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Bürgschaft für KaDeWe-InsolvenzVerzockte Staatsknete

Jonas Wahmkow
Kommentar von Jonas Wahmkow

Das Luxuskaufhaus meldet Insolvenz an. Kein Grund zur Sorge eigentlich, würde nicht der übereifrige Senat Investoren Steuergelder hinterherwerfen.

Wird trotz Insolvenz nicht schließen: Das Kaufhaus des Westens Foto: dpa

E s ist eine Nachricht, die fassungslos macht: Der Senat will den Eigentümern des hochprofitablen Luxuskaufhauses KaDeWe mit einer Bürgschaft von 90 Millionen Euro Steuergeldern unter die Arme greifen. Und das, während zahlreichen Sozialprojekten in der Stadt aufgrund von Kürzungen das Ende droht.

Selten hat eine Unternehmenspleite für so viel Verwirrung gesorgt wie der Insolvenzantrag der KaDeWe-Group. Die Unternehmensgruppe, zu der neben der Ikone am Wittenbergplatz auch der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg gehören, vereint einige der bestlaufenden Kaufhäuser Deutschlands. Während das klassische Warenhausgeschäft seit Jahren in der Krise steckt, floriert das Luxussegment. Allein das KaDeWe konnte 2023 einen Rekordumsatz von 800 Millionen Euro einfahren.

Der Kaufhauskonzern galt als der wirtschaftlich solideste Teil von René Benkos Immobilien- und Einzelhandelsimperium Signa, das seit November zusammenfällt.

Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass auch das KaDeWe schon länger in der Krise steckt. So beklagte der Kosmetikerverband VKE, dass das KaDeWe schon seit Sommer Rechnungen nur sehr verspätet oder auch überhaupt nicht begleicht. Auch zahlreiche Gas­tro­no­m:in­nen warten bis heute noch auf Zahlungen „im sechsstelligen Bereich“, wie die Morgenpost am Dienstag berichtet.

Ausgepresstes Kaufhaus

Wie passt das zusammen? Eine zuverlässige Antwort lässt sich darauf nicht geben, denn seit 2016 hat das KaDeWe keine Jahresabschlüsse mehr veröffentlicht. Wahrscheinlich ist aber, dass Benko das Warenhausgeschäft des KaDeWe wie schon bei Galeria Karstadt Kaufhof gnadenlos ausgepresst hat.

So begründet die thailändische Central Group, seit letztem Jahr Mehrheitseigner des KaDeWe, den Insolvenzantrag mit den „exorbitant hohen Mieten“, die sie an Signas Immobiliensparte als Eigentümer zahlen müsste. Ob sich Benko auch noch mit anderen halb- bis illegalen Tricks die Taschen voll gemacht hat, werden wohl erst die nächsten Wochen zeigen.

Fest steht nur, das KaDeWe wird nicht schließen, weil es ein profitables Kaufhaus ist. Und alle Beteiligten, sowohl die Central Group als auch die Signa-Gläubiger, wussten von Anfang an, dass sie im hochriskanten Spiel Signas ihr Geld nie wiedersehen könnten. Verzockt, verloren, könnte man meinen.

Nicht so Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Sie betonte am Dienstag, dass der Senat „alles dafür tun werde, den Erhalt des ­KaDeWe zu sichern“. Und „alles“ heißt in dem Falle natürlich Geld. Wie praktisch, dass Parteikollege und Finanzsenator a. D. Matthias Kollatz (SPD) dem KaDeWe schon während der Coronakrise 2020 still und heimlich eine Bürgschaft in Höhe von 90 Millionen Euro zusicherte. Die Bürgschaft sichert einen Kredit für Betriebskosten – also die überhöhten Mietzahlungen, die direkt in Benkos Tasche landeten. Im Falle einer Insolvenz stehen die Chancen schlecht, dass das Land das Geld jemals wiedersieht.

Angesichts des an Korruption grenzenden Geschäftsverhalten Benkos und der über 600 Millionen Euro, die schon in die letzten Galeria-Pleiten sehenden Auges versenkt wurden, täte der Senat gut daran, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um dieses Szenario zu verhindern. Doch stattdessen gibt sich Giffey zahlungsbereit. Wie schön wäre es, wenn der Senat einmal so viel Engagement für die Rettung von Jugendclubs wie für die Rettung von Investorenprofiten aufbringen könnte.

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Jonas Wahmkow
Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.
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14 Kommentare

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  • Wie systemrelevant ist KaDeWe?

  • Umsatz ist kein Gewinn. Konkurs kann man nicht grundlos anmelden.



    Bürgschaft ist kein Geschenk sondern ermöglicht Liquidität.



    Aber Empörung geht immer.

    • @alterego:

      Mit dem Slogan "Umsatz ist kein Gewinn" fühlt sich der Kapitalist motiviert, solange auszubeuten, bis der Umsatz den Gewinn (vom Vorjahr) übertreffen wird.

      Das nennt man "Wachstum". Braucht auch ein Unternehmen im Neoliberalismus. Wachstum, Wachstum, Wachstum.

    • @alterego:

      Konkurs kann man anmelden wann auch immer man meint.

      Bürgschaft IST ein Geschenk.



      Das Mindeste daran sind die niedrigeren Zinsen für Fremdkapital.

      Bürgschaft macht sicherlich Sinn, wenn ein Betrieb einen erheblichen Nutzen für die Gesellschaft oder das Wirtschaftssystem hat. Das sehe ich allerdings beim KaDeWe nicht. Garnicht. Null.



      Also was soll das ?

  • Danke!

  • Ein Stück aus dem Tollhaus. Während Jugendclubs und kulturelle Einrichtungen bedroht sind, könnte staatliches Geld fürs KaDeWE fließen.



    Geld gibt es auf dem Kapitalmarkt genug. Also wird sich aufrund der guten Lage auch ein neuer Investor finden, vorausgetzt es werden keine Mondmieten mehr verlangt.

  • Wieso wird ein Luxuskaufhaus mit Steuergeldern gepampert?

    Nachdem hunderte Millionen Euro Steuergelder die an Galeriakaufhäuser gegangen sind, verloren sind?

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie bei Galeria: Erhalt von Arbeitsplätzen

      • @eicke81:

        Es besteht aber gar keine Gefahr einer Schließung des Kadewe

  • Kapitalismus will, dass wir uns ins Zeug legen.

  • Ist Franziska Giffey nur so dumm oder steckt sie mit Sigma oder anderen Konkursverschleppern unter der Decke?

  • "alles dafür tun werde, den Erhalt des ­KaDeWe zu sichern"

    Na klar. So langsam muss auch das ROI für die 800K EUR, die ihr Bruder im Geiste Kai Wegner bekommen hat auch zurückfliessen, wa.

    Korruption haben sie alle. Nur in Deutschland ist sie auch noch legal.

    • @tomás zerolo:

      Tja, das gute Ranking im CPI muss Deutschland sich ja irgendwie erarbeiten.

      Und das geht halt am einfachsten, indem man Korruption als Politik umetikettiert, so dass sie nicht mehr als Korruption *wahrgenommen* wird...

  • Vorschlag zur Weiternutzung des Gebäudes:



    Umwandlung in Sozialwohnungen. Mietpreis: 1% des Einkommens pro Monat. Gilt auch bei Bürgergeld. Im Erdgeschoss ein paar Geschäfte für den täglichen Bedarf.

    Soll der Konsumtempel halt zu Grunde gehen. Nie wieder Gucci, Prada, Playmobil.