Bericht der Bundesnetzagentur: Der Strom fließt sicher weiter
Die Versorgung mit Elektrizität ist mittelfristig gewährleistet, sagt die Bundesnetzagentur. Das gelte auch bei einem vorgezogenen Kohleausstieg.
![Blick auf den Braunkohletagebau bei Lützerath Blick auf den Braunkohletagebau bei Lützerath](https://taz.de/picture/6070177/14/32075091-1.jpeg)
Mit dem Bericht bestätigt sich die Bundesregierung, dass der von ihr auf den Weg gebrachte Umbau der Energieversorgung trägt. Die von dem früheren Grünen-Politiker Klaus Müller geführte Bundesnetzagentur ist eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums, also keine regierungsunabhängige Prüfstelle.
Bis 2030 sollen nach den Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms mit erneuerbaren Energien erzeugt werden. Dem Bericht zufolge ist die Versorgung bei Umsetzung der Ziele bis 2031 gesichert, auch wenn der Strombedarf aufgrund mehr installierter Wärmepumpen, mehr Elektroautos und der für die Wasserstoffherstellung benötigten aufgestellten Elektrolyseure steigt. SPD, Grüne und FDP haben sich im Koalitionsvertrag auf das Ziel verständigt, dass bis 2030 15 Millionen E-Autos in Deutschland zugelassen sein solen. Heute sind es etwas über 1 Million.
Der Bericht wird der Bundesregierung alle zwei Jahre vorgelegt. In diesem Jahr ist die Aufmerksamkeit groß, weil die Energieversorgung infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wegen gestoppter Gaslieferungen unter Druck geraten ist. Gas wird auch zur Stromgewinnung genutzt. In dem Bericht geht es aber nicht um aktuelle Krisenszenarien. Vielmehr betrachtet die Bundesnetzagentur die erwartete Entwicklung des Strommarktes in den Jahren 2025 bis 2031.
Schnellerer Ausbau der Erneuerbaren nötig
Es sei zentral, dass Verbraucher:innen jederzeit sicher mit Strom versorgt werden, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Bericht. „Diese Stromversorgungssicherheit werden wir auch beim Umbau unseres Stromsystems auf 100 Prozent erneuerbaren Strom gewährleisten.“ Um langfristig aus der Gasverstromung – bei der viel CO2 freigesetzt wird – aussteigen zu können, wird die Bundesregierung im ersten Halbjahr 2023 eine „Kraftwerksstrategie“ vorlegen, kündigte er an. Damit soll gewährleistet werden, dass Anlagen gebaut werden, die für ein klimaneutrales Stromsystem gebraucht werden. „Neue Kraftwerke müssen wasserstoff-ready sein und so von Anfang an geplant werden“, sagte Habeck.
Die Stromversorgung ist dem Bericht zufolge auch bei einem früheren Kohleausstieg sicher. Ursprünglich sollte er in ganz Deutschland bis 2038 erfolgen. Nachdem der Ausstieg aus der Kohleverstromung im Rheinischen Revier auf 2030 vorverlegt wurde, werden Forderungen lauter, ihn auch in Ostdeutschland vorzuziehen. Aus Sicht der Bundesnetzagentur würde das die Stromversorgung nicht gefährden. „Die Energiemengen aus Kohle müssen teilweise anderweitig kompensiert werden, um das Versorgungssicherheitsniveau aufrechtzuerhalten“, heißt es in dem Bericht. Das geschehe unter anderem mit Hilfe von Erdgaskraftwerken und erneuerbaren Energien.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht einen früheren Kohleausstieg kritisch. Der Verband unterstütze die Transformation des Energiesystems, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Aber Deutschland müsse „einen Spurt in nie gekannter Geschwindigkeit hinlegen“, wenn der Umbau zum klimaneutralen Stromsystem bei gleichzeitigem Kohleausstieg bis 2030 tatsächlich erreicht werden solle. „Die politischen Zielsetzungen sind enorm herausfordernd und bisher nur teilweise mit Maßnahmen unterlegt“, kritisierte sie. Erforderlich sei etwa eine Verdreifachung der Ausbaugeschwindigkeit bei den erneuerbaren Energien.
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