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CDU-Mitgliedervotum über ParteivorsitzMerz im dritten Frühling

Er kann doch Abstimmungen gewinnen: Friedrich Merz wird im dritten Anlauf CDU-Chef. In die Stichwahl muss der 66-Jährige nicht.

Mit 62,1 Prozent hat Friedrich Merz die Abstimmung in der CDU gewonnen Foto: Jens Meyer/ap

Berlin dpa | Der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz soll nach dem Willen der CDU-Mitglieder neuer Parteivorsitzender werden. Merz habe bei der Mitgliederbefragung mit 62,1 Prozent die notwendige absolute Mehrheit erhalten, teilte Generalsekretär Paul Ziemiak am Freitag in Berlin mit. Auf den Außenpolitiker Norbert Röttgen entfielen demnach 25,8 Prozent der Stimmen, auf den früheren Kanzleramtschef Helge Braun 12,1 Prozent. Die Beteiligung an der ersten Mitgliederbefragung in der Geschichte der CDU lag bei 66,02 Prozent.

Die rund 400.000 Parteimitglieder konnten erstmals in der Geschichte der CDU eine Vorentscheidung über den Vorsitz treffen. Offiziell muss der neue Parteichef von den 1001 Delegierten bei einem digitalen Parteitag am 21./22. Januar gewählt werden. Es gilt als sicher, dass sich die Delegierten an das Votum der Mitglieder halten. Anschließend muss dieses noch per Briefwahl bestätigt werden.

Die Neuwahl der Parteispitze ist die Konsequenz aus dem Desaster der Union bei der Bundestagswahl am 26. September. CDU und CSU hatten damals ihr historisch schlechtestes Ergebnis von 24,1 Prozent geholt und mussten den Gang in die Opposition antreten. Der als Kanzlerkandidat gescheiterte CDU-Chef Armin Laschet kündigte daraufhin seinen Rückzug an. Er ist jetzt einfacher Abgeordneter im Bundestag und dort Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.

Röttgen und Merz hatten bereits Anfang des Jahres für den Parteivorsitz kandidiert – und damals auf einem Parteitag gegen Laschet verloren. Für Merz ist es sogar schon der dritte Anlauf für den Parteivorsitz. Nach dem Rückzug der damaligen Kanzlerin Angela Merkel vom CDU-Vorsitz im Dezember 2018 hatte er gegen Annegret Kramp-Karrenbauer verloren.

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25 Kommentare

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  • Wenn die CDU endlich wieder nach Rechts rückt, ist das ein Gottesgeschenk für unser Land. RRG wird dann auch bundesweit bei den nächsten Wahlen eine Option. Die CDU wird in Wahlkreisen wie meinem, in dem gerade 36% AFD gewählt wurde, stark zulegen und gleichzeitig in den Städten deutlich verlieren. Ich sehe da überall nur win win Situationen. Der Mehltau der Merkel-Ära, in der die Parteien alle die Mitte besetzt haben, muss endlich weg.

  • Der Wurm muss dem Fisch (Partei) schmecken und nicht dem Angler Wähler:in). Was der SPD ihr Bohrjans ist somit der CDU ihr Merz.

    Die Gemeinsamkeiten sind dabei ziemlich weitgehend: beide sind an echten oder vermeintlichen Sündenfällen der jeweiligen Partei nicht direkt beteiligt und haben sich aus Sicht ihrer Anhänger:innen auch im Amt nicht "umdrehen" lassen.

    Kanzler wurde weder der eine noch wird der andere, es geht in erster Linie um und parteiinterne Befriedung, Authentizität und erhoffte programmatische Akzentuierung.

    Es fällt schwer, von außerhalb der CDU irgend etwas toll an Merz zu finden, aber es ist halt schlichtweg nicht die Baustelle der meisten hier.

  • Braun hätte jetz Zeit: Vielleicht als sachverständiges und erfahrenes Mitglied im Corona-Stab ? Würde er nich machen, schon klar, wär aber evtl. organisatorisch sehr sinnvoll, ganz unironisch. So wären auch die Regierungen der CDU-Länder enger eingebunden.

  • Das könnte der Mann der Stunde werden, der so manch Rechtsabgedrifteten die Redemokratisierung und den gesichtswahrenden Ausstieg aus Leerdenker- und AfD-Dunstkreis erlaubt.

    • @flip flop:

      Das sehe ich auch so. Von Merz' wirtschafts- und sozialpolitischen Vorstellungen halte ich nichts, aber er ist ja auch in der CDU. Da passt er hin, und ich habe Alternativen zum Wählen. Entscheidend ist, dass er die konservative Seele streichelt und dabei aber Demokrat bleibt, das sollte man ihm nicht absprechen. Wenn er damit die AFD schwächt, ist uns allen geholfen.

  • Herzlichen Glückwunsch! Damit ist der Rechtsruck sicher.

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Nun dann dürfen wir ja mit einem kräftigen Ruck der CDU/CSU nach weit rechts rechnen (könnte ein Vorteil für SPD ,Grüne sein) um der AfD Wähler zu stehlen.



    Oder man koalliert gleich mit der AfD.



    Scheinbar bringen die CDU Mitglieder die Wahlschlappe nicht mit dem zweiten Mann neben Laschet in Verbindung .



    "BlackRock " wird sich freuen einen Fuss in der deutschen Politik zu haben.

  • Rechtsruck im Dezembär!

  • Es ist doch immer wieder interessant, wie groß bisweilen die Diskrepanz zwischen dem was die Minderheit Establishment möchte und dem was die Mehrheit Basis möchte, ausfällt.

  • Yo, bekommen wir jetzt ne Trump-Situation in Deutschland?

  • Erwartungsgemäß möchte die CDU lieber eine traditionelle Folkloretruppe sein, als eine moderne Partei. Viel Spaß im Abseits!

    • @Benedikt Bräutigam:

      Die CDU wird nun wieder in die neoliberale Ecke rücken, ob das traditionell ist, weiß ich nicht. Aber jedenfalls wird nun bei Regierungsverantwortung der Union der sprichwörtliche "kleine Mann" wieder bluten müssen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Ich habe noch nie in meinem Leben CDU gewählt, aber ich denke das Gegenteil ihrer Aussage trifft ein: Statt "abseits" werden jetzt wieder viele Wähler zur CDU zurück kehren.

      • @Rudi Hamm:

        P.S.: meine Argumentation setzt natürlich voraus, dass sich hierzulande nach politischen "Beben" - ob der Machtverlust der Union wohl so genannt werden kann? - am Ende wieder alles in der politischen Mitte einpendelt.



        Im schönen Nachbarland Österreich hatte der "jüngste Bundeskanzler aller Zeiten" ja versucht, das politische Machtzentrum der Alpenrepublik radikal nach rechts zu verschieben ... mit dem riskanten Spiel seiner von schwarz zu türkis gewendeten OeVP, der FPOe den rechtspopulistischen Schneid abzukaufen. Das schien bis über Ausscheiden der FPOe hinaus ja erst einmal erfolgreich zu laufen, da dann auch die etwas schlafmützigen Alpen-Grünen dieses Spiel von Kurz zunächst noch kritiklos mitspielten.



        Die deutsche Schwesterpartei - und vermutlich auch Friedrich Merz - werden das Scheitern des tuerkisen "Projekts Kurz" wohl genau beobachtet und festgestellt haben, dass dieser Weg für die CDU keine Option ist.

      • @Rudi Hamm:

        Das Kalkül wird sein, frustrierte Wähler von der AfD zurückzugewinnen ... vordergründig mag das mit der Personalie Merz gelingen. Aber die CDU sitzt in in einer veritablen Klemme und die wird sich nicht so schnell auflösen: um - gerade im Osten - der AfD Stimmen abzujagen, müsste sie sich schon selbst gehörig nach rechts radikalisieren ... dieses Manöver würde ich Herrn Merz zwar ohne weiteres zutrauen.



        Diese Wende würde aber bedeuten, dass die Union viel Platz in der politischen Mitte preisgibt, in die ohne großen Aufsehens gleich alle drei Ampelparteien einströmen können ... eine echte Zwickmühle, die der Union wahrscheinlich die Oppositionsrolle über die nächsten vier Jahre hinaus bescheren wird.



        Der gordische Knoten wird wohl erst von einer jüngeren CDU-Generation durschlagen werden können, wenn überhaupt ... Merz bleibt da nur die Rolle des Uebergangsvorsitzenden, so wie es einst so einigen SPD-Vorsitzenden auch ergangen ist.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Der Erfolg von Merz dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass sie beiden anderen Kandidaten ziemlich uninteressant wirkten.

      • @Ruediger:

        Nein, er hat eher was mit den von der CDU-Basis in Merz projizierten Hoffnungen als "eierlegende Wollmilchsau" zu tun ... eine Qualität, die der künftige CDU-Vorsitzende in der Tat aufweisen müsste, um - ohne über den langwierigen Umweg einer programmatischen Erneuerung, die eine strukturkonservative Partei wie die CDU natürlich scheut wie der Teufel das Weihwasser - wieder direkt zu den Fleischtöpfen der Macht bzw. zu den ihrer Meinung nach der CDU selbstverständlich zustehenden Pfründen zu gelangen.



        Das ist mit einem Friedrich Merz natürlich besser zu erreichen als mit den beiden anderen Kandidaten ... aber ob die Rechnung aufgeht?

    • @Benedikt Bräutigam:

      "Moderne" Parteien gibt es schon mehr als genug, da braucht die CDU doch nicht auch noch mitmischen. Und ja - es soll Menschen geben die auf Traditionelles mit ein wenig Folklore stehen, und auch die brauchen eine politische Heimat. Insofern ist die CDU gut beraten diese Wählerschichten an sich zu binden, bevor diese im Abseits landen.

      • @Tom Tailor:

        Ich fürchte, die Apokalypse hat keinen Platz für Traditionalismus. Das ist das Ende der Fahnenstange.

        • @BazaarOvBirds:

          Welche Apokalypse?

          • @Tom Tailor:

            Die Altizerische, Max-Stirnerische, William-Blakeische, hegelianische Apokalypse. Letztlich einfach nur die Apokalypse überhaupt.

  • ...dann stimmt ja die neue Sitzordnung im Deutschen Bundestag...

    • @Der Alleswisser:

      Haha, genau! Und es spiegelt schön das ü60-Durchschnittalter der Mitglieder dieser weiterhin Consequent DemReichenDienenden Union.

      • @Anidni :

        Haben Sie ein Problem mit über 60jährigen?

    • @Der Alleswisser:

      Daumen hoch