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Bewegungsforscher über Ostermärsche„Falsche Freunde im Boot“

Simon Teune erklärt, warum die Ostermärsche nach rechts offen sind, kaum noch eine Rolle spielen und es nicht geschafft haben, sich zu verjüngen.

Die Ostermärsche werden dieses Jahr 60. Ihre Ursprünge liegen in frühen Atomkraftprotesten in Großbritannien Foto: dpa
Patricia Hecht
Interview von Patricia Hecht

taz am wochenende: Herr Teune, die Ostermärsche spielen kaum noch eine Rolle. In Frankfurt am Main gingen letztes Jahr rund 2.000, in Berlin gerade mal 1.000 Menschen auf die Straße. Rechnen Sie für dieses Jahr mit mehr TeilnehmerInnen? Schließlich dürfte die diplomatische Krise mit Russland viele beunruhigen.

Simon Teune: Das Thema allein führt nicht unbedingt dazu, dass mehr teilnehmen. Zwar ist das Mobilisierungspotenzial in der Bevölkerung bei friedens­politischen Themen wie der aktuellen Russlandkrise recht hoch. Viele fühlen sich angesprochen, eine stabile Bevölkerungs­mehrheit ist gegen kriegerische Außenpolitik. Zugleich muss man sich aber fragen, mit welchen ­Slogans, welchem Deutungsan­ge­bot man die Leute auf die Straße bringt. Da wird es in Sachen ­Frieden schnell kompliziert.

Ist Frieden nicht der einfachste Slogan überhaupt?

Natürlich ist niemand gegen Frieden. Aber wenn man genauer hinschaut, kommt man schnell in die Bredouille, sich in komplizierten Konflikten positionieren zu müssen. Die erste Generation, die die Ostermärsche organisierte, hatte selbst noch Kriegserfahrung, da war die Parole „Nie wieder Krieg!“. In den 1980er Jahren stand im Kalten Krieg nicht weniger als die Auslöschung der Menschheit auf der Tagesordnung. Da war es leichter, Stellung zu beziehen. Heute ist die Konfliktlage viel diffuser. Wenn man zum Beispiel sagt: „Kein Krieg gegen Russland“, läuft man Gefahr, die russische Außenpolitik reinzuwaschen.

Im diesjährigen Berliner Aufruf zu den Ostermärschen stehen die Slogans „Russland wird als Bedrohung aufgebaut“ oder „Die Nato steht an den Grenzen Russlands“. Ist das klassisch pazifistisch oder eher unhinterfragt russlandfreundlich?

Das zeigt genau, wie problematisch friedenspolitische Positionierungen geworden sind. Putin ist ja kein Friedensfürst. Die Rolle Russlands in Syrien und der Ukraine oder die Beeinflussung der öffentlichen Meinung in vielen Ländern rücken aber in den Hintergrund. Friedenspolitische Positionen haben ihre Unschuld verloren: Sie tendieren dazu, sich in einem Konflikt auf eine Seite zu schlagen.

Wie kommt es, dass so viele prorussische AktivistInnen in der Friedensbewegung versammelt sind?

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Das ist eine Frage der Kompatibilität. Der Teil der Friedensbewegung, der die Ostermärsche organisiert, ist stark von einer Generation geprägt, die sich in den 80ern gegen die Politik der Nato positioniert hat. Da war recht klar, wo der Feind steht: Das waren die USA, im Zweifel auch Israel. Viele sind bis heute davon geprägt.

Es ist also eine Generationenfrage?

Mit allen Konsequenzen: Auch online sind die Ostermärsche kaum präsent. Da fehlen sowohl Leute, die das hätten vorantreiben können, als auch Multiplikatoren. Letztlich ist es ja nur ein Strang der Friedensbewegung, der zu den Ostermärschen besonders aktiv ist. Es gibt andere Teile, die zu den Märschen eher Abstand halten. Diejenigen zum Beispiel, für die Kurdistan oder Syrien im Vordergrund stehen, haben eher Probleme, an Ostern auf die Straße zu gehen.

Das Demokratische Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland, NAV-DEM, ruft dieses Jahr allerdings zum ersten Mal zur Beteiligung an den Ostermärschen auf.

Im Interview: Simon Teune

Simon Teune, 41, ist Co-Leiter des Bereichs „Soziale Bewegungen, Technik, Konflikte“ an der TU Berlin und im Vorstand des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung.

Es ist ja auch kein Ausschlusskriterium. Aber wenn es einem um Ghouta geht, ist die Aussicht darauf, dass neben mir einer ein Transparent hochhält, auf dem „Schützt Russland vor der Nato-Aggression“ steht, nicht sehr motivierend, wenn ich gleichzeitig weiß, was Russland so in Syrien treibt.

Die Ostermärsche werden dieses Jahr 60. Ihre Ursprünge liegen in frühen Atomkraftprotesten in Großbritannien, ihre besten Zeiten in Deutschland hatten sie um 1968 und in den 80ern zu Zeiten des Kalten Kriegs, als bis zu 300.000 Menschen auf die Straße gingen. Viele OrganisatorInnen gehören der ersten oder zweiten Generation an. Warum haben es die Märsche nicht geschafft, sich zu verjüngen?

Die Märsche haben gut funktioniert, als es mit dem Kalten Krieg eine Systemauseinandersetzung gab, die sich über Jahre verfestigt hat. Das Format ist aber ziemlich unflexibel, um aktuelle Ereignisse wie zum Beispiel Afrin auf die Tagesordnung zu setzen. Da muss man von der Bundesregierung von einem Tag auf den anderen eine Position verlangen und kann nicht jedes Jahr bis Ostern warten.

Es liegt an der Form?

Nicht nur. Der Erste Mai hat eine ähnliche Form, funktioniert aber trotzdem. Das ist zumindest in Hamburg und Berlin für viele Jüngere ein Pflichttermin, die Ostermärsche sind das eben nicht mehr. Es hätte mehrfach die Möglichkeit gegeben, die Märsche zu verjüngen: Gegen den zweiten Golfkrieg 1991 und den Irakkrieg 2003 haben viele aus dem Spektrum der Ostermärsche mobilisiert. Viele, die mit auf die Straße gegangen sind, waren SchülerInnen und StudentInnen. Die Konflikte wurden aber nicht innerhalb der Form der Ostermärsche ausgetragen, und es gab keine nachhaltige Integration der Generationen. Jetzt macht sich die demografische Lücke bemerkbar.

Jüngere, die angesprochen wurden, kamen neuerdings auch aus dem neurechten, politesoterischen und verschwörungstheoretischen Spektrum. Vor allem beim sogenannten Friedenswinter 2014/15, als mit Mahnwachen auf die Krimkrise reagiert wurde. Hängt das auch mit der Russlandfreundlichkeit zusammen?

Ostermärsche 2018

Vom 30. März bis 2. April finden bundesweit Ostermärsche, Fahrradtouren, Wanderungen und Friedensfeste statt. Die Aktionen stehen traditionell in regionaler und lokaler Verantwortung, Das Netzwerk Friedenskooperative stellt eine Übersicht aller Veranstaltungen zur Verfügung unter: www.friedenskooperative.de.

Die alte Friedensbewegung hatte Probleme, sich gegenüber dieser „neuen Friedensbewegung“ zu positionieren. Die einen wollten kooperieren – auch, um sich zu verjüngen –, die anderen wollten gegen nach rechts offene Gruppen eine klare Kante. Diese Ambivalenz liegt auch daran, dass es in weiten Teilen der alten Friedensbewegung ein ungeklärtes Verhältnis zum Antiamerikanismus gibt. Da ist also die Schnittstelle zur Russlandfreundlichkeit, und dann wird’s mit links und rechts schon kompliziert.

Spielen Neurechte dieses Jahr bei den Ostermärschen eine Rolle?

Ich habe nicht gesehen, dass die neue Rechte die Ostermärsche in größerem Stil für sich entdeckt hätte. Um eine harte Auseinandersetzung kommen die OrganisatorInnen also noch mal herum. Aber das Grundproblem bleibt, dass schnell falsche Freunde im Boot sitzen, wenn man sich auf die Seite von Russland schlägt.

Welche Erfolge konnten die Ostermärsche in den 60 Jahren für sich verbuchen? Friedlicher ist die Welt nicht geworden.

Krieg und Frieden sind keine Themen, die an der Meinung der Bevölkerung ausgerichtet werden. Den Irakkrieg haben auch weltweit Millionen Demons­tran­tIn­nen nicht stoppen können. Erfolg kann man eher daran messen, dass Aufmerksamkeit auf bestimmte Konflikte gerichtet wird und Menschen sensibilisiert werden. Für den Einzelnen steht bei diesen Erfolgsaussichten eher eine moralische Frage im Vordergrund: Wenn ich die Möglichkeit habe, mich zu engagieren – tue ich es dann auch?

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31 Kommentare

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  • Wem die zunehmende Gefahr eines Dritten Atom-Weltkriegs entgangen ist, dürfte Wahrnehmungsprobleme haben. Die überall geforderte und gemachte Aufrüstung ist unübersehbar. Nicht nur in "Denkfabriken" wird ein Dritter Weltkrieg als unvemeidbar angenommen, ist nur eine Frage des Wann? und Wie?. Über Abrüstung wird in Regierungen nicht einmal diskutiert, gefordert sowieso nicht. Eine weltweit aktive Friedensbewegung ist deshalb notwendiger denn jemals. Das ist mehr als, aber auch der Ostermarsch. Der kritisiert werden darf und muss, aber nicht diffamiert werden darf. Jedenfalls nicht von DemokratInnen, liebe Leute der taz. Alles andere macht friedensunfähig. Es nützte nichts, dass erst im Himmel einzusehen und zu beklagen. Oder etwa doch? Immerhin: Die meisten Kommentare sind eine Ermutigung für Friedensfähige und Beweise für Friedensfähigkeit.

  • taz - militaristische chefredaktion schafft es seit nunmehr 4 jahren, aktiv nicht über die größte (re)militarisierung seit dem ende der ddr zu berichten. lieber die leute in "russlandfreunde" und "-feinde" aufspalten und jede menge militärfreundlichen müll schreiben, ersatzthemen aufmachen usw. bloß nicht kritik an der bundeswehr üben, schon gar nicht, wenn es vor der eigenen haustür passiert: https://edr401mvpa.wordpress.com (das gilt übrigens auch für die in diesem artikel so trefflich beschriebenen alten barden der sogenannten friedensbewegung)

  • Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

    Leeres Wort: des Armen Rechte,

    Leeres Wort: des Reichen Pflicht!

    Unmündig nennt man uns und Knechte,

    duldet die Schmach nun länger nicht!

  • Wenn man aus dem Dunstkreis der Antideutschen Kommentare zu den Ostermärschen liest, könnte man meinen, dass es sich um rechte Querfrontanhänger handelt mit eindeutig antisemitischer und antiamerikanischer Ausrichtung, die von Jahr zu Jahr unbedeutender werden. https://de-de.facebook.com/Jutta.Ditfurth/posts/1179193422210274 https://de-de.facebook.com/Jutta.Ditfurth/posts/1180002195462730

     

    Die Fakten sprechen eine andere Sprache.

     

    "Wir sind sehr, sehr zufrieden mit den Teilnehmerzahlen", sagte Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative der Nachrichtenagentur AFP. In Bremen etwa habe sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.

    Bis Ostermontag sind in fast 100 Städten Kundgebungen und Mahnwachen geplant. Abrüstung, Stopp der Rüstungsexporte und Abschaffen der Atomwaffen sind die Hauptforderungen. "Die Ursachen für Flucht und Vertreibung müssen beseitigt werden, das sollte verantwortliches Handeln der Politik in unserem Land sein", sagte der Sprecher der Infostelle Ostermarsch in Frankfurt am Main, Willi van Ooyen.

    https://www.stern.de/news/ostermaersche-am-karsamstag-mit-mehreren-tausend-teilnehmern-7922630.html

     

    Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Netzwerk_Friedenskooperative

     

    .Vermutlich reicht der lange Arm der Transatlantiker bereits bis weit in die linken Sektierergruppen, deren Ziel es offenbar ist, die Linke zu spalten und zu denunzieren.

    Oder war es doch wieder Putin?

  • Eine dem Frieden verpflichtete Berichterstattung wäre Menschen dazu zu bringen sich an den Ostermärschen zu beteiligen. Auf vergangene Erfolge zu verweisen. Klar herausstellen, dass durch Masse etwas geändert werden kann.

    Wichtig ist dabei Flagge zu zeigen und sich gegen Eskalation zu stellen.

    Die Alternative zum Krieg ist die Kommunikation.

    Dabei helfen die alten Schlagworte:

    Frieden schaffen ohne Waffen.

    Frieden durch Annäherung.

    Schwerter zu Pflugscharen…

     

    Liebe taz, werdet wieder zum Sprachrohr der Friedensbewegung. Denkt an Eure Wurzeln. Helft die Welt friedlicher zu machen. Helft die Friedensbewegung zu stärken.

  • Pünktlich zu Ostern muss die taz wieder die Friedensmärsche niederschreiben, damit auch ja niemand hingeht.

     

    Die Aussagen des Interviewten sind schon fragwürdig (werden aber vom Interviewer selbstverständlich nicht hinterfragt), die Art der Zusammenfassung in Überschrift und Unterzeile ist hingegen schlicht verdrehende Propaganda. Nie wie taz-abo!

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Lasst euch nicht spalten!

  • Imm er wieder mehr als ärgerlich : Die taz-Schlagzeilen und der Textinhalt haben kaum etwas miteinander zu tun.

     

    Einer schreibt, ein anderer titelt !!! Wann hört diese Unsitte in der taz endlich auf ?

  • "Falsche Freunde im Boot" ist also eine tendenziöse, irreführende Überschrift?

    Wenn das für euch Springer-Niveau hat, dann muss man vielleicht auch einfach mal feststellen, dass es auch informative Springer-Überschriften geben kann.

  • Positiv ist der taz anzurechnen, dass sie die überwiegend kritischen Kommentare auch veröffentlicht;

     

    nicht nur, was diesen "Beitrag" angeht.

     

    Negativ jedoch, was aus eben dieser taz geworden ist, weitgehend systemnah und bis auf Ausnahmen ohne kritischen Blick zurück.

     

    Ob die überwiegende Leser- Käuferschaft das auch weiterhin goutiert, das scheint mir fraglich, soweit die Kommentare auch nur halbwegs die Leser- Käuferschaft repräsentieren.

  • Leider sind die Antisemitismusvorwürfe im Gegensatz zu denen der Putinhörigkeit nicht ganz von der Hand zu weisen: Die einschlägige Avantgarde der Linken mit Höge und Movassat ist leider wortführend mit dabei. Ob die versprengten Reste der Aluhut-Mahnwachen sich an den Ostermärschen beteiligen, glaube ich allerdings nicht.

    • @Khaled Chaabouté:

      Alu Hut?

      Ich gehe seit 30 Jahren auf Ostermärsche...

      Ich denke die deutsche Öffentlichkeit und insbesondere die Presse ist zu wenig kritsch gegenüber den Regierenden, insbesonder MERKEL, die bekanntermassen Russlandshasserin ist und ohne Skrupel in alle Herren Länder Waffen liefert...Saudi Arabien, Türkei bis Israel...

      Ich bin bekennender Demonstrant in der Montagsmahnwache in Kempten, und nun?

  • Überschrift und Inhalt stehen wirklich in keinem Verhältnis. Der Springer-Vergleich erscheint mir hier tatsächlich nicht übertrieben..

     

    Und der Inhalt vergisst leider, dass jede ernstzunehmende Friedensposition immer als "freundlich" den offiziell zum Gegner erklärten Nationen gegenüber erscheinen muss - jedenfalls im Vergleich zur Regierungslinie.

  • Warum wird auf taz Online zu diesem Interview auf einen Gastkommentar vom letzten Jahr, vom 13.4.2017 verlinkt, der sich auf Israelkritik im Hamburger Aufruf von 2017 bezieht?

     

    "Gastkommentar Ostermarsch-Aufruf

    Stinkende Pflanze im Osterstrauß

    Subtiles Bashing, antijüdische Dämonisierung: Warum findet sich im Aufruf zum Hamburger Ostermarsch das immergleiche Zerrbild des Staates Israel?"

    Kommentar von Ulrich Hentschel https://taz.de/Gastkommentar-Ostermarsch-Aufruf/!5400918/

     

    Fair wäre gewesen, im Kontext jetzt den diesjährigen Aufruf zu nehmen und meinetwegen kommentierend zu zerreißen.

    //hamburgerforum.org/pdf/Hamburger-Ostermarsch-2018.pdf

    Der ist allerdings so formuliert, daß es nicht so einfach wird für die Israelkritikkritiker und alle diejenigen, die es offensichtlich gerne sehen, wenn die Friedensbewegung sich selber anhand vom Mahnwichtel- und Querfrontdiskussion weiter und weiter zerlegt bis zur Unkenntlichkeit.

     

    Schon gut, daß beim alten Kommentar von Herrn Hentschel die kleine Jahreszahl 2017 statt 2018 nur beim gründlichen Lesen auffällt. Ob Herr Hentschel auch den 2018er Aufruf noch kommentieren möchte? War kein aktualisierter Kommentar, speziell unter Berücksichtigung der akuten Verschärfung aller Konflikte im nahen/mittleren Osten (ja, Syrien, Türkei) und angesichts des gewaltigen Säbelrasselns des gesamten Wertewestens gegen die bösen Russen wegen des Giftanschlages (Urheberschaft nach wie vor bewiesen, aber wer braucht schon Beweise, hallo Herr Johnson) mehr drin? Oder haben sich die Transatlantiker in der Redaktion durchgesetzt, weil der alte Aufruf von 2017 wohlkommentiert besser zum Spalten der Friedensbewegung taugt?

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Die "falschen Freunde" hat man nicht nur im Boot. Auch im Stadion, im ICE, beim Konzert, in der U-Bahn, bei der Arbeit und und und.......

  • Es kann ja nur eine Position geben. Frieden mit Russland unter allen Umständen! Und dann die Missstände der Welt mit Geduld und Spucke angehen frei nach dem christlichen Motto: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!"

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Gehts hier um die Sache oder um eine Gesinnungsprüfung?

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Also mir ist kein Ostermarsch- Teilnehmer bekannt, der "Kein Krieg gegen Russland" skandiert und die kritikwürdige Innen-und Außenpolitik Russlands "reinzuwaschen" versucht.

  • Ist dieses Interview eine Ergänzung zu den EU-Plänen "Barbarossa II?"

     

    Oder reine antideutsche Verschwörungstheorie als Ergänzung zur BILD?

  • Es ist traurig zu erleben, dass die NAZIS in ganz Europa wieder mit Gewalt an die Macht wollen. Mangels Humanistischer Bildung wird die Demokratie nicht als die Beste Staatsform (Aristoteles) verstanden, sondern die Trägheit der hälfte der Menschen ausgenutzt, die ihre berechtigten Forderungen von den "Regierenden" vernachlässigt sehen?

    So kommen die Demagogen (Rechten) wieder. Gleichzeitig wächst die Kriegsbereitschaft Weltweit.

    Heute lese ich so etwas sogar aus Griechenland:

    "Lieber Peter,

    am Montag haben wir einen weiteren großen Schritt nach vorn getan, um Europa zu verändern: wir haben MeRA25, den Wahlflügel unserer Bewegung in Griechenland, in einem propevollen Theater im Herzen Athens gegründet.

    Aber als unsere Gründungsfeier sich ihrem Ende zuneigte, versuchte eine Gruppe von Neonazis gewaltsam unsere Mitglieder zu attackieren, als diese gerade die Bühne verließen. Glücklicherweise konnten unsere Unterstützer*innen und Freiwilligen die Situation kontrollieren und niemand wurde verletzt.

     

    Das war eine koordinierte Aktion und die griechischen Medien, die fast alle von Oligarchen kontrolliert werden, berichteten daraufhin fast ausschließlich von dem Zwischenfall und nicht von der Partei oder ihren Inhalten."

    Sowohl inDeutschland, Griechenland, wie auch in Spanien werden die Faschisten gegen Demokraten wieder aggressiv. General Franco hüpft vor Freude im Grab? Und die "Wertegemeinschaft Europa" hat noch nicht einmal eine demokratische Verfassung!

  • Der Titel verfäklscht mal wieder.

     

    Zitat: "Aber das Grundproblem bleibt, dass schnell falsche Freunde im Boot sitzen, wenn man sich auf die Seite von Russland schlägt."

     

    Liebe taz'ler, überlasst solch eine verdrehende Rhetorik doch den Junx von Springer. Die können das besser und bei denen geht man davon aus, dass sie das tun.

     

    Aber gegen Russland ist bei Euch ja auch alles erlaubt, oder?

  • Wir können nur hoffen, dass die Ostermärsche sich nicht im Sinne Teunes als reine Erfüllungsgehilfen der westlichen Wertegemeinschaft funktionalisieren lassen, sondern eigene, unabhängige Positionen beibehalten.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Khaled Chaabouté:

      Und die eigene unabhängige Position bedeutet dann, sich als Erfüllungsgehilfe Russlands funktionalisieren zu lassen. Wie auch immer, die Chose ist so oder so übrig wie ein Kropf.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Zwischen stramm transatlantisch (was momentan der Wertewesten aufgrund des Giftanschlags in GB aufführt) als dem einen Extrem und "Erfüllungsgehilfe Russlands" als anderes Extrem befindet sich eine gute Spanne vernünftiger eigener unabhängiger Positionen, und es gibt aktuell auch genügend andere Themen, an denen sich eine breite Friedensbewegung abarbeiten könnte und müßte. Die Friedensbewegung als salopp gesagt putinhörige Querfrontler mit Neigung zum Antisemitismus abzukanzeln ist zu billig.

        • @Da Hias:

          "Und der Inhalt vergisst leider, dass jede ernstzunehmende Friedensposition immer als "freundlich" den offiziell zum Gegner erklärten Nationen gegenüber erscheinen muss - jedenfalls im Vergleich zur Regierungslinie."

          (CLAMUS, heute 00:51)

           

          Dies ist wunderbar sachlich formuliert und zeigt das ganze Dilemma auf, das diejenigen in Deutschland erleben müssen, die weit jenseits der AfD als überzeugte Demokraten gegen den Kalten Krieg der Regierungslinie argumentieren und genau deshalb von bestimmten Kreisen verteufelt werden. Zu bedenken ist dabei, dass die Regierungslinie in Sachen politischer Moral völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Ich denke da nur an Afrin und deutsche Waffenlieferung an die Türkei, die Weigerung, die Kurdenvernichtung als völkerrechtswidrig zu bezeichnen, die Waffenlieferung an Saudi Arabien, das Völkermord im Jemen begeht, um nur einmal zwei Beispiele zu nennen usw.

           

          Und noch ein drittes Beispiel, der Giftmordanschlag in England. Mann stelle sich vor, jemand wird eines schweren Verbrechens beschuldigt. Es gibt aber weder Beweise noch Indizien. Der einzige Grund der Anklage: man traut es dem Angeklagten zu. Das ist quasi eine Erdogan Justiz.

           

          Die englischen Kampfmittelchemiker werden unter Druck gesetzt, zu sagen, dass es sich um ein russisches Giftgas handelt und stimmen dann einem Kompromiss zu „nach russischer Art“. Bei jedem Anhänger der Rechtsstaatlichkeit gehen die Alarmglocken an, wenn nun EU und NATO auf Beweise verzichten und im Geiste des Kalten Krieges handeln. Und genau diese Anhänger rechtsstaatlicher Verfahren sind nun die Putinversteher? Absurd ist das.

          Den Grundgedanken rechtsstaatlichen Handelns zertrümmern und dann brüllen: Haltet den Dieb!"

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Da Hias:

          Ich habe gerade versucht im Internet "Friedensbewegung" zu recherchieren. Ab dem eindeutigen Wikipedia-Eintrag wird es schwierig.

           

          Wer repräsentiert diese Bewegung? Wofür steht sie? Klar, gegen Israel sind sie alle, das ist state of the art, auch bei der altehrwürdigen DFG/VK.

           

          Aber sonst? Das will sich mir nicht so recht erschließen. Gleichwohl will ich pazifistische Bestrebungen nicht in Bausch und Bogen verdammen.

           

          Peace.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Bewegungen haben (im Falle der "Friedensbewegung" kann man auch sagen "hatten") es so an sich, dass sie dem preußischen Wunsch nach einem zuständigen Ansprechpartner relativ wenig Beachtung schenkten.

            Das war auch bei der Anti-AKW-Bewegung so oder ist es noch heute bei den Autonomen oder bei der Antifa.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Prüfen Sie mal, ob die Friedensbewegung heimlich BBC hört. Und dann bitte ich um Meldung.

        • @Da Hias:

          Die transatlantische Wertegemeinschaft hat es aber wirklich einfach.

          In der Mitte die Stahlhelmer, links daneben die antideutschen Sektierer und rechts ein Großteils der Medien, die auf Linie sind. Und dann haben sie noch das Glück, dass die AfD ihre Positionen indirekt unterstützt.

          Der Rest der Deutschen, die das anders sehen, sind Antisemiten, Rassisten, Putinfreunde und haben ein Herz für Kurden, die ja alle Terroristen sind.

          Was ich nicht verstehe: Wieso sind die Freunde in Saudiarabien die Guten? Und wieso gehört Erdogan oder Orban zur Wertegemeinschaft? Wieso zahlt diese Wertegemeinschaft Milliarden Euro an einen Faschisten, damit er mit ziemlich ruppigen Mitteln Flüchtlinge kaserniert? Warum unterscheidet sich diese Wertegemeinschaft faktisch nicht von der AfD? Und warum, zum Teufel, schürt diese Wertegemeinschaft so sehr den Kalten Krieg? Besteht das russische Volk aus Untermenschen nur weil es Putin wählt? Und müssen wir Deutsche es der Welt mal wieder zeigen?

        • @Da Hias:

          ...aber zum großen teil wahr!

        • @Da Hias:

          "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns"