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Boyle der Woche„Trump wird die Erderwärmung weiterhin leugnen“

Der US-amerikanische Romanautor T.C. Boyle lebt in einem historischen Holzhaus nahe L.A. Wie blickt er auf die Flächenbrände an der Westküste?

„Wissen Sie, welches Wetter ich mag? Regen“ Foto: Peter Hassiepen
Stefan Hunglinger
Interview von Stefan Hunglinger

taz: Herr Boyle, in Ihrem 1995 erschienenen Roman „The Tortilla Curtain“ (dt.: „América“) bedroht ein Flächenbrand ein Reichenviertel; in „Blue Skies“, von 2023, geht Kalifornien in Flammen auf. Wie fühlt es sich an, wenn die Realität die eigene Vorstellungskraft noch an Drastik übertrifft?

T. C. Boyle: Wir alle wissen, dass wir sterben müssen. Aber wir hoffen, dass es nicht heute passiert. In ganz ähnlicher Weise wissen wir alle, dass unsere Häuser brennen werden. Aber wir hoffen, dass das nicht heute der Fall ist. Ich habe gelinde gesagt Angst vor dem, was in Los Angeles passiert. Und es bricht mein Herz. Zwei meiner engen Freunde haben ihre Häuser in Altadena verloren und mein Sohn wurde aus seiner Wohnung in Santa Monica evakuiert. Was meine Vorstellungskraft betrifft, so ermöglicht sie es mir, in die düsterste aller düsteren Zukünfte zu blicken. Als ich „The Tortilla Curtain“ schrieb und im Jahr 2000 dann „A Friend of the Earth“, wurden sich die Menschen gerade erst der globalen Erwärmung bewusst; jetzt ist sie da.

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taz: Sie wohnen seit Jahrzehnten etwa 100 Kilometer nördlich von Los Angeles. Haben die Brände Ihr Viertel in Santa Barbara bereits erreicht?

Boyle: Nein, zum Glück nicht. Für den Moment haben uns die teuflischen Winde verschont. Wissen Sie, welches Wetter ich mag? Regen. Einen schönen, sanften Regen. Aber wir hatten hier seit letztem Frühjahr keinen Regen mehr.

taz: Sie leben in einem Meisterwerk der Baukunst, in einem 100 Jahre alten Haus des berühmten Architekten Frank Lloyd Wright, das vollständig aus Holz besteht. Welche Vorsichtsmaßnahmen treffen Sie jetzt?

Boyle: Wir tragen unsere Asbestanzüge Tag und Nacht, unsere ganze Familie, einschließlich Hund und Katze.

taz: Rechte Influencer schimpfen jetzt auf die lesbische Polizeichefin von Los Angeles. Donald Trump schimpft auf Gavin Newsom, den demokratischen Gouverneur Kaliforniens, und behauptet fälschlicherweise, dass Löschwasser fehle, weil Newsom es einer seltenen Fischart zuliebe im Norden des Staates halte. Trump wirkt defensiv. Denken Sie, die Brände könnten ihn vielleicht doch noch dazu zwingen, als Präsident mehr gegen den Klimawandel zu tun, als er eigentlich vorhatte?

Boyle: Er wird weiterhin leugnen, dass die Erderwärmung existiert, und natürlich behauptet er, dass wir Kalifornier für die gesamte Zerstörung verantwortlich seien. Trump wird alle grünen Initiativen auf nationaler Ebene zunichtemachen. Und das wird die Lage nicht nur hier, sondern weltweit noch schlimmer machen. Viel schlimmer.

taz: Wir haben Sie schon einmal kurz nach Donald Trumps Wahl gefragt: Werden Sie weggehen? Weg aus den USA, weg aus Kalifornien?

Boyle: Kurz gesagt, nein. Ich bin sesshaft wie eine Muschel, die an einem Felsen hängt. Wenn der Stein unerträglich heiß wird, werde ich gebraten und meine Säfte verdampfen. Aber es wird bald regnen, nicht wahr?

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22 Kommentare

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  • Ja und ?



    Trump ist ja nicht der Erste...und nicht der Einzige... und nicht der Letzte. .

  • "Wir tragen unsere Asbestanzüge Tag und Nacht, unsere ganze Familie, einschließlich Hund und Katze."



    Bittere Ironie, denn die Luft zum Atmen dürfte das Hauptproblem sein, aber auch Atemschutz für Tiere: bei entsprechenden Ressourcen kein Problem, im Einsatzfall und prophylaktisch.



    /



    rp-online.de/nrw/p...atmen_aid-57510515



    /



    www.feuerwehr-boeb...nen/166-brandrauch

    • @Martin Rees:

      Mit der derzeitigen Zahl von Toten bei den Bränden in Los Angeles hatte man wahrscheinlich bis jetzt noch Glück, dass waren ja eher Einzelpersonen und sind nicht größere Personengruppen in Gebäuden oder Fahrzeugen eingeschlossen gewesen. Dräger bietet da Selbstretter und Fluchthauben an, die zwischen 10 und 60 Minuten einen gewissen Schutz bieten.

  • "Rechte Influencer schimpfen jetzt auf die lesbische Polizeichefin von Los Angeles."



    Warum genau ist es in diesem Zusammenhang wichtig, welche sexuelle Orientierung die Frau hat?

    • @Jalella:

      Ist die Frage ernst gemeint?? Wogegen schwafeln die Rechten denn die ganze Zeit?

    • @Jalella:

      Normal nicht, außer halt für rechte Influencer, denn was nicht weiß und männlich ist kann ja nach deren Naturgesetzen nichts. Sprechende Fleischwürste oder leicht ins Orange changierende Präsidenten können eh alles besser. Stalin wäre neidisch geworden ob eines nicht nachvollziehbaren Personenkults, nur durch mediale Verblödung und Desinformation, ganz ohne KGB und Gulags.

  • Ihr dürftet ruhig mal etwas kritischer mit derlei Personen umgehen.



    T.C. Boyle mahnt liebend gern vor der Erderwärmung - und wohnt in einer Villa mit 1700qm² Wohnfläche...



    Nein da ist keine Null zuviel dabei, 1700qm².



    So geht nachhaltiges Leben.



    Wasser predigen und Wein saufen 🤷‍♂️



    So mag ich sie am liebsten.

    • @Farang:

      Was ist denn an der Grösse so schlimm? Heizen müssen die da so gut wie nie.



      Wenn er ne Klimaanlage laufen hat wird's natürlich absurd.

    • @Farang:

      Sie sind sich sicher es handelt sich bei den 1700 um m2 und nicht um square-foot? Im letzteren Fall müsste man durch 10 teilen um einen (ungefähren) Wert in m2 zu erhalten.



      Bei 1700m2 "under air" allerdings käme ein ordentlicher CO2 Abdruck, nur für die Air Conditioning, zusammen.

    • @Farang:

      Ich war eben etwas schnell daher hier die Ergänzung, es ist ein historisches Haus von 1909 mit 5000sqft* (das sind 465m2), das er ab 1993 renoviert hat.

      *) westernartandarchi...ed-by-architecture

      • @Axel Schäfer:

        Ich habe eine TV-Reportage im Kopf da fällt die Zahl 1700m² und in der Süddeutschen stehen auch die 1700m² Wohnfläche 🤷‍♂️



        sz-magazin.sueddeu...veranstalten-76121

        • @Farang:

          Grundstücksgrösse?

        • @Farang:

          Wenn alle voneinander abschreiben und Fehler wiederholen...



          Die 500qm erscheinen mir realistischer.



          Wohnen in einem Baudenkmal ist verdünnter Wein und wo predigt er überhaupt Wasser? Weil er anmahnt dass Trump die politischen Initiativen zur Rettung des Planeten alle einstampfen wird? Nur politische Initiative kann uns retten und sicher keine individuelle Selbstkasteiung.

        • @Farang:

          Der Autor der SZ ist Philosoph, da vermute ich mal einen Umrechnungsfehler, denn alle anderen Quellen schreiben was von 5000 bis 4690sqft. Das sollte ja auch ein Sommerhaus sein.

  • Muss ja ein tolles Wohngefühl sein: in Asbestanzügen im 100 Jahre alten Holzhaus.

    • @Joachim Kappert:

      Klar, Hund und Katze. Und wenn er einen hätte, dann auch noch der Kanarienvogel ...

    • @Joachim Kappert:

      Ich denke, das mit den Asbestanzügen war eine lustig gemeinte Übertreibung. Ich glaub's jedenfalls nicht.

  • Und jetzt wird die Vereidigung, wegen der Kälte, in die Innenräume des Capitols gelegt. Wird er sich sicher in seiner Meinung bestätigt sehen.

    • @Stoffel:

      Die Vereidigung wird meiner Meinung nach in Innenräume verlegt, damit Trump nicht wieder wie beim letzten Mal rumweinen muss, dass der Platz nicht voll genug war. Einen Innenraum wird er leichter füllen können, um dann zu sagen "schaut her, alle sind gekommen, den größten Führer aller Zeiten (GröFaZ) zu weihen."

    • @Stoffel:

      Die Vereidigung wird nicht wegen der Kälte sondern wegen Sicherheitsbedenken nach innen verlegt.

      • @2terms2walls:

        Fatal, wenn es auch bekloppte Waffenfans gibt, die einen nicht mögen.

    • @Stoffel:

      Noch mal: Wetter ist nicht Klima!