Norden muss jetzt vertrauenswürdig liefern.

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Niklas Franzen
Autor
Niklas Franzen, Jahrgang 1988, ist Journalist und ehemaliger Brasilien-Korrespondent. Im Mai 2022 erschien sein Buch “Brasilien über alles - Bolsonaro und die rechte Revolte” bei Assoziation A.
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7 Kommentare

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  • Der Vorschlag Lulas ist nicht neu. Vor ein paar Jahren hat auch Ecuador das Gleiche gefordert - nicht erfolgreich.

  • Es ist der einzig möglich Weg, dass die noch nicht zerstörten Naturgebiete durch Verzicht auf Nutzung mit Bezahlung hierfür durch die wohlhabenden Staaten erhalten werden. Das ist keine Hilfeleistung, sondern eine Notwendigkeit und Pflicht derjenigen, die ihre Wälder bereits abgeholzt haben.

    Es wäre zu wünschen, dass hierfür die Einsicht entstanden wäre. Leider lassen daran sowohl der Verlauf in der Vergangenheit als auch die aktuelle Klimapolitik der wohlhabenden Staaten starke Zweifel aufkommen.

  • >> Die ecuadorianische Regierung hatte angeboten, auf die Ölförderung in dem Nationalpark zu verzichten, sollten 3,6 Milliarden Dollar Entschädigung von der internationalen Gemeinschaft zusammenkommen.

    • @lesnmachtdumm:

      ERPRESSUNG



      " Die ecuadorianische Regierung hatte angeboten, auf die Ölförderung in dem Nationalpark zu verzichten, sollten 3,6 Milliarden Dollar Entschädigung von der internationalen Gemeinschaft zusammenkommen. " Da droht also jemand, SICH SELBST, und dem Rest der Welt, zu schaden, wenn er kein Lösegeld bezahlt bekommt. Wie nennt mensch sowas ?

  • "Allein 2021 wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Sojabohnen aus Brasilien nach Deutschland geliefert."

    Als Tierfutter, wohlgemerkt. Dahinter stecken also unsere Ernährungsgewohnheiten, nicht einfach das böse Brasilien.

    Wobei man fairerweise dazusagen muss, dass es nicht einfach die Fleischproduktion ist, sondern auch die Milcherzeugnisse - das ist miteinander untrennbar verzahnt, solange auch männliche Kälber geboren werden (damit die Milchkuh Milch gibt).

    • @Mitch Miller:

      Es wäre super einfach den Konsum von Tierprodukten um die Hälfte zu reduzieren. Nur machen wir es nicht. Diskussionen, Gier, Ablenkung und Befindlichkeiten... Wir sind solche Kinder und machen die uralten, ehrfürchtigen Wälder unwiederbringlich kaputt.

      • @llorenzo:

        Ja, diese Problematik ist Nachfrageorientiert.



        Hier steht weniger die Politik, sondern der) die VerbraucherIn in der Bringschuld.



        Nämlich in der " Bringsnichtmitschuld" bei Fleisch und Milch.



        Nur wenn langfristig wirtschftliche Alternativen für Länder wie Brasilien geschaffen werden, werden die Regenwälder gerettet .



        Ansonsten kann " der nächste Bosonaro" wieder Alles zerstören.