COP27 und Brasilien: Geld für den Regenwald
Lula da Silva schlägt für Brasilien und das Klima eine neue Seite auf. Um die Abholzung zu stoppen, braucht er aber die Unterstützung reicher Staaten.
![Brasiliens Präsident Lula da Silva auf der COP27 Brasiliens Präsident Lula da Silva auf der COP27](https://taz.de/picture/5922094/14/31519733-1.jpeg)
S taatsmännisch war der Auftritt von Luiz Inácio Lula da Silva auf der Weltklimakonferenz COP27. Und das, obwohl der kleine Mann mit der unverwechselbaren Kratzstimme erst am 1. Januar zum Präsidenten von Brasilien vereidigt wird. Lula versprach, die Bekämpfung des Klimawandels zur Chefsache zu machen und die illegale Abholzung auf Null zu drücken.
Es sind ambitionierte Ziele eines Mannes, der während seiner ersten Amtszeit durchaus auch Kritik wegen seiner Umweltpolitik auf sich zog. Umstrittenstes Projekt war der Megastaudamm Belo Monte, durch den Tausende Menschen vertrieben und die Natur zerstört wurde. In seiner kommenden Amtszeit will Lula vieles anders machen. Und dafür nimmt er auch den Globalen Norden in die Verantwortung.
Der ehemalige Gewerkschaftsführer will, dass die Industrienationen jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen, damit Länder wie Brasilien ihre Abholzung reduzieren können. Das wurde bereits auf der Weltklimakonferenz im Jahr 2009 beschlossen. „Die Versprechen wurden nicht eingehalten“, kritisiert Lula. Damit hat er Recht.
Die Industrienationen sind die Hauptverursacher der Erderwärmung. Weite Teile des Regenwaldes werden gerodet, um Platz für kommerzielle Landwirtschaft und Viehzucht zu machen. Ein großer Teil der brasilianischen Agrarerzeugnisse geht gen Norden: Wir wollen billige Lebensmittel, Brasilien liefert. Allein 2021 wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Sojabohnen aus Brasilien nach Deutschland geliefert.
Angekündigte Entschädigung kam nicht an
Auf der einen Seite die Entwaldung zu kritisieren und auf der anderen Seite billige Agrarprodukte zu importieren, ist widersprüchlich. Brasilien und andere Staaten brauchen Unterstützung, denn ihre Ökonomien hängen stark vom Agrobusiness ab. Und nach der Abwahl des großen Zerstörers Jair Bolsonaro scheint es tatsächlich die Bereitschaft zu geben, die Bekämpfung der Abholzung gemeinsam anzugehen.
Sowohl Norwegen als auch Deutschland signalisierten Bereitschaft, wieder in den milliardenschweren Amazonas-Fonds zum Schutz des Regenwaldes einzuzahlen. Die beiden Länder hatten ihre Zahlungen aufgrund von Bolsonaros Umweltpolitik eingestellt. Das ist ein wichtiges Zeichen.
Doch in Lateinamerika werden auch die Erinnerungen an die Yasuní-Debatte wach. Die ecuadorianische Regierung hatte angeboten, auf die Ölförderung in dem Nationalpark zu verzichten, sollten 3,6 Milliarden Dollar Entschädigung von der internationalen Gemeinschaft zusammenkommen. Davon ist erst ein Bruchteil angekommen. Die Initiative scheiterte, der Kongress erlaubte Ölbohrungen.
Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Die Welt hat bei der Bekämpfung der Klimakatastrophe keine Zeit mehr. Der Globale Norden muss jetzt vertrauenswürdig liefern.
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