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Brandenburgs neue AgrarministerinStrenger Stallgeruch an Hanka Mittelstädt

Als Hühnerbaronin hat Brandenburgs designierte Agrar- und Umweltministerin das Umweltrecht ausgetrickst. Hat sie einen Interessenkonflikt?

Soll Brandenburgs neue Agrar- und Umweltministerin werden: Die Landwirtin Hanka Mittelstädt Foto: Soeren Stache/dpa

Die Landwirtin Hanka Mittelstädt soll Brandenburgs neue Agrar- und Umweltministerin werden – dabei hat sie als Geflügel-Unternehmerin das Umweltrecht ausgetrickst. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hält die 37 Jahre alte SPD-Politikerin deshalb für nicht geeig­net als Chefin des Ministeriums.

Der BUND wirft Mittelstädt vor, bei der Planung von zwei Ställen für insgesamt rund 80.000 Legehennen im Ort Zollchow eine wichtige Vorschrift umgangen zu haben. Diese sieht bei Anlagen ab 40.000 Hennen eine Umweltprüfung mit Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Die Mittelstädts verteilten die Hühner aber einfach auf 2 Ställe in Sichtweite mit jeweils 39.900 Plätzen. Das Landesumweltamt Brandenburg genehmigte die Bauten – und der BUND klagte. Im Eilverfahren stoppte das Verwaltungsgericht Potsdam die Errichtung der zweiten Halle Ende 2015. Daraufhin stellten die Mittelstädts einen neuen Antrag, der mit Beteiligung der Öffentlichkeit vom Umweltamt geprüft und schließlich genehmigt wurde. Allerdings erwirkte der BUND erneut einen Baustopp. Das endgültige Urteil steht noch aus, ebenso wie das zu einer Klage gegen den ersten Stall, in dem schon Hühner leben.

„Exkremente aus der Freilandhaltung in der Anlage würden die umliegenden Naturschutzgebiete mit zu viel Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat belasten“, sagt BUND-Landesgeschäftsführer Axel Kruschat der taz. Zudem liege der Auslauf in geschützten Biotopen. Über Luft, Boden und Wasser könnten nährstoffarme Lebensräume unter anderem einer bedrohten Amphibienart geschädigt werden.

„Die beiden Ställe hätte man von Anfang als eine Großanlage betrachten müssen“, sagt Kruschat. Mittelstädt habe das Umweltamt „ausgetrickst“, das künftig ihr als Ministerin unterstellt sein soll. „Eine Umweltministerin soll Umweltstandards durchsetzen und nicht aushebeln. Frau Mittelstädt hat nicht die nötige Glauwür­dig­keit für das Amt.“ Kruschat sieht auch einen Interessenkonflikt, weil das Umweltamt weitere Entscheidungen über den Betrieb der Agrarunternehmerin fällen müsse.

„Die gültigen gesetzlichen Grundlagen eingehalten“

Der Landesbauernverband Brandenburg findet die geplante Ernennung der studierten Agrarwirtschaftlerin dennoch super. „Mit Hanka Mittelstädt wird eine Ministerin mit ‚Stallgeruch‘ das Landwirtschaftsministerium führen. Das haben wir als Berufsstand immer so gefordert“, freut sich Verbandspräsident Henrik Wendorff. Der „Stallgeruch“ sei die Basis für eine Zusammenarbeit „mit mehr Fachlichkeit und Sachlichkeit“. Das ist eine klare Spitze gegen­ ihren Amtsvorgänger Axel Vogel von den Grünen, der „nur“ Diplom-Ökonom ist. Mittelstädt müsse jetzt die „Wettbewerbsfähigkeit im Agrarsektor“ stärken und erhalten, so Wendorff. Umweltregeln („Bürokratie“) stören da aus Sicht vieler Bauern nur.

Einen Interessenkonflikt mögen Mittelstädts Unterstützer nicht erkennen. Die Politikerin teilte mit, sie gebe jetzt „ihre unternehmerischen Funktionen als Geschäftsführerin im Familienbetrieb auf“. Aber das bedeutet nicht, dass sie ihre Anteile an dem Betrieb verkauft. Weil das notarielle Verfahren für die Änderung in der Geschäftsführung dauert, wurde Mittelstädt nicht wie ihre Kabinettskollegen am Mittwoch vereidigt. Sie soll am Freitag an der Reihe sein.

Der taz schrieb sie, der erste Stall sei vollständig genehmigt, wogegen der BUND geklagt habe. „Gerichte werden diese Klage bewerten.“ Die zweite Anlage sei „räumlich vollständig“ getrennt von der ersten. „Bei allen operativen, geschäftlichen Planungsvorgängen des Betriebes wurden die gültigen gesetzlichen Grundlagen eingehalten“, so Mittelstädt.

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12 Kommentare

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  • "Ausgetrickst" ist für mich nur geheuchelte Empörung. Ich möchte mal wissen welcher der Leser hier nicht genauso gehandelt hätte? Wenn ab einer gewissen Größe für tausende Euro Gutachten eingeholt werden müssen, macht man es passend damit es bei den Genehmigungen einfacher, schneller und billiger ist.



    Und wäre es besser Sie hätte einen Stall für 80.000 gebaut anstatt 2 getrennte für je knapp 40.000? Logisches Denken hilft da manchmal.



    Wenn man fachlich schon nichts kritisieren kann, versucht man halt mit Begriffen wie "Hühnerbaronin" jemanden ins negative Licht zu rücken. Der Familienbetrieb hat unterdurchschnittlich viele Hühner bezogen auf die neuen Bundesländer. Damit ist der Titel Baronin wohl etwas überzogen.



    Ist doch gut mal Politiker mit Fachkompetenz zu bekommen.



    Bei Herrn Özdemir hat man ja gesehen, das man einen Erzieher und Diplom-Sozialpädagogen nicht zum Landwirtschaftsminister machen sollte wenn mal will das es fachlich gut läuft.

  • Bedauerlich, dass ausgerechnet die Grünen so ein gespaltenes Verhältinis zur Landbevölkerung haben. Kritik an Frau Mittelstädt lässt sich auch anders formulieren. Die Metapher vom Stallgeruch in der Titelzeile ist diskriminierend und vertieft nur die Kluft.

  • Auch wenn es vielleicht rechtlich zulässig ist, was die gute Dame dort gemacht hat, moralisch ist es mit Sicherheit verwerflich und sollte so jemanden für solche ein Amt diskreditieren. Aber wie so oft, es zählt nicht die Moral sondern das Geld!

  • Frau Baronin von Henne hat gezeigt , dass sie mit gegebenen Mitteln und Gesetzen das Beste erreicht.



    Ist solch eine Person nicht genau das was unser Staatsbetrieb benötigt?



    Das BUND sie nicht unterstützt kann ich verstehen, zum Glück ist das irrelevant.

    • @Ramaz:

      "Das Beste" für wen genau?

      • @Ajuga:

        Naja, für sich und ihren Gewinn. Die Kosten darf gerne die Allgemeinheit tragen.

  • LPG auf privat, wer wird denn als Agrarpolitikerin auch an die Zukunft des Bodens und des Wassers denken wollen? Das wäre ja, das wäre ja ...

    • @Janix:

      Auf Bundesebene bietet sich Rukwied als Agrarminister an.

  • "Agrar- und Umweltministerin"

    das ist ja geradezu wie "Höllenengel" oder "Himmelsteufel"

    • @Bolzkopf:

      (Das war ja jetzt das Spannende: Umwelt und Landwirtschaft bei derselben Partei im Bund.)



      Aber selbe Person? Ok, McPomm ist bevölkerungsklein, aber es wäre noch eine weitere Person aufzutreiben - oder der Vorrang der Umwelt für uns alle müsste da mitgedacht werden.

  • Woher kommt der Begriff „ Hühnerbaronin“ - ich dachte,



    Adelstitel wären abgeschafft.

  • Der Stallgeruch kommt von den Mäusen auf dem Bankkonto—was das mit Landwirtschaft zu tun haben soll wissen nur Grossunternehmer..