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Bedrohung Israels durch IranDer Feind steht vor der Tür

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Raketen auf Syrien zeigen: Es rächt sich, dass die USA und Europa kaum noch eine Rolle im Nahen Osten spielen. Sie haben das Feld Putin überlassen.

Israel ist winzig und der Erzfeind Iran in Syrien inzwischen nah an die Grenze gerückt Foto: reuters

W enn die Kriegsgefahr zwischen Iran und Israel zur Sprache kommt, ist meist die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm gemeint. Tatsächlich aber rückt ein ganz konventioneller Krieg immer näher. Lange hat Teheran sich darauf beschränkt, Stellvertreter für sich attackieren zu lassen, vor allem die libanesische Hisbollah, die ihr religiös und ideologisch sehr nahesteht. Doch nun stehen in Syrien iranische Elitetruppen – die Einheiten der al-Kuds, die zu den Revolutionsgarden gehören. Aus der indirekten Konfrontation ist eine direkte geworden.

Israel hat Dienstagnacht Stellungen der al-Kuds nahe Damaskus bombardiert: Waffenlager, Stützpunkte und Stellungen mit Boden-Luft-Raketen. Zuvor waren iranische Geschosse auf die Golanhöhen abgefeuert worden. Die jüngste Eskalation gehört zu einem Schattenkrieg, der schon seit Längerem geführt wird und der jederzeit zu einem heißen Konflikt werden könnte. Die iranische Grenze, die iranische Armee sind bisher über 1.000 Kilometer weit weg gewesen. Nun sind Erzfeinde nur noch einen Steinwurf voneinander entfernt.

Das Schlüsselwort der israelischen Armee lautet deshalb „Verwurzelung“ – Israel will mit allen Mitteln verhindern, dass iranische Stützpunkte und eine iranische Militärstruktur sich direkt vor der eigenen Haustür verfestigen. Denn zusammen mit der Hisbollah im Südlibanon und der verbündeten Extremistenorganisation Hamas im Gazastreifen könnte man den jüdischen Staat regelrecht in die Zange nehmen. Israel ist so klein, dass es selbst bei Beschuss mit Raketentypen geringer Reichweite keine sicheren Orte mehr gäbe und sogar der zivile Flugverkehr gefährdet sein könnte – ein Albtraum für die israelische Sicherheit.

Erneut rächt sich, dass die USA und Europa kaum noch eine Rolle im Nahen Osten spielen. Russland ist an ihre Stelle getreten. Allein Moskau könnte verhindern, dass der Schattenkrieg zu einem ausgewachsenen Konflikt wird. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass Putin sich nicht in eine Friedenstaube verwandeln wird.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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31 Kommentare

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  • Nun, ja, Europa spielt dort keine große Rolle, im Guten und Schlechten.



    Aber bitte ehrlich - wie hätte man sich denn als Europas dort beteiligen sollen - ohne lächerlich zu wirken? Oder heißt es Europa und USA, und gemeint ist die USA? Wie üblich ....Fragen und Ratlosigkeit in Europa.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ein paar historische Fakten (das Thema Israel sei außen vor gelassen):

    - Die islamische Revolution im Iran fand als Reaktion auf den von den USA durchgeführten Putsch im Iran statt. Dieser Putsch fand statt, weil der gewählte Präsident das Öl verstaatlichen wollte und das demokratische iranische Parlament dies 1951 beschloss. Das Öl wurde bis dahin von Briten und Franzosen kontrolliert. Nach der Verstaatlichung verhängte GB einen Ölboycott gegen den Iran, der das Land an den Rand des Bankrottes brachte. Dann führte die CIA Bombenanschläge durch, um den Schah wieder an die Macht zu putschen. Das ließen sich die Iraner nicht gefallen und es gab die so genannte islamische Revolution.

    - Saddam Hussein wurde jahrelang als Gegner des Iran vom Westen alimentiert hat den Giftgaskrieg gegen den Iran mit amerikanischer Unterstützung geführt.

    - Die saudische Führung ist sogar noch repressiver als die iranische, hat ein Sklavensystem und wird von Europa und den USA jedes Jahr mit Abermilliarden aus dem Ölhandel subventioniert. Trumps neuer Waffendeal stattet sie mit modernsten Waffen im Wert von vielen Milliarden Dollar aus. Dabei finanzieren die Saudis genau wie der Iran islamistische Milizen.

    - In Afghanistan hat die CIA 1979 angefangen, die Mudjaheddin zu finanzieren, um die Sowjets dazu zu bringen, in Afghanistan einzumarschieren. Zbigniew Brzezinski, Carter damaliger Berater, hat das in den 90ern bestätigt. Der Name dieser Operation: Al Kaida. Osama bin Laden wurde dort auch ausgebildet und hat das Geschäft irgendwann übernommen.

    - Der illegale Angriffskrieg von Georg Bush Jr gegen den Iran hat die Grundlagen für den IS gelegt. Der populistische Abzug der US-Truppen durch Obama war schon im Wahlkampf nur dadurch begründet, dass dort amerikanische Soldaten sterben. So entstand der IS.

    Wie kann da behauptet werden, es räche sich, "dass die USA und Europa kaum noch eine Rolle im Nahen Osten spielen"?



    Es rächt sich gerade die Rolle, die sie jahrzehntelang dort spielten.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      "- Der illegale Angriffskrieg von Georg Bush Jr gegen den Iran"

      Gegen den Irak meinen Sie, oder?

  • OK, ein Artikel, der die Sache aus Sicht Israels darstellt. Legitim, aber naturgemäß einseitig. Aus der Sicht Irans würde es sicher anders aussehen, denn auch Israel hat die Vernichtung der derzeitigen Staatsführung des Iran im Programm, ungefähr so, wie Israel es dem Iran vorwirft. Würde sowas, natürlich gut recherchiert und differenziert dargestellt, auch gerne mal in der taz lesen...

    • @dodolino:

      Immer wieder spannend, wie 9 Millionen Israelis 80 Millionen Iraner bedrohen.

      Und gleichzeitig auch noch 37,5 Millionen Araber in den Nachbarstaaten und 98 Millionen Ägypter...

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Israel hat (illegale) Atombomben und im Pentagon wird auch offen mit dem nuklearen Erstschlag gedroht. Das Potential zur Vernichtung Irans ist schon lange da, völlig unabhängig davon, was man vom iranischen Regime hält.

        Zur selben Zeit unterstützt die Saudische Führung auch islamistische Terrorgruppen, lässt Oppositionelle töten und hat ein System der Sklaverei aufgebaut. Saudi Arabien wird von den USA im Gegensatz zum Iran außerdem noch mit Waffen beliefert im Wert von Abermilliarden Dollar.

        Auch Saddam Hussein wurde von den USA unterstützt als er den Giftgaskrieg gegen den Iran angefangen hat. Dass die USA die historische Verantwortung für die islamische Revolution im Iran trägt, sei hier nur am Rande erwähnt.

        Nebenbei rüstet der israelische Überwachungsdienstleister NSO, dessen Mitarbeiter ehemalige israelische Geheimdienstler sind, die Vereinten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien mit Staatstrojanern, die dazu benutzt wurden um Ahmed Mansoor und Jamal Kashoggi zu bespitzeln und zu ermorden.



        fm4.orf.at/stories/2993811/

        Angesicht dieser historischen Fakten könnte man den Satz aus dem Untertitel auch herumdrehen: "Es rächt sich, dass die USA und Europa historisch eine zu große Rolle im Nahen Osten gespielt haben."

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Das ist ja alles ganz furchtbar, jetzt fehlt nur noch in der Aufzählung, das Israel die Kurden unterstützt, vor allem durch Ölkäufe, um die Araber zu spalten und durch deren Autonomie/eigenen Staat ein zweites Israel schaffen zu wollen.

          Denn eigentlich ist gar nicht Israel von Feinden umzingelt, sondern der Iran.

          In dieser massiven Bedrohungslage, die Kurden werden ja dann auch gleich ihre Brüder und Schwestern im Nordiran befreien wollen und die VAE und SA stehen bereit, im Bündnis mit Israel, über den Persischen Golf anzugreifen, haben sich die Mullahs, praktisch aus Notwehr, zu einer Art Vorwärtsverteidigung entschieden.

          Darum unterstützen sie die Huthis im Jemen um SA und die VAE zu beschäftigen. (Mal Offtopic, "Saudi Arabien wird von den USA im Gegensatz zum Iran außerdem noch mit Waffen beliefert im Wert von Abermilliarden Dollar." Ja und trotzdem können die keine 10.000 Kämpfer, die keine Luftwaffe, wenn man mal das Zeug aus dem Bastelladen weglässt und praktisch keine schweren Waffen haben, besiegen. Eine ganz tolle Armee haben die Saudis, aber eben nur uff em Paradeplatz.)

          Die Hisbollah im Libanon, das Land hat zum Glück, außer dem Konflikt mit Israel, keine Probleme.

          Die Menschenfreunde der Hamas und des Islamischen Dschihad in Palästina in Gaza, auch so eine blühende Landschaft.

          Den Minderheitenschützer Assad und noch ein paar Stützen der Menschheit.

          Das wäre dann maximal ein Notwehrexzess...

          PS: Zur imperialistischen USA können Sie ja was dazuschreiben.

          • @Sven Günther:

            Wow, die Art von Ignoranz hätte ich jetzt gar nicht erwartet. Es schwingt schon eine bestimmte weltanschauliche Haltung mit gehörig "Stammtisch-Harr-Harr" in deinen Äußerungen mit. Es gibt einige Folgen der Sendung "Mit offenen Karten", welche die Situation des Iran aufgreifen. Sehr trocken und ohne Wertung.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @dodolino:

      Sie wünschen eine differenzierte Darstellung über das iranische Regime? Ich verstehe nicht, wie man Partei für irgendwelche totalitären Regime ergreifen kann, die ihre Bürger derzeit niederknüppeln und seit Jahren unterdrücken, foltern und hinrichten lassen. Oder hat diese relativierende Sichtweise damit zu tun, dass Israel im Kontext des Artikels steht?

  • Also Israel nimmt sich das Recht heraus die Golanhöhen zu annektieren, und syrisches und libanesisches Staatsgebiet anzugreifen, und dabei auch etliche Zivilisten umzubringen. Also für mich ist das ein Zeichen, dass da einige nicht in der Lage sind friedlich mit ihren Nachbarn umzugehen, und für die Völkerrecht ohne Bedeutung ist. Ich jedenfalls wünsche den Menschen dort (Israel, Syrien, Libanon...) ein gutes und friedliches miteinander, und Putin ist in dieser Region im Gegensatz zu den USA und der EU tatsächlich eine Friedenstaube.

  • der große unterschied ist das israel keine vernichtungswillen gegenüber den nachbarn hat -im gegenteil die 2 millionen araber in israel sind froh nicht im gaza oder jordanien oder libanon sein zu müssen.der iran bsatelt ja gerade weiter an der bombe und usa +dland gucken zu...schnell noch busyness abwickeln ...das zählt!

  • Ist nicht eigentlich Israel das Land mit den Atomwaffen, und ist es nicht Israel das widerrechtlich Gebiete benachbarter Staaten besetzt und besiedelt?

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Corinna Hartmann:

      Ist nicht eigentlich der Iran das Land, das seine Bevölkerung derzeit massiv unterdrückt?

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Corinna Hartmann:

      Welche benachbarte "Staaten" besiedelt denn Israel wiederrechtlich?

      • @06313 (Profil gelöscht):

        In meinem Text steht nichts davon das Israel benachbarte Staaten besiedelt, ichs chrieb von "Gebieten benachbarter Staaten", zB Ostjerusalem und die Golanhöhen.

    • @Corinna Hartmann:

      Israel hat wahrschienlich Atomwaffen, aber es ist auch nie dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten, im Gegensatz etwa zu Iran und Nordkorea, die in diesem Abkommen dem Bau von Atomwaffen abgeschworen hatten.

      • @meerwind7:

        Nordkorea hattt den Atomwaffensperrvertrag fristgerecht gekündigt... Nicht der Vertrag ist das Problem, die Bombe ist's !

      • @meerwind7:

        Israel hat ganz sicher Atomwaffen.

        • 0G
          06313 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Weil's besser ist.

        • @Sven Günther:

          Die Sache mit Israels Atom-Waffen ist insoweit wichtig, denn wer von den Staatoberhaupten - Israel oder Iran - irrationaller agiert, ist nicht so klar wie hier behauptet:

          "Video Exposes Netanyahu Invoking God to Destroy Iran Regime"

          siehe: www.richardsilvers...se-of-iran-regime/

          • @Ninetto:

            Ein Tag vergeht, seltsamerweise kommt bislang kein Kommentar zu diesem äußerst wichtigen Hinweis.

  • "Nun sind Erzfeinde nur noch einen Steinwurf voneinander entfernt."

    Der Iran war eines der ersten Länder, die das Existenzrechts Israels und die Unabhängigkeit anerkannt hat. Die Beziehungen sind erst seit Khomeini schlecht, aber erstmal ist der Iran weit weg von Israel, es sind über 1.000 km von Urmia, der nächsten iranischen Stadt ins Gusch Dan, Berührungspunkte gibt es praktisch geographisch nicht.

    Für die Führung in Teheran ist Israel ein ideologischer Feind, wie in Israel und auch sonstwo ist ein äußerer Feind wichtig, weil es nach Innen Zusammenhalt schafft.

    Wie stark diese "Feindschaft,"auch in der Bevölkerung wirklich ist, keine Ahnung, das können nur Iraner sagen. Aber ich hab mich gefreut, als Präsident Rohani ein "gesegnetes Rosch Haschanah" gewünscht hat.

    • @Sven Günther:

      Den Beitrag fand ich dagegen gut. Chapeau!

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      "Wie stark diese "Feindschaft,"auch in der Bevölkerung wirklich ist, keine Ahnung,"

      Sind Sie es wirklich, Herr Günther, oder derzeit von einem Dämon besessen? ;-) Die Verbrenn-USA-Israel-Fahnen-Aktionen der Bevölkerung sowie der im Iran als Feiertag geltende Al-Quds-Tag sprechen doch eigentlich für sich, oder?

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Sven Günther zeichnet sich eben immer noch durch Differenzierung aus, die, anders als Leute mit ideologischen Scheuenklappen; noch sagen kann was sie weiß und was sie nicht weiß. Das zeichnet wahre Klugheit aus. Kein Grund zu vermuten er wäre gehackt oder von Dämonen besessen.

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Das könnten Sie nur mit einem Tzaddik, Minjan, etwas Räucherwerk und einem Schofar rausfinden.

        Wie viel Unterstützung aus der Bevölkerung hinter staatlichen Veranstaltungen und das ist der al Quds Tag, wirklich steckt, ist immer schwer einzuschätzen.

        Am 6. & 7. Oktober hat die Staatsführung noch mit großen Aufmärschen den 40. Jahrestag der DDR begangen, einen Monat später ist die Mauer gefallen.

        • 0G
          06313 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Nun ja, in Nazi-Deutschland hieß es ja auch nach 1945: "Ich war es nicht, Adolf Hitler ist's gewesen."

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @06313 (Profil gelöscht):

        Ist alles staatlich organisiert, den meisten Iranern ist Israel egal, die haben andere Sorgen, ja es gibt viele Vorurteile gegen Juden und Leute die Israel hassen aber im grossen und Ganzen ist es der Masse egal.

    • @Sven Günther:

      Darüber habe ich mich auch gefreut :-)

    • @Sven Günther:

      [...]

      "es sind über 1.000 km von Urmia, der nächsten iranischen Stadt ins Gusch Dan, Berührungspunkte gibt es praktisch geographisch nicht."

      gerade diese verschiebung näher an israels grenze beschreibt doch ein großer teil des artikels. und viele leute haben sich schon über viele sachen gefreut, die rohani gesagt hat. d.h. nicht, dass er auch danach handelt oder prinzipientreu ist.

      und ALS OB irgendeine israelische regierung, auch nicht die jetzige schlimme scheißregierung, jemals nur innenpolitische oder ideologische gründe für ihr handeln hatte.

      finde es doof, dass Sie direkt so parteiisch in die bresche springen, aber nicht mal argumente haben, die irgendwie gehalt aufweisen.

      [...] Beitrag bearbeitet. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank, die Moderation